MEDIZIN
Kortison-Depot-Spritze überflüssig.
Nur bei Fällen mit schweren Allge- meinsymptomen, welche auf die The- rapie nicht ansprechen, ist eine Allge- meinbehandlung mit einem Kortiko- steroid gerechtfertigt.
Wegen der Hemmung des phy- siologischen Reglerkreises Hypotha- lamus—Hypophysenvorderlappen—Ne- bennierenrinde sollten sie allerdings nur äußerst zurückhaltend eingesetzt werden.
Der provozierte endogene Hy- pokortisolismus macht den Patienten streßunfähig, das heißt, er ist bei einer unverhofften Streßsituation, wie schwerer Unfall oder akuter Operati- on, in einer schlechteren Abwehrla- ge.
Hyposensibilisierung der Pollinose
Wir verfügen heute mit den neu- en nichtsedierenden Antihistaminika, mit den topischen Steroiden sowie mit den verschiedenen prophylaktisch wirksamen Präparaten über ein wirk- sames Armamentarium für die sym- ptomatische Behandlung des Heu- schnupfens. Warum ist trotzdem eine spezifische Hyposensibilisierung zu empfehlen?
In allen Doppelblind-Studien bei Patienten mit nachgewiesener Pol- lenallergie ergab sich gegenüber Pla- zebo eine signifikante Reduktion der Heuschnupfensymptome und eine ebenfalls signifikante Verminderung des Arzneimittelbedarfs. Klinische Studien haben weiter gezeigt, daß die Pollenhyposensibilisierung, zusam- men mit einer allfälligen Begleitme- dikation, die rhinitischen und kon- junktivistischen Symptome stärker
als die symptomatische Therapie al- lein beeinflußt und somit wesentlich zum Wohlbefinden des Patienten beiträgt.
Langzeitstudien zeigen ferner, daß der Effekt der Hyposensibilisie- rung bei Pollenallergien im Gegen- satz zur symptomatischen Therapie auch nach Beendigung der Behand- lung anhält.
Es gibt zudem Anhaltspunkte, daß eine Hyposensibilisierung bei Pollenrhinitis eine Verschlechterung der bestehenden Symptome oder die
AKTUELL / FÜR SIE REFERIERT
Entwicklung eines Pollenasthmas aufzuhalten vermag.
Die Hyposensibilisierung mit den nun zur Verfügung stehenden hochgereinigten Extrakten oder mit Allergoiden mit hohem Molekularge- wicht ist wirksamer als diejenige mit den früheren nichtgereinigten Ge- samtextrakten. Die Wahl des Extrak- tes, ob Kurzzeit-Allergoid oder hoch- gereinigtes Depot-Extrakt, hängt vom Pollenspektrum ab.
Die Allergoidtherapie ist als prä- saisonale Kurzzeit-Therapie bei Pati- enten mit beschränkter Beschwerde- Periode, zum Beispiel ausschließlich Frühjahrspollinose bei Baumpollen- oder Gräser-/Roggenpollen-Sensibili- sierung, indiziert.
Die Tendenz geht jedoch heute dahin, die Hyposensibilisierung ganz- jährig durchzuführen mit Reduktion der Erhaltungsdosis während der Pol- lenmonate; die Injektionen werden in dieser Pollenzeit einmal monatlich appliziert.
Cholesterinsenkung mit Simvastatin bei koronarer
Herzerkrankung
In einer skandinavischen Multi- centerstudie wurde der Effekt einer Cholesterin-Senkung mit Simvastatin bei Patienten mit koronarer Herzer- krankung untersucht.
In die Studie eingeschlossen wur- den 4 444 Patienten mit Angina pec- toris oder stattgehabtem Myokardin- farkt und Serum-Cholesterinspiegeln von 5,5 bis 8,0 mmo1/1 (212-309 mg/dl).
Nach Randomisierung wurden diese Patienten neben einer choleste- rinarmen Diät und üblicher antian- ginöser Medikation (ASS, ß-Blocker, Ca-Antagonisten, Nitrate) in einer Doppelblind-Studie mit dem HMG- CoA-Reduktasehemmer Simvastatin (10 bis 40 mg/die) behandelt.
In der mittleren Nachbeobach- tungszeit von 5,4 Jahren wurde durch
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärzteb11995; 92: A-1091-1095 [Heft 15]
Literatur
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der Atopien: Umweltkrankheiten Nr. 1. So- zialpädiatrie in Praxis und Klinik 1992; 14:
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Rast-spezifische IgE auf Gewürze bei Sen- sibilisierungen gegen Birke-, Beifußpollen und Sellerie. Allergologie 1992; 15: 380-383
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med.
Brunello Wüthrich
Leitender Arzt der Allergiestation Dermatologische Klinik
Universitätsspital Gloriastraße 31 8091 Zürich
Simvastatin eine Veränderung des Gesamtcholesterins, des LDL-Chole- sterins und des HDL-Cholesterins um
—25 Prozent, —35 Prozent und +8 Prozent erreicht.
In der Plazebogruppe verstarben 256 Patienten (12 Prozent) gegenüber nur 182 Patienten der Verumgrupe (8 Prozent). Die 6-Jahres-Überlebens- wahrscheinlichkeit betrug 87,6 Pro- zent in der Plazebo-Gruppe, dagegen 91,3 Prozent in der Simvastatin-Grup- pe. Die Notwendigkeit, mittels perku- taner Angioplastie oder offener By- pass-Chirurgie behandelt zu werden, sank unter der Behandlung mit Sim- vastatin um 37 Prozent.
Die Autoren halten aufgrund dieser Daten Simvastatin für die Se- kundärprophylaxe der koronaren Herzerkrankung geeignet. acc
Scandinavian Simvastatin Survival Study Group: Randomized trial of cholesterol lowering in 4 444 patients with coronary heart disease: the Scandinavian Simva- statin Survival Study (4S). Lancet 1994;
344: 1383-1389
Dr. Terje R. Pedersen, Cardiology Sec- tion, Medical Department, Aker Hospi- tal, 0514 Oslo, Norwegen.
Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 15, 14. April 1995 (39) A-1095