DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
AUSSPRACHE
ist also heutzutage nicht nur eine
„Frühtherapie". Weder bei Zn- DTPA noch bei dem von Graul er- wähnten DFOA (Desferal®), das in Dauerinfusion bei Eisenspeicher- krankheit verabfolgt wird, handelt es sich um „Arzneimittel mit gerin- ger therapeutischen Breite, die nicht als Langzeittherapie ange- wendet werden dürfen".
3.3 Es wurde von Graul nicht ein- mal erwähnt, daß die Menge des nach Tschernobyl wieder aktuel- len 137Cs auch Monate nach Inkor- porierung mit oral verabfolgtem Berliner Blau (Ferrihexacyanofer- rat) im Körper herabgesetzt wer-
Stellungnahme I
Herrn Silber Dank für diese abge- rundete Basisdokumentation. Er- lauben Sie mir, kurz auf die Mög- lichkeiten hinzuweisen, die sich dem niedergelassenen Arzt noch bieten. Medikamentös kompen- siert erscheint mir der Koronar- kranke, wenn er die Basis- und An- fallsbehandlung beherrscht. Er benötigt dann zum Beispiel keine Schlafmittel mehr, weil er akut et- wa mit Isoket® 5 oder Nitrolingual®
Hilfe bei nächtlicher Unruhe be- kommt und wieder einschläft. Die medikamentöse Therapie der KHK ist sicher, nicht zuletzt dank der pharmazeutischen Industrie, in der Praxis ohne Probleme. Ein Herzinfarkt ist doch glücklicher- weise in der Allgemeinpraxis ein ausgesprochen seltenes Ereignis.
Es ist sicher Schuld des Gesetzge- bers, daß wir Ärzte uns nicht we-
den kann. Zur Unbedenklichkeit dieser Therapie gibt es ausrei- chend Erfahrung nach Behand- lung von Thallium-Intoxikationen, auch bei Kindern. Diese Substanz ist ebenfalls in jeder bundesdeut- schen Apotheke erhältlich (Radio- gardase®).
Literatur beim Verfasser Prof. Dr. Vladine Volf Kernforschungszentrum Karlsruhe
Institut für Genetik und Toxikologie Postfach 36 40 7500 Karlsruhe 1
sentlich um Gewichtsabnahme kümmern, denn diese Tätigkeit ist nicht als ärztliche anerkannt: es gibt keine Ziffer dafür in den Ge- bührenordnungen. Für eine Diät- schulung brauche ich eineinhalb Stunden, regelmäßige Nachschu- lungen (nicht einer schafft es allei- ne!). Die Kassen bedauern das.
Kann man doch nur durch Ge- wichtsreduktion viele wieder „ein- fach gesund machen"! So liege ich jetzt in der Arzneiverordnung zwischen 56 und 71 Prozent ge- genüber Fachdurchschnitt. Der Gesetzgeber aber lamentiert über die Kosten im Gesundheitssektor und gibt Forschungs- und Be- handlungsaufträge an (berufs- fremde) Psychologen. Leider.
Dr. med. Joseph Gottbrath Praktischer Arzt
Pinneberger Chaussee 137 2000 Hamburg 54
Stellungnahme II
Auch für einen Nicht-Kardiologen eine außerordentlich beeindruk- kende Arbeit. Erfolgsberichte liest man ja täglich, die in gutem Sinne kritisch wertende Übersicht wird leider selten geboten. Beeindruk- kend, wie die Fülle des Materials in knapper übersichtlicher Form dargestellt wird und das Verhält- nis von Aufwand zum Nutzen der verschiedenen Behandlungsver- fahren in einem klugen statisti- schen Denkansatz auf das tatsäch- liche, leider nicht gerade berau- schende Ausmaß reduziert wird.
„Umsonst" sind allerdings die operativen Eingriffe und medika- mentösen Behandlungen bei den Patienten, die statistisch hiervon nicht profitieren, keineswegs. Al- les kostet reichlich Geld. Sprach- lich und sachlich zutreffender wä- re wohl „vergeblich" oder „ohne Nutzen".
Mein Kompliment an den Autor.
Dr. August Hillemacher Leitender Arzt der
Neurologischen Abteilung Nervenkrankenhaus Cottenbacher Straße 23 8580 Bayreuth
Stellungnahme III
Dem Autor sei Dank für seine Auf- klärungsarbeit. Er hat mit seinem Artikel die Zahlenverwirrspiele der Pharmaindustrie ins rechte Licht gerückt. Würde auch nur ein ver- antwortungsbewußter Kollege ein Medikament verordnen, von dem er weiß, daß es nur in einem von 32 Fällen lebensverlängernd wirkt (was der vom Hersteller angegebe- nen 25prozentigen Senkung der Mortalität entspricht), wenn er an die zu erwartenden Nebenwirkun- gen und die Kosten denkt? — Und vor allem: Wer von uns Ärzten würde das Zeug selbst schluk- ken .. ?
Dr. med. Manfred Knoll Landsbergstraße 81 8000 München 2
Kann das Leben von Patienten
mit koronarer Herzerkrankung verlängert werden?
Zu dem Beitrag von Dr. med. Sigmund Silber in Heft 30/1986, Seiten 2084 bis 2090
Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 47 vom 19. November 1986 (63) 3299