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Archiv "Krankenhäuser: Jedes zweite Haus macht Verluste" (29.11.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 48

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29. November 2013 A 2297 KRANKENHÄUSER

Jedes zweite Haus macht Verluste

Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser hat sich dramatisch verschlechtert.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft appelliert an Bund und Länder, das Problem gemeinsam anzugehen.

E

s spreche für einen schweren Systemfehler, wenn mehr als die Hälfte der Krankenhäuser rote Zahlen schreibe, kommentierte Al- fred Dänzer zum Auftakt des 36.

Deutschen Krankenhaustages die zeitgleich veröffentlichten Ergeb- nisse des Krankenhaus-Barometers 2013: „Das ist ein absoluter Tief- punkt, eine dramatische Ver- schlechterung zum Vorjahr und be- weist, dass unser Kampf für finan- zielle Nachbesserungen voll und ganz berechtigt war und weiterge- hen muss“, sagte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesell- schaft (DKG) am 20. November in Düsseldorf.

Dem Krankenhaus-Barometer zufolge machte 2012 jedes zweite Allgemeinkrankenhaus (51 Pro- zent) Verluste. 2011 hatten „nur“ 31 Prozent einen Jahresfehlbetrag aus- gewiesen. Auch die Erwartungen für 2014 sind pessimistisch: Nur 22 Prozent rechnen mit einer Verbesse- rung, dagegen 39 Prozent mit einer Verschlechterung ihrer wirtschaftli- chen Situation. Krankenhäuser mittlerer Größe stehen tendenziell besser da, kleine Krankenhäuser mit weniger als 300 Betten eher schlechter, große Einrichtungen ab 600 Betten liegen in etwa im Bun- desdurchschnitt. An der repräsenta- tiven Befragung von April bis Juni 2013 beteiligten sich 290 Allge- meinkrankenhäuser.

Vorhalteleistungen nicht ausreichend vergütet

„Was wir derzeit erleben, ist eine Bankrotterklärung des Kranken- hausfinanzierungssystems“, kom- mentierte der Präsident des Verban- des der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD), Dr. Josef Dül- ling. Das gelte sowohl für die Inves- titions- als auch für die Betriebskos- tenfinanzierung. Was die Finanzie-

rung der Investitionskosten angehe, so kämen die Bundesländer ihrer ge- setzlichen Verpflichtung dazu im- mer weniger nach. „Anfang der 90er Jahre lagen die Fördermittel noch bei neun Prozent des Umsatzes der Krankenhäuser, heute nur noch bei gut drei Prozent“, führte Düllings aus. Zugleich sei die Finanzierung der Betriebskosten durch die Preis- deckelung massiv eingeschränkt:

„Die Tariflohnsteigerungen können beispielsweise nur zu etwa 50 Pro- zent über Preissteigerungen refinan- ziert werden.“ Hinzu kämen „Kolla- teralschäden“ durch das Fallpau- schalensystem, die vor allem kleine- re Krankenhäuser der Grundversor- gung in den Ruin trieben. Der bei den kleinen Häusern erhöhte Anteil der Vorhalteleistung werde im DRG-System nicht angemessen ver- gütet. Düllings: „Wenn eine wohn- ortnahe Grundversorgung politisch ausdrücklich gewünscht ist, dann muss die ,statistische Technokratie’

des DRG-Systems beendet wer- den.“ Nach seinem Eindruck hat die Versorgungswirklichkeit das Fall- pauschalensystem überholt. Das gelte zumindest für einen sehr gro-

ßen Teil der Grundversorger, so der VKD-Präsident. „Nicht jedes Kran- kenhaus, das rote Zahlen schreibt, ist überflüssig“, ergänzte Harald Weinberg von der Bundestagsfrakti- on „Die Linke“.

Gemeinsame Initiative von Bund und Ländern gefordert

Über die Pläne der künftigen Bun- desregierung für die Krankenhäuser ist DKG-Präsident Dänzer ent- täuscht: „Zu den großen Problemfel- dern der Betriebs- und Investitions- kosten der Kliniken steht in den be- kanntgewordenen Ergebnissen der Arbeitsgruppe Gesundheit und Pfle- ge viel zu wenig.“ Die Investitions- problematik werde ganz ausgeklam- mert. Jede Reform der Krankenhaus- finanzierung bleibe aber unvollen- det, wenn nicht auch die Investiti- onsfinanzierung geändert werde, be- tonte Dänzer: „Wer, wenn nicht eine Große Koalition, deren Parteien ja auch in allen Ländern an den Regie- rungen beteiligt sind, könnte dieses Problem angehen?“ Er appellierte an Bund und Länder, hier zu einer ge- meinsamen Initiative zu kommen.

Der CDU-Bundestagsabgeordne- te Lothar Riebsamen warb dagegen für Verständnis dafür, dass die Ko- alitionsarbeitsgruppe Gesundheit und Pflege das Thema der Investiti- onsfinanzierung in ihrem Papier ausgeklammert habe. Selbst eine Große Koalition könne die Länder nicht vor den Kopf stoßen und ihnen in einem Koalitionspapier auf Bun- desebene diktieren, wie das Problem der Investitionsfinanzierung in den Krankenhäusern zu lösen sei. Rieb- samen: „So kann man taktisch und politisch einfach nicht vorgehen.“

Man werde sicher bald eine Bund- Länder-Kommission einsetzen, und dann müsse man abwarten, welche Ergebnisse vorgelegt würden.

Jens Flintrop GRAFIK

Klein, aber fein?

Wegen der relativ hohen Vorhaltekos- ten schreiben vor allem die kleineren Krankenhäuser rote Zahlen.

Jahresergebnis 2012

Krankenhäuser in % 50,9 3,8

7,7 Ausgeglichenes 6,9

Ergebnis

Jahresfehlbetrag

Jahresüberschuss

45,3 0 20 40 60

Quelle: Deutsches Krankenhausinstitut

36,6 37,7

56,5

54,6

KH mit 50–299 Betten KH mit 300–599 Betten KH ab 600 Betten

P O L I T I K

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