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Archiv "Arztzahlen: Nichts Gutes zu erwarten" (29.05.2009)

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A1150 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 22⏐⏐29. Mai 2009

B R I E F E

2006; 166: 38–43), um einen einzi- gen Todesfall zu verhindern? Tragi- scherweise werden die Patienten in der Regel zuvor nicht einmal in den Kenntnisstand im Sinn eines „in- formed consent“ gebracht, um sich im Bewusstsein von Vor- und eben auch gravierenden Nachteilen zu der Di- agnostik entschließen oder sie ableh- nen zu können. Es findet keinerlei Auswahl statt, um eventuell beson- dere Risikokonstellationen zu berücksichtigen, wird das Alter ebenso wenig wie unabhängige Empfehlungen bedacht und kalku- liert . . . Mir bleibt also völlig unklar, auf welche Daten und Untersuchun- gen die Urologen noch immer war- ten, um zu erkennen, dass ihr Vorge- hen unhaltbar ist und mit den Grund- prinzipien ärztlichen Tuns, dem Nil nocere und der Salutogenese, aber auch gar nichts mehr zu tun hat.

Dr. med. Joachim Pries,Flechtdorfer Straße 3q, 34497 Korbach

EbM stößt an Grenzen

Die Studien von Schröder und And- riole haben unzureichendes Auflö- sungsvermögen, um den Effekt eines Screenings nach Prostatakarzinomen (PCa) auf die PCa-Mortalität aufzu- zeigen. Aus statistischen und logisti- schen Gründen ist dieser Effekt selbst in einer großen kontrollierten rando- misierten Studie grundsätzlich nicht nachweisbar. Die evidenzbasierte Medizin erfährt hier eine Grenze. Die Ergebnisse methodisch unzureichen- der Studien sind äußerst anfällig für Zufälle. Diese Zufälligkeit erklärt auch die Widersprüchlichkeit der Er- gebnisse der Studien von Schröder und Andriole. Derartige Studien soll- ten wegen ihrer grundsätzlichen Aus- sichtslosigkeit unterlassen werden.

Das Ergebnis der Studie Schröders beruht trotz der 162 243 Teilnehmer

auf einer geringen Fallzahl. Gäbe es elf zusätzliche PCa-Todesfälle in der Screening-Gruppe, wäre das Ergeb- nis nicht mehr statistisch signifikant.

51 zusätzliche PCa-Todesfälle wür- den den Vorteil in einen Nachteil ver- kehren. Angesichts dieser Zahlen ist bemerkenswert, dass ca. 17 000 por- tugiesische Teilnehmer nachträglich ausgeschlossen wurden, weil die er- forderlichen Daten nicht vorgelegt werden konnten. Von allen anderen Daten wurde eine angeblich vorher definierte „core age group“ ausge- wertet, die jedoch von der vorher im Current-Clinical-Trial-Register defi- nierten Gruppe abweicht. Damit wer- den weitere ca. 10 000 Teilnehmer nachträglich ausgeschlossen. Nimmt man die Daten trotzdem ernst, dann zeigen sie, dass auf eine einzige Le- bensverlängerung 48 unnötige Über- behandlungen kommen. Mit anderen Worten: Von 49 Personen, die glau- ben, Früherkennung hätte ihr Leben verlängert, irren sich 48. Ihnen wurde sogar Schaden zugefügt. Auch die ärztliche Erfahrung wird durch diese 49 dankbaren Männer getäuscht. Et- waige Begeisterung für PCa-Früher- kennung muss also um den Faktor 49 nach unten korrigiert werden.

Literatur bei dem Verfasser

Priv.-Doz. Dr. Hans-Hermann Dubben,Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf, Martinistraße 52, 20246 Hamburg

ARZTZAHLEN

Es wandern mehr Ärzte ins Ausland ab als nach Deutsch- land zu (DÄ 16/2009:

„Arztzahlentwick- lung: Hohe Abwan- derung ins Ausland – sehr geringe Arbeitslosigkeit“ von Tho- mas Kopetsch).

Nichts Gutes zu erwarten

. . . Will man den eigentlichen Punkt herausarbeiten, so benötigt man nur einen Taschenrechner. Mein Ta- schenrechner sagt mir, dass seit 2000 7 541 ausländische Ärzte zugewan- dert und 19 276 deutsche Ärzte ab- gewandert sind. Mein Taschenrech- ner sagt auch, dass 2,55-mal mehr deutsche Ärzte im Zeitraum von

2000 bis 2008 abgewandert sind als ausländische zugewandert. Daraus schließe ich, dass für das Bundesge- sundheitsministerium ein ausländi- scher Arzt so wertvoll ist wie 2,55 deutsche . . . Sagt doch das Bundes- gesundheitsministerium in seinem neuesten Pamphlet über die Honorar- reform, dass es eine Abwanderung von Ärzten gar nicht gäbe, da min- destens genauso viele ausländische Ärzte zuwandern. Das haben die deutschen Kollegen offenbar schon länger begriffen. Viel Gutes ist da in Zukunft nicht zu erwarten.

Dr. Michael Schneider,Georg-Zink-Straße 4, 74889 Sinsheim

AUSLANDSEINSÄTZE

Soldaten können in der Klinik Möhnesee ihre Erlebnisse ver- arbeiten (DÄ 16/

2009: „Psychische Belastungen: Die Bil- der bleiben im Kopf“

von Sunna Gieseke).

Ethisch fragwürdig

Mit großer innerer Anteilnahme habe ich den Artikel über die Behandlung psychischer Erkrankungen bei Sol- daten nach Kampfeinsätzen gelesen.

Die Situation der Soldaten und Sol- datinnen sowie ihrer Familien nach diesen Extremerfahrungen kommen in dem Bericht über Rehabilitations- maßnahmen für Soldaten sehr gut zum Ausdruck. Zwei Fragen bleiben für mich jedoch offen: Warum müs- sen die traumatisierten Soldaten wie- der für den Einsatz „fit gemacht“

werden? Sollte man ihnen erneute Traumatisierungen nicht ersparen? In Bezug auf diese Zielsetzung halte ich Rehabilitationsmaßnahmen für ethisch fragwürdig. Zweitens muss ich mich nach der Lektüre dieses Ar- tikels fragen, warum im DÄ immer wieder entsprechende Stellenanzei- gen für Ärzte veröffentlicht werden müssen, von Organisationen, die ent- weder Ärzte ganz offensichtlich sol- chen Traumatisierungen aussetzen oder diese durch ihr Engagement in der weltweiten Waffenproduktion Tausenden von Menschen antun . . .

Dr. med. Annette Fister,Plutoweg 2, 48163 Münster

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ANONYM

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