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Von der Traube zur Gesellschaftsdroge

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Academic year: 2022

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Von der Traube zur Gesellschaftsdroge

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Naturwissenschaften

an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von Christina MOITZI

am Institut für Biologie

Begutachterin: Ao.Univ.-Prof. Dr.phil. Maria Müller

Graz, 2021

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Gender Erklärung

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Diplomarbeit die Sprachform des generischen Maskulinums angewendet. Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.

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Kurzfassung

Die vorliegende Diplomarbeit „Von der Traube zur Gesellschaftsdroge“ beinhaltet Informationen zum Thema Wein und zu dessen Überthema Alkohol. Der erste Teil dieser Arbeit reicht von der Geschichte des Weines, über die botanischen Aspekte der Weinrebe, den Klimaeinfluss, die Rebkrankheiten und Schädlinge bis hin zur Arbeit im Weinberg, der Weinlese und der damit anschließenden Weinbereitung. Auf den Unterschied in der Weinbereitung bei Rot- und Weißweinen wird genauer eingegangen und in diesem Zusammenhang werden auch die verschiedenen Gärungsarten erläutert.

Das Kapitel „Wein und Gesundheit“ informiert nicht nur über die Inhaltsstoffe des Weines und dessen gesundheitliche Aspekte, sondern bildet auch die Überleitung zum zweiten Teil der Arbeit. In diesem wird auf jegliche Zusammenhänge mit dem Thema Alkohol genauer eingegangen. Da Alkohol in unserer Gesellschaft allgegenwärtig ist und der Konsum dieser Substanz leider auch zu negativen Konsequenzen führen kann, ist es umso wichtiger Aufklärung zu diesem Thema anzubieten, um auch dessen Wirkung auf den menschlichen Körper verstehen zu können und über die Folgen, die bei übermäßigem Alkoholkonsum auftreten können, informiert zu werden.

Da es von großer Bedeutung ist, schon in jungen Jahren über das Thema Alkohol Bescheid zu wissen, bildet der letzte Teil dieser Arbeit den schulpraktischen Teil. Dieser nimmt auf den Lehrplan Bezug und gibt dahingehend Vorschläge zur methodisch-didaktischen Unterrichtsgestaltung. Da die Schulzeit eine Zeit ist, in der wir für unser weiteres Leben lernen, scheint es mir umso wichtiger, auf Themen wie Alkohol genauer einzugehen, um unerwarteten Folgen des Alkoholkonsums vorzubeugen. Die Unterrichtseinheiten im schulpraktischen Teil sind eine Orientierung dafür, das Thema Sucht und die psychoaktive Substanz Alkohol in den Biologieunterricht miteinzubeziehen.

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Abstract

This diploma thesis "From the grape to the social drug" contains information on the topic of wine and its overarching theme of alcohol. The first part of this thesis ranges from the history of wine, the botanical aspects of the vine, the influence of the climate, vine diseases and pests to the work in the vineyard, the grape harvest and the subsequent vinification. The difference in vinification between red and white wines is dealt with in more detail and in this context the different types of fermentation are also explained.

The chapter "Wine and health" not only informs about the ingredients of wine and its health aspects, but also builds the transition to the second part of the thesis. In this part, any connections within the topic of alcohol are dealt with in more detail. Since alcohol is omnipresent in our society and the consumption of this substance can unfortunately lead to negative consequences, it is all the more important to offer education on this topic in order to be able to understand its effect on the human body and to be informed about the consequences that can occur with excessive alcohol consumption.

The final part of this paper focuses on the practical part for schools, as it is of great importance to know about the topic of alcohol at a young age. It refers to the curriculum and gives suggestions for methodical-didactic teaching. Since school is a time when we prepare ourselves for our adult lives, it seems important to deal with topics like alcohol in more detail to prevent unexpected consequences of alcohol consumption. The teaching units in the practical part are an orientation for the inclusion of topics like addiction and the psychoactive substance alcohol in biology lessons.

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ... 8

1.1 Motivation der Arbeit ... 8

1.2 Aufbau und Zielsetzung ... 8

2 Wein - Historischer Rückblick ... 9

2.1 Antike ... 9

2.1.1 Ägypten ... 9

2.1.2 Griechenland ... 10

2.1.3 Italien ... 10

2.2 Mittelalter ... 12

2.2.1 Frankreich ... 12

2.2.2 Deutschland ... 12

2.2.3 Spanien und Portugal ... 13

2.2.4 Holland ... 13

2.2.5 England ... 13

2.3 Die Entwicklung der Weinflasche ... 14

2.4 Aufstieg und Fall der Weinwirtschaft ... 14

2.5 Geschichtlicher Hintergrund der Rebkrankheiten ... 15

2.6 Moderne Weinproduktion im 20. Jahrhundert ... 16

2.7 Weinskandal in Österreich ... 17

2.8 Geschichte des Weinlandes Steiermark ... 18

3 Botanische Aspekte der Weinrebe ... 19

3.1 Aufbau der Rebe ... 19

4 Klimaeinfluss und Terroir ... 23

4.1 Klima ... 23

4.2 Boden ... 26

4.3 Terroir ... 27

5 Rebkrankheiten und Schädlinge ... 27

5.1 Die Problematik mit der Reblaus... 29

5.1.1 Direktträgerweine ... 30

6 Der Weinberg und seine Besonderheiten ... 30

6.1 Mechanisierung und Bestockung des Weinberges ... 30

6.2 Rebenerziehungssysteme ... 31

6.2.1 Gobelet-System ... 32

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6.2.2 Cordon-Erziehung ... 32

6.2.3 Guyot-System ... 33

6.3 Rebschnitt ... 33

6.4 Jahreszyklus der Rebe ... 35

6.5 Reifephasen der Traube ... 35

6.5.1 Reife Trauben ... 37

6.5.2 Vollreife Trauben ... 37

6.5.3 Überreife Trauben ... 37

6.5.4 Edelfaule Trauben ... 38

6.6 Weinlese ... 38

7 Weinbereitung ... 39

7.1 Rotweinbereitung... 39

7.1.1 Maischegärung ... 40

7.1.2 Malolaktische Gärung ... 43

7.2 Roséweine ... 43

7.3 Weißweinbereitung ... 44

7.3.1 Vorklärung ... 45

7.3.2 Gärung ... 45

7.4 Reifezeit für Rot- und Weißweine ... 46

7.5 Schönung ... 46

8 Wein und Gesundheit ... 47

8.1 Inhaltsstoffe des Weines ... 47

8.2 Gesundheitliche Aspekte des Weines ... 49

9 Alkohol ... 54

9.1 Allgemeine Informationen zum Thema Alkohol ... 54

9.2 Der Weg des Alkohols durch den menschlichen Körper ... 55

9.3 Abbau von Alkohol ... 56

9.4 Wirkung des Alkohols ... 57

9.5 Auswirkungen von Alkohol... 59

9.6 Alkohol und Jugend ... 59

9.6.1 Auswirkungen des exzessiven Alkoholkonsums ... 61

9.7 Alkohol in der Schwangerschaft... 63

9.8 Alkoholkonsum in Österreich ... 65

9.9 Rechtliche Gesetze des Alkoholkonsums in Österreich ... 68

10 Alkoholismus ... 69

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10.1 International Classification of Diseases (ICD) ... 70

10.2 Wirkung im Gehirn ... 70

10.3 Ursachen, Entstehung von Alkoholismus ... 71

10.4 Symptome der Alkoholsucht ... 73

10.5 Therapie und Behandlungsmöglichkeiten ... 73

10.6 Lebenserwartung alkoholabhängiger Personen ... 75

10.7 Alkoholismus in Österreich ... 75

11 Sucht ... 77

11.1 Suchtentstehung ... 77

11.2 Suchtprävention ... 77

12 Schulpraktischer Teil ... 79

12.1 Lehrplanbezug ... 79

12.2 Unterrichtsverläufe ... 80

12.2.1 Stundenverlaufsplan „Einführung Alkohol; Genussübung“ ... 81

12.2.2 Stundenverlaufsplan „Alkoholmythen; Kurzreferate“ ... 83

12.2.3 Stundenverlaufsplan „Präsentationen; Alkoholquiz“ ... 85

12.3 Didaktik und Methodik ... 86

12.4 Unterrichtsmaterialien ... 88

13 Schlusswort ... 93

14 Literaturverzeichnis ... 94

15 Internetverzeichnis ... 98

16 Abbildungsverzeichnis ... 101

17 Tabellenverzeichnis ... 103

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1 Einleitung

1.1 Motivation der Arbeit

Der Hauptgrund für die Auswahl des Themas meiner Diplomarbeit war, dass es mir sehr am Herzen liegt, Jugendliche, aber auch Erwachsene in Bezug auf Alkohol und dessen Auswirkungen auf den menschlichen Körper zu informieren. Ich habe mich mit dem Thema Wein genauer beschäftigt, da es ein beliebtes Volksgetränk ist. Es ist interessant zu verstehen, wie sich die Bedeutung des Weines im Laufe der Geschichte verändert hat und in welchen Schritten die Herstellung dieses beliebten Getränkes abläuft. Wein beziehungsweise allgemein Alkohol ist in unsere Gesellschaft enorm eingebettet, sei es bei Festen und Feiern, oder als Mittel zum Trösten, aber auch als Angsthemmer und Stimmungsmacher. Doch vielen Menschen sind all die Facetten, die der Konsum von Alkohol mit sich bringt, nicht bewusst.

