Die Information:
Bericht und Meinung Nachrichten
en technokratische System-Inte- grationen. Die Gesundheitspolitik aber und die Gesundheitspolitiker müßten sich an den Bedürfnissen des Menschen ausrichten; die Menschen in diesem Lande woll- ten jedoch den Hausarzt, nicht in- tegriert geplante Gesundheitssy- steme. "Diese Phase sozialdemo- kratischer Gesundheitspolitik ist vorbei", sagte Fiebig wörtlich. Bei- spielhaft nannte er die Forderung, die Krankenhäuser institutionell für die ambulante Behandlung zu öffnen: "Das muß auf den Boden der Tatsachen zurückgeführt wer- den: Die Krankenhäuser sind zur Ausübung der ambulanten Be- handlung gar nicht in der Lage!"
Die Forderung nach ambulanter Behandlung durch das Kranken- haus nannte Fiebig sogar "Irr- sinn". Demgegenüber verwies er auf die guten Erfahrungen, die er in seinem Ruhrgebietsrand-Wahl- kreis mit dem Belegarztsystem an kleineren Krankenhäusern habe machen können.
ln diesem Zusammenhang be- grüßte es Fiebig, daß die entschei- denden Kompetenzen, mit denen der Bund Gesundheitspolitik ge- stalten kann, nunmehr vom Bun- desgesundheits- in das Bundesar- beitsministerium übergegangen sind, wo sie nach seiner Ansicht besser aufgehoben seien. Er merkte im übrigen an, daß das ge- sundheitspolitische Umdenken in der SPD-Bundestagsfraktion auch mit dem Einfluß des Koalitions- partners zu tun habe. bt
"Sicherungsnetz"
wird immer enger
Der Krankenversicherungsschutz der Bevölkerung der Bundesrepu- blik Deutschland ist nahezu per- fekt: Anfang 1977 waren 92,3 Pro- zent (55,58 Millionen) der Bevölke- rung in der gesetzlichen Kranken- versicherung versichert. Privatver- sichert waren darüber hinaus 7,3 Prozent (4,48 Millionen), 0,22 Mil- lionen hatten überhaupt keinen Krankenversicherungsschutz. EB
BEKANNTMACHUNG DER BUNDESARZTEKAMMER
DIE ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ARZTESCHAFT GIBT BEKANNT:
Ab 1. Juli 1978
nur noch ein Biguanid-Präparat
Die Bundesärztekammer be- grüßt die nach Sachverstän- digen-Anhörung am 1. März 1978 ausgesprochene Emp- fehlung des Bundesgesund- heitsamtes, Phenformin- und Buformin-haltige Arz- neimittel bis spätestens zum 1. Juli 1978 vom Markt zu nehmen. Vorausgehend hat- ten Bundesärztekammer und Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft dem Bundesgesundheitsamt eine entsprechende Maß- nahme empfohlen, mehr- mals zu größter Sorgfalt bei der Biguanid-Verordnung geraten (Bekanntgaben vom 17. März 1977 und vom 18.
August 1977 im DEUT- SCHEN ARZTEBLATT) und Ratschläge für die Umstel- lung der Patienten erteilt ("Arzneiverordnung in der Praxis" 8/77, DEUTSCHES ARZTEBLATT 50/77).
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Für die wenigen Diabeti- ker, bei denen eine Behand- lung mit Diät und/oder ande- ren Antidiabetika unmöglich ist und eine Biguanid-Be- handlung bei strenger Beob- achtung der Kontraindikatio- nen und fortlaufender Über- wachung verantwortet wer- den kann, wird das Biguanid Metformin verfügbar blei- ben. Auch unter Metformin- Behandlung treten Laktata- zidosen auf, zum Teil auch mit tödlichem Ausgang. Sie wurden aber seltener beob- achtet als bei der Behand- lung mit anderen Biguani- den.~ Die Bundesärztekammer wiederholt daher ihre Emp- fehlung vom 2. Februar 1978, daß vor jeder Verord- nung nicht nur Aufzeichnun- gen über die zuvor erhobe- nen Untersuchungsbefunde gemacht werden, sondern darüber hinaus in den Auf- zeichnungen begründet
wird, warum eine andere an-
tidiabetische Therapie nicht durchführbar erscheint.
~ Aus ähnlichen Erwägun- gen besteht das Bundesge- sundheitsamt darauf, daß ein besonderer Fragebogen für jeden Verschreibungsfall ausgefüllt werden muß. Der Arzt soll die Kopie des an den Hersteller zu sendenden Fragebogens und alle ihm weiter notwendig erschei- nenden Patientendaten sorgfältig aufbewahren. Die Berichtspflicht besteht wäh- rend der gesamten Behand- lungsdauer, das heißt, zeit- lich unbegrenzt. Das Bun- desgesundheitsamt legt Wert darauf, das diese Fra- gebogen auch dem Patien- ten bei der Abgabe Metfor- min-haltiger Arzneimittel in der Apotheke zur Weiterga- be an den Arzt ausgehändigt werden.
Das Bundesgesundheitsamt erklärt eine prospektive Stu- die über die Anwendung Metformin-haltiger Arznei- mittel für erforderlich und fordert die beteiligten Heil- berufe und die betroffene In- dustrie zu ihrer Durchfüh- rung auf.
674 Heft 12 vom 23. März 1978 DEUTSCHES ARZTEBLATT