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Gesundheitliche Aspekte des Weines

Im Dokument Von der Traube zur Gesellschaftsdroge (Seite 49-54)

In vielerlei Hinsicht wird darüber diskutiert, ob Wein für die menschliche Gesundheit fördernd ist oder nicht. In diesem Kapitel werde ich genauer auf das Zusammenspiel von Wein und Gesundheit eingehen und dahingehend auch Studien zu diesem Thema miteinbeziehen.

Einen wesentlichen Beitrag zum Interesse der Menschheit an Wein und dessen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit lieferte 1991 die amerikanische Fernsehgesellschaft CBS. 60 Minuten lang wurde damals über positive Folgen des Weinkonsums auf die menschliche Gesundheit berichtet. Genauer gesagt stand der Rotwein mit seinen wertvollen Inhaltsstoffen im Mittelpunkt des Berichtes (PRIEWE 2020: 52). Unter dem Titel „Das französische Paradoxon“ wurde in dieser Sendung eine epidemiologische Studie präsentiert, die weltweit durchgeführt wurde. Das Ergebnis dieser Studie zeigte, dass die Sterblichkeitsrate durch Erkrankungen am Herzen mit höherem Weinkonsum niedriger war. Da sich die Ernährung der Franzosen und Amerikaner hinsichtlich des Fettkonsums nicht wesentlich unterscheidet, lag auf der Hand, dass der Weinkonsum, der bei den Amerikanern deutlich geringer war als bei den Franzosen, mitverantwortlich für die Verminderung der Herzerkrankungen sein musste, denn die Zahl der Todesfälle durch Herzgefäßerkrankungen in Frankreich war zweieinhalbmal geringer als in Amerika. Die positiven Effekte haben einerseits ihren Ursprung im Alkohol des Weines, der bei regelmäßigem Konsum für das flüssigere Blut verantwortlich ist und somit das Cholesterin, das schädlich ist, verringert. Andererseits gibt es im Rotwein besondere Inhaltsstoffe, die dazu beitragen, die Kapillargefäße zu schützen und im Endeffekt die Bildung von Blutgerinnsel verhindern. Diese Inhaltstoffe sind unter dem Ausdruck Polyphenole bekannt und haben zudem oxidationshemmende Eigenschaften (DOMINÉ et al. 2000: 13).

Dadurch, dass Polyphenole Veränderungen der Gefäßwände im Herzen und auch im Gehirn verhindern, wird das Risiko einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden minimiert (PRIEWE

2020: 52). Wichtig zu erwähnen ist aber auch, dass nicht primär der Rotwein zur Gesundheit der Menschen beiträgt, sondern, dass auch andere Faktoren einen Einfluss darauf haben. Unter

50 anderem sind das die Nahrungsgewohnheiten der Bevölkerung in verschiedenen Ländern, die entweder gesünder oder weniger gesund ausfallen. In einigen Ländern gibt es einen höheren Fleischkonsum, in anderen hingegen stehen Obst und Gemüse an der Spitze des Speiseplanes.

Zusammenfassend wirkt sich der Rotwein unter verantwortungsvollem, regelmäßigem, aber geringem Konsum in Kombination mit einer relativ gesunden Ernährungsweise positiv auf die Gesundheit aus und verlängert im besten Fall die Lebensdauer. Der gemäßigte Konsum von Rotwein hängt von mehreren Faktoren ab, wie zum Beispiel des Geschlechts, des Körpergewichts und der Person. Wichtig ist auch, dass der Wein zu den Mahlzeiten getrunken werden sollte. Bei Frauen, die die gleiche Menge Rotwein wie Männer trinken, wird man feststellen, dass die Alkoholkonzentration im Blut höher ist und auch der Faktor des Gewichts eine Rolle in Bezug auf die Auswirkung von Alkohol im Körper spielt (DOMINÉ et al. 2000:

13).

