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Alkohol und Jugend

Im Dokument Von der Traube zur Gesellschaftsdroge (Seite 59-63)

Die Etappe des Übergangs vom Jugendlichen zum Erwachsenen ist eine sehr bedeutende und geht mit einigen Herausforderungen und Erfahrungen einher. Der Umgang mit Alkohol ist in dieser Phase ein Teil dieser Erfahrungen. Dadurch, dass Alkohol in die österreichische Gesellschaft und Kultur eingebettet ist, werden Jugendliche mit diesem Thema früher oder später konfrontiert werden (MECHTCHERIAKOV et al. 2018: 204). Um an mehrere Daten in

60 Bezug auf psychoaktive Substanzen von Schülern zu kommen, führte das „European School Survey Project on Alcohol and Other Drugs“ (ESPAD) weltweite Befragungen durch. Auch in Österreich gab es diese Befragungen mit dem Jahr 2019 nun schon zum vierten Mal. Eine weitere Studie, die Daten zum Gesundheitsverhalten von Schülern ermittelt nennt sich „Health Behaviour in School-aged Children“-Studie (HBSC). In einem Rhythmus von vier Jahren werden Befragungen bei Schülern in 42 europäischen Ländern durchgeführt. Diese Art der Datenerhebung geht zurück auf das Jahr 1986. Laut den Ergebnissen dieser Untersuchungen liegen die ersten Erfahrungen mit Alkohol zwischen 13 und 15 Jahren. Je älter Jugendliche werden, desto häufiger konsumieren sie Alkohol. Der problematische Alkoholkonsum ist jedoch mit vier bis sechs Prozent der Jugendlichen gering. Der generelle Trend des Alkoholkonsums von Jugendlichen in Österreich ist jedoch mit einem Rückgang verbunden (SKALA 2020). Die verschiedenen Konsummotive der Jugendlichen wurden von der „Sucht Schweiz“ genauer erläutert. In diesem Zusammenhang lassen sich vier verschiedene Motive für den Konsum von Alkohol bei Jugendlichen vergleichen. Verstärkungsmotive und soziale Motive gehen mit einer positiven Wertigkeit einher. Unter positiver Wertigkeit wird die Steigerung emotionaler Zustände ausgedrückt. Eine negative Wertigkeit hingegen bedeutet, eine Linderung oder gar Vermeidung negativer emotionaler Zustände. Beispiele für Konsummotive mit negativer Wertigkeit sind Bewältigungsmotive und Konformitätsmotive.

Laut einer Studie von HBSC wird ersichtlich, dass die Motive des Konsumverhaltens von Alkohol bei Jugendlichen im Alter von 15 Jahren vor allem auf soziale Motive und Verstärkungsmotive zurückgehen. Beispiele für Verstärkungsmotive sind unter anderem das Gefühl berauscht zu sein und der Spaßfaktor. Soziale Motive betreffen Situationen außerhalb der Person, wie zum Beispiel Alkohol zu trinken, um die Party lustiger zu finden, um lockerer zu werden und um gemeinsam mit Freunden lustige Momente zu erleben. Ein Viertel der Jugendlichen, die Mehrheit davon waren Schülerinnen, gab an Alkohol zu trinken, um Probleme zu vergessen, beziehungsweise um sich aufzumuntern, was unter den Begriff der Bewältigungsmotive fällt. Zu den Konformitätsmotiven zählt das Anstreben der Zugehörigkeit einer Gruppe, aber auch die Anerkennung der Jugendlichen untereinander. Diese Motive wurden in Bezug auf den Alkoholkonsum am seltensten genannt (SUCHT SCHWEIZ 2011).

Meistens trinken Jugendliche aus mehreren Motiven Alkohol und es ist schwer eine genaue Zuordnung festzulegen. Die Risikofaktoren, die für den Alkoholkonsum bei Jugendlichen erheblich sind, ergeben sich aus einer Wechselwirkung zahlreicher verschiedener Faktoren. Ein Faktor, der enorme Auswirkungen auf den frühen Alkoholkonsum darstellt ist die familiäre

61 Situation. Es wird angenommen das etwa zehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Österreich Erfahrung mit mindestens einem alkoholabhängigen Elternteil haben. Einen weiteren Faktor stellt die leichte Zugänglichkeit von Alkohol in Österreich und das Neugierverhalten der Jugendlichen dar. Ein nicht vorhandener familiärer Rückhalt und ein damit verbundenes unsicheres Bindungsmuster gehen ebenfalls negativ mit dem Alkoholkonsum im frühen Alter einher (SKALA 2020).

9.6.1 Auswirkungen des exzessiven Alkoholkonsums

Die Auswirkungen von exzessivem Rauschtrinken bei Jugendlichen sind laut dem Artikel „The Burden of Binge and Heavy Drinking on the Brain: Effects on Adolescent and Young Adult Neural Structure and Function“ von Cservenka und Brumback neben psychosozialen Problemen und negativen neurokognitiven Folgen auch schlechtere Erfolge in der Schule und bei weiterführenden Ausbildungen. Darüber hinaus ist der frühe Konsum von Alkohol häufig die Ursache für spätere Alkoholkonsumstörungen. Mehrere Studien in Bezug auf sehr starken Alkoholkonsum haben ergeben, dass zum Beispiel die Reaktionszeit bei Jugendlichen mit erhöhtem Alkoholkonsum bei speziellen Untersuchungen geringer war als bei der Kontrollgruppe. Auch in Hinblick auf das Arbeitsgedächtnis ergaben Tests, dass die Leistung bei Jugendlichen mit exzessivem Alkoholkonsum eine geringere war. Weitere negative Auswirkungen auf die Leistungen des Gehirns bei Jugendlichen erwiesen sich durch Tests, die auf das Lernen und das Gedächtnis ausgerichtet waren. Bei einer Untersuchung ging es um das Erlernen neuer Wortpaare und im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigten die Jugendlichen, die untersucht wurden, eine erhöhte Aktivität in unterschiedlichen Arealen des Gehirns.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Rauschtrinken, auch „Binge drinking“ genannt mit einigen negativen Veränderungen im Gehirn einhergeht (CSERVENKA, BRUMBACK 2017).

