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Statement

Pressestelle der KVB Telefon: 0 89 / 5 70 93 - 2192 Fax: 0 89 / 5 70 93 - 2195 E-Mail: presse@kvb.de Internet: www.kvb.de

KVB

Elsenheimerstraße 39 80687 München

Dr. Ilka Enger, 2. stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVB

Zur Jahrespressekonferenz

der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB)

München, 10. Dezember 2013

„Wir steuern in Bayern auf einen Ärzte- und Therapeutenmangel zu. Teilwei- se ist er – gerade im ländlichen Bereich – bereits Realität. Die verbliebenen Kollegen haben mit überfüllten Wartezimmern, Budget-, Regress- und Zeit- druck zu kämpfen. Diese und weitere Faktoren machen das Terminmana- gement in der Praxis zu einer echten Herausforderung. Umso ärgerlicher ist es, wenn die Patienten selbst mit der ‚Ressource Arztzeit’ wenig achtsam umgehen. Immer wieder hören wir von Kollegen, dass Patienten ihre Termi- ne nicht wahrnehmen, ohne diese vorher abzusagen. Ich kenne das leider auch aus meiner eigenen Praxis nur allzu gut. Darum haben wir – Kollege Schmelz hat es bereits erwähnt – Ende November eine Umfrage unter den bayerischen Ärzten und Psychotherapeuten zur Termintreue der Patienten gestartet. Die Umfrage läuft noch bis zum 23. Dezember. Dennoch möchte ich Ihnen heute erste Ergebnisse vorstellen:

Knapp ein Drittel der Teilnehmer gibt an, dass 5 bis 10 Prozent der verein- barten Termine pro Woche von den Patienten nicht wahrgenommen werden.

Von Ausfallquoten zwischen 10 und 15 Prozent spricht immerhin jeder fünfte Kollege. Besonders frappierend: Laut Umfrage sagen mehr als die Hälfte der Patienten, die ihren Termin nicht wahrnehmen, gar nicht ab. Einen solchen Ausfall können nur die Ärzte kompensieren, die ihre Praxis überwiegend als offene Sprechstunde organisiert haben – doch dies geben weniger als vier Prozent der Umfrage-Teilnehmer an. Fast die Hälfte der Befragten hingegen betreibt eine reine Bestell-Praxis: Hier führt die mangelnde Termintreue der Patienten zu Ausfallzeiten und somit zu echtem Honorarverlust – insbeson- dere, wenn Termine für zeitintensive Untersuchungen wie Gastro- oder Ko- loskopie, für Diabetes-Schulungen oder sogar ambulante Operationen spon- tan nicht wahrgenommen werden. Gleichzeitig werden die Wartefristen für andere Patienten auf diese Weise künstlich verlängert. Allerdings betonen viele Umfrage-Teilnehmer, dass medizinische Notfälle stets umgehend be- handelt werden. Aber teilweise ist es schon kurios, was Kollegen aus der Praxis berichten: So scheinen sowohl besonders winterliches als auch be- sonders sommerliches Wetter wahre ‚Terminkiller’ zu sein.

Unsere Umfrage erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Evidenz, sie zeigt nur einen Ausschnitt des Versorgungsgeschehens. Dennoch wird hier ganz deutlich: Die Patienten tragen eine Mitverantwortung dafür, dass die ambulante Versorgung in Bayern weiterhin auf dem jetzigen hohen Niveau erhalten bleiben kann. Sowohl Ärzte als auch Patienten haben Rechte, aber eben auch Pflichten. Es braucht beiderseitige Verbindlichkeit. Allein uns Ärz- ten den ‚Schwarzen Peter’ für Schwierigkeiten bei zeitnahen Terminen zuzu- schieben – wie es mancher Politiker oder Kassenvertreter gelegentlich tut –, wird der Realität in den Praxen nicht gerecht.