Mir ist es ein großes Anliegen dieses Thema auch in den Schulunterricht einzubringen, um Jugendliche über die weitreichenden Folgen übermäßigen Alkoholkonsums aufzuklären, aber auch um ihrem steigenden Interesse in diesem Bereich gerecht zu werden. Als angehende Lehrperson sehe ich es als meine Aufgabe Jugendliche auf die verschiedenen Aspekte des Lebens vorzubereiten und mit ihnen gemeinsam Themen, die im Leben auf sie zukommen werden, zu erarbeiten.

1.2 Aufbau und Zielsetzung

Den Titel „Von der Traube zur Gesellschaftsdroge“ habe ich deshalb gewählt, da dieses Thema eine Reihe unterschiedlicher Fragen mit sich bringt. Nicht nur, seit wann Wein hergestellt und konsumiert wird, sondern auch welche Bedeutung der Wein in der Gesellschaft hatte und wie sich diese bis heute veränderte. Zu Beginn dieser Arbeit werde ich genauer auf die historischen Aspekte des Weines eingehen und anschließend über die Botanik der Weinrebe informieren.

Einen wesentlichen Teil dieser Arbeit bildet die Weinbereitung des Rot- und Weißweines. Im Anschluss daran werde ich die gesundheitlichen Aspekte des Weines detaillierter erarbeiten, auf das Thema Alkohol überleiten und einen schulischen Bezug herstellen.

Das Ziel meiner Arbeit ist es, über die Weinentstehung und die mit dem Konsum von Alkohol verbundenen Aspekte zu informieren und das Interesse an diesem kostbaren Genussmittel zu wecken. Um auch im Biologieunterricht an das Thema Alkohol heranführen zu können, werde ich Unterrichtsverläufe dazu planen. Diese sollen als Anregung und Anhaltspunkt für Lehrpersonen des Faches Biologie und Umweltkunde dienen.

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2 Wein - Historischer Rückblick

2.1 Antike

Die Geschichte des Weines hat seine Wurzeln sehr tief verankert und reicht zurück bis mehrere tausend Jahre vor Christus. Man vermutet, dass schon zu damaliger Zeit wilde Trauben, die für Nomadenvölker als Nahrungsmittel dienten, auch zu Wein vergoren wurden. Des Weiteren ist bekannt, dass Trauben zusammen mit Oliven und Feigen zu den ersten Wildfrüchten zählten, die vom Menschen domestiziert wurden (DOMINÉ et al. 2000: 14). In der Jungsteinzeit, 7000 bis 5000 vor Christus, wurden die Menschen sesshaft, was zur Folge hatte, dass sie erstmals eigene Nahrung und somit auch Trauben anbauten. Aus dieser Zeit wurden im wilden Kaukasus konservierte Traubenkerne entdeckt, die von Menschenhand angebauten Reben stammten und somit den Beweis für das frühe Kultivieren dieser liefern. Den Saft der Trauben nutzten die Menschen auch dafür, um bei der Feldarbeit ihren Durst stillen zu können (PRIEWE 2020: 56).

Genaue Angaben zum Beginn des Weinbaus gibt es nicht, aber dennoch ist bekannt, dass der Kaukasus den Mittelpunkt der Entstehung von diesem ausmacht. Die Ägypter erlebten die Pracht des Weines als eine der ersten Völker. Sie waren es auch, die unter der Herrschaft der Pharaonen die Techniken des Weinbaus und die damit verbundene Weinbereitung akribisch verbesserten und weiterentwickelten (DOMINÉ et al. 2000: 14). Allerdings fand man nicht nur in Vorderasien Trauben, sondern auch in Europa, im Fernen Osten und in Amerika. Der Wein aus den kaukasischen Trauben hatte aber den besten Geschmack und die größte kultische Bedeutung. Die Menschheit erlangte erst im Jahr 1753 Gewissheit darüber, warum dies so war.

In diesem Jahr veröffentlichte Carl von Linnè, der schwedische Naturforscher, das Werk

„Species Plantarum“, das Aufschluss darüber gab, dass nur aus der vorderasiatisch- europäischen Rebe genießbarer Wein bereitet werden kann, obwohl es einige Unterarten der Gattung der Rebe gibt. Die nun so wertvolle Rebe nannte er Vitis vinifera – die Weinrebe. Sie ist der Ursprung nahezu aller Traubensorten, die für die heutige Weinbereitung genutzt werden (PRIEWE 2020: 56).

2.1.1 Ägypten

Die Ägypter waren eines der ersten Völker, die den Prozess der Weinbereitung beherrschten und als Handelsgut nutzten. Durch den frühen Weinhandel der Pharaonen wurde der wertvolle

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10 Rebensaft mit Schiffen zu den wichtigen Handelsplätzen des Mittelmeerraums transportiert und fand so auch den Weg nach Griechenland. Der Weinhandel war von großer Bedeutung und Geschichtswissenschaftler behaupten sogar, dass er für die Grundlagen unserer modernen Wirtschaft maßgebend war, zum Beispiel für das Zahlungssystem, Verträge, Geld und das Zahlen- und Zeitmaß. Die griechische Kultur wurde somit vom Wein in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends vor Christus enorm geprägt (DOMINÉ et al.2000: 14f.).

2.1.2 Griechenland

Zwei sehr bedeutsame Zentren für die Weinproduktion in Griechenland waren Mykene und Sparta, darauf deuten zahlreiche Darstellungen und Zeichnungen auf Vasen hin, die in diesen Regionen gefunden wurden. Die Griechen exportierten den Wein in verschiedenste Länder, wie zum Beispiel nach Ägypten, Syrien, Marseille und Sizilien (PRIEWE 2020: 58). Der Wein fand aber nicht nur geschmacklich eine große Zuwendung, sondern auch seine Herkunft spielte eine wesentliche Rolle. Die Griechen schrieben dem Wein eine so hohe Stellung zu, dass sie ihn als Geschenk eines Gottes, nämlich Dionysos, auch Bakchos genannt, anerkannten. Durch die Macht dieses Gottes aus Kleinasien, sprudelte, dem Glauben nach, neben Honig und Milch auch Wein aus dem Boden und befreite den Menschen durch seine berauschende Wirkung von den alltäglichen Sorgen (DOMINÉ et al.2000: 15). Die Weine, die in Griechenland hergestellt wurden, dürften laut Überlieferungen von Dichtern geschmacklich nicht besonders zufriedenstellend gewesen sein, da der Wein angeblich mit heißem Wasser verdünnt und somit genießbarer wurde (JOHNSON 1989: 12). Die Weinkultur wurde von den Griechen auch in jene Lebensräume eingeführt, die sie in der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends vor Christus im gesamten Mittelmeergebiet eroberten. Dazu zählten unter anderem Sizilien, Süditalien und auch Südfrankreich, die alle zur Entwicklung der europäischen Rebkulturen beitrugen (DOMINÉ

et al. 2000: 15).

2.1.3 Italien

Erst im alten Rom war den Menschen die Qualität des Weines besonders wichtig. Große Autoren, wie zum Beispiel Vergil, verfassten und veröffentlichten Schriften über den Weinbau.

Diese Dokumentationen lassen darauf schließen, welche Bedeutung die Qualität des Weines zu welcher Zeit bekam. Hinzu kommt auch, dass die Römer über geeignete Amphoren und Gefäße verfügten, die der Aufbewahrung des Weines zugutekamen. Einer der bedeutendsten Schritte

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11 in der Geschichte der Römer war die Verbreitung der Rebe nach Gallien. Sie legten somit den Grundstein für fast alle großen Weingebiete der Neuzeit (JOHNSON 1989: 12f.). Während sich Süditalien zum Weinland entwickelte, etablierte sich Pompeij als wichtigstes Weinhandelszentrum Italiens. Die Römer spezialisierten sich auf die Arbeit des Weinbaus, den sie schließlich auch nach Mitteleuropa verbreiteten. Im Jahr 79 nach Christus kam es zum Vulkanausbruch in Pompeji. Die Stadt und mit ihr die Weinreben wurden zerstört. Die Römer schafften daraufhin in allen Teilen Italiens neue Rebkulturen und es kam so weit, dass nahezu die gesamte landwirtschaftliche Fläche im römischen Kernland, dem heutigen Latium, für den Anbau von Rebstöcken genutzt wurde. Kaiser Domitian veranlasste daraufhin weitere Flächen der Landwirtschaft für den Weinbau zu verbieten, da er mit der großflächigen Bewirtschaftung nicht einverstanden war. Erst mit dem römischen Kaiser Marcus Aurelius Probus wurde das Verbot des Weinbaus aufgehoben und intensive Rebkulturen angelegt, die die Grundlage der heutigen Weinbaugebiete in Deutschland und Österreich darstellen (DOMINÉ et al. 2000: 15f.).

Römische Funde lassen darauf schließen, dass auch schon zu damaliger Zeit Weinbau in der Steiermark betrieben wurde (KATSCHNER 2001: 8).

Die Weinbauländer Europas erfuhren einen Stillstand mit dem Zerfall des Römischen Reiches, wobei sich die Folgen in Italien am drastischsten darstellten. In dieser Zeit erreichte die katholische Kirche einen höheren Stellenwert als zuvor und stieg langsam zum Machtfaktor empor. Fremde Völker stürmten Italien, eroberten Rom und weite Teile des Landes wurden nicht nur ausgeplündert, sondern auch zerstört, sodass die Bedeutung des Weinbaus eine ganz andere wurde. Die ländliche Bevölkerung betrieb weiterhin Weinbau, aber primär als Subsistenzwirtschaft, denn der ökonomische Stellenwert war deutlich gesunken. Angekurbelt wurde die Weinwirtschaft erst wieder mit dem Aufkommen der Städte Genua, Venedig und natürlich Florenz, als Finanzhauptstadt Europas, im 13. und 14. Jahrhundert. Die zwei Familien Antinoris und Frescobaldis, deren Namen bis heute bekannt sind, waren der Überzeugung, im Weinhandel viel Geld verdienen zu können und investierten in diesen. So kam es, dass der Weinbau Italiens Jahrhunderte später einen Aufschwung erfuhr und einen ländlichen Wirtschaftsfaktor darstellte, für den es sich wieder rentierte zu arbeiten (DOMINÉ et al. 2000:

16f.).

