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Ein neuer Weg
in der medizinischen Diagnostik:
Die Kernspin-Tomographie
Vor 35 Jahren entdeckten die ameri- kanischen Physiker Edward Purcell, Harvard Universität, und Felix Block, Stanford Universität, Signale einer besonderen Eigenschaft der Atom- kerne, die sogenannte „nuklearma- gnetische Resonanz" (NMR). Sie er- hielten 1952 dafür den Nobelpreis.
Physiker und Chemiker nutzen seit- dem diesen Effekt zur Analyse von Molekülstrukturen. Später fand die- ses neue Verfahren auch steigendes Interesse in der Medizin, doch ist es noch heute absolutes Neuland. Die immanenten Möglichkeiten sind al- lerdings kaum abzuschätzen.
Das Verfahren basiert darauf, daß Atomkerne mit einer ungeraden An- zahl von Protonen und Neutronen einen Spin, das heißt so etwas wie eine Rotation um ihre eigene Achse, besitzen. Zu vergleichen ist diese Beobachtung mit der Bewegung ei- nes Spielzeugs der Kinder, mit dem Kreisel. Dieser Kernspin also erzeugt ein magnetisches Moment, die Atomkerne sind quasi Elementarma- gnete. Sobald nun ein äußeres Ma- gnetfeld auf einen Verband derarti- ger Atomkerne einwirkt, ordnen sich ihre magnetischen Momente parallel zu den Feldlinien des einwirkenden Magnetfeldes aus. Ein hochfrequen- tes Wechselfeld, im Frequenzbe- reich der Radiowellen, kann diese Atome dann „anregen"; das heißt, die „Kreisel torkeln" aus dem homo- genen Verband. Die nach Unterbre- chung der Hochfrequenzanregung stattfindende geringe Aufladung der Kerne und deren Resonanz können dann gemessen und vom Computer analysiert werden. Dieses „Signal"
weist dann auf ein normales oder anormales Kernverhalten hin.
Im Gegensatz zur Computertomo- graphie sind mit der Kernspintomo- graphie nicht nur transversale, son- dern auch sagittale 2- und 3dimen- sionale Schnittebenen möglich. Sie können in Grauton- und in Farbab-
stufungen auf einem Bildschirm wie- dergegeben werden. Bei der Com- putertomographie werden Elektro- nendichten wiedergegeben, die Kernspintomographie zeigt die Pro- tonendichte an, das heißt in erster Linie den Wassergehalt, ein wichti- ger Unterschied bei der Bildinterpre- tation. So wurden zum Beispiel in einer Studie 10 Multiple-Sklerose- Patienten mit Computertomogra- phie und NMR untersucht. Dabei wurden nur 19 Läsionen im periven- trikulären Bereich, jedoch 112 weite- re Läsionen im Hirnstamm und pe- riventrikulären Bereich festgestellt.
1983 werden die ersten NMR-Ein- richtungen auf dem medizinischen Markt zur Verfügung stehen, und die Zukunft wird zeigen, welchen Stel- lenwert dieses Verfahren einmal er-
reichen wird. Lng
Medical News, Gunby, P.: The new wave in medicine: nuclear magnetic resonance, JAMA 247 (1982) 151-159
Untersuchung
über die Wirkungen von Vaginaltampons
auf Zervix und Vagina
Ein Großteil der Frauen benutzt zur Zeit der Menstruation Vaginaltam- pons. Zur Klärung entzündlicher Veränderungen nach Verwendung solcher Tampons wurden 84 Frauen während mindestens zwei aufeinan- derfolgenden Zyklen untersucht:
Neben der Inspektion von Vagina und Portio wurden ph-Wert der Va- gina, Quantität der Zellglykogenie, bakterielle Flora und Zytologie über- prüft. Die Autoren kommen zu der Schlußfolgerung, daß die richtige Benutzung der Vaginaltampons kei- ne nachteilige Wirkung auf die Zer- vix oder Vagina hat. Es werden so- gar eine Besserung leichter Entzün- dungsprozesse, eine Förderung nicht pathogener Flora und eine Verringerung des Vaginalausflusses
beobachtet. Ppe
Ayrton De Andrea Filho et al.: Effects of Vagi- nal Tampons use uppon cervix uteri and vagi- na, Revista Brasileira de Ginecologia e Obste- tricia, Abril—Maio—Junho 1981
Feststellung des Wiederholungsrisikos 10 Tage nach
Myokardinfarkt möglich
188 Patienten mit einfachem akuten Myokardinfarkt wurden innerhalb ei- nes kurzen Zeitraumes wieder mobi- lisiert, unterzogen sich bereits 10 Tage nach dem Infarkt einem um- fangreichen Leistungstest und konnten dann das Krankenhaus ver- lassen. 6 Wochen nach dem Infarkt kehrten diese Patienten an ihren Ar- beitsplatz zurück.
Ein Herztod trat 6 Monate, 1 Jahr und 3 Jahre nach dem Infarkt bei jeweils 2,7 Prozent, 4,5 Prozent und 7,3 Prozent der Patienten ein; erneu- te Herzattacken wurden bei jeweils 3,4 Prozent, 8,2 Prozent und 18,5 Prozent der Patienten beobachtet.
Das Risiko erneuter Herzattacken wurde bei Entlassung aufgrund von 3 Faktoren vorausbestimmt:
Auftreten von Angina vor dem In- farkt, Feststellung röntgenologi- schen Herzversagens, Auftreten von Angina unter Leistungstests vor der Entlassung. Traf einer dieser Risiko- faktoren bei einem Patienten zu, so war ein 7fach höheres Risiko rezidi- vierender Herzanfälle innerhalb von 6 Monaten nach Eintreten des ersten Infarktes anzunehmen.
Die Autoren schließen aus dem Er- gebnis der Untersuchung, daß an- hand dieser Risikofaktoren beson- ders gefährdete Patienten erkannt werden können, denen dann eine entsprechende medikamentöse oder operative Prophylaxe angebo- ten werden sollte.
Allen Patienten wurde die Einhal- tung der Empfehlung nahegelegt, das Rauchen aufzugeben, das Kör- pergewicht zu reduzieren und sich viel im Freien zu bewegen. Srb
Jelinek, V. M.; McDonald, I. G.; Ryan, W. F.;
Ziffer, R. W.;•Clemens, A.; Gerloff, J.: Assess- ment of cardiac risk 10 days after uncompli- cated myocardial infarction. Brit. Med. J. 284 (1982) 227-230, Cardiac Rehabilitation Unit, Cardiac Investigation Unit, and Melbourne University Department of Medicine, St. Vin- cent's Hospital, Melbourne, Australia
42 Heft 14 vom 9. April 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe NB