Neben einer gestörten Informationsübertragung, zum Beispiel durch den Abbau von Nervenverbindungen, ist das jugendliche Gehirn besonders gefährdet, da es sich bis Anfang zwanzig noch in der Entwicklung befindet. Eine Region im Gehirn, die vom Rauschtrinken besonders betroffen ist, ist das Frontalhirn. Mit dem Frontalhirn wird die Handlungssteuerung und auch die Selbstkontrolle in Verbindung gebracht. Rauschtrinken, das in regelmäßigen Abständen wiederholt wird, ist für jedermann schädlich, doch am allermeisten trifft es Kinder beziehungsweise Jugendliche, deren Gehirn noch nicht vollständig entwickelt ist (KENN DEIN

LIMIT 2017).

62 Um zu verstehen, wann es sich um eine Überdosis von Alkohol handelt, hat das „National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism“ einen nützlichen Beitrag dazu herausgegeben. Der Inhalt dieses Artikels bezieht sich zunächst auf die Erklärung einer Alkoholüberdosis, zeigt die damit verbundenen Gefahren auf und wie man betroffenen Personen Hilfe leisten kann. Von einer Überdosis Alkohol spricht man dann, wenn sich im Blutkreislauf so viel Alkohol befindet, dass der Körper mit dem Abbau überfordert ist und bestimmte Regionen des Gehirns zu arbeiten aufhören. Dies ist besonders beeinträchtigen, da lebenserhaltende Funktionen vom Gehirn gesteuert werden und nach und nach eingestellt werden. Unter den lebenserhaltenden Funktionen versteht man die Atmung, die Temperaturkontrolle des Körpers und natürlich die Herzfrequenz. Eine Überdosis Alkohol ist verantwortlich für dauerhafte Schäden im Gehirn, kann aber auch zum Tod der jeweiligen Person führen. Verschiedene Faktoren beeinflussen die Wirkung von Alkohol im Körper angefangen von der Trinkgeschwindigkeit, der zusätzlichen Einnahme von Medikamenten oder anderen psychoaktiven Substanzen, dem Alter, dem Geschlecht und natürlich auch der Toleranz beziehungsweise Empfindlichkeit gegenüber Alkohol. Einige Medikamente, wie zum Beispiel Schlafmittel oder Schmerzmittel, verstärken die Wirkung von Alkohol im Körper und führen schneller zu einer Überdosierung. Eine Person, die an einer Alkoholüberdosis leidet, erkennt man zum Beispiel an der extrem niedrigen Körpertemperatur, Krampfanfällen, Erbrechen, Probleme beim Atmen, einem sehr langsamen Herzschlag, aber auch an feuchter Haut, geistiger Verwirrung und Schwierigkeiten bei Bewusstsein zu bleiben. Um einer Person in so einer Situation helfen zu können sollte zuallererst der Notarzt kontaktiert werden. Weiters wäre es hilfreich herauszufinden, was die Person zusätzlich zu Alkohol konsumiert beziehungsweise eingenommen hat und, ob es über die betroffene Person wichtige Informationen zu ihrer Gesundheit gibt, auf die es zu achten gilt.

Die Person, die an einer Alkoholüberdosis leidet, sollte unter keinen Umständen alleine gelassen werden. Am besten wäre es, den Körper der betroffenen Person sitzend und aufrecht zu halten, damit sie an ihrem möglichen Erbrochenen nicht ersticken kann. Sobald die Person zu erbrechen beginnt, sollte ihr geholfen werden, indem der Oberkörper nach vorne gebeugt wird, um mögliches Ersticken zu vermeiden. Ist die Person allerdings bewusstlos, so wäre es hilfreich sie in die stabile Seitenlage zu bringen. Dies sind die wichtigsten Hilfestellungen, die man in einer solchen Situation anbieten kann (NATIONAL INSTITUTE ON

ALCOHOL ABUSE AND ALCOHOLISM 2021).

Eine Alkoholüberdosis kann jeder Mensch erlangen, doch am häufigsten sind Jugendliche und junge Erwachsene betroffen. Einige Studien haben herausgefunden, dass das Rauschtrinken bei

63 Jugendlichen sehr beliebt ist. Der Körper von Jugendlichen, der sich selbst noch in der Entwicklung befindet, ist mit dem Alkoholabbau komplett überfordert. Dadurch steigt die Blutalkoholkonzentration (BAK) und das Gehirn und andere körperliche Funktionen werden negativ beeinflusst. Eine Überdosis an Alkohol muss nicht unbedingt zum Tod führen.

Allerdings werden sehr oft langanhaltende Schäden in den Bereichen des Gehirns festgestellt (NATIONAL INSTITUTE ON ALCOHOL ABUSE AND ALCOHOLISM 2021).

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