Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 107|
Heft 17|
30. April 2010 A 829 BÖRSEBIUSNichts ist unmöglich
Z
ugegeben, ich bin vielleicht parteiisch. Eine geschlagene Woche habe ich im Ausland auf meinen annullierten Rückflug ge- wartet und bin statt meines Hei- matflughafens Köln in Hannover gelandet und war nach den tage- langen chaotischen Verhältnissen am Ende heilfroh, wieder zu Hause zu sein.Kaum gelandet – nach kontrol- liertem Sichtflug in der Nacht, nichts ist bekanntlich unmöglich – wurde ein paar Stunden später der gesamte europäische Luftraum
komplett wieder freigegeben. Die Aschewolke habe sich verzogen, hieß es. Und alle Beteiligten nick- ten dankbar, inklusive Ascheminis- ter Ramsauer.
Bei allem Respekt, so schnell kann sich auch die flinkste Wolke der Welt nicht aus dem Staub ma- chen. Nicht die Wolke hat sich ver- ändert, sondern die Verhältnisse.
Die Industrie nahm sich der Sache gründlich an. Die Luftfahrtgesell- schaften und Triebwerkhersteller einigten sich auf der Basis von Mo- dellrechnungen und eigenen Test- flügen auf Toleranzwerte, nach de- nen das gefahrlose Fliegen (noch) möglich war. Und siehe da: Plötz- lich konnten 98 Prozent des gesam- ten europäischen Luftraums freige- geben werden.
Was lernen wir daraus? Wenn es ums Geld geht, hören Geduld und Freundschaft schnell auf. Die Poli- tik dürfte trotzdem heilfroh gewe- sen sein, dass die Industrie das Heft
des Handelns an sich gerissen hat.
Und das war auch gut so, zu im- mens war mittlerweile die Gefahr geworden, durch ein weiteres Flug- verbot die Konjunktur dramatisch abzuwürgen, die Folgen für die Finanzmärkte wären ebenso ver- heerend gewesen.
Wichtig ist jetzt nur, dass sich alle Beteiligten – Industrie und Politik sowie Luftaufsichtsbehörden – zu- sammensetzen und einheitliche Re- geln für ähnliche Fälle entwickeln, immerhin lassen die nächsten Asche- wolken mit einiger Wahrscheinlich- keit nicht lange auf sich warten, ne- ben dem bisherigen Übeltäter in Is- land gibt es ja noch einen erheblich größeren Nachbarvulkan, der im Zweifel viel größere Aschewolken ausspeien kann. Nichts ist unmöglich.
Es gibt im Übrigen für die Politik überhaupt keinen Grund, entweder beleidigt zu sein oder die Industrie zu beschuldigen, etwaige Sicherheits- interessen von Bürgern zu verletzen oder verletzt zu haben. Bereits 2005 hatte die Internationale Zivilluft- fahrtorganisation von der Politik Notfallpläne für Aschewolken ge- fordert. Bisher vergeblich. Das ist in der Tat unmöglich. ■ Börsebius-Telefonberatung „rund ums Geld“
Da der 1. Mai ein Feiertag ist und auf einen Samstag fällt, können Sie diesmal erst am 2. Samstag des Monats, also am 8. Mai 2010 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen (0221 985480-17). Die kostenlose
Telefonberatung ist ein spezieller Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.