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Archiv "Die Sprachen der Medizin" (18.01.2008)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 318. Januar 2008 37

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ie Medizin bedient sich einer Lingua franca, doch sie spricht mit vielen Zungen. Wie nach der Renaissance Latein als die verbindliche Sprache der Heilkunde an die Seite der regionalen Sprachen trat, so ist heute Englisch die internationale Stimme der Medi- zin. Die länderübergreifende Kommunikation von Kli- nikern und Wissenschaftlern findet nahezu vollständig auf Englisch statt. Der Patientenkontakt, die Verständi- gung mit den einheimischen Kollegen, die Lehre und auch ein Teil der Wissenschaft laufen jedoch in der je- weiligen Muttersprache ab.

Noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts gab es mit Deutsch, Englisch und Französisch drei fast gleich stark vertretene medizinische Wissenschaftssprachen. Die Hinwendung zum Englischen, die sich in regionalen Abstufungen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ereig- nete, hat somit einer Sprachverwirrung ein Ende bereitet und ist aus einer weltweiten Perspektive zu begrüßen – ein positives Beispiel für Globalisierung. Dennoch bleibt sie nicht ohne Konsequenzen für die Wissen- schaftskulturen außerhalb der anglophonen Welt. In die- sem Text geht es um das Ausmaß des säkularen Trends zum Englischen und um dessen Folgen für Leser, Auto- ren und Zeitschriften.

Anglifizierung der Medizin

Die Anglifizierung der internationalen Medizinpublizis- tik sei anhand dreier Beispiele konkretisiert:

cIn den letzten 130 Jahren hat der Anteil englisch- sprachiger Journale im amerikanischen Zeitschrif- tenkatalog Index Medicus/Medline von 35 % auf 89 % zugenommen, während der Anteil von Zeit- schriften in deutscher Sprache von knapp 25 % auf 1,9 % abnahm ([1], eigene Daten). 1879 erschienen 284 der Journale des Index Medicus auf Englisch und 201 auf Deutsch. Im vergangenen Jahr führte die Medline, die aus dem Index Medicus hervorge- gangene Online-Zeitschriftendatenbank, noch 98

deutschsprachige Fachblätter, jedoch 4 609, die auf Englisch vorlagen. Das Französische hat einen ähnlichen internationalen Bedeutungsverlust erlebt wie das Deutsche (Grafik 1). Ungefähr neun von zehn aller neu in die Medline aufgenommenen Jour- nale sind in englischer Sprache verfasst.

cNavarro hat durch eine Auswertung der Literaturstel- len in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (DMW), der Schweizer Medizinischen Wochen- schrift sowie der Wiener Klinischen Wochenschrift ermittelt, dass der Anteil deutschsprachiger Referen- zen von 80 bis 90 % im Jahr 1920 bis 1995 auf 10 bis 20 % zurückgegangen ist (Grafik 2) (2–4).

Entsprechende Befunde erhob er bei der Untersu- chung französischer, niederländischer und spanischer Fachblätter. In allen genannten Kulturen beträgt der Anteil englischer Referenzen 80 bis 90 % (5–7). Die- ser Trend ist ungebrochen: In der Rubrik Medizin des Deutschen Ärzteblattes verwiesen 80 % aller Litera- turstellen im Jahr 2007 auf englische Quellen.