Aus einem Artikel zum Thema Rotwein und dessen Wirkung auf die Gesundheit geht hervor, dass besondere Inhaltsstoffe, die hauptsächlich im Rotwein zu finden sind, eine positive Wirkung auch in Bezug auf Krankheitsvorbeugung aufweisen. Zum Beispiel bringt das

„französische Paradoxon“ die niedrigere Sterblichkeitsrate der Franzosen mit einem regelmäßigen Rotweinkonsum im Vergleich zu anderen Ländern mit ähnlichem Konsum an gesättigten Fetten, in Verbindung. Zusätzlich zum geringeren Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen und einer geringeren Sterblichkeitsrate ist es auch nicht abwegig, dass Rotwein einen positiven Einfluss auf die kognitiven Funktionen hat. Spezielle Inhaltsstoffe des Rotweines, die mit diesen Ergebnissen zusammenhängen sind die sogenannten Weinflavonoide, die eine Hauptgruppe der polyphenolischen Verbindungen bilden. Laut Studien wird angenommen, dass Weinflavonoide hypocholesterolemische Effekte ausüben, also das Cholesterin senken und somit vor Arteriosklerose schützen (FERNANDES et al. 2017).

Unter Arteriosklerose versteht man die Ablagerung von Kalk, Bindegeweben und Fetten in den Arterien, die nach einiger Zeit den Blutfluss negativ beeinflussen, indem sie ihn behindern und auch die Gefäßwände schwächen (siehe Abbildung 13). Diese Krankheit wird oft erst spät erkannt, da sie zunächst keine Symptome bereitet. Je enger die Gefäße allerdings werden, desto weniger Blut kann durch die Arterien fließen und schlussendlich werden die Organe im Körper mit zu wenig Sauerstoff versorgt und können Schäden davontragen (SIMHOFER 2020).

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Aus einer weiteren Untersuchung geht hervor, dass Weinflavonoide auch eine Thrombosehemmung aufweisen. Zwar gibt es noch keine genaue Erklärung wie Weinflavonoide die Thrombozytenaktivität hemmen, jedoch ist es möglich, dass diese unter anderem die Membranfluidität verändern. Weitere Studien und Untersuchungen dieser Auswirkungen auf den Körper wird es in Zukunft noch einige geben, um Sicherheit durch den mäßigen Konsum von Rotwein zu erlangen (FERNANDES et al. 2017).

Adipositas

Hinsichtlich Adipositas wurde herausgefunden, dass diese Krankheit epigenetisch sein kann, was bedeutet, dass die Ernährung einen Einfluss auf die Gene hat. Experten nehmen an, dass Flavonoide, die im Rotwein vorhanden sind, epigenetische Mechanismen der Zellen verändern können. Der positive Aspekt der Flavonoide im Rotwein bringt eine verminderte Nahrungsaufnahme mit sich, beziehungsweise einen erhöhten Energieverbrauch. Außerdem wird durch den Konsum von Rotwein die Energiespeicherung verhindert. Durch die Interaktion der Flavonoide mit den Verdauungsenzymen kann die Fettabsorption verringert werden (FERNANDES et al. 2017).

Krebs

Die besonderen Wirkstoffe, die im Rotwein enthalten sind, haben neben der Vorbeugung von Arteriosklerose, der Verhinderung von Herzkrankheiten, der niedrigeren Sterblichkeitsrate und dem positiven Einfluss auf die kognitiven Funktionen auch chemopräventive Eigenschaften gegen Krebs. Bei den verschiedenen Krebsarten ist es wissenschaftlich belegt, dass das

Abbildung 13: Arteriosklerose (DR-GUMPERT.de 2002 - 2020)

52 zelluläre Gleichgewicht im Körper gestört ist. Flavonoide können bewirken, dass diese Störung der veränderten Zellen wieder rückgängig gemacht werden kann und liefern somit einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit (FERNANDES et al. 2017).

Neurologische Krankheiten

In Bezug auf neurologische Erkrankungen haben Studien gezeigt, dass sich Nahrungsmittel, die Flavonoide beinhalten, als sehr nützlich für die Verbesserung der Leistung des Arbeitsgedächtnisses erweisen und auch einen positiven Einfluss auf die Verringerung depressiver Symptome haben. Diese Ergebnisse erhielt man sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern, die flavonoidreiche Nahrung zu sich nahmen. Allgemein lässt sich aus diesen Ansätzen zusammenfassen, dass es Studien gibt, die den mäßigen Rotweinkonsum mit der menschlichen Gesundheit in Verbindung bringen. Allerdings sind an den Auswirkungen einige Faktoren beteiligt, die nicht außer Acht gelassen werden sollten. Um Sicherheit in Bezug auf die Wirkung der Polyphenole des Rotweins auf die Gesundheit zu bekommen ist es nötig, dass noch einige Studien durchgeführt werden (FERNANDES et al. 2017).