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Statement von Dr. Ilka Enger zur Jahrespressekonferenz der KVB Seite 2

Apropos ‚Schwarzer Peter’: Das Thema Notarztdienst hat uns in diesem Jahr stark beschäftigt. Ich bin froh, dass der Honorarstreit mit den Krankenkassen inzwischen beigelegt ist. Im Jahr 2013 geleistete Notarzteinsätze können aller Voraussicht nach ohne Abschläge vergütet werden. Zudem verhandeln wir aktuell mit den Krankenkassen über ein neues Vergütungsmodell der Einsätze ab 2014. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Finanzierung des Not- arztdienstes langfristig solide gewährleisten können. Mein besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang den Notärzten und ihrer Vertretung, der Ar- beitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte (agbn), die uns in den Ver- handlungen durchaus kritisch, aber konstruktiv begleitet haben.

Dies gilt ebenso für die Neuregelung zur Teilnahme am Notarztdienst, bei der die agbn uns unterstützt. Denn das Bayerische Landessozialgericht hatte leider das bisherige, praxistaugliche Berechtigungsverfahren als nicht rechts- konform angesehen. Stattdessen wird in Kürze ein bayernweit zuständiger Zulassungsausschuss in München eingerichtet, der künftig über die gesetz- lich geforderten Ermächtigungen zum Notarztdienst entscheidet. Gleichzeitig haben wir gemeinsam mit der Bayerischen Staatsregierung auf Bundesebe- ne eine Gesetzesinitiative gestartet: Unser Ziel ist es, die bisherigen gesetz- lichen Vorgaben dahingehend zu verändern, dass der Zugang zum Notarzt- dienst flexibel und damit praxisgerecht gestaltet werden kann.

Zuletzt möchte ich noch auf das Thema IT zu sprechen kommen. Die fälsch- liche Aussage des GKV-Spitzenverbands, dass ab dem Jahreswechsel nur noch die elektronische Gesundheitskarte (eGK) gültig sei, hatte jüngst für große Verunsicherung gesorgt. Daher hier in aller Deutlichkeit: Auch nach Silvester werden in Bayerns Praxen alle Patienten mit der ‚alten’ Kranken- versichertenkarte versorgt, sofern sie noch keine eGK besitzen. Aus Sicht von Politik und Krankenkassen mag die bisherige Krankenversichertenkarte ein „Auslaufmodell“ sein – uns Ärzten erschließt sich aber nicht, wie sich die inzwischen zu einer gigantischen Summe aufgelaufenen Kosten der neuen eGK rechtfertigen lassen. Denn mit der eGK ist ja noch nicht einmal eine eindeutige Identifikation der Patienten in unseren Praxen möglich, weil die von den Versicherten eingesandten Bilder meines Wissens nach nicht ge- prüft werden. Das Sicherheitskonzept, das der Karte zugrunde liegt, wird dadurch ein Stück weit ad absurdum geführt.

Um dies klarzustellen: Wir niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten sind nicht technikfeindlich. In der Praxisführung ist die IT mittlerweile mindes- tens genauso wichtig wie Stethoskop und Ultraschall. Gerade in einer „digita- len Welt“ ist das Arztgeheimnis jedoch ein hohes, unveräußerliches Gut.

Deshalb gehört der Aufbau einer Telematikinfrastruktur nicht in die Hände von gewinnorientierten Wirtschaftskonzernen. Die Ärzteschaft muss diese Aufgabe selbst übernehmen – gerade, weil wir uns dem Datenschutz im Sin- ne unserer Patienten verpflichtet sehen. Deshalb werden wir von Seiten der KVB aus im Jahr 2014 intensiv an der Realisierung eines sicheren Netzes der Ärzte und Psychotherapeuten in Bayern arbeiten. Wir laden alle Heilbe- rufe, beispielsweise Zahnärzte, Apotheker, aber auch Klinikärzte, dazu ein, mit uns in den Dialog zu treten, um eine bayerische Lösung mit Strahlkraft für das gesamte Bundesgebiet zu entwickeln.“

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