cIm Bereich der wissenschaftlich führenden Zeit- schriften ist die Dominanz des Englischen noch erdrückender. Der Journal Citation Report listet die Zeitschriften mit der höchsten Zitatquote auf (Impact-Faktor, IF), also die international am stärksten wahrgenommenen Journale. Unter den größten medizinischen Fachblättern, das heißt in der Kategorie Medicine, General & Internal, taucht als erste nicht englischsprachige Publikati- on die Medicina Clinica aus Barcelona auf Platz 44 auf. Von den 103 Zeitschriften dieser Kategorie er- scheinen nur 13 nicht vollständig oder überwie- gend auf Englisch, darunter drei deutsche: DMW, Medizinische Klinik, Der Internist. Alle Impact- Faktoren dieser 13 Zeitschriften ergeben zusam- mengerechnet 5,2. Diese Summe ist geringer als der Impact-Faktor des Canadian Medical Associa- tion Journal, das mit einem IF von 6,9 Rang 9 ein- nimmt. Am häufigsten wird das New England Journal of Medicine zitiert, dessen IF mit 51,3 fast 100-mal so hoch ist wie der Impact-Faktor der DMW (0,58) – die am besten platzierte deutsche Zeitschrift der Themengruppe. Dieser Befund gilt auch für andere Gebiete der Medizin, wie Lenhard und Koautoren am Beispiel der Gynäkologie ge- zeigt haben (8). Da dem Impact-Faktor die Zahl der Zitate zugrunde liegt, die auf eine Zeitschrift entfallen, können nur Zeitschriften, die internatio- nal verstanden werden, auch einen hohen Impact- Faktor erlangen. Hierin liegt ein struktureller Vor- teil für englischsprachige Journale.

AUS DER REDAKTION

Die Sprachen der Medizin

Christopher Baethge

NEUE RUBRIK „AUS DER REDAKTION“

In dieser neuen Rubrik werden wir Ihnen in loser Folge Themen aus der Medizinisch-Wissenschaftlichen Redaktion präsentieren.

Dabei soll es um konkrete Aspekte der wissenschaftlichen Artikel im Deutschen Ärzteblatt gehen (etwa um Interessenkonflikte oder die Evaluation der CME-Einheiten) oder um allgemeine Fragen der Medizinpublizistik, wie im heutigen Beitrag. MWR

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Der Trend zum Englischen ist eindeutig. Dennoch sind ihm die Wissenschaftskulturen in unterschiedli- chem Ausmaß gefolgt. Dies geht etwa aus den differie- renden Anteilen landessprachlicher Referenzen hervor, die Navarro gefunden hat: So gab es 1995 rund 20 % niederländische Zitate in der Nederlands Tijdschrift voor Geneeskunde, jedoch nur etwa 11 % deutschspra- chige Zitate in der Schweizer Medizinischen Wochen- schrift (3, 6). Bei einer Betrachtung der in Medline ge- listeten Fachzeitschriften aus unterschiedlichen Län- dern zeigt sich, dass etwa in Frankreich und Russland absolut und anteilig weniger Fachzeitschriften auf Eng- lisch erscheinen als in der Schweiz und in Deutschland (Grafik 3).

Gegenläufige Tendenz

Der Entwicklung zum Englischen in der internationalen Medizinpublizistik steht allerdings eine regionale Be- wegung gegenüber: Es entstehen zunehmend nicht eng- lischsprachige Zeitschriften, sodass der weltweite An- teil englischsprachiger Journale an allen wissenschaftli- chen Periodika zurückgeht (Mohammad Hossein Biglu, Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Humboldt-Universität Berlin, persönliche Mitteilung, November 2007). Dies hängt damit zusammen, dass sich in vielen Ländern Wissenschaftskulturen ent- wickeln – hier wären etwa China oder Brasilien zu nen- nen. Infolgedessen wenden sich auch immer mehr Zeit- schriften in den jeweiligen Landessprachen an das me- dizinische Publikum. Ulrich´s Periodicals Directory, die vermutlich umfassendste bibliografische Datenbank für Journale, listet für 2007 insgesamt 22 257 laufende me- dizinische Zeitschriften, von denen knapp 10 000 als

wissenschaftliche Fachzeitschriften zu verstehen seien (scholarly/academic), 3 000 von ihnen publizieren in anderen Sprachen als Englisch. Bei diesen Zahlen han- delt es sich vermutlich sogar noch um eine Untererfas- sung vieler nationaler medizinischer Fachblätter.

Auch im Internet kann man erkennen, dass mit der zunehmenden Entwicklung anderer Kulturen das Eng- lische in seiner Bedeutung im Vergleich eher abnimmt.

