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Archiv "Zur Situation der gynäkologischen Onkologie in der Bundesrepublik Deutschland" (13.01.1977)

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Ergebnisse der Behandlung von malignen Tumoren der Genitalorgane in der Bundesrepublik Deutschland im internationalen Vergleich Ergebnisse der Behandlung von ma- lignen Tumoren im Bereich des weiblichen Genitalsystems, insbe- sondere des Zervixkarzinoms, sind seit etwa 40 Jahren einer internatio- nalen Qualitätskontrolle zugänglich, wie kaum eine andere Erkrankung in der Medizin. Auf der Grundlage der Stadieneinteilung der internationa- len Federation für Gynäkologie und Geburtshilfe (FIGO) und unter dem Patronat der FIGO werden seit 1937 die Resultate der Behandlung aus zahlreichen Kliniken der Welt ge- sammelt und in dem periodisch er- scheinenden „Annual Report an the Results of Treatment in Carcinoma of the Uterus, Vagina and Ovary" veröf- fentlicht.

Der soeben erschienene 16. Band (7) enthält die Ergebnisse aus 109 Klini- ken in 27 Ländern. Insgesamt wird über 123 805 Patienten mit Zervix- karzinom berichtet, welche in dem Jahrzehnt 1959-1968 behandelt wur- den. Über die Behandlungsergebnis- se des Korpuskarzinoms wird aus 47 Kliniken bei 14 506 Patienten ausden Jahren 1962-1968 berichtet. Für die Karzinome der Vagina und des Ova-

riums ist ein Vergleich von Behand- lungsergebnissen infolge zu gerin- ger Fallzahlen noch nicht möglich.

Im 16. Annual Report berichten 15 Frauenkliniken der Bundesrepublik Deutschland über ihre Ergebnisse bei der Behandlung des Zervixkarzi- noms in den Jahren 1959-1968 bei insgesamt 20 344 Patienten (Tabelle 1). In Tabelle 2 wird das Gesamter- gebnis der Jahre 1964-1968 aus 15 Kliniken der Bundesrepublik Deutschland dem Gesamtergebnis von 94 Kliniken in 26 Ländern gegen- übergestellt. Die Fünfjahresüberle- bensrate für alle Tumorstadien (1—IV) liegt in 15 Kliniken der Bundesrepu- blik Deutschland mit einem Durch- schnitt von 60,7 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der anderen Län- der von 54,6 Prozent günstig. Auch die Gegenüberstellung der Ergeb- nisse für die einzelnen Stadien des Kollumkarzinoms ergibt für die Klini- ken der Bundesrepublik Deutsch- land gegenüber dem Gesamtdurch- schnitt günstige Resultate (Tabelle 2). Für das Stadium I wird eine durch- schnittliche Fünfjahresüberlebens- rate von 82,2 Prozent, in einzelnen Kliniken sogar bis 90 Prozent, er- reicht. Für das Stadium II liegen die Fünfjahresüberlebensraten mit etwa 66 Prozent um 9 Prozent über dem internationalen Durchschnitt ande- rer Länder, für das Stadium III liegen

sie in der Bundesrepublik Deutsch- land mit etwa 42 Prozent sogar um 11 Prozent höher. Insgesamt liegen die Heilungsergebnisse aus den 15 Klini- ken der Bundesrepublik in der inter- nationalen Spitzengruppe.

Von Interesse ist die Berichtszahl der in der Bundesrepublik Deutschland behandelten Patienten im internatio- nalen Vergleich des Annual Report.

In Tabelle 3 sind die Länder zusam- mengestellt, aus deren Kliniken im 16. Annual Report über mehr als 5000 behandelte Patienten mit Zervixkar- zinom in einem Jahrzehnt berichtet wird. Die Bundesrepublik Deutsch- land steht mit 20 344 Patienten aus 15 Kliniken an der Spitze. Es folgen Großbritannien mit 12 730 Patienten aus 12 Kliniken, Japan mit 9096 Pa- tienten aus 5 Kliniken, Polen mit 8372 Patienten aus 3 Kliniken und die USA mit 6074 Patienten aus 10 Kliniken.

Diese Zahlen beweisen, daß in der Bundesrepublik Deutschland eine hohe Bereitschaft besteht, sich an dem internationalen Leistungsbe- richt zu beteiligen.

Die Zahlen des 15. und 16. Annual Report weisen schließlich auf eine recht unterschiedliche Konzentra- tion von Frauen mit Zervixkarzinom in Kliniken verschiedener Länder hin. Zu den Ländern mit einer sehr hohen Konzentration (mehr als 2000 behandelte Patienten in einem Jahr- zehnt in einer Klinik) gehören Jugo- slawien, Polen, Rumänien und die skandinavischen Länder. Allerdings ist die Zahl der aus diesen Ländern berichtenden Kliniken gering. In der Mitte (durchschnittlich 1000-2000 Patienten) stehen die DDR, Japan, Österreich und die Bundesrepublik Deutschland. Es folgen die CSSR, England, Frankreich und Italien mit durchschnittlich 800-1000 Patienten und schließlich Australien, Kanada, die Schweiz und USA mit durch- schnittlich um 500 behandelten Pa- tienten innerhalb eines Jahrzehnts in einer Klinik. DieZahlen für die einzel- nen Kliniken in der Bundesrepublik Deutschland finden sich in Tabel- le 1.

*) Der I. Teil der Arbeit ist in Heft 1/1977, Seite 25 ff., veröffentlicht.

