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Archiv "AOK-Arztbewertungsportal: Manipulationen möglich" (09.07.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 27

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9. Juli 2010 A 1337 AOK-ARZTBEWERTUNGSPORTAL

Manipulationen möglich

Anfang des Jahres gab die AOK zu, dass es mit ihrem geplanten Arztbewertungsportal noch technische Schwierigkeiten und Probleme mit dem Datenschutz gebe. Nun läuft das Pilotprojekt – und die Probleme sind noch nicht alle behoben.

D

as Arztbewertungsportal „AOK- Arztnavigator“ ist noch nicht so manipulationssicher, wie von den Initiatoren dargestellt. Zu die- sem Ergebnis kommt das Mittei- lungsblatt der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin in seiner Juliausgabe. Darin wird berichtet, dass sich Arztbewertungen mit den Daten verstorbener AOK-Mitglie - der, mit den Daten von AOK-Muster- karten („Dummys“) und sogar mit aus- gedachten Kennzif- fern vornehmen lie- ßen (siehe Kasten).

Das heißt auch: Mit geringem Aufwand kann jeder das Por- tal für AOK-Versi- cherte nutzen und Bewertungen ma- nipulieren. Die Re- daktion des KV- Blattes hat alle diese Beispiele nach eigenen Angaben ausprobiert.

Die AOK hat vor kurzem in Hamburg, Berlin und Thüringen ge- meinsam mit der Weißen Liste ein Pilotprojekt zur qualitätsgesicher- ten Online-Arztsucht gestartet, bei dem AOK-Versicherte ihre Ärztin- nen und Ärzte bewerten können (www.aok-arztnavi.de). Betreiber des Arztnavigators ist die Bertels- mann-Stiftung. Sie gehört auch, ne- ben den Dachverbänden mehrerer Patienten- und Verbraucherorgani- sationen, zu den Initiatoren der Weißen Liste. Mit Hilfe des gleich- namigen Internetportals können sich Patienten und Angehörige über das Leistungsangebot und die Qua- lität von Gesundheitsanbietern in- formieren.

Die circa 30 Fragen des Arztbe- wertungsportals „AOK-Arztnavi-

gator“ umfassen Themenkomplexe wie Praxis und Personal, Arztkom- munikation und Behandlung. Ge- fragt wird zum Beispiel danach, ob der Arzt den Patienten in Entschei- dungen einbezieht, ob er sich für die Behandlung Zeit nimmt und ob Patienten den Schutz ihrer Intim- sphäre gewahrt sehen. Auch ob die Praxismitarbeiterinnen freundlich sind, die Wartezeiten akzeptabel und die Räume ansprechend, kann man in seiner Bewertung angeben.

Eine Reihe von technischen Vor- kehrungen soll dazu beitragen, Missbrauch zu verhindern: So solle das Login-Verfahren sicherstellen, dass jeder Nutzer nur jeweils eine anonyme Beurteilung je Arzt abge- ben könne, hieß es bei der Präsenta- tion. Bei einer erneuten Beurteilung würden die alten Einträge über- schrieben, um Manipulationen wie etwa gezielte Mehrfachbewertun- gen auszuschließen.

Die Erfahrungen der Redaktion des KV-Blatts Berlin fielen anders aus, wie auch die „Berliner Zei- tung“ berichtete. Eine Sprecherin der AOK Berlin hatte, befragt nach dem Manipulationspotenzial, ge- genüber der „Berliner Zeitung“ er- klärt, die Manipulationsversuche der KV-Redaktion seien fehlge-

schlagen: „Zwar konnten die Be- wertungen gesendet werden, jene mit manipulierten Daten wurden je- doch durch Prüfverfahren herausge- filtert.“

Außerdem habe man die Zu- gangsdaten gelöscht und den Ab- sender benachrichtigt. Reinhold Schlitt, Leitender Redakteur des KV-Blatts und Autor des kritischen Artikels, widersprach dieser Dar- stellung. Nicht alle testweise vorge- nommenen Bewertungen seien ge- löscht worden.

Mittlerweile hat der AOK-Bun- desverband eingeräumt, dass die Vorwürfe des KV-Blatts nicht unbe- rechtigt sind. „Wir haben erkannt, dass die Prozesse nicht optimal ge- staltet sind“, erklärte Peter Willen- borg, Referent beim AOK-Bundes- verband, auf Anfrage. Manipulati- onsversuche wie die der KV-Blatt- Redaktion habe es zuvor aber noch nicht gegeben: „Wir freuen uns, dass wir darauf hingewiesen wor- den sind.“

Nach Willenborgs Darstellung wird bereits an Sicherheitsverbes- serungen gearbeitet. In der Tat:

Wer zum Beispiel am Freitag, dem 2. Juli, die Arztnavigator- Seite aufrufen wollte, fand den Hinweis: „Wegen Wartungsarbei- ten ist die Registrierung bis 15 Uhr leider nicht möglich.“ Unzulässige Nutzerkonten würden nun erkannt, die Nutzer informiert. Willenborg:

„Das kann noch ein paar Tage dauern.“ Bewertungen über sol- che Konten seien aber nicht mehr möglich, die falschen Bewertun- gen zuvor würden nicht in die Er- gebnisse zum Herbst dieses Jahres

einfließen. ■

Sabine Rieser

Folgende Bewertungsversuche beim Arztnavigator hat die Redaktion des Berliner KV-Blattes erfolgreich durch- geführt:

• eine Bewertung mit der Versi- chertennummer und der Kassennum- mer einer seit mehr als einem Jahr gestorbenen Frau, die bei der AOK versichert war

• eine Bewertung mit sogenannten Kartendummys: Das sind Muster von Krankenversichertenkarten, die zum Beispiel Pressemappen beiliegen. Sie enthalten häufig Namen wie etwa

„Helga Musterfrau“.

• eine Bewertung mit der Kassen- nummer und ausgedachten Versicher- tennummern.

MAN NEHME EINE NUMMER . . .

Misslungener Dialog: Unberech-

tigte Zugriffe und Mehrfachbewertun- gen waren möglich.

P O L I T I K

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