So schreibt der englische Autor David Graddol unter Verweis auf die steigende Internetnutzung in nicht ang- lophonen Ländern (9): „Die Dominanz des Englischen im Internet nimmt ab. Andere Sprachen, darunter auch seltener gesprochene, gewinnen an Bedeutung.“

Eine starke muttersprachliche wissenschaftliche Tra- dition ist auch in Deutschland lebendig. So machen die deutschsprachigen Fachzeitschriften fast ein Fünftel aller Periodika aus, die die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZBMED) bezieht. Unter den mehr als 6 800 laufenden Fachpublikationen führt die ZBMED nach eigenen Angaben nicht weniger als 1 550 deutsche Titel, davon 1 236 (18,1 %) als Zeitschriften im engeren Sinne. Es erscheinen also mehr als 1 100 deutschspra- chige medizinische Journale, die gar nicht in Medline indexiert sind.

Die enorme Zahl dieser Zeitschriften allein weist schon auf das Bedürfnis nach deutscher Lektüre hin, das bei uns besteht. Die Ärzte artikulieren dies auch. In ei- ner Umfrage unter mehr als 300 niedergelassenen Kol- legen zum Internet als Fortbildungsmedium nannten sieben von zehn Befragten es eher wichtig oder sehr wichtig, dass die entsprechenden Artikel auf Deutsch verfasst sein sollten (Martin Härter, Klinik für Psychia- trie, Universität Freiburg, persönliche Mitteilung, De- zember 2007). Nicht zuletzt weisen die Verkaufszahlen englischsprachiger Medizinjournale in diese Richtung:

Das British Medical Journal etwa, um das Beispiel einer der weltweit besten unter den klinisch orientierten Fach- zeitschriften zu geben, zählte 2007 in Deutschland 164 individuelle Bezieher, eine verschwindend geringe Zahl angesichts von etwa 390 000 Ärzten in Deutschland (Geetha Balasubramaniam, British Medical Journal, persönliche Mitteilung, Dezember 2007; institutionelle Abonnenten wie Bibliotheken sind nicht einbezogen).

Das Zentrum und der Rand der medizinischen Wissenschaft

Die internationale Medizinpublizistik folgt demnach zwei Trends: Erstens hat sich ein Kern von englischen Zeitschriften gebildet. Dieses Zentrum enthält die glo- bal bedeutendsten medizinischen Fachzeitschriften und ist Schauplatz der wissenschaftlichen Debatte über die wichtigsten Forschungsfragen. Ihn umgibt, zweitens, ein Rand zahlreicher landessprachlicher Zeitschriften.

Diese Fachblätter widmen sich entweder vor allem der Fortbildung oder pflegen Wissenschaftszweige, die an die jeweilige Kultur gebunden sind, wie etwa die Ver- sorgungsforschung in den nationalen Gesundheitssyste- men. Die Existenz dieses Randes widerlegt die Behaup- tung, dass die Medizin ein rein englischsprachiges Fach geworden sei.

Repräsentanz deutsch-, franzö- sisch- und eng- lischsprachiger Fachzeitschriften in Index Medicus und Medline 1879–2007 (nach [1] und eigenen Daten)

Lippert (1) hat die Sprachen anhand der Zeitschriftentitel bestimmt.

Die Zahl der deutschsprachigen Journale dürfte daher bis 1977 je- weils etwas höher liegen, weil die Zeitschriften mit lateinischen Titeln (1967: 11 % der 2 265 im Index Medicus gelisteten Journale) zum Teil auf Deutsch erschienen. Absolute Zahlen 1879: 810 Zeitschriften im Index Medicus, 284 auf Englisch, 201 auf Deutsch, 160 auf Franzö- sisch. 2007: 5 204 (Medline-Zeitschriften), 4 609 (E: 88,6 %), 98 (D: 1,9 %), 81 (F: 1,6 %)

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Konsequenzen

Der Trend zum Englischen als der wichtigsten Sprache der Medizin hat Konsequenzen für die deutschen Leser, Auto- ren und Fachzeitschriften. Bereits in den 1990er-Jahren haben Egger und Koautoren gezeigt, dass deutsche Wis- senschaftler in englischsprachigen Journalen vor allem positive Ergebnisse publizierten, wohingegen sie in deut- schen Zeitschriften eher die nicht signifikanten Resultate veröffentlichten (10). Auch über das Deutsche hinaus ist dieser Effekt als „language bias“ (Sprachverzerrung) be- kannt; er birgt die Gefahr, dass im Rahmen von Über- sichtsarbeiten durch eine Berücksichtigung von aus- schließlich oder überwiegend englischer Literatur eine Verzerrung im Sinne positiver Studienbefunde entsteht.