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2.2 Mittelalter 2.2.1 Frankreich

Auch in Frankreich kam es zu einigen Veränderungen nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches. In dieser Zeit nahmen Westgoten, Burgunder und Franken das Land in Besitz und Karl der Große war vor allem für den Weinbau im Burgund bedeutend, da er diesen förderte. Einen enorm wichtigen Stellenwert erlangten Kirchen und Klöster in Verbindung mit dem Wein und der Entwicklung der Rebkulturen im Mittelalter (DOMINÉ et al. 2000: 18). Der Messwein war für die Klöster unverzichtbar, galt in den Klosterspitälern aber auch als Heilmittel (KATSCHNER 2001: 8). Burgund und Bordeaux waren zwei wesentliche Gebiete Frankreichs, die für die Grundlage der heutigen Weingroßmacht maßgebend waren. Die Epoche des Mittelalters war also eine bedeutende, denn Wein war für Frankreich das wichtigste Handelsgut im Austausch mit anderen Ländern (DOMINÉ et al. 2000: 18).

2.2.2 Deutschland

Karl der Große ist nicht nur im Zusammenhang mit Frankreich und dem Weinbau zu erwähnen, sondern auch in Deutschland hinterließ er seine Spuren. Er interessierte sich für die speziellen Sorten des Weines und die genaue und gründliche Erziehung der Rebkulturen bis hin zur Weinbereitung. Erwähnenswert ist außerdem, dass er für die Einführung des Buschenschankes verantwortlich ist, der bis heute vor allem in Österreich, aber auch in Süddeutschland Tradition hat. Karl der Große prägte Deutschland für Jahrhunderte und setzte somit den Grundstein der Weintradition. Er eröffnete außerdem neue Möglichkeiten für Kirchen und Klöster, denn diese durften von da an ihre Waren, die sie selbst anbauten und ernteten, auf den Märkten in ganz Europa verkaufen. Somit konnten die kirchlichen Institutionen nicht nur ihr Vermögen vergrößern, sondern erlangten auch in Hinblick auf die Politik enorme Macht. In Deutschland weiteten die Klöster ihre Anbaugebiete des Weines enorm aus, sodass man unter dem Begriff

„Rebenmeer“ eine gute Vorstellung davon hat, wie die landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland zur damaligen Zeit großteils genutzt wurden. Die Rebfläche in diesem Land umfasste 300000 Hektar, was verglichen mit dem heutigen Bestand in Deutschland das Dreifache ausmachte. Die zwei bedeutendsten Städte des Weinhandels in Deutschland waren Frankfurt und Köln (DOMINÉ et al. 2000: 18f.).

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2.2.3 Spanien und Portugal

Die Entwicklung der Weinwirtschaft auf der iberischen Halbinsel, die nicht mehr von Rom beherrscht wurde, begann erst später als in Frankreich und Deutschland. Die Weinproduktion und vor allem der Handel mit anderen Ländern stellten eine gute Einnahmequelle dar, wobei der Export nach England Ende des 15. Jahrhunderts sich als maßgeblicher Wirtschaftsfaktor etablierte. Im 15. und 16. Jahrhundert geschah etwas Bewegendes: Die europäische Weinrebe gelangte erstmals auf amerikanischen Boden, denn Christoph Kolumbus, der den Kontinent Amerika entdeckte, und die Weltumsegler ermöglichten den langen Weg der europäischen Weinrebe in ein neues Gebiet. Der Spanier Hernán Cortés brachte zwar schon viel früher Setzlinge der Weinrebe nach Mexiko, jedoch entstanden erst Mitte des 16. Jahrhunderts die ersten Rebgärten in der Region des heutigen Chiles. Südamerika besaß lange vor Nordamerika Vinifera-Kulturen und exportierte diese auch zurück in europäische Länder. Allerdings kam es dann in einigen Ländern Südamerikas fast zu einem Stillstand des Weinbaus und erst ab den 1980er Jahren kurbelten die Länder Südamerikas den Weinbau wieder an und steigerten die Weinproduktion beziehungsweise den Weinhandel (DOMINÉ et al. 2000: 18f.).

2.2.4 Holland

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts übernahm Holland den Weltweinhandel und erlangte dadurch Macht und Ansehen. Mit einer sehr großen Handelsflotte gelang es den Holländern, ihre Ware in weite Teile Europas zu transportieren und sich auszubreiten. Dadurch, dass die Holländer in ihrer Blütezeit weltweit Kolonien errichteten und viel Ahnung von finanziellen Mitteln hatten, wurden sie mit ihrem weltumspannenden Handel erfolgreich (DOMINÉ et al.

2000: 20).

2.2.5 England

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wendete sich das Blatt: Durch starken militärischen Einsatz übernahmen die Engländer und Franzosen die Vorherrschaft der Holländer und durch den Spanischen Erbfolgekrieg schaffte es England nun endgültig an die Spitze der Macht.

London etablierte sich zu dieser Zeit zu einem der wichtigsten Handelszentren und Weinmärkte weltweit. Auch in Portugal kurbelten die Engländer die Weinwirtschaft an und so kam es, dass der bekannte Portwein zu einem Modegetränk wurde, den die Londoner Gesellschafft zu

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14 genießen wusste. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert gab es einige Veränderungen in Europa. Die Weltherrschaft wurde, nach kapitalistischen Prinzipien, von den Europäern dominiert, es entwickelten sich viele neue Städte und somit wurde auch der Markt und der Handel ausgeweitet. Für den französischen Binnenmarkt war Paris vorherrschend und London dominierte den weltweiten Markt. Dadurch, dass es weniger Umstände bereitete, in andere Städte und Länder zu gelangen, da Binnenzölle wegfielen und der Bau neuer Transsportwege ausgeweitet wurde, war es möglich, Wein aus allen Teilen Europas zu konsumieren. Der Wein war zu einem edlen Produkt geworden und erweckte anspruchsvolle Verbraucher in Bezug auf den Kauf und Konsum der verschiedenen Weinsorten (DOMINÉ et al. 2000: 20). Ein weiterer Schritt in der Entwicklung führte dazu, dass die Holländer und Engländer systematisch damit begannen, den Wein durch Zugabe von Branntwein oder mit Schwefeldochten haltbar zu machen. So konnte die wertvolle Flüssigkeit in den geeigneten Gefäßen und bei geeigneter Temperatur lange gelagert werden. Möglicherweise haben zwar schon die Griechen und Römer an der Haltbarkeit der Weine gearbeitet, doch erst mit Kaiser Maximilian I. im Jahr 1487 wurde ein Dekret erlassen, dass erlaubte Wein zu schwefeln (PRIEWE 2020: 59).

2.3 Die Entwicklung der Weinflasche

Ein nennenswerter Aspekt, der für die Lagerung und Haltbarkeit des Weines von Bedeutung ist, war die Entwicklung der Weinflasche. Die Italiener waren diejenigen, die schon edle und dünne Gläser herstellten, aus denen der Wein genüsslich konsumiert wurde. Doch diese Gläser waren keine geschlossenen Gefäße und zerbrachen auch leicht, deshalb wurde das Glas oft mit Leder oder Bast umwickelt. Erst die Engländer entwickelten, mit Hilfe der Kohlefeuer, eine robuste Weinflasche aus dickerem Glas und einem Korken als Verschluss des Gefäßes. In diesen Flaschen wurde der Wein dann auch über weite Strecken transportiert und gelagert (PRIEWE 2020: 59).

2.4 Aufstieg und Fall der Weinwirtschaft

Die Weinproduktion stieg in vielen europäischen Ländern enorm an und war sozusagen nicht mehr zu bremsen, da auch die Nachfrage der Gesellschaft nicht weniger wurde. In Frankreich versuchte die Regierung zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Neuanlage von Weinbergen zu verbieten, was jedoch scheiterte. Durch das Bevölkerungswachstum, den hohen Wohlstand der Familien und auch durch das 200 Jahre ungewöhnliche lange warme Klima stieg die

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15 Weinproduktion und der Weinkonsum an. Der hohe Verbrauch von fast 120 Liter pro Kopf und Jahr bestätigt dies. Durch die Kriege und den damit verbundenen Krisen sank die Weinwirtschaft wieder ab und vor allem Deutschland hatte es mit dem Wiederaufbau des Weinbaus schwer, da die Entvölkerung fortschritt und einige Winzer auswanderten. Der erste Aufstieg gelang Deutschland erst wieder Ende des 17. Jahrhunderts. In dieser Zeit entwickelten sich zwei bedeutende Weinsorten heraus. In Bordeaux genoss der Cabernet Sauvignon großes Ansehen und in Deutschland etablierte sich der bekannte Riesling (DOMINÉ et al. 2000: 21).

Der Begriff der Spätlese kam offiziell erstmals 1775 im Rheingau auf und zu Beginn des 19.

Jahrhunderts war es zur Tradition geworden, die überreifen Trauben am Stock hängen zu lassen, damit daraus anschließend der süße oder edelsüße Wein gekeltert werden konnte. Der Riesling verdrängte in Deutschland die roten Weinsorten, doch auch in anderen europäischen Ländern kam es zu einer Änderung des Weinstils. In Frankreich im Bordeaux-Gebiet wandelte sich der ursprünglich helle, alkoholarme und leichte Cabernet Sauvignon in einen dichteren, kräftigeren und roten Wein. Das kam dadurch zustande, indem der Wein zuerst mit spanischen stärkeren Grundweinen verschnitten wurde, dann aber durch längere Maischestandzeiten während der Gärung direkt vor Ort gekeltert werden konnte, ohne Verschnittweine hinzufügen zu müssen.

