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Archiv "Zur Situation der Onkologie in Deutschland: Schlußbemerkung" (03.07.1975)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Onkologie

lant tätige niedergelassene Arzt müssen sich hier also harmonisch ergänzen, sowohl in der Durchfüh- rung des Behandlungsplanes als auch in der Vermittlung von Infor- mationen und schließlich in der Durchführung der notwendigen Kontrolluntersuchungen. Dabei wird am Anfang ein ausführlicher Bericht des Klinikarztes an die nachbehandelnden Ärzte stehen müssen. Dieser Bericht erschöpft sich nicht in der Darstellung des Befundes und der durchgeführten Therapie, er muß auch den Plan für die Gesamtbehandlung über einen langen Zeitraum darstellen.

Von den ambulant tätigen Ärz- ten, sei es der Hausarzt oder der einschlägige Facharzt muß erwar- tet werden, daß sie die weitere Be- handlung und die Kontrolluntersu- chungen bei den Patienten genau nach dem festgelegten Konzept durchführen. Nur auf diese Weise ist eine langfristige Therapiestrate- gie realisierbar. Der ambulant be- handelnde Arzt muß seinerseits die Möglichkeit haben, den Patienten unmittelbar wieder in die stationäre Behandlung zu überführen, wenn sich dies beim Verlauf als notwen- dig erweist. Ein solchermaßen von Klinik und Praxis gemeinsam getra- genes Behandlungskonzept wird

durch eine Verbesserung der thera- peutischen Ergebnisse belohnt;

seine Berechtigung wird damit von allen beteiligten Ärzten bald er- kannt werden.

Die Voraussetzungen für eine sol- che Zusammenarbeit zwischen Kli- nik und Praxis in der Durchführung langfristiger Tumortherapie sind in der Bundesrepublik Deutschland günstig. Allgemeinärzte wie auch Fachärzte der verschiedenen Dis- ziplinen stehen überall zur Verfü- gung.

Es wird primär die Aufgabe der Kli- nik sein, mit dem Patienten abzu- sprechen, zu welchen Ärzten er sich für die ambulante Behandlung begeben wird. Die Ärzte werden dann von der Klinik über die Be- funde und den weiteren Verlauf der Therapie zu unterrichten sein. So-

bald der Patient dann in die Hand des ambulant tätigen Arztes über- gegangen ist, wird dieser die Ver- antwortung für den Kontakt mit der Klinik zu übernehmen haben. In den Rahmen der langfristig geplan- ten ambulanten Therapie werden natürlich auch die notwendigen Kontrolluntersuchungen einzubau- en sein. Sie lassen sich in Zusam- menarbeit des Hausarztes mit dem niedergelassenen Facharzt in aller Regel ambulant durchführen.

Für den Patienten hat das den ent- scheidenden Vorteil, daß er im schützenden Rahmen seiner Fami- lie bleiben kann, dadurch der Übergang in das gesellschaftliche und berufliche Leben erleichtert und beschleunigt wird. Für die Kli- niken bedeutet das eine erhebliche Entlastung, damit verbunden eine Verkürzung der Verweildauer und eine Einsparung hoher Kosten.

Im Interesse einer zielstrebigen Therapie sowie einer lückenlosen Verlaufs- und Erfolgskontrolle wird es allerdings auch erforderlich sein, sich Gedanken über die Do- kumentation zu machen. Es wird dabei nicht genügen, wenn die Da- ten über Behandlung und Kontroll- untersuchungen einerseits in der Klinik, andererseits beim ambulant behandelnden Arzt erfaßt und ver- wahrt werden. Die Zusammenfüh- rung der Daten zur Verlaufsbeurtei- lung im Einzelfall und zur statisti- schen Erfassung des Gesamtberei- ches der Krebserkrankungen wird auf die Dauer ein unumgängliches Erfordernis sein. Auch dies muß unter allen Umständen in den Plan der Zusammenarbeit zwischen der Klinik und den ambulant tätigen Ärzten einbezogen und bedacht werden.