Mittlerweile hat sich bei der Publikation hochwertiger Studien die Schlagseite eher noch verschärft: Galandi und Kollegen vom Deutschen Cochrane-Zentrum haben in ei- ner Untersuchung von acht deutschsprachigen Fachblät- tern über den Zeitraum von 1948 bis 2004 nachgewiesen, dass mittlerweile keine randomisierten kontrollierten Stu- dien (RCTs) mehr auf Deutsch publiziert werden, obwohl in den 1970er- und beginnenden 1980er-Jahren noch bis zu elf RCTs pro Zeitschrift und Jahr erschienen waren (11). Einen ähnlichen Befund haben Schmucker und Mit- arbeiter für das Spezialgebiet der Ophthalmologie berich- tet (12). Der Grund für diesen Trend liegt in der zuneh- menden Bedeutung des Impact-Faktors für die Evaluation der akademischen Leistung und damit für die Karrieren der Wissenschaftler. Wegen ihrer internationalen Zitier- barkeit, erreichen nur englischsprachige Journale hohe Impact-Faktoren.

Der Zwang, auf Englisch zu publizieren, führt vermut- lich bei vielen nicht englischsprachigen Autoren zu einem schwer mit Zahlen zu belegenden Nachteil gegenüber englischen Muttersprachlern: Der sprachliche Ausdruck fällt den meisten hiesigen Autoren auf Deutsch sicher leichter als auf Englisch. Im Einzelfall – und abhängig vom Thema: in der Sozialmedizin eher als in der Bioche- mie – ist daher auch ein sprachbedingter Qualitätsverlust einer wissenschaftlichen Arbeit anzunehmen. Für viele Wissenschaftler und Ärzte ist Medizin auf Englisch ein ständiges Auswärtsspiel. Auch bei der Lektüre englischer Artikel entgehen vermutlich nicht wenigen deutschen Ärzten und Wissenschaftlern mehr Nuancen als in einem deutschen Text. Aus diesem Grund würde ein Verzicht auf Deutsch als Wissenschaftssprache auch die Gefahr einer inhaltlichen Verflachung bergen (13). An dieser Stelle sei auf die offene Frage nur hingewiesen, ob bestimmte Spra- chen nicht auch mit bestimmten Denkstilen zusammen- hängen, ihre Marginalisierung also zu einer Veränderung der Inhalte einer Wissenschaft führen könnte (14, 15, 16).

Während Reibungsverluste für viele deutsche Autoren und Leser im Englischen unvermeidlich sind, ist ein wei- terer Effekt der Anglifizierung nicht ganz unverschuldet:

Aus den oben ausgeführten Gründen schreiben viele der führenden deutschen Wissenschaftler nicht mehr oder nur selten auf Deutsch, nicht einmal in Form von Übersichts- arbeiten. Viele Ärzte haben jedoch keinen Zugang zu eng- lischen Zeitschriften, die den Kern der medizinischen Wissenschaft ausmachen. Als Konsequenz daraus ist die

Vermittlung neuer medizinischer Erkenntnisse in die all- gemeine Ärzteschaft erschwert. Dies ist nicht den deut- schen Autoren vorzuwerfen, die durch eine nahezu aus- schließlich am Impact-Faktor und an Zitaten orientierte Evaluation an den Universitäten keinen Anreiz zur Publi- kation in deutschsprachigen Zeitschriften erhalten. Aber es könnte ein Anlass für die Forschungsbürokratie sein, darüber nachzudenken, ob sie durch ihre Evaluationsme- thode nicht gerade den Transfer wissenschaftlicher Er- kenntnis in die eigene Gesellschaft behindert – eine Ge- sellschaft, die immerhin die Mittel für die medizinische Forschung aufbringt.