Ein Hoch erlangte die Weinproduktion im 18. Jahrhundert, als die verschiedenen Rebsorten per Ampelografie in ein System eingeordnet wurden (DOMINÉ et al. 2000: 22). Die Ampelografie ist eine Wissenschaft mit genauen Beschreibungen der Rebsorten und leitet sich vom griechischen Wort ampelos, Weinstock, ab (TISCHELMAYER). Weiters wurde in dieser Zeit der Einsatz von Schwefel für die Haltbarkeit und Stabilisierung des Weines und auch des Mostes zum festen Bestandteil der Herstellung dieser Getränke. In Frankreich, im Gebiet der Champagne, wurden Glasflaschen zum Abfüllen des Weines verwendet und der Verschluss war ein Produkt aus Naturkork, woraus sich dann die natürliche Flaschengärung entwickelte. So kam es zu dem sogenannten heutigen Schaumwein, dessen Herstellung damals gar nicht beabsichtigt war. Auch in Österreich entwickelte sich der Wein weiter und 1860 gründete der Erfinder der österreichischen Mostwaage, Freiherr August Wilhelm von Babo, die erste Weinbauschule in Klosterneuburg (DOMINÉ et al. 2000: 22f).

2.5 Geschichtlicher Hintergrund der Rebkrankheiten

Durch die weltweite Vernetzung über verschiedene Transportwege und den Ehrgeiz unterschiedliche Rebsorten in unterschiedlichen Ländern zu kultivieren, erreichte die

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16 amerikanische Labrusca-Rebe im 19. Jahrhundert schlussendlich Europa. Mit ihr wurden leider auch einige Rebkrankheiten eingeschleppt, unter anderem entdeckte man im Jahr 1847 den echten Mehltau (Oidium) an Reben in Frankreich und es dauerte nicht lange, bis sich diese Krankheit der Rebe in Europa ausbreitete. Der falsche Mehltau (Peronospora) wurde 1878 an den Reben gesichtet, gefolgt von der Schwarzfäule zwei Jahre später. Doch die Schäden an den Reben, die die europäischen Länder in der Weinwirtschaft am erheblichsten negativ beeinträchtigt hatten, verursachte die Reblaus, heute als Viteus vitifoliae bekannt. Sie wurde im Jahr 1863 südlich der Rhône, eines langen Flusses in Frankreich, gesichtet. Dieser Schädling kam ursprünglich von der amerikanischen Labrusca-Rebe und es stellte sich heraus, dass diese gegen die Reblaus resistent ist. Doch die europäischen Vinifera-Sorten konnten diesem tierischen Angreifer nicht standhalten. Die Reblaus hatte das Wurzelsystem der europäischen Reben zerstört, sodass die gesamten Pflanzen eingingen. Es war den Menschen zu damaliger Zeit bekannt, dass die amerikanischen Rebstöcke immun gegen Rebläuse waren und so kamen sie 1880 auf die Idee, das Wurzelsystem der Labrusca-Reben zu nutzen und die Vinifera-Reben aufzupfropfen. Der Schaden, der bis dahin entstand, war dementsprechend groß, denn allein in Frankreich wurden 2,5 Millionen Hektar an Rebfläche vernichtet was bedeutete, dass nach 15 Jahren nur mehr ein Drittel der Weinproduktion durchgeführt werden konnte. Durch den traurigen Befall der Reblaus in Europa weiß man heute, dass ungefähr 85 Prozent der weltweiten Rebstöcke auf amerikanischen Labrusca-Reben aufgepfropft sind (DOMINÉ et al.

2000: 24).

2.6 Moderne Weinproduktion im 20. Jahrhundert

Durch die Industrialisierung, Mechanisierung und Massenproduktion im 20. Jahrhundert fanden auch Änderungen in Bezug auf die Weinproduktion statt. Es war nicht mehr primär die Weinqualität, sondern die Quantität der Weine, die angestrebt wurde. Mit den neuen Maschinen war es möglich, viel Wein in kurzer Zeit zu produzieren, aber auch die Chemie in den Weinbergen wurde verstärkt eingesetzt, sodass der erzeugte Wein dadurch dünner und schwächer wurde, was ein niedrigeres Qualitätsniveau bewirkte. Die Arbeit im Weinberg wurde durch den Einsatz neuer Maschinen erleichtert, Bewässerungssysteme wurden verlegt und Arbeitskräfte konnten eingespart werden. Technologische und chemische Hilfsmittel wie zum Beispiel die computergesteuerte Temperaturmessung, verschiedenste Gärtanks, moderne Pressen und Reinzuchthefen waren ab dem zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts nicht mehr wegzudenken. Diese Wandlung seit der Industrialisierung trennt die großen Weinbetriebe von

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17 den Winzern, die vereinzelt noch sehr handwerklich orientiert sind, was aber über die Qualität des Weines nichts aussagt. Seit den 1970er Jahren gibt es auch Weingüter, denen die naturnahe und ökologische Herstellung des Weines sehr am Herzen liegt. Der Wein, der von solchen Weingütern produziert wird, nennt sich Bio-Wein. Hauptmerkmal dieser Weinherstellung ist die Vermeidung von chemischen Produkten wie Pestiziden, Fungiziden und Herbiziden in den Weingärten. Die Bio-Weinbereitung ist sehr naturschonend und das war vielen Winzern sogar wichtiger als die Qualität ihrer Produkte. Doch heute haben sich auch Bio-Weinbetriebe in verschiedenen europäischen Ländern wesentlich verbessert und können exzellente Weinqualitäten aufweisen. Modesorten wie der Chardonnay, der Cabernet Sauvignon, der Merlot, oder der Sauvignon Blanc wurden vermehrt ausgepflanzt. Der Trend dieser Sorten war eine Zeit lang modern, doch auch da änderte sich in den letzten Jahrzehnten einiges, denn es wurde mehr darauf geachtet welche Weinsorte, bei welchem Klima und welcher Bodenbeschaffenheit und Temperatur am besten gedeiht. Und so kam es, dass bestimmte Sorten der Weine für verschiedene Länder in Europa bekannt wurden (DOMINÉ et al. 2000: 25-27).

2.7 Weinskandal in Österreich

In Österreich kam es bei der Herstellung von Wein zu einem erschreckenden Skandal und einer damit verbundenen aufsteigenden Wein-Karriere (DOMINÉ et al. 2000: 27). Im Jahr 1985 wurde einer der größten Lebensmittelskandale in Österreich aufgedeckt und weltweit bekannt. Dieser Skandal ist unter dem Namen Glykol-Skandal, oder Glykolwein bekannt. Ein chemisches Produkt, Diethylenglycol oder auch als Frostschutzmittel bekannt, das aus minderwertigem Alkohol besteht, wurde dem Wein beigefügt, um ihn süßer und geschmackvoller zu machen.

Zwar gab es keine Todesfälle, doch körperliche Auswirkungen wie Erbrechen, Durchfall und Übelkeit waren die Folge. Dieser hergestellte Kunstwein wurde deshalb entdeckt, da ein Winzer jede Menge an Frostschutzmittel steuerlich abschreiben lassen wollte. Nach der Aufdeckung dieses Skandals wurde Österreich mit seinen Weinen vor allem in Europa, aber auch weltweit sehr bekannt und Medien berichteten in genauester Ausführung darüber. Die Folge war, dass der österreichische Wein aus den Regalen der Supermärkte verbannt wurde, um mögliche Gefahren zu verhindern. Der Verkauf sank weltweit auf ein Minimum und es war ein enormer Aufwand, alle österreichischen Weine auf Glykol zu testen. Im Anschluss an diesen Skandal und seine jahrelangen Folgen wurde in Österreich eine Verschärfung des Weingesetzes geltend gemacht. Das österreichische Weingesetz gilt als eines der strengsten der Welt und Kontrollen

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18 werden schärfer durchgeführt als im restlichen Europa. Durch diese strengeren Maßnahmen wird die österreichische Weinqualität heute sehr geschätzt (MEIN ÖSTERREICH).

2.8 Geschichte des Weinlandes Steiermark

Der historische Hintergrund der Weinwirtschaft in der Steiermark gestaltet sich interessant, wenn man bedenkt, dass es ein ständiges bergauf und bergab in Bezug auf den Weinbau gab.

Zunächst war die Zeit nach dem Ende des ersten Weltkrieges 1918 für den Weinbau eine schwierige, denn der größte Teil der Weingärten in der Südsteiermark, 30000 Hektar, ging verloren. Die Folge war, dass Weine aus dem Ausland in die Steiermark transportiert wurden und die Weinpreise in der Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg enorm sanken.

Durch den zweiten Weltkrieg erlitt die Weinproduktion in der Steiermark einen erneuten Rückschlag, denn teilweise wurde das Weinland zum Kampfgebiet ausgeweitet. Nach dem zweiten Weltkrieg kam es zu einem Wiederaufbau des Weinlandes und dieser wurde von der steirischen Landesregierung tatkräftig unterstützt. Ein besonderes Merkmal der steirischen Weingärten ist, dass nahezu dreiviertel der Rebflächen eine 26-prozentige Steigung aufweisen und man somit vom steirischen Bergweinbau spricht. Die Sorten, die in der Steiermark angebaut werden, sind typisch für einen fruchtig und frischen Geschmack des Weines. Nach einem Geschmackswandel der Weikonsumenten in den späten 1970er Jahren gehören die alkohol- und zuckerlastigen Weine nun eher der Vergangenheit an. Doch nicht nur für den Wein, sondern auch für Buschenschänke ist die Steiermark äußerst bekannt und lädt dazu ein, die schönen Weinberge zu erkunden und Sorten wie zum Beispiel den Sauvignon Blanc, Traminer, Welschriesling, Weißburgunder oder Muskateller zu verkosten und zu genießen (KATSCHNER 2001: 10f.).

