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Archiv "AOK-Arztbewertungsportal: Nicht unmöglich" (26.06.2009)

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A1344 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 26⏐⏐26. Juni 2009

P O L I T I K

lerdings darüber, ob die universi- tären Ethikkommissionen tatsäch- lich größeren Loyalitätskonflikten ausgesetzt seien als diejenigen der Ärztekammern. Der wiedergewähl- te Vorsitzende des Arbeitskreises, Prof. Dr. med. Elmar Doppelfeld, wies darauf hin, dass Integrität und Ehrenhaftigkeit viel wichtiger seien als organisatorische Vorgaben. Er sieht keine Unterschiede in Bezug auf Loyalitätskonflikte bei univer- sitären und bei den Kammern ange- siedelten Ethikkommissionen.

Der Arbeitskreis beschäftigte sich in seiner Sommertagung auch mit Problemen der Aufklärung und Einwilligung (informed consent) und der Zustimmung von Einwilli- gungsfähigen. Prof. Dr. med. Dr.

Jochen Vollmann, Bochum, wies darauf hin, dass einerseits in der klinischen Medizin die Beachtung der Selbstbestimmung des Patien- ten immer mehr an Bedeutung gewinne, wohingegen andererseits der informed consent in der psy- chiatrischen Praxis zunehmend Pro- bleme aufwerfe.

Rationale Kriterien

Nach Vollmanns Ansicht kann auf- grund einer psychiatrischen Dia- gnose nicht automatisch auf feh- lende Einwilligungsfähigkeit ge- schlossen werden. Er hält daher eine möglichst objektive Feststellung der Einwilligungsfähigkeit für sinn- voll. Eine Testinstrument, das Voll- mann vorstellte, ist das MacArthur Competence Assessment Tool for Treatment (MacCAT-T), wonach für die Einwilligungs- beziehungs- weise Selbstbestimmungsfähigkeit die Kriterien Verständnis von Stö- rung und Behandlung, Urteilsver- mögen sowie Krankheits- und Be- handlungseinsicht heranzuziehen sind. Es gehe dabei um das tatsäch- liche Verständnis des Patienten und nicht um sein Erinnerungsvermö- gen: „Die Kriterien sollten nicht wie in einer Abiturprüfung an die Pati- enten und Probanden herangetragen werden.“ Die Heranziehung ratio- naler Kriterien bedeute auch nicht, dass man nicht versuchen solle, die Einwilligungsfähigkeit zu verbes-

sern. I

Gisela Klinkhammer

S

eriöses Bewertungsportal oder Ärztepranger? Für Aufregung sorgen derzeit Pläne des AOK-Bundes- verbands, Anfang 2010 einen „Arzt- Navigator“ ins Internet zu stellen, mit dem die Versicherten ihre Ärzte hin- sichtlich Leistungen, Behandlungs- qualität und Service anonym bewer- ten können. Die Reaktionen in den Medien reichen von „längst überfäl- lig“, „Aktionismus“, „unseriös“ bis hin zu „populistisches System mit Hitpa-

radencharakter“. Vor allem Ärztever- treter sparen nicht mit Kritik an dem Vorhaben. Allerdings ist noch völlig of- fen, wie das Portal genau aussehen soll. Einen entsprechenden Kriterien- katalog hierfür will die AOK gemein- sam mit Ärzten und der Bertelsmann- Stiftung erst erarbeiten.

Neu ist die Idee indes nicht: Seit ei- nigen Jahren bemühen sich Webportale wie Helpster, Docinsider, Imedo oder Jameda um den Aufbau entsprechen- der Datensammlungen und Rankings.

Großer Erfolg war bislang noch keinem der Portale beschieden, denn die Kon- zepte und Geschäftsmodelle sind noch nicht ausgereift, Manipulationsversuche schwierig zu unterbinden, und alle Plattformen kranken außerdem daran, dass mangels Masse an Kommentaren aussagekräftige Bewertungen zu einem bestimmten Arzt kaum zu finden sind.

Ob 24 Millionen AOK-Versicherte durch massenweise Nutzung des Arztbewertungssystems daran schnell etwas ändern werden, mag dahinge- stellt sein. Erkennbar ist aber ein Trend zu online abrufbaren „Qualitäts- profilen“, dem sich keine Berufsgrup- pe – auch nicht die Ärzte – auf Dauer wird entziehen können. Die dahinter stehende Forderung, Qualität „sicht- bar“ zu machen, kann man – wie et- wa die Patientenbeauftragte der Bun-

desregierung, Helga Kühn-Mengel – auch als Chance sehen. Für „beden- kenswert“ hält auch der Vorstandsvor- sitzende der Kassenärztlichen Vereini- gung Bayerns (KVB), Dr. med. Axel Munte, die Initiative. Im Prinzip liege es im Verantwortungsbereich der ärzt- lichen Standesvertretungen, den Pati- enten eine Richtschnur zu geben, wie sie den für sie passenden Ärzt finden.

Dafür gebe es objektive Kriterien wie die regelmäßige Teilnahme der Ärzte

an Fortbildungsveranstaltungen und Qualitätsmaßnahmen, so Munte. Das in Bayern mit mehreren Krankenkas- sen gestartete Qualitätsprogramm zur

„Ausgezeichneten Patientenversor- gung“, bei dem Ärzte ein Gütesiegel der KVB erwerben können, sieht er als

„eine gute Basis, um ein Internetportal mit objektiven Fakten zu versehen“.

Ein weiteres Beispiel sind Online- Arztsuchdienste der ärztlichen Kör- perschaften, die teilweise bereits Zu- satzinformationen bieten, aber künftig noch weiter ausgebaut werden könn- ten. Denn Informationen etwa über Spezialkenntnisse und Zusatzqualifi- kationen, Fremdsprachenkenntnisse, Barrierefreiheit, Internetangebote oder besondere Sprechstundenzeiten ge- ben dem Patienten wichtige Hinweise.

Vor dem Hintergrund möglicher Ri- siken und Umsetzungsschwierigkeiten kommt es somit auf die konzeptionel- le Ausgestaltung des AOK-Portals und des zugrunde liegenden Katalogs von

„harten“ und auch „weichen“ Kriteri- en an – nicht einfach, aber auch nicht unmöglich. Selbstverständlich muss die Bewertung seriös sein und den Ärzten die Möglichkeit zur Stellung- nahme geben. Die Ärzte sollten jeden- falls die Regeln für die Qualitätsbe- wertung mitgestalten und das Feld nicht dem Zufall überlassen. I

KOMMENTAR

Heike E. Krüger-Brand, DÄ-Redakteurin

AOK-ARZTBEWERTUNGSPORTAL

Nicht unmöglich

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