In den gleichen Zusammenhang passt die Diskussion um eine vermeintliche Unfairness der Medline gegen- über nicht englischsprachigen Zeitschriften. Dieser Vor- wurf ist unbegründet, denn es ist nachvollziehbar, dass ei- ne von den US-amerikanischen Steuerzahlern finanzierte Datenbank vornehmlich solche Journale auflistet, die von amerikanischen Ärzten und Wissenschaftlern gelesen werden können. Es wäre jedoch ein lohnendes Projekt der EU-Forschungspolitik, eine sprachlich vielfältige eigene Datenbank zu entwickeln, die europäische Periodika stär- ker berücksichtigt.

Die Rubrik Medizin des Deutschen Ärzteblattes: von nun an zweisprachig

Viele deutschsprachige Fachzeitschriften haben aus der Anglifzierung die Konsequenz gezogen, auf Englisch als Publikationssprache umzusteigen. Um nur drei Beispiele traditionsreicher Fachblätter zu geben: Das Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten heißt heute European Archives for Psychiatry and Clinical Neuroscience, die Zeitschrift für Kardiologie erscheint nunmehr als Clinical

Anteil mutter- sprachlicher Re- ferenzen in sechs internationalen Fachzeitschriften

Methode: Navarro hat die Referenzen von 50 Originalarbeiten im Abstand von fünf Jahren ausgezählt (2–7).

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Research in Cardiology, und die Wiener Klinische Wo- chenschrift hat zwar ihren Namen behalten, publiziert aber bis auf wenige Ausnahmen nur englische Artikel.

Dieses Vorgehen kommt für das Deutsche Ärzteblatt nicht infrage – wegen unserer Leser und weil wir Deutsch als Wissenschaftssprache nicht aufgeben wollen. Die Bedeu- tung des Englischen können wir aber nicht ignorieren.

Ganz besonders wichtig ist die englische Sprache für wis- senschaftliche Autoren, deren Artikel ein weiteres Publi- kum finden, wenn sie auf Englisch vorliegen.

Andere Periodika erscheinen bereits zweisprachig.

Diesen Weg haben etwa das Hungarian Medical Journal oder das Brasilianische Jornal de Pediatria eingeschla- gen; in Deutschland wäre das Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft zu nennen. Auch das Deutsche Ärzteblatt hat sich entschieden, eine englisch- sprachige Ausgabe zu publizieren. Von diesem Jahr an erscheinen unsere wissenschaftlichen Artikel zusätzlich auf Englisch in der Online-Zeitschrift Deutsches Ärzte- blatt International. Auch für die Übersetzungen gilt, dass im Unterschied zu vielen anderen Publikationsor- ganen alle interessierten Leser die Artikel kostenfrei er- halten (Open access). Für unsere Autoren entstehen kei- ne Aufwendungen, denn die Übersetzung organisiert und finanziert das Deutsche Ärzteblatt. Die erste Ausga- be wird voraussichtlich am 21. Januar herauskommen (www.aerzteblatt-international.de). Am Erscheinungs- bild der Druckausgabe des Deutschen Ärzteblattes wird sich nur wenig ändern: Lediglich die neue Paginierung bezeugt die Umstellung.

Wir streben nicht an, mit unserer internationalen Aus- gabe in Konkurrenz zu den großen internationalen Fach- zeitschriften zu treten. Aber wir würden uns freuen, wenn

wir durch die Zweisprachigkeit für unsere Autoren noch interessanter würden und wir damit unser Angebot weiter verbessern könnten – für unsere internationalen, aber ge- rade auch für unsere deutschen Leser.

Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des Inter- national Committee of Medical Journal Editors besteht.