Die Weinbergfläche, die im Süden der Steiermark liegt, ist mit ihren 4200 Hektar gut überschaubar und bekannt für ihre säuerlichen Weißweinsorten Sauvignon und Chardonnay.

Im Südosten der Steiermark gibt es das sogenannte Vulkanland, das weniger säurehaltige Weine herausbringt, wie zum Beispiel den bekannten Traminer aus Klöch. Eine weitere sehr spezielle Traubensorte ist die der Blauen Wildbacherrebe. Aus ihr wird der weitbekannte Schilcher hergestellt, der einen hohen Säuregehalt und viel Tannin aufweist und meistens zu Roséwein verarbeitet wird (PRIEWE 2020: 237).

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3 Botanische Aspekte der Weinrebe

Die Weinrebe ist eine der Pflanzen, die über einen längeren Zeitraum, genauer gesagt bis zu 30 Jahre, am gleichen Standort wächst und gedeiht, was ihr die Bezeichnung einer perennierenden Dauerkultur verleiht. Doch nicht nur die Nutzungsdauer im Weinberg ist interessant, auch ihr Alter, das bis zu 100 Jahren erreichen kann, ist beeindruckend (JAEGER 2000 a: 78). Die botanische Bezeichnung für die europäische Weinrebe lautet Vitis vinifera. Sie ist eingegliedert in der Familie der Weinrebengewächse (Vitaceae) und der Gattung der Weinreben (Vitis) (MAYRHOFER). Vitis vinifera ist also der lateinische Artname der Pflanze, den man wiederrum in zwei Unterarten, die wilde Weinrebe (Vitis vinifera ssp. silvestris) und die Kulturrebe (Vitis vinifera ssp. sativa), unterteilen kann. Ein wesentlicher Unterschied dieser zwei Unterarten ist, dass sich bei der Wildrebe männliche und weibliche Blüten nicht auf derselben Pflanze befinden, bei der Kulturrebe aber schon. In diesem Fall ist die Kulturrebe einhäusig und die wilde Weinrebe zweihäusig. Eine weitere Art der Gattung Vitis ist die amerikanische Rebe Vitis labrusca, die gegen die Reblaus resistent ist. Die Weinrebe wird wegen ihrer Klettereigenschaften zu den Lianengewächsen gezählt und weist eine holzige Sprossachse auf.

Die Wurzeln, die ihr eine feste und auch sehr tiefe Verankerung im Boden ermöglichen, sind zusätzlich verantwortlich für die Versorgung der Pflanze mit Wasser und Nähstoffen (BLAICH

2000 a).

3.1 Aufbau der Rebe

Zuunterst im Boden spricht man von den Fußwurzeln, die neben der Aufnahme von Nährstoffen und Wasser auch für die Speicherung von Kohlenhydraten nützlich sind, auf die die Pflanze in den Wintermonaten zurückgreift. Dünnere Wurzeln, die nahe unter der Oberfläche zu finden sind werden Tag- oder Tauwurzeln genannt und nehmen den Niederschlag auf, der in den Boden sickert. Das Wurzelsystem der Rebe ist sehr komplex aufgebaut, passt sich den Bodenverhältnissen an und kann sogar mehr als fünf Meter tief in den Boden eindringen (WOSCHEK 2014 a). Der Rebstamm, der aus der Erde empor ragt bildet die Hauptstabilisation der Weinrebe und leitet Nährstoffe weiter. Aus ihm entstehen die zweijährigen Rebschenkel, die in weiterer Folge die Fruchtruten ausbilden (PRIEWE 2020: 63). Der Spross der Pflanze besteht aus einem Hauptspross und sich ausbildenden Seitensprossen(PROPLANTA 2006-2021).

Am Spross erkennt man zwei unterschiedliche Bereiche, die abwechselnd angeordnet sind. Das sind die Knoten (Nodien) und die Bereiche zwischen den Knoten (Internodien). Aus den Knoten

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20 bilden sich die weiterführenden Triebe, Blätter und Ranken aus (WOSCHEK 2014 a). Im Stamm der Rebe verlaufen Leitbündel, die für die Weiterleitung des Wassers und der Nährstoffe zuständig sind. Das Xylem ist der Holzteil des Leitbündels, das das Wasser transportiert und der zweite Teil, der für den Nährstofftransport zuständig ist, nennt sich Phloem (BLAICH 2000 b). An den Fruchtruten bilden sich die Knospen, die auch als Augen bezeichnet werden und aus diesen entwickeln sich zuletzt Blätter und Früchte. Die Blätter sind für die Pflanze unverzichtbare Organe, da sie mit ihrer Hilfe Photosynthese betreibt (PRIEWE 2020: 63). Das Blatt der Weinrebe besteht meistens aus drei bis fünf Hauptleitbündel und die Blattspreite ist je nach Sorte drei bis sieben lappig gegliedert (siehe Abbildung 1 und 2) (BLAICH 2000 b).

Auffallend ist außerdem, dass der Blattrand grob gezähnt ist und sich die Ober- und Unterseite des Blattes sich dahingehend unterscheiden, dass die Oberseite kahl erscheint und die Unterseite vermehrt behaart ist (MAYRHOFER).

Laut einer Studie von Gago et al. haben Trichome, das sind die Haare, die sich auf den Weinblättern befinden, eine große Bedeutung im Zusammenhang mit der Klassifizierung der Vitis-Arten. Um zwischen den Arten der Reben zu unterscheiden, wird die Dichte und Lage dieser Trichome auf der Blattunterseite seit langem erforscht. Durch mikroskopische Untersuchungen der Trichome stellte sich in dieser Studie heraus, dass zwei verschiedene Arten der Trichome auf Weinblättern vorhanden sind. Unter dem Mikroskop erkennt man, dass eine Art der Trichome aufrecht erscheint und die andere Art niederliegend. Der Ursprung beider Trichom-Typen ist die Epidermis, jedoch unterscheiden sie sich hinsichtlich der Anordnung ihrer Basalzellen und auch hinsichtlich der Fluoreszenzeigenschaften. Durch die Untersuchung der mikroanatomischen Merkmale der Trichome auf Weinblättern ist es möglich, eine

Abbildung 1: Vitis vinifera – Blatt (OBERMAYER 2017)

Abbildung 2: Vitis labrusca agg. – Blatt (OBERMAYER)

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21 verbesserte ampelographische Unterscheidung der verschiedenen Rebsorten zu ermöglichen (GAGO et al. 2016).

Stomata, auch Spaltöffnungen genannt, befinden sich an der Blattunterseite und regulieren den Gasaustausch der Pflanze und auch die Abgabe des Wasserdampfes. Durch diese Vorrichtungen kann sich die Pflanze gut an ihre Standortbedingungen anpassen, indem sie die Stomata entweder schließt, um möglichen Wasserverlust zu verhindern oder öffnet, um den Gasaustausch zu ermöglichen, der für die Assimilation nötig ist (DÜRINIG 1980). Die Teile der Rebe, die für das Anheften an Oberflächen dienen, sind die Ranken (PRIEWE 2020: 63).

In der Antike gab es die natürliche Form des Weinbaus was bedeutet, dass die Rebe mit Hilfe ihrer Ranken an Bäumen sehr hoch hinaufkletterte. Doch da dies die Qualität des Saftes der Beeren beeinflusst, da mehr Triebe der Pflanze versorgt werden müssen, hat es heutzutage Tradition die Rebstöcke regelmäßig zurückzuschneiden (JOHNSON 1989: 18). Zwischen den Ranken findet man die sogenannten Geiztriebe, die im Sommer meistens ausgeschnitten werden, da sie nur kleine oder sogar keine Früchte tragen (PRIEWE 2020: 63).

Ein entscheidendes Organ für die Weinbereitung ist die Frucht, die Weinbeere. Aus einer Knospe entwickelt sich entweder ein Trieb mit Blättern oder ein fruchttragender Trieb. Ist zweiteres der Fall spricht man in der ersten Phase der Entwicklung von einem Blütenstand, der auch Geschein genannt wird (siehe Abbildung 3). Aus diesem Blütenstand, der aus zahlreichen männlichen und auch weiblichen Blüten besteht, bildet sich anschließend ein Fruchtansatz, aus dem in weiteren Schritten die reifen Beeren entstehen (PRIEWE 2020: 63). Die botanisch korrekte Bezeichnung für den Blütenstand der Weinrebe ist die Rispe, die bis zu 1000 Einzelblüten aufweisen kann. Je nach Sorte und äußeren Bedingungen sind an einem Trieb ein bis vier Gescheine zu finden(BLAICH 2000 b).

Abbildung 3: Geschein einer Weinrebe (DÄHNHARD 1999: 30)

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22 Eine Einzelblüte der Vitis vinifera ist eine Zwitterblüte, da sie aus männlichen und weiblichen Geschlechtsteilen besteht. Genauer gesagt besteht solch eine Blüte aus fünf Kelchblättern, fünf Kronblättern, fünf Staubblättern, einem Diskus, der sich aus fünf verwachsenen Nektarien zusammensetzt und zwei Fruchtblättern, die synkarp verwachsen sind und den Fruchtknoten bilden. Das besondere an den Kronblättern ist, dass sie nicht auffällig gefärbt sind, sondern nur unscheinbar grün erscheinen und an der Spitze zusätzlich verwachsen sind (siehe Abbildung 4) (BLAICH 2000 b).

