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Archiv "Medizinischer Fortschritt konkret meßbar: Erfolge der Transplantationschirurgie" (27.01.1984)

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DEUTSCHES ARZTEBLATT

NACHRICHTEN

Die spektakulären Erfolge in der Transplantationschirurgie, also auf einem sehr speziellen medizi- nischen Teilgebiet, bringen zu- gleich die Leistungsfähigkeit der Medizin im ganzen und damit zum Vorteil jedes einzelnen (noch) Ge- sunden und (präsumtiven) Kran- ken voran. Insofern sind die ver- gleichsweise hohen personellen wie technischen Aufwendungen, die Beanspruchung enormer volkswirtschaftlicher Ressourcen für die Behandlung exponierter Krankheitsbilder im Einzelfall, auch sozial verantwortbar. Die sprunghaft gestiegenen Überle- bensraten von verpflanzten Orga- nen haben die Transplantations- medizin aus ihrer noch vor eini- gen Jahren exklusiven Position herausgeführt. Die therapeuti- schen Möglichkeiten sind in den

letzten Jahren wesentlich verbrei- tert worden. Wenn auch die Hand- habung spezialisierter Transplan- tationstechniken einigen wenigen Spezialisten vorbehalten bleiben muß, so ergibt sich aus den säku- laren Trends und den neuen wis- senschaftlichen Erkenntnissen die Notwendigkeit, auch die Transplantationsmedizin zu ei- nem Fortbildungsthema für alle Ärzte zu machen, die sich für das Gesundheitswesen als Ganzes verantwortlich fühlen. Diese The- sen stellte Professor Dr. med.

Eberhard Buchborn, der Direktor der Medizinischen Klinik Innen- stadt der Universität München, in den Mittelpunkt seines provozie- renden Referates zum Auftakt des diesjährigen VIII. Interdisziplinä- ren Forums „Fortschritt und Fort- bildung in der Medizin" der Bun- desärztekammer (vom 11. bis 14.

Januar in Köln). Mehr als 500 Ärz- te — Wissenschaftler, Fortbilder, Fortbildungsbeauftragte, Prüf- ärzte und praktizierende Kollegin-

nen und Kollegen — nahmen an dem Kölner Kongreß teil.

Organverpflanzungen sind inzwi- schen zur echten Therapiealter- native geworden. Allerdings klafft immer noch eine spürbare Lücke zwischen verfügbaren transplan- tationsfähigen Spenderorganen und der „Nachfrage", Daß die Bundesrepublik Deutschland noch vor Jahren als „Entwick- lungsland" auf dem Gebiet der Transplantationschirurgie apo- strophiert wurde, ist heute nicht mehr als eine historische Remi- niszenz.

Dr. Karsten Vilmar, Präsident der Bundesärztekammer, zitierte die jüngsten Statistiken: Mit 1027 Nie- rentransplantationen ist im ver- gangenen Jahr erstmals die magi-

Tabelle: Entwicklung der Anzahl der Nierentrans- plantationen in der Bundes- republik Deutschland

Veränderung Jahr Anzahl zum Vorjahr (in Prozent) 1974 107

1975 165 + 54,2 1976 185 + 12,1 1977 277 + 49,7 1978 399 + 44,0 1979 578 + 44,9 1980 670 + 15,9 1981 762 + 13,7 1982 922 + 21,0 1983 1027 d + 11,4

Quellen: Kuratorium für Heimdialyse e. V., Neu-Isenburg; Bundesärztekam- mer, Köln

sche „Schallmauer" von 1000 Nie- rentransplantationen durchbro- chen worden (vor zehn Jahren wa- ren es erst 107). Trotz der seit 1974 verzehnfachten Nierentrans- plantationsfrequenz ist es not- wendig, die Zahl der Organspen- der zu erhöhen, um den Bedarf von 1500 bis 1700 Nierentrans- plantationen (pro Jahr) zu decken.

Derzeit bestehen bei den 21 Transplantationszentralen noch Wartezeiten bis zu zwei und mehr Jahren. Die Bundesrepublik liegt, was die Nierentransplantations- frequenz betrifft, zwar erst an 12.

