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Archiv "Naturheilverfahren: Gelungenes Basiswerk" (14.11.2008)

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A2470 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 46⏐⏐14. November 2008

M E D I E N

BERUFSRECHT

Blick hinter die Kulissen

Dass der (niedergelassene) Arzt seit Jahren zunehmend mit wirtschaftli- chen Zwängen zu kämpfen hat, gehört heute zum Allgemeinwissen.

Den Durchschnittsbürger interes- siert das in der Regel nur dann, wenn er in die Rolle des Patienten schlüpft und sich Zuzahlungen oder Leis- tungsrestriktionen ausgesetzt sieht.

Das gesellschaftliche Mitleid mit den Ärzten hält sich in engen Gren- zen, da nach wie vor ihr überdurch- schnittlicher Wohlstand vermutet wird. Berichte über Korruption und Betrug tragen das ihre dazu bei.

Die Berliner Dissertation von Ca- trin Gesellensetter verfängt sich nicht in diesen Klischees, sondern geht in nüchterner Analyse der Frage nach, was den freien Arztberuf heute noch von einem Gewerbetreibenden unterscheidet. Das Bundesverfas- sungsgericht hat im Februar die Exis- tenz eines solchen Unterschieds für den Bereich des Steuerrechts weiter-

hin als gegeben angesehen. Gesel- lensetter zeigt, dass dieser Unter- schied trotz zahlreicher Veränderun- gen hin zu einer stärkeren Orien- tierung an ökonomische Vorgaben auch für das ärztliche Berufsrecht weiterhin gilt. Zwar müssen sich Ärzte heute besser „organisieren“, und es gibt vermehrte Anreize zu be- ruflicher Kooperation. Auch der Ver- tragswettbewerb verlangt stärker als zuvor eine Marktorientierung. Die Kernmerkmale des freien Berufs – selbstständige und persönliche Leis- tungserbringung, besonderes Ver- trauensverhältnis, hohe berufliche Qualifikation und Gemeinwohlori- entierung – sind aber weiterhin prä- gend für den Beruf und den Berufsall- tag. Gerade der „Kampf“ der Ärzte- schaft gegen allzu rigide Leistungs- kürzungen und überzogene Rationa- lisierungspläne zeigt das und ist kein Beleg für ein Abgleiten in die Ge- werblichkeit. Allerdings wird das nur so bleiben, wenn das Berufsethos be- ständig erneuert wird und sich nicht im alltäglichen Bürokratiegeflecht abschleift.

Die juristisch-nüchterne Analyse geht neben den verfassungsrechtli- chen Grundsatzfragen sachkundig und detailliert auf die oft unübersicht- lichen sozial- und berufsrechtlichen Fragen ein. Dabei zeigt sich, dass größere Gestaltungsspielräume, etwa bei der Kooperation in der Rechts- form einer GmbH, verfassungsrecht- lich kaum verhindert werden können.

Umso wichtiger ist es, dass sie im rechten Geist genutzt werden.

Das flüssig geschriebene Buch liefert mehr Analyse als Vision, mehr Blick hinter die Kulissen als Begründung von Ethos. Gerade auf das Letztere ist der Berufsstand aber angesichts der beschriebenen Ent- wicklung angewiesen. Der Impuls dazu kann nur aus dem Berufsstand kommen. Das Recht kann und muss ihn nur gewähren lassen; erzeugen kann es das Berufsethos selbst nicht.

Winfried Kluth

Catrin Gesellensetter: Die Annäherung des Freien Arztberufes an das Gewerbe.Eine verfassungs-, sozial- und berufsrechtliche Untersuchung. Schriften zum Gesundheitsrecht, Band 8. Duncker & Humblot, Berlin 2007, 262 Seiten, kartoniert, 68 Euro NATURHEILVERFAHREN

Gelungenes Basiswerk

Naturheilverfahren sind „in“ – wenn- gleich oft mit falschen Vorstellun- gen verbunden: gefahrlos, wirksam, sanft, kostengünstig, umweltverträg- lich, um nur einige der vielen ihnen zugestandenen Attribute zu nennen.

So vielversprechend sie von (oft genug von der „Schulmedizin“ ent- täuschten) Patienten eingeschätzt werden, so ablehnend werden sie oft von (an evidenzbasierter Medizin ausgerichteten) Therapeuten angese- hen – eine Diskrepanz, unter welcher alle integrierten Institutionen leiden.

Umso wichtiger ist es, dass man sich wissenschaftlich mit den Mög- lichkeiten und Grenzen von Natur- heilverfahren auseinandersetzt. Da- zu bietet der schon wenige Jahre nach der Erstauflage notwendige Nachdruck eine herausragende Zu- sammenstellung von gängigen natur- heilkundlichen Therapieverfahren.

Dem Herausgeberteam ist es gelun- gen, 29 Spezialisten für eine Mitar- beit an dem Standardwerk zu gewin- nen. In fünf große Abschnitte (Allge- meine Einführung und theoretische Grundlagen; Darstellung der Einzel- methoden; Diagnostik und Therapie in Naturheilkunde und Komplemen- tärmedizin; Geschichte; Klinische Forschung und Qualitätsmanage- ment) sind 29 einzelne Kapitel inte- griert, wobei die Darstellung der ein- zelnen Methoden den breitesten Raum einnimmt (Ordnungs-, Bewe- gungs-, Atem-, Entspannungs-, Er- nährungs-, Phyto-, Hydro-/Ther- mo-, Neural-, Balneo-, Klima-, Elek- tro- und Eigenbluttherapie; Sym- bioselenkung; Massagen; Manuelle Medizin; Ausleitende Verfahren;

Akupunktur; Moxibustion).

Insgesamt wird die Phytotherapie mit 114 Seiten am detailliertesten abgehandelt, aber auch die anderen Verfahren sind aufgrund der syste- matischen, wissenschaftlichen und

dennoch praxisorien- tierten Herangehens- weise auf international hohem Niveau angesie- delt, wozu auch die ein- schlägigen Literaturan- gaben zu den einzelnen Themen beitragen. Ver- ständlich, wenngleich aus Therapeutensicht schade, dass unter die- sem Aspekt viele bisher nicht eindeutig bekann- te und anerkannte Ver-

fahren keine Erwähnung finden, obwohl sie teils mit gutem Erfolg angewendet werden (Sauerstoff- therapie, Magnetfeldtherapie, Qi- gong, wobei sich die Aufzählung erweitern ließe).

Insgesamt ein gelungenes Basis- werk, geeignet gleichermaßen für die Aus-, Weiter- und Fortbildung von wissenschaftlich interessierten und praktisch tätigen Therapeuten.

Klaus Jung

Dieter Melchart, Rainer Brenke, Gustav Dobos, Markus Gaisbauer, Reinhard Saller (Hrsg.): Naturheil- verfahren. Leitfaden für die ärztliche Aus-, Fort- und Weiterbil- dung. Schattauer, Stuttgart 2008, 672 Seiten, kartoniert, 29,95 Euro

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