Diese Verwachsung ist deshalb von Bedeutung, da das gesamte Käppchen aus Kronblättern in der Vollblüte abfällt und die Staubblätter für die Befruchtung freigibt. Bei diesem Vorgang fällt auch der Pollen auf die Narbe derselben Blüte und somit ist die Selbstbefruchtung vollzogen.

Die Aufgaben der Nektarien, die ringförmig verwachsen sind ist es durch ihren Duft, Insekten anzulocken und gegebenenfalls eine Fremdbestäubung durch diese herbeizuführen. Durch den sogenannten Pollenschlauch gelangt der Pollen zum Fruchtknoten und erreicht in weiterer Folge den Embryosack. Eine Beere entsteht dann, wenn sich eine Verschmelzung zwischen einem Kern des Pollens und dem Zellkern des Eies ergibt und die anschließende Zellteilung vollendet ist (WOSCHEK 2014 a).

Die reife Beere besteht aus einer Schale, dem Traubenmark, dem Butzen und den Kernen, die die Samen der Beere sind (siehe Abbildung 5) (PRIEWE 2020: 65). Die lateinischen Bezeichnungen für die einzelnen Schichten der Beeren von außen nach innen sind das Exokarp, Mesokarp und Endokarp, wobei das Exokarp die Schale bezeichnet und das Meso- und Endokarp den fleischigen Teil der Beere (BLAICH 2000 b). Den saftreichsten Teil der Beere macht das Traubenmark aus, das durch den Butzen mit dem Stiel verbunden ist. Die Schale der

Abbildung 4: Vitis vinifera - Käppchen aus verwachsenen Kronblättern (BLAICH 2000)

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23 Beere ist mit einer dünnen Wachsschicht überzogen und ist bei der Rotweinbereitung ausschlaggebend für die Farbe und den Charakter des Weines. Die darin enthaltenen Polyphenole, wie Anthocyane (Pflanzenfarbstoffe) und Tannine (Gerbstoffe), werden in der Maischegärung herausgelöst und verleihen dem Rotwein seinen individuellen Charakter (PRIEWE 2020: 65).

Je nach Sorte haben die Früchte unterschiedlich ausgeprägte Farben, die sich im Laufe der Reifezeit intensivieren beziehungsweise verändern. Die Größe ist ein weiterer Faktor, der je nach Sorte und äußeren Umwelteinflüssen variiert (WOSCHEK 2014 a).

4 Klimaeinfluss und Terroir

4.1 Klima

Die Weinrebe ist eine sehr robuste Pflanze, die aber am besten in den gemäßigten Klimazonen unserer Erde gedeiht. Zu viel Hitze und damit verbundene Trockenheit schaden der Pflanze, da der Boden einen zu geringen Wasserbestand aufweist, der jedoch für die Entwicklung von immenser Bedeutung ist. Doch auch zu kalte klimatische Bedingungen sind für das Wachstum der Pflanze und die Fruchtbildung ungünstig, da die Früchte der Weinrebe, die Beeren, dann zu wenig Wärme abbekommen, um genügend Zucker bilden zu können. Da aus dem Saft der

Abbildung 5: Aufbau einer Weinbeere (PRIEWE 2020: 65)

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24 Weintrauben schlussendlich der Wein erzeugt wird und der Zucker bei der Weinproduktion zu Alkohol umgewandelt wird, ist es verständlich, dass das Klima einen wesentlichen Bestandteil eines guten Weines ausmacht (PRIEWE 2020: 60). Man unterscheidet prinzipiell zwischen dem Kontinentalklima, dessen Merkmale heiße Sommer und kalte Winter sind, und dem mediterranen Klima mit mildem Winter und warmem Sommer. Das Makroklima Österreichs wird dem Kontinentalklima zugeordnet, jedoch sind die Einflüsse dieses Klimas nur in abgeschwächter Form vorhanden und es entstehen bei uns keine Extremtemperaturen, weder im Sommer noch im Winter (PRIEWE 2020: 66). Im Norden ist der sehr feine Geschmack der Weine ein markantes Merkmal, wohingegen die südlichen Weine durch die vielen Sonnenstunden für alkoholreiche Weine bekannt sind, die einen süßen und kräftigeren Geschmack aufweisen (AMBROSI 1992: 179). Hinzu kommt, dass in der Reifephase der Trauben die Kühle dafür sorgt, dass der Säuregehalt nicht zu sehr sinkt, denn dieser verleiht dem Wein die fruchtige und frische Geschmacksnote (PRIEWE 2020: 60).

Nicht nur das Klima ist entscheidend für den Weinbau, sondern auch das Wetter spielt eine große Rolle in Bezug darauf. Jeder Regentropfen, jeder Sonnenstrahl, jedes Hagelkorn, jeder Grad an Wärme und natürlich auch der Frost wirken sich intensiv auf den Endgeschmack und die Qualität einer Weinsorte aus und sorgen dafür, dass der Wein durch viele Faktoren, die zusammenspielen, jedes Jahr eine neue geschmackliche Variation liefert (JOHNSON 1989: 26).

Der wichtigste Faktor für das Wachstum der Reben ist jedoch die Wärme, denn diese brauchen tagsüber eine Mindesttemperatur von 10°C, um überhaupt austreiben zu können. Auch nachts sollten die Temperaturen nicht übermäßig stark abfallen. In der Reifephase der Trauben hingegen, die meistens Ende Juli beziehungsweise Anfang August stattfindet, ist eine Temperatur von 25°C optimal, um den gebildeten Zucker in den Trauben einzulagern. In dieser Phase sind auch niedrigere Nachttemperaturen nicht ungünstig, da sie das Veratmen des Zuckers in dieser Zeit verhindern. Für die Bildung von Zucker ist die Photosynthese zuständig und dieser Vorgang benötigt ausreichend Licht. Die Pflanze braucht Zucker, denn dieser liefert ihr die Energie. Niederschläge zur richtigen Zeit und in richtigem Ausmaß dürfen auch nicht fehlen, da sie für den Transport des Zuckers und der Mineralstoffe verantwortlich sind und die Pflanze den größten Teil ihres Wasserbedarfs aus dem Boden gewinnt. Die Niederschlagsmenge sollte im Jahr mindestens 600 Millimeter pro Quadratmeter betragen.

Allerdings sollten die Niederschläge auf das Jahr gut verteilt sein, denn wenn in einigen Monaten zu wenig Wasser im Boden zur Verfügung steht, leidet die Pflanze an Wasserstress und das bedeutet, dass die Poren an der Blattunterseite geschlossen werden und der

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25 Stoffwechsel somit gestoppt wird. Da die Mengen und Zeiten des Niederschlags schwer zu beeinflussen sind, gibt es in trockeneren Gebieten des Weinbaus Bewässerungsanlagen, die tröpfchenweise Wasser abgeben, um den Stoffwechsel der Rebe aufrecht zu erhalten. Es gibt nur noch wenige Weinbaugebiete der Erde, wo keine Bewässerungsanlagen genutzt werden (PRIEWE 2020: 66f.).

Mesoklima ist ein Begriff, der die einwirkenden Klimafaktoren auf einen einzelnen Weinberg beschreibt und auschlaggebend für den Charakter und die Qualität des Weines ist. Für einen guten, qualitativen Wein sorgt das Mesoklima auf einem Hügel oder Hang, was schon Vergil vor 2000 Jahren niederschrieb. Die Vorteile des Weinbaus auf Hügeln sind einerseits die trockeneren Lagen, da das überschüssige Wasser bei einer Steigung leicht abfließen kann, andererseits aber auch die wärmeren Temperaturen, da der Einfallswinkel der Sonne begünstigt ist. Der Luftstrom, der nachts vom Hügel ins Tal zieht, kühlt die Reben ab und sorgt für die Erhaltung von Zucker und Säure in den Früchten. Tagsüber bewirken Flüsse im Talgebiet, dass die warme Luft zurück auf den Hügel strömt und den Rebstöcken somit Wärme liefert. Der Fluss im Tal hat hier einen erheblichen Einfluss auf den Luftstrom, denn das Wasser kühlt langsamer ab als Luft und bewirkt somit die Erwärmung der tagsüber zurückströmenden Luft ins Weingebiet (siehe Abbildung 6). Daher ist es nicht verwunderlich, dass Weinberge oft in der Nähe von Flüssen oder Seen angelegt werden (PRIEWE 2020: 68f.).

Der Frost stellt für die Reben eine große Gefahr dar, denn wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken, sterben die Blätter ab und folglich können auch keine Früchte mehr gebildet werden (PRIEWE 2020: 69).

Abbildung 6: Die Thermik im Weinberg bei Nacht und bei Tag (PRIEWE 2020: 68)

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4.2 Boden

Der Boden bildet die Basis für die Verankerung der Rebe und auch für die Nährstoff- und Wasserzufuhr, die für die Pflanze überlebenswichtig sind. Durch unterschiedliche chemische, physische und biologische Einflussfaktoren verändert sich das geologische Ausgangsmaterial.