Stelle in Europa, da sie jedoch gleichzeitig die Spitzenstellung in der Dauerdialyse hält, verfügen wir (nach der Schweiz und Bel- gien) über die drittgrößte, flächen- deckende Versorgungsdichte für terminal niereninsuffiziente Pa- tienten.

An mangelnder Spendebereit- schaft in der Bevölkerung liegt es nicht, betonte Buchborn. Viel- mehr hapert es noch an der un- genügenden Kooperationsbereit- schaft vor allem kleinerer und mittlerer Krankenhäuser mit den Transplantationszentren. Ärzte- Präsident Vilmar betonte: „Die enorme Arbeitsbelastung der Ärz- te infolge enger oder zu enger Stellenpläne in den Krankenhäu- sern und die schematischen und engstirnigen Wirtschaftlichkeits- prüfungen sind ein wichtiger Grund dafür, doch auch die Infor- mation der Krankenhausärzte und Verwaltungen über die organisa- torischen Möglichkeiten und die Kostenregelungen für die Organ- explantation und -transplantation dürften eine Rolle spielen. Nicht zuletzt sind auch wichtige ethi- sche Fragen zu bedenken."

Dank der erfolgreichen Einfüh- rung des Medikamentes Cyclo- sporin A und der weitgehend gelösten operationstechnischen Probleme sei es sowohl aus ethi- schen und medizinischen als auch aus Kostengründen indiziert, allen transplantationsfähigen Patienten ein funktionstüchtiges Spender- organ zu vermitteln. Die Kostendi-

Medizinischer Fortschritt konkret meßbar: Erfolge der Transplantationschirurgie

VIII. Interdisziplinäres Forum der Bundesärztekammer in Köln

180 (24) Heft 4 vom 27. Januar 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Interdisziplinäres Forum

A

Mehr als 500 fortbildungsbeflisse- ne Ärztinnen und Ärzte, professio- nelle Fortbilder und Fortbildungs- beauftragte sowie renommierte Wissenschaftler aller Fachgebiete aus dem In- und Ausland nahmen an dem VIII. Interdisziplinären Forum „Fortschritt und Fortbildung in der Medizin" teil, das von der Bundesärztekammer in Köln (vom 11. bis zum 14. Januar 1984) veran- staltet wurde Fotos (2): Ohlmer

mension, die hier auf dem Spiel steht, hat der Kölner Internist und Nephrologe, Prof. Ekkehard Ren- ner, in einer Kosten-Nutzen-Rech- nung kürzlich umrissen: Würde nur jedem zweiten Dialysepatien- ten, der „transplantationsfähig"

ist, tatsächlich ein neues funk- tionstüchtiges Organ einge- pflanzt, könnten jährlich etwa ei- ne halbe Milliarde DM Behand- lungskosten für Nierenkranke ein- gespart werden (mithin die Hälfte des Gesamtaufwandes).

Damit in Zukunft der Zugang zur Organtransplantation verbreitert wird und uns das von Professor

Buchborn beschriebene Szenario eines Verteilungskampfes um die begehrte Transplantation oder um den Zugang zu kommerziellen Transplantationskliniken im Aus- land erspart bleibt, muß sich jeder einzelne und der Arzt im besonde- ren Maße weiter engagieren. Spe- ziell die Fortbildung muß zum Be- wußtsein beitragen, daß „die Ver- weigerung zur Mitarbeitung der Organgewinnung, wenn schon nicht juristisch, so doch mora- lisch, eine Form der unterlasse- nen Hilfeleistung sein kann". Mo- ralisch verwerflich seien kommer- zielle Transplantationskliniken, wie sie bereits in London und Chi-

kago bestehen. Dort würde rei- chen Ausländern zu einem „Fest- preis" von 57 000 DM (London) oder 70 000 DM (Chikago) inner- halb von ein bis zwei Wochen die Transplantation einer Leichennie- re zugesichert. Auch seien die Verhältnisse in Ländern mit Natio- nalem Gesundheitsdienst keine rühmenswerten Vorbilder. Dort le- ben zwar mehr Patienten mit ei- nem funktionierenden Transplan- tat als dialysiert werden. Doch ist es inhuman und für jeden Arzt un- akzeptabel, wenn Nierenkranke jenseits des 55. Lebensjahres gar nicht erst für die Transplantation in Frage kommen. HC Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 4 vom 27. Januar 1984 (25) 181

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