Die hier entwickelten Vorstellun- gen werden vielleicht im ersten Au- genblick auf Skepsis oder Wider- spruch stoßen. Das Arbeiten nach

„Programmen" entspricht sicher- lich nicht der üblichen und norma- lerweise auch berechtigten Übung, wonach der einzelne Arzt nach ei- genem Ermessen über diagnosti- sche und therapeutische Maßnah-

men entscheidet. Wir müssen aber heute anerkennen, daß das pro- grammierte therapeutische und diagnostische Handeln bei langfri- stigen Erkrankungen ein Erforder- nis sein wird, dem wir uns nicht ver- schließen können. Für die Tumor- therapie gilt das im ganz besonde- ren Maße. Alle beteiligten Ärzte werden den Vorteil einer solchen programmierten Arbeitsweise für den Patienten und den Heilerfolg rasch erkennen und den sich dar- aus ergebenden Anforderungen Rechnung tragen. Das ärztliche Tun war stets bestimmt von dem Wohl des Patienten. Die niederge- lassene Ärzteschaft wird auch im Bereich der Tumortherapie ihren Beitrag in vollem Umfange leisten.

Anschrift des Verfassers:

Prof .Dr. Hans J. Sewering Präsident

der Bundesärztekammer 5 Köln 41 (Lindenthal) Haedenkampstraße 1

Schlußbemerkung

Hauptziel unserer Ausführungen ist es, gemeinsam und alternierend mit den freipraktizierenden Ärzten sowie den verschiedenen onkologi- schen Disziplinen dem Patienten eine optimale, nach modernen Grundsätzen konzipierte Diagno- stik und Therapie zu vermitteln, ohne ihn aus nicht zwingenden Gründen durch längere Kranken- hausaufenthalte aus seinem ge- wohnten Lebensraum herauszulö- sen. In der Essener Klinik konnte durch diese Verfahren die Verweil- dauer pro Patient von 25,1 Tagen im Jahre 1970 auf 12,6 Tage im Jahre 1973 verkürzt werden.

Berücksichtigt man die durchschnitt- liche Krankenhausverweildauer von Patienten im Rahmen der Inneren Medizin, die 23,6 Tage beträgt, und ferner den natürlicherweise bei Tumorkrankheiten gegebenen chronischen Charakter des Lei- dens, kann diese Zahl als erstaun- lich günstig eingestuft werden. I>

2020 Heft 27 vom 3. Juli 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Onkologie

Langjährige ausländische Erfah- rungen lassen bereits heute erken- nen, daß aus dieser Art der engma- schigen Verflechtung diagnosti- scher und therapeutischer Verant- wortlichkeiten zwischen freiprakti- zierenden Ärzten und Tumorzen- tren eine für alle Beteiligten als op- timal zu bezeichnende Behand- lungssituation resultiert. Hauptbe- günstigter dieser psychologisch und behandlungstechnisch wichti- gen Arbeitsteilung ist der Patient.

Aber auch die freipraktizierenden Ärzte werden durch den sehr en- gen Kontakt mit Onkologischen Zentren zwanglos auf dem modern- sten Stand onkologischer Diagno- stik und Therapie gehalten.

Um dieses Ziel zu erreichen, ist es jedoch erforderlich, in Anlehnung an weit fortgeschrittene ausländi- sche Vorbilder auch in der Bundes- republik Onkologische Zentren un- ter Hinzuziehung der größeren kommunalen und/oder konfessio- nellen Krankenhäuser zu errichten, damit der Patient in seinem weite- ren Einzugsbereich eine optimale Behandlungsmöglichkeit vorfindet.