Als Vergleich zu den vorher genannten Ergebnissen aus dem Artikel „Wine Flavonoids in Health and Disease Prevention“ werde ich nun die Erkenntnisse aus einem weiteren Artikel und einer Studie erläutern, die zu einem gesünderen Leben beitragen, da sie unseren Körper schützen.

Dazu sollte zunächst der Begriff der Antioxidantien etwas genauer erklärt werden. In Verbindung mit dem Rotwein spricht man von den Polyphenolen, als den wirksamsten Wein-Antioxidantien. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem Resveratrol, Anthocyane und auch Catechine. Ein Beispiel für die Wirkung von Resveratrol in unserem Körper wäre die Neutralisierung freier Sauerstoffradikale, was eine Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bewirkt. Antioxidantien sind aber nicht nur im Rotwein zu finden, sondern auch in Obst und Gemüse und den Produkten, die daraus hergestellt werden. Demnach wird das Risiko von Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, aber auch von Diabetes und auch einigen Krebsarten durch Antioxidantien reduziert. Ein wesentlicher Beitrag des Rotweins und seinen nützlichen Inhaltsstoffen ist die Senkung des Blutdrucks bei Personen, die an Bluthochdruck leiden. Aus den Ergebnissen dieser Untersuchungen lässt sich feststellen, dass zur gesunden Ernährung auch ein moderater Rotweinkonsum zu den Mahlzeiten zu empfehlen ist, um das Risiko bestimmter Krankheiten zu vermeiden. Laut dem Artikel „Contribution of Red Wine

53 Consumption to Human Health Protection“ können Obst, Gemüse und Rotwein also zu einem gesünderen und möglichweise längerem Leben führen (SNOPEK et al. 2018).

Um zu erklären, wie Antioxidantien unserem Körper nützlich sind, ist es zunächst wichtig den Begriff der freien Radikalen zu beschreiben. Die Besonderheit der freien Radikalen ist, dass diese keine vollständige chemische Struktur aufweisen, weil ihnen ein Elektron fehlt. Durch den Vorgang sich ein passendes Elektron zu suchen um vollständig zu werden, wird einem anderen Molekül ein Elektron genommen. Oxidation bezeichnet den Ablauf dieses Entreißens eines Elektrons. Durch diese Vorgänge wird der Körper belastet und es kann zu verschiedensten Schäden kommen. Die Hilfe in dieser Situation sind Antioxidantien, die den freien Radikalen Elektronen abgeben und somit andere Körperzellen geschützt werden können (REHBERG 2021).

Eine Studie von Qureshi et al. untersuchte die bedeutende Rolle der Antioxidantien in Bezug auf den schützenden Effekt vor Krankheiten und die damit zusammenhängenden Lebensmittel.

Die Studie wurde anhand der Daten von Frauen aus Norwegen durchgeführt, die beim norwegischen Brustkrebs-Screening-Programm teilgenommen haben. Die Zahl der Frauen, die im Jahr 2006/2007 einen Fragebogen über Nahrungsmittel ausfüllten, betrug 6514. Das Alter der Frauen variierte zwischen 50 und 69 Jahren. Ziel dieser Untersuchung war es herauszufinden, welche Lebensmittel einen wesentlichen Beitrag zur Variation der Antioxidantienaufnahme liefern. Die Ergebnisse der antioxidativen Gesamtaufnahme waren Getränke wie Kaffee, Tee und Rotwein, aber auch Walnüsse, Orangen, Heidelbeeren, Brokkoli und Zimt. Bei den Getränken hatte der Kaffeekonsum den größten Anteil, beim Obst die Orangen und bei den Gemüsesorten Brokkoli. Bei dieser Studie gilt zu beachten, dass sich die Ergebnisse auf die norwegische Ernährung beziehen und auch das vermehrte Kaffeekonsumverhalten berücksichtigt wird (QURESHI et al. 2014).

Um einen besseren Überblick der körperlichen Auswirkungen des allgemeinen Alkoholkonsums zu erlangen, wird im folgenden Abschnitt dieser Arbeit die Wirkung und Verarbeitung von Alkohol im menschlichen Körper genauer betrachtet und die damit zusammenhängenden Auswirkungen auf die Organe erläutert.

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9 Alkohol

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