Die Weinrebe wächst und gedeiht auf verschiedensten Untergründen, die auch zum Geschmack des Endprodukts, des Weines, beitragen. Die Wurzeln der Rebe können sich entweder tief im Boden verankern und ausbreiten, wie es zum Beispiel nützlich für die Massenproduktion ist, da die Wasserreserven in größeren Mengen vorhanden sind, oder das Wurzelsystem befindet sich bei flachen Böden nahe der Oberfläche, was wiederum bedeutet, dass weniger Wasserreserven vorhanden sind, aber die Qualität der Weine hier oft bessere Voraussetzungen findet (JAEGER

2000 a: 88). Hinzu kommt auch noch, dass das Alter der Rebe in Bezug auf die Tiefe der Verwurzelung im Boden eine Rolle spielt. Je jünger die Pflanzen sind, desto näher an der Oberfläche findet man ihre Wurzeln. Mit steigendem Alter gelangen auch die Wurzeln tiefer in den Erdboden und liefern schlussendlich besseren Wein, da in den tieferen Schichten des Bodens eine größere Menge an Nährstoffen aufgenommen werden kann und auch die Gefahr der Trockenheit, Nässe und Düngung hier vermindert wird (JOHNSON 1989:18f.)

Über die Wurzeln nimmt die Pflanze die Stoffe auf, die sie benötigt. Mineralstoffe sind hier von größter Bedeutung. Häufige Ausgangsmaterialien für den Weinbauboden sind Kies, Kalk, Schiefer, Lehm (PRIEWE 2020: 70f.). Diese Untergründe bestimmen die Wasserdurchlässigkeit und natürlich auch die Mineralstoffzusammensetzung. Je mehr Tonanteil im Boden enthalten ist, desto eher wird das Wasser zurückgehalten und desto schwieriger ist auch die Bearbeitung des Bodens. Steinige Böden hingegen können das Wasser besser durchlassen und speichern tagsüber die Wärme, die sich nachts wieder abgeben können und somit haben sie einen positiven Einfluss auf den Prozess der Reife (JAEGER 2000 a: 88). Je nach Land und Klimavoraussetzungen haben sich bestimmte Böden für den Weinbau herauskristallisiert.

Kalkhaltiger Flusskiesel, der wasserdurchlässig ist, ist für den Mèdoc in Frankreich bekannt.

Die Reben müssen hier bis zur Mergelschicht, die auf einem Kalkbett liegt, tiefe Wurzeln schlagen, da im oberen Bereich des Bodens wenig Nährstoffe zu finden sind. Das Gebiet der Champagne hingegen weist vermehrt Kalkböden auf, die zum Teil schon 65 Millionen Jahre alt sind. An der Mosel sind Schieferböden charakteristisch für die hochklassigen Rieslinge.

Schiefer kann die Wärme tagsüber gut und schnell speichern und strahlt sie nachts wieder ab.

Als letztes und außergewöhnliches Beispiel für einen Weinbauboden liefert der Terra Rossa Boden in Coonawarra, einem Gebiet in Australien. Der Boden hat seinen Namen von der Farbe

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27 der roten Erde und unter dieser dicken Erdschicht befindet sich eine wasserspeichernde Kalkschicht. Dieses Weinbaugebiet ist sehr bekannt für den Cabernet-Sauvignon und für dunkle Weine mit süßlichem Geschmack (PRIEWE 2020: 70f.).

4.3 Terroir

Ein wichtiger Begriff, der im Zusammenhang mit dem Boden noch geklärt werden sollte, ist das Terroir. Dieses umfasst nicht nur die Zusammensetzung des Bodens, sondern alle Faktoren, die den Wein beeinflussen. Hierzu zählen zum Beispiel die Temperaturen in der Nacht und am Tag, die Niederschlagsmenge, das Klima, die Bodenbeschaffenheit und somit auch das Wasserrückhaltevermögen, die Einstrahlung der Sonne auf die Weinstöcke und die Lage des Weinbaugebietes (PRIEWE 2020: 70f.). Somit kann man sich vorstellen, dass eine bestimmte Rebsorte an verschiedenen Standorten mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Einflussfaktoren auch einen anderen Endgeschmack des Weines ergibt (JAEGER 2000 a: 86).

5 Rebkrankheiten und Schädlinge

Die Weinrebe hat verschiedenste Feinde, die ihr schaden beziehungsweise sie auch vernichten können. Dieses breite Spektrum an Feinden besteht aus verschiedenen Krankheiten, aber auch aus Schädlingen, die die Pflanze als Wirt nutzen. Viren, Bakterien, Pilze oder andere Erreger fügen der Pflanze Schaden zu und als besonders schwer zeigt sich die Vorgehensweise gegen diese Erreger. Chemisch gesehen gibt es schon Möglichkeiten die Weinrebe zu schützen beziehungsweise von den Krankheiten zu befreien, doch dies ist häufig auch umweltschädlich und in einigen Ländern sogar untersagt. Rebkrankheiten aller Art können den Wein hinsichtlich des Geschmacks und der Qualität beträchtlich beeinflussen. Nennenswerte Pilze, die auf Weinreben häufig vorkommen sind der Falsche Mehltau (Peronospora), der Echte Mehltau (Oidium) und der Grauschimmel (Botrytis). Diese Pilze unterscheiden sich vor allem daran, an welchen Stellen sie die Weinrebe in Mitleidenschaft ziehen. Der Falsche Mehltau befällt die Blätter der Pflanze und schränkt dadurch die Photosyntheseaktivität der Pflanze erheblich ein.

Dadurch ist auch die Zuckerbildung in den Beeren beeinflusst und im Weiteren der Geschmack des Weines. Der Echte Mehltau hingegen befällt zusätzlich zu den Blättern auch die Früchte, was nicht nur die Qualität des Weines prägt, sondern auch zu Ernteausfällen führen kann. Auch die dritte verbreitete Pilzart, der Grauschimmel, vermindert den Ertrag, trägt zu Ernteausfällen

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28 bei und beeinträchtig auch die Qualität des Weines (JAEGER 2000 a: 98f.). Pilze, die die Wurzeln der Rebe befallen, führen häufig zum Aussterben der Pflanze. In diesem Fall ist der Standort der Weinreben von großer Bedeutung, da sich in ungünstigen Lagen Staunässe ansammeln kann und das Wachstum und die Verbreitung der Pilze begünstigt und fördert (BERKELMANN- LÖHNERTZ 2000: 101). Um gegen die Rebkrankheiten, die durch Pilze hervorgerufen werden, vorzugehen gibt es unterschiedliche Methoden der Bekämpfung, unter anderem durch den Einsatz organischer Substanzen, die entweder nur äußerlich angewandt werden, oder auch in die Pflanze eindringen (JAEGER 2000 a: 98). Eine weitere Krankheit der Weinrebe ist die im Winter zur Zeit des Rebschnitts an den Symptomen erkennbare Schwarzfleckenkrankheit, die sich nur langsam ausbreitet, da die Sporen mittels Wassertropfen verbreitet werden. Im Vergleich dazu tritt die Esca-Krankheit bei älteren Reben auf und weist in Deutschland einen chronischen Befallsverlauf auf. Die genauen Ursachen dieser Krankheit sind noch nicht bekannt und werden weiter untersucht, um auch geeignete Bekämpfungsmethoden entwickeln zu können (BERKELMANN-LÖHNERTZ 2000: 100f.).

Doch neben diesen häufig vorkommenden Pilzkrankheiten wird die Weinrebe auch von Schädlingen befallen. Zwei verschiedene Arten des Traubenwicklers, der seinem Namen alle Ehre macht, sind beim Befall der Weinreben bekannt. Einerseits der Einbindige Traubenwickler (Eupoecilia ambiguella) und andererseits der Bekreutzte Traubenwickler (Lobesia botrana) (JAEGER 2000 a: 99). Das Vorkommen der Einbindigen Traubenwickler ist nur auf Weinreben beschränkt, wohingegen Bekreutzte Traubenwickler auch auf anderen Gewächsen, wie zum Beispiel Stachel- und Johannisbeeren zu finden sind. Die aufeinanderfolgenden Stadien des Traubenwicklers schädigen unterschiedliche Teile der Weinrebe, die verschieden stark ausgeprägt sind. Feuchte Wetterbedingungen beeinflussen den Schaden durch den Traubenwickler zusätzlich (ÖKOLANDBAU 2021). Außer dem Traubenwickler sind Rebzikaden, Rhombenspanner und Dickmaulrüssler als Schädlinge der Weinrebe bekannt. Rebzikaden findet man an der Unterseite der Blätter, wo sie an den Adern der Blätter saugen. Sie bewirken dadurch eine Verfärbung und das Einrollen der Blätter am Blattrand, was zur Folge hat, dass einzelne Teile des Blattes austrocknen und es bis zu einem frühzeitigen Blattfall kommen kann.

Der Rhombenspanner bevorzugt als Nahrung die Knospen der Rebe, sodass sich keine normalen Triebe aus den angefressenen Knospen mehr entwickeln können. Das Besondere am Dickmaulrüssler ist, dass die Larven dieses Tieres den Hauptschaden der Pflanze verursachen, denn sie fressen die Wurzeln der Rebe und schädigen die Pflanze somit stark. Der adulte Käfer ernährt sich von den Knospen und den Blättern der Weinrebe (HOLST 2000 b: 102f.).

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5.1 Die Problematik mit der Reblaus

Ein besonders bekannter Vertreter der Schädlinge, der in Europa im Jahre 1863 entdeckt wurde, ist die Reblaus. Ursprünglich kommt dieser Schädling aus Amerika, doch mit der weltweiten Verbreitung der Weinreben wurde er nach Europa eingeschleppt und richtete dort enorme Schäden in den Weingebieten an (JAEGER 2000 a: 104).