C. G. Schmidt und E. Scherer

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Medizinische Psychologie —

„Sorgenkind"

des Studiums

Schlußwort des Autors zu der Stel- lungnahme von Dieter Beckmann, Walter Bräutigam und Johannes Siegrist in Heft 13/1975

Die Entgegnung der Kollegen Beckmann, Bräutigam und Siegrist (Heft 13/1975) auf meine Ausfüh- rungen zu diesem Thema (Heft 36/

1974) bestätigen nur die alte Wahrheit, daß jedes Ding zwei Sei- ten hat: Eine, die man vorzeigt, und eine andere, die man lieber ver- birgt. So ist es im Leben allgemein, und ich glaube, daß es angesichts vieler Unzulänglichkeiten des Men- schen gut so ist. Wenn es aber um ein Lehrfach und um eine dynami- sche Entwicklung innerhalb des Medizinstudiums geht, so ist ein Blick auf die Hintergründe durch- aus angebracht. Was von den Ver- tretern der jetzt als Verein konsti- tuierten HPPS (Ständige Konferenz der Hochschullehrer für Psychoso- matik, Psychotherapie, Medizini- sche Psychologie und Medizini- sche Soziologie) vorgetragen wird, ist als ein geschickter Versuch der Verteidigung zu akzeptieren, aber die Sachlage wird jeweils nur von einer Seite betrachtet, die sich teil- weise noch durch Wunschvorstel- lungen und deshalb durch eine Reihe von Akzentverschiebungen verschönt darstellt. Es würde einer längeren Auseinandersetzung be- dürfen, um die Zusammenhänge im einzelnen aufzudecken.

Ich sah und sehe es als meine Pflicht an, auf Hintergründe hinzu- weisen, die zur Skepsis mahnen müssen. Dabei steht Herr Kollege Bräutigam für mich außerhalb des Verdachtes, sich der Ideologie oder Indoktrinierung zu verschrei- ben, aber schon das Studium der Schriften von Herrn Siegrist dürfte aufschlußreich genug sein, um die andere Seite der Medaille zu er- kennen. Wenn die zugestandene

FORUM

Überfüllung des Gegenstandskata- loges und die dadurch begünstigte Förderung eines psychologischen Dilettantismus damit gerechtfertigt wird, daß dies durch die „Approba- tionsordnung vorgegeben" sei, dann fällt dieses Argument auf die- jenigen zurück, die nicht erst den Gegenstandskatalog, sondern vorher als gleichgesinnte Interes- senvertreter auch die Approba- tionsordnung für dieses Fach ent- worfen haben. Der Vergleich mit der angeblichen Überfüllung ande- rer vorklinischer Lehrfächer ist völ- lig unangemessen und dient ledig- lich der Verharmlosung. Über eines können die Selbstrechtfertigungen der „offiziellen Vertreter" nicht hinwegtäuschen: Die Medizinische Psychologie bleibt ein Sorgenkind des Studiums, und es besteht Grund zu der Befürchtung, daß hier ein bevorzugtes Betätigungsfeld für Ideologen geschaffen wurde. Das Spektrum der zielsetzenden Glau- benslehren reicht von Marx bis Freud.

Professor Dr. Dr. P. H. Bresser Institut für gerichtliche Medizin 5 Köln 30

Melatengürtel 60

Brief an die Redaktion

TITEL

Zu der Erklärung der Ständigen Konfe- renz der Hochschullehrer für Psychoso- matik-Psychotherapie, Medizinische Psychologie und Medizinische Soziolo- gie, in Heft 13/1975:

Dr. phil., nicht Dr. med.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie an gegebenem Ort richtigstellen wollten, daß einer der Unterzeich- ner der von Ihnen abgedruckten Erklärung, Herr Prof. Siegrist, „Dr.

phil." und nicht „Dr. med." ist.

Dr. med. Dieter H. Frießem 7 Stuttgart 1

Tunzhofer Straße 14-16 (Bürgerhospital, Psychiatrische Klinik)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 27 vom 3. Juli 1975 2021

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Medizinische Psychologie der Stän- digen Konferenz der HPPS, Deut- sche Gesellschaft für Psychothera- pie und Tiefenpsychologie , Deut- sche Gesellschaft für Psychiatrie