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Statement-111213-Jahrespressekonferenz-2011-Enger

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Statement

Statement von Dr. Ilka Enger, 2. stellv. Vorsitzende des Vorstands

Zur Jahrespressekonferenz der KVB

München, 13. Dezember 2011

Ich sehe meine Aufgabe im Vorstand der KVB vor allem darin, die Kollegin- nen und Kollegen an der Basis zu vertreten. Insofern handle ich nicht als typische Standespolitikerin oder Funktionärin, sondern vielmehr als aktive und engagierte Ärztin mit Patientenkontakt, die auch auf der landes- und bundespolitischen Bühne etwas bewegen möchte.

Mangelnde Verlässlichkeit hinsichtlich der gesundheitspolitischen Rahmen- bedingungen und die Intransparenz im Honorarsystem sorgen bei uns nie- dergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten für großen Unmut. Daher setze ich mich mit Nachdruck dafür ein, dass neue wirtschaftliche und ver- sorgungsstrukturelle Modelle für die ambulante Versorgung entwickelt wer- den. Ein solches Modell ist im fachärztlichen Bereich zum Beispiel die Kos- tenerstattung, die wir im Raum Ingolstadt als Modellregion ab dem zweiten Quartal 2012 gemeinsam mit den Partnern in der Region, also ganz konkret mit dem Ärztenetz GO-IN und der Audi BKK, umsetzen wollen. Denn ich bin überzeugt, dass die Kostenerstattung für mehr Transparenz bei der Vergü- tung ärztlicher Leistungen sorgt und so die Chance für mehr Honorargerech- tigkeit birgt. Die Patienten werden dabei nicht übervorteilt, sondern haben durch das Gesundheitskonto sogar die Chance, sich aktiv für ihre Gesunder- haltung einzusetzen. Das ist ein relevanter Unterschied zur derzeitigen

„Flatrate-Medizin“ auf der Basis von Regelleistungsvolumen und ähnlichen Zumutungen.

Auch an der Schnittstelle ambulant – stationär brauchen wir neue Ideen, um die Versorgung optimal zu steuern. Die Einführung einer weiteren Versor- gungsebene – der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung – sehe ich auch eher kritisch. Ich kann bislang nicht erkennen, wie hier ein sinnvoller Wettbewerb unter fairen Bedingungen entstehen soll. Durch die Philosophie des „Wer kann, der darf“ droht eher ein Verdrängungswettbewerb zulasten der fachärztlichen Grundversorgung. Aus meiner Sicht hätte es eine neue Versorgungsebene gar nicht gebraucht. Zahlreiche praktische Beispiele zei- gen doch, dass Kliniken und Niedergelassene in den Regionen eng und gut zum Wohl der Patienten zusammenarbeiten. Ich möchte hier nur ein neues Vorhaben aus Kulmbach nennen, bei dem Niedergelassene und das Klini- kum Kulmbach gemeinsam als gleichberechtigte Partner ein Medizinisches Versorgungszentrum als GmbH führen und so ein Konkurrenzkampf von Beginn an ausgeschlossen ist.

Ich denke, dass man bei allen zukünftigen Entwicklungen im Gesundheits- wesen viel mehr die ärztliche und psychotherapeutische Perspektive und durchaus auch die Patientensicht mit einbeziehen sollte, als dies bislang der Fall war. Absolutes Negativbeispiel ist für mich das milliardenschwere Vor-

Pressestelle der KVB Telefon: 0 89 / 5 70 93 - 2192 Fax: 0 89 / 5 70 93 - 2195 E-Mail: presse@kvb.de Internet: www.kvb.de

KVB

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Statement Dr. Enger zur Jahrespressekonferenz 2011 Seite 2

haben der elektronischen Gesundheitskarte, das überwiegend aus der Sicht von Konzernen, die hier ein großes Geschäft wittern, konzipiert ist. Entspre- chend geräuschvoll und mühsam läuft auch die seit vielen Jahren andauern- de Einführung, die ursprünglich für das Jahr 2007 avisiert war. Inzwischen liegt der Ausstattungsgrad der Praxen mit eGK-fähigen Lesegeräten in Bay- ern bei über 75 Prozent. Dennoch berichten mir Kollegen bei Mitgliederver- sammlungen häufig, dass sie im Praxisalltag noch nie eine solche Karte ein- zulesen hatten. Offensichtlich haben die Krankenkassen ihre Versicherten regional sehr unterschiedlich mit den neuen Karten ausgestattet. Ein größe- rer Nutzen lässt sich aus der Karte im bisherigen Entwicklungsstadium we- der für Patienten noch für uns Ärzte und Psychotherapeuten ausmachen.

Kritisch wird es dann, wenn die von einigen Kassenvertretern und Politikern offenbar sehnlichst herbei gewünschte Online-Pflicht kommt. Dann droht in der Tat der „gläserne Patient“. Wir werden diese Entwicklung auch im Auf- trag unserer Vertreterversammlung sehr genau beobachten und bei Sicher- heitsbedenken – wie im Sommer dieses Jahres bereits einmal geschehen – die Reißleine ziehen.

Als Bereichsvorstand Psychotherapie gilt mein besonderes Augenmerk dem Anstieg psychischer Erkrankungen und deren Behandlungsmöglichkeiten.

Meiner Meinung nach wächst der Bedarf an psychotherapeutischer Betreu- ung deutlich schneller als es die derzeit noch gültige Bedarfsplanung wider- spiegelt. Insbesondere im Bereich der Kinder und Jugendlichen mit psychi- schen Erkrankungen ist eine intensive, aufmerksame und von Zuwendung gekennzeichnete Behandlung nötig. Das muss auch entsprechend honoriert werden, kann aber keinesfalls aus dem Facharzttopf finanziert werden.

Meines Erachtens brauchen wir ein komplettes Umdenken im deutschen Gesundheitssystem, um die medizinische Versorgung der Bevölkerung wei- ter zu gewährleisten. Krankenkassen und Politik machen es sich zu leicht, wenn sie zwar ein begrenztes Budget zur Verfügung stellen, aber unbe- grenzte Leistungsversprechen gegenüber den Versicherten abgeben. Es ist unabdingbar und für mich ein Akt der Solidarität, dass man medizinische Leistungen in Zukunft nicht mehr mit der Gießkanne gleichmäßig über Ge- sunde, Leicht- und Schwerkranke verteilt, sondern vor allem eine gute Ver- sorgung nach hohen wissenschaftlichen Standards für die schwer und chro- nisch Kranken bereit hält und dafür auf „Luxus- und Bonusmedizin“ bei leich- teren Erkrankungen verzichtet. Die medizinische Grundversorgung zu defi- nieren, ist gemeinsame Aufgabe von Berufsverbänden, Ärztekammern und uns als Vorständen der Kassenärztlichen Vereinigungen. Das ist eines der Ziele, an denen wir in den nächsten Jahren arbeiten werden.

Hinzu kommt, dass wir auch bei Fachärzten und Psychotherapeuten mittel- fristig erhebliche Nachwuchsprobleme bekommen werden. Hier müssen wir dringend gegensteuern. Daher werde ich mich im kommenden Jahr verstärkt um effektive Maßnahmen kümmern, die den fachärztlichen und psychothe- rapeutischen Nachwuchs unterstützen.

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