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Archiv "Arbeitsmarkt für Ärzte: Es wird enger" (25.04.1997)

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ie Mediziner-Arbeitslosig- keit ist Realität und nicht Ausfluß von Zweckpessimis- mus und vagen Trendmel- dungen. Allerdings ist die Quote der Ärztinnen und Ärzte unter 65 Jah- ren, die ohne ärztliche Tätigkeit sind oder berufsfremd arbeiten, mit 3,7 Prozent im Bundesdurchschnitt noch gering, sie schwankt aber von Ärzte- kammer zu Ärztekammer. Im Be- reich der Landesärztekammer Hes- sen wurden vor Jahresfrist rund 7,5 Prozent arbeitslose Ärzte registriert, in anderen Bereichen sind es gering- fügig weniger. Unter denjenigen, die nach Abschluß ihrer Tätigkeit die Pflichtphase als Arzt im Praktikum absolvieren, gaben rund sechs Pro- zent an, ohne Tätigkeit zu sein. Die Ermittlung der Dunkelziffer von ebenfalls arbeitslosen, aber nicht re- gistrierten Ärztinnen und Ärzten wird dadurch erschwert, daß diejeni- gen, die ihren Beruf nicht ausüben, keiner Meldepflicht unterliegen.

Zwar ist die Situation auf dem Mediziner-Arbeitsmarkt zur Zeit noch nicht so dramatisch wie bei- spielsweise auf dem der Juristen, Lehrer, Journalisten oder freischaf- fenden Künstler. Bei der derzeitigen Konjunkturlage und den knappen öffentlichen Kassen und der klam- men Finanzsituation der Soziallei- stungsträger ist aber zu befürchten, daß sich die schlechte Lage bald an- gleichen wird. Von einem früher noch privilegierten und konjunktur- unabhängigen Arbeitsplatz für Me- diziner kann heute nicht mehr die

Rede sein. Von der Dauerarbeitslo- sigkeit sind in den alten Bundeslän- dern vor allem die Berufsanfänger und Hochschulabsolventen betrof- fen, in den neuen Ländern vor allem die Altersgruppe der über Fünfzig- jährigen und die Ärztinnen.

Sicher schränkt die Finanzmise- re in den öffentlichen Haushalten und insbesondere in der Gesetzli- chen Krankenversicherung die Be- schäftigungsmöglichkeiten in Praxis und Klinik und in den übrigen Ein- richtungen des Gesundheitswesens weiter ein. Die Stellensuche vor al- lem im Krankenhaus wird schwieri- ger, weil oftmals nur befristete Ver- träge mit meist kurzer Vertragsdau- er angeboten werden, weil für die Weiterbildung geeignete Stellen we- gen der Bettenstillegung und Klinik- schließungen entfallen, der Arbeits- druck wächst und die Vergütungen für Berufsanfänger in den Kliniken nicht gerade rosig sind.

Bald Stellenpläne für Ärzte?

Wegen der unverändert restrik- tiven Bedarfsplanung, vieler ge- sperrter Niederlassungsbezirke (be- reits 72 Prozent aller Regionen sind für Ärzte „dicht“) und eines ab 1999 drohenden Niederlassungsstopps oder zumindest einer reglementier- ten Bedarfszulassung wird auch un- ter verschlechterten steuerlichen Bedingungen der Dauerarbeitsplatz für Ärzte in Selbständigkeit weiter

unattraktiv. Dies unterstreicht auch eine andere Rechnung: Zur Zeit gibt es rund 85 000 Medizinstudenten und rund 9 800 Absolventen je Jahr, aber nur 36 000 Arbeitsplätze, die in den nächsten fünf bis zehn Jahren für Ärztinnen und Ärzte frei wer- den. Zudem konkurrieren immer mehr beati possidentes wegen der verschlechterten Niederlassungs- chancen um die Arbeitsplätze im Krankenhaus. Die Krankenhausträ- ger sind zunehmend nur an Fach- ärzten interessiert, immer weniger aber an einer Spezialisierung der nachrückenden Berufsgeneration – schon gar nicht daran, ausreichend bezahlte Stellen zu schaffen und zu finanzieren. So stieg die Zahl der Fachärzte in den Krankenhäusern seit 1995 um 4 000, wohingegen es für Ärzte vor der Facharztanerken- nung sowie Ärztinnen/Ärzte im Praktikum (AiP) 1 700 Stellen weni- ger gegeben hat. 1996 sank erstmals die Zahl der AiP um rund 830.

Die Ärztestruktur hat sich im übrigen in den letzten Jahren kaum verändert: Die Zahl der niedergelas- senen Ärztinnen und Ärzte nahm im Jahr 1996 um 1,5 Prozent (1 711) auf 112 660 zu, die Zahl der Kranken- hausärzte um zwei Prozent (2 605).

Dies addiert sich zu einem Rekord- stand in der Nachkriegsstatistik der Ärzte, die jetzt von der Bundesärz- tekammer fertiggestellt wurde: Per Ende 1996 waren mithin 343 556 Ärztinnen und Ärzte bei den Ärz- tekammern registriert (Vorjahr:

335 348). Dr. Harald Clade A-1101

P O L I T I K LEITARTIKEL

Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 17, 25. April 1997 (17)

Arbeitsmarkt für Ärzte

Es wird enger

Die anhaltende konjunkturelle Talfahrt und die amtliche Kostendämpfungspolitik im Gesundheits- und Kranken- hauswesen haben auch ihre Spuren auf dem Mediziner-Ar- beitsmarkt hinterlassen: Erstmals ist die Zahl der zeitweilig oder dauerhaft beschäftigungslosen Ärztinnen und Ärzte, die in ihrem erlernten Beruf nicht arbeiten, im Januar 1997

auf rund 10 600 gestiegen. Gegenüber Oktober 1996 ent-

spricht dies einer Zunahme um 19,6 Prozent. Im September

1995 lag die Zahl der beschäftigungslosen Ärzte noch

bei 7 700, also eine Zunahme der aus dem Job-Rennen

Geworfenen um 37,7 Prozent. Auch ein Rekord: Die Zahl

der Ärztinnen und Ärzte stieg per Ende 1996 auf 343 556.

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