Die Reblaus Individuen bilden an der Pflanze Blatt- und Wurzelgallen, aus denen sie neue Populationen hervorbringen können. Indem sie an bestimmten Teilen der Weinrebe saugen, injizieren sie ihren Speichel zum Beispiel in die Wurzel, daraus bildet sich die Wurzelgalle, die zur Nahrung und Vermehrung der Nachkommen dient. Durch das Beschädigen der Pflanzenteile, vor allem das der Wurzeln, ist die Rebe geschwächt und es kommt häufig zum Absterben der Pflanze (RUHDORFER 2018: 9f.). Das Interessante beim Entwicklungskreislauf der Reblaus ist, dass ein „Wirtswechsel“ stattfindet, allerdings nicht auf einer anderen Pflanze, sondern zwischen den Blättern und Wurzeln der Weinrebe. Der Kreislauf beginnt damit, dass nach der Paarung zweier Rebläuse ein sogenanntes befruchtetes Winterei am Rebstock abgelegt wird, woraus sich dann Maigallenläuse entwickeln. Die an den Blättern gebildeten Blattgallen dienen zur Nahrung und Vermehrung dieser Insekten. Die Junggallenläuse, die sich erst am Beginn ihrer Entwicklung befinden verlagern gegen Spätsommer ihren Aufenthaltsort in die Tiefe zu den Wurzeln der Rebe. Nachdem sie den Winter im Boden verbracht haben, saugen sie im Frühjahr an den Wurzeln, um Nahrung zu bekommen und dadurch bilden sich wiederrum die Wurzelgallen, die der Pflanze erheblich schaden können. Die Jungläuse sind nun fähig selbst Eier abzulegen, was sie in den Wurzelgallen auch tun. Einige der Wurzelläuse entwickeln sich weiter zu Nymphen, die Ansätze von Flügeln haben, und gelangen aus dem Boden an die Oberfläche, wo sich der oberirdische Kreislauf fortsetzt. Geflügelte Rebläuse werden die Insekten nach dem Stadium der Nymphe genannt. Diese sind nun in der Lage unbefruchtete Eier zu legen aus denen wieder männliche und weibliche Nachkommen schlüpfen. Mit der Paarungszeit zweier Rebläuse beginnt der oberirdische Kreislauf von vorne (HOLST 2000 a:

104f.). Chemisch gesehen gibt es noch keine effiziente Lösung gegen die Reblaus vorzugehen.

Doch schon früher kam man auf die Idee, die Weinreben zu veredeln, was bedeutet, dass zwei verschiedene Weinrebenarten verknüpft werden. Man spricht in diesem Zusammenhang davon, dass sogenannte Edelreiser der Vitis vinifera - Rebe auf reblausresistente amerikanische Rebsorten, wie zum Beispiel Vitis berlandieri, Vitis riparia und Vitis rupestris, aufgepfropft werden. Durch diesen Vorgang ist es gelungen die Schäden der Weinreben, die die Reblaus verursacht, erheblich zu verringern (JAEGER 2000 a: 104).

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5.1.1 Direktträgerweine

Im Zusammenhang mit der Reblauskatastrophe sind wie schon erwähnt amerikanische Rebsorten importiert und mit europäischen Vitis vinifera–Reben veredelt worden. In dieser Zeit kamen auch die sogenannten Direktträgersorten der Reben aus Amerika auf. Direktträgersorte bedeutet, dass die Weinrebe nicht veredelt wurde. Da die amerikanischen Sorten eine Resistenz gegen die Reblaus aufwiesen, wurden diese in Europa auch unveredelt gesetzt und daraus wurde Wein hergestellt. Nach einigen Bedenken gegenüber der Qualität des Weines und der Gesundheitsschädigung des Weines wurde es laut Gesetz verboten, diese Direktträgerweine in Europa herzustellen beziehungsweise zu verkaufen. In Österreich war ein solcher Wein der Uhudler, der aus dem Südburgenland kommt und im Jahre 1950 bekannt wurde. Dem „Verein der Freunde des Uhudlers“ gelang es 1992 den Uhudler wieder offiziell anzuerkennen und in das österreichische Weingesetz aufzunehmen. Der Vorteil in der Herstellung dieser Direktträgerweine besteht darin, dass die Weinreben und Trauben selten chemisch behandelt werden müssen, da sie eine hohe Resistenz gegen Schädlinge und andere Rebkrankheiten aufweisen (PFEIFFER 2019).

6 Der Weinberg und seine Besonderheiten

6.1 Mechanisierung und Bestockung des Weinberges

Es bedarf an vielen Teilschritten, die durchgeführt werden müssen, um von einem fertigen Weinberg sprechen zu können. Die Arbeit, die in Weinbaugebieten anfiel, änderte sich schlagartig mit der Einführung von Maschinen, wie zum Beispiel Traktoren. Doch vor dieser Zeit wurden alle Arbeiten im Weinberg, die mit der Hand ausgeführt wurden, durch den Einsatz von Pferden oder Rindern erleichtert. Erst zwischen 1950 und 1960 war es üblich Traktoren für die Arbeit zwischen den Rebzeilen und den Transport der Ernte zu verwenden. Ein Problem, das in diesem Zusammenhang auftritt, ist das Zusammenpressen des Bodens durch die schweren Geräte im Weinberg, die zwischen den Rebzeilen entlangfahren. Dadurch, dass die Erde bis zu 30 Zentimeter zusammengedrückt werden kann, ist die ausreichende Bodenbelüftung nicht mehr gegeben, die für die Entwicklung der Weinreben beziehungsweise ihrer Früchte mitentscheidend ist. Deshalb ist eine sorgfältige Auswahl der Maschinen für die Arbeit im Weinberg erforderlich (JAEGER 2000 a: 90f.).

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31 Mit der Bestockung beginnt der Kreislauf eines Weinbaugebietes. Ein wichtiger Gedanke bei der Planung eines Weinberges ist eine möglichst kostengünstige Bearbeitung der Reben. Zu beachten gilt hier in welchen Abständen die Reben voneinander gesetzt werden sollen und auch wie groß der Abstand zwischen den einzelnen Rebzeilen sein sollte. In Bezug darauf gibt es in den verschiedenen Ländern unterschiedlichste Herangehensweisen. In Spanien ist es zum Beispiel nicht unüblich die Weinberge in einem sogenannten Weitstand anzulegen. Das bedeutet, dass der Abstand zwischen den einzelnen Reben von zweieinhalb Metern sehr groß ist und auch der Abstand zur nächsten Rebzeile dreieinhalb Meter beträgt. Diese Form des Weitstandes genügt zur Erzeugung von Tafel- und Landweinen, jedoch ist die Erzeugung von Spitzenweinen kaum möglich. Insgesamt beinhaltet diese Form der Weinberge ungefähr 1100 Reben pro Hektar. In Gebieten der Länder, die primär auf die Qualität des Weines spezialisiert sind, werden die Reben so angelegt, dass sie von den zu Hilfe genommenen Maschinen leicht zu bearbeiten sind. Bei diesem System stehen die einzelnen Reben näher beieinander, also eineinhalb Meter und der Abstand zwischen den Rebzeilen beträgt fast zwei Meter, was einen Gesamtbetrag von 3500 Reben pro Hektar ergibt. Eine dritte Variante der Bestockung ist der Dichtstand-Weinberg. Wie der Name schon verrät, sind hier die Abstände sehr eng gewählt, nämlich nur einen Meter zwischen den Reben und einen Meter zwischen den Rebzeilen. Diese Art des Weinberges bringt die Reben dazu sehr tief zu wurzeln, sodass jede Pflanze genug Wasser und Nähstoffe erlangt und ein weiteres Merkmal sind die dicht am Stamm gewachsenen Trauben. Ein Weinbaugebiet wie das eben beschriebene ist typisch für das französische Gebiet Champagne und erzielt 10000 Reben pro Hektar (PRIEWE 2020: 74f.).

6.2 Rebenerziehungssysteme

Rebenerziehungssysteme werden je nach Klima, Bodenbeschaffenheit, Bearbeitung und Tradition der einzelnen Gebiete ausgewählt (PRIEWE 2020: 76). In diesem Abschnitt werden die drei Grundtypen der Rebenerziehungssysteme kurz angeführt, gegenübergestellt und zur leichteren Vorstellung bildhaft dargestellt (siehe Abbildung 7).

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6.2.1 Gobelet-System

Das Gobelet-System oder auch Bäumchen-System genannt wurde wahrscheinlich schon in der Antike von den Griechen praktiziert und anschließend von den Römern übernommen. Es wird als älteste Methode der Rebenerziehung gesehen und ist bis heute noch eine herkömmliche Methode, die im Mittelmeergebiet, zum Beispiel in Südfrankreich, Spanien und auch teilweise in Süditalien, angewandt wird. Das Prinzip dieses Systems ist sehr einfach konzipiert. Der Stamm der Rebe wird mit maximal 65 Zentimetern Höhe kurzgehalten und durch einen speziellen Rebschnitt wachsen von ihm aus drei Schenkel nach oben. Da dieses System aber nur geringe Erträge hervorbringt, eignet es sich nicht für einen Massenweinanbau, dafür aber für qualitativ guten Wein (PRIEWE 2020: 76).

6.2.2 Cordon-Erziehung

Weltweit gesehen ist dieses Rebenerziehungssystem das meist verbreitete. Es hat den Vorteil, dass es sich sowohl für den Qualitätsweinbau als auch für die Massenproduktion eignet. Die Cordon-Erziehung nutzt einen Drahtrahmen zur Stützung der Rebe. Ein weiterer Vorteil dieser Art ist die mechanische Bearbeitung der Weinrebe. Aufgebaut ist dieses System so, dass maximal zwei Schenkel der Rebe dauerhaft bestehen bleiben und an einem Draht befestigt sind (PRIEWE 2020: 77).

Abbildung 7: Drei Grundtypen der Rebenerziehungssysteme (PRIEWE 2020: 77)

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