LITERATUR

1. Lippert H: Rückzug der deutschen Sprache aus der Medizin? Med Klin 1978; 73: 487–96.

2. Navarro FA: Englisch oder Deutsch? Die Sprache der Medizin aufgrund der in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift erschienenen Lite- raturangaben (1920–1995). Dtsch Med Wschr 1996; 121: 1561–6.

3. Navarro FA: Die Sprache der Medizin in der Schweiz von 1920 bis 1995. Schweiz Med Wochenschr 1997; 127: 1565–73.

4. Navarro FA: Die Sprache der Medizin in Österreich (1920–1925).

Wien Klin Wochenschr 1996; 108: 362–9.

5. Navarro FA: L'importance de l'anglais et du francais sur la base des references bibliographiques de travaux originaux publies dans La Presse Medicale. La Presse Medicale 1995; 24 : 1547–51.

6. Navarro FA: De taal in de geneeskunde afgeleid uit literatuurreferenties van oorspronkelijke stukken in het Nederlands Tijdschrift voor Genees- kunde (1930–1995). Ned Tijdschr Geneeskd 1996; 24: 1263–7.

7. Navarro FA: El idioma de la medicina a traves de las referencias biblio- graficas de los articulos originales publicados en Medicina Clinica durnate 50 anos (1945–1995). Med Clin (Barc) 1996; 107: 608–13.

8. Lenhard MS, Johnson TRC, Himsl I et al.: Obstetrical and gynecologi- cal writing and publishing in Europe. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 2006; 129: 119–23.

9. Graddol D: English Next. Why global English may mean the end of English as a foreign language. British Council 2006, www.britishcouncil.org/learning-research-english-next.pdf, S. 14 10. Egger M, Zellwäger-Zähner T, Schneider M, Junker C, Lengeler C,

Antes G: Language bias in randomised controlled trials published in English and German. Lancet 1997; 350: 326–9.

11. Galandi D, Schwarzer G, Antes G: The demise of the randomized controlled trial: bibliometric study of the German-language health care literature, 1948–2004. BMC Medical Research Methodology 2006; 6:

30; DOI: 10.1186/1471-2288-6-30

12. Schmucker C, Blümle A, Antes G, Lagrèze W: Randomisierte kontrollierte und kontrollierte klinische Studien in deutschsprachigen, ophthalmologischen Fachzeitschriften. Der Ophthalmologe 2007;

DOI: 10.1007/s00347-007-1618-6 13. Arbeitskreis Deutsch als Wissenschaftssprache:

Sieben Thesen zur deutschen Sprache in der Wissenschaft.

www.hartmann-in-berlin.de/7thesen/start

14. Weinrich H: Sprache und Wissenschaft. In: Kalverkämper H, Weinrich H (Hrsg.): Deutsch als Wissenschaftssprache. Tübingen: Narr 1986;

183–93.

15. Schiewe J: Was spricht dafür, das Deutsche als Wissenschaftsspra- che zu erhalten? In: Pörksen U (Hrsg.): Die Wissenschaft spricht eng- lisch? Göttingen: Wallstein 2005; 75–80.

16. Peters UH: Ist Deutsch als Sprache der Psychiatrie noch up to date?

Fortschr Neurol Psychiat 2007; 75: 55–8.

Anschrift des Verfassers PD Dr. med. Christopher Baethge

Leiter der Medizinisch-Wissenschaftlichen Redaktion The Languages of Medicine

Dtsch Arztebl 2008; 105(3): 37–40 DOI: 10.3238/arztebl.2008.0037

The English version of this article is available online:

www.aerzteblatt-international.de

@

Anteil mutter- sprachlicher Journale an allen in Medline

gelisteten Zeit- schriften aus neun Ländern

Der Publikationsort wurde in der „Journals Database“ der Medline durch den Eintrag „Country“ ermittelt (etwa: „Country: Germany“).

Die Sprachzuordnung erfolgte auf der Basis des Eintrages „Langua- ge“. Zahlen in Klammern verweisen auf die Gesamtzahl der in Med- line gelisteten Zeitschriften eines Landes. Stand: Oktober 2007 GRAFIK 3

Referenzen

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