Zur Situation

der gynäkologischen Onkologie in der Bundesrepublik

Deutschland

II. Teil")

Josef Zander

Aus der I. Frauenklinik und Hebammenschule der Universität München

(Direktor: Professor Dr. Josef Zander)

(2)

Gynäkologische Onkologie

Tabelle 1: Ergebnisse der Behandlung des Karzinoms der Cervix uteri in 15 Kliniken der Bundesrepublik Deutschland (Auszug aus dem 16. Annual Report)

Zahl der Fünfjahresüber- Zahl der Fünfjahresüber- 1959-1968 lebensrate der 1964-1968 lebensrate der behandelten Stadien

1

IV

behandelten Stadien 1—IV

Patienten °Ä. Patienten %

Städtische Frauenklinik 463 57,0 237 57,4

Bremerhaven

Universitäts-Frauenklinik 1 134 60,1 531 58,2

Erlangen

Zentrum für Gynä- 1 378 60,0 488 58,2

kologie und Geburts- hilfe der Universität Frankfurt

Universitäts-Frauenklinik 1 415 62,3 803 66,7

Freiburg

Zentrum für Frauen- 906 54,0 447 57,3

heilkunde und Ge- burtshilfe der Universität Gießen

Universitäts-Frauenklinik 1 368 55,1 647 55,5

Göttingen

Universitäts-Frauenklinik 890 57,6 362 52,8

Hamburg

Universitäts-Frauenklinik 1 397 56,5 540 59,1

Heidelberg

Universitäts-Frauenklinik 1 741 61,1 928 65,6

Kiel

Universitäts-Frauenklinik 239 66,9

Köln

Abteilung für Gynä- 1 068 55,1 517 56,1

kologie und Geburts- hilfe der Medizin.

Hochschule Lübeck

I. Frauenklinik der 4 233 59,8 1973 61,0

Universität München

11. Frauenklinik der 1 255 58,8 626 62,1

Universität München

Universitäts-Frauenklinik 1 524 62,8 773 65,3

Tübingen

Universitäts-Frauenklinik 1 333 59,4 640 59,2

Würzburg

84 Heft 2 vom 13. Januar 1977

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(3)

Gesamtzahl der behandelten

Patienten

Stadium 1 Stadium II Stadium III Stadium IV Stadium 1—IV

55,5 109 Kliniken

in 27 Ländern

(mit Bundes- republik Deutschland) 94 Kliniken

in 26 Ländern

(ohne Bundes- republik Deutschland) 15 Kliniken in der

Bundesrepublik Deutschland

61 146

51 395

9 751 1)

80,4 58,9

80,5 57,5

82,2 66,2

32,8 7,1

30,7 7,3

41,9 5,7

54,6

60,7

1) 15,9 Prozent aller im 16. Annual Report 1964-1968 behandelten Patienten.

In bezug auf die Berichtszahl für die Behandlungsergebnisse bei Patien- ten mit Karzinom des Endometriums liegen 7 Kliniken aus der Bundesre- publik Deutschland mit Berichten über 3142 Patienten bei insgesamt 14 506 Patienten aus 47 Kliniken ver- schiedenster Länder ebenfalls in der Spitzengruppe. Ein internationaler Leistungsvergleich ist für die einzel- nen Stadien durch die geringeren Fallzahlen der einzelnen Kliniken er- schwert. Die Ergebnisse der Fünfjah- resüberlebensrate für die Gesamt- heit aller Stadien aus den 7 Kliniken der Bundesrepublik Deutschland lie- gen für die Jahre 1962-1968 im inter- nationalen Durchschnitt.

Man kann nun einwenden, daß die Ergebnisse von 15 Frauenkliniken der Bundesrepublik nicht unbedingt repräsentativ für die onkologische Gesamtversorgung einer Population auf dem gynäkologischen Sektor sein müssen. Ein Vergleich der gynä- kologisch-onkologischen Gesamt- versorgung von Populationen ist bis- her nicht möglich. Die große Zahl der aus der Bundesrepublik berichteten Ergebnisse spricht jedoch für sich, wenn man zum Beispiel berücksich- tigt, daß aus den USA für den glei- chen Zeitraum nur über etwa ein Drit- tel der Fälle mit Zervixkarzinom be-

richtet wird, obwohl dort mit einer etwa gleichen relativen Häufigkeit dieses Karzinoms zu rechnen ist wie in der Bundesrepublik Deutschland.

Das Problem

des Karzinoms der Brust

Der Krebs der Brust gehört heute in Europa und in den USA zu den häu- figsten Krebserkrankungen der Frau.

Obwohl für frühe Entwicklungssta- dien mit den konventionellen Be- handlungsmethoden bemerkens- werte Heilungsergebnisse erzielt werden, verbreitet diese Erkrankung einen besonders großen Schrecken, nicht zuletzt schon deshalb, weil mit ihr bisher in der Regel der Verlust zumindest einer Brust verbunden ist.

Sie wird von der Frau als eine weitaus größere Verstümmelung empfunden als etwa die Entfernung eines inne- ren Organs oder Organsystems.

Hinzu kommt, daß bei diesem Karzi- nom die Fünfjahresüberlebensrate über eine mögliche Heilung nichts Endgültiges aussagt. Rezidive sind vielfach bis zu zehn Jahren nach der Primärbehandlung und sogar noch später möglich. Die Erkrankung be- hält demnach über lange Zeit ihren bedrohlichen Charakter.

Die Bemühungen in der Bekämpfung dieser Erkrankung sind zur Zeit aus der klinischen Sicht vor allen Dingen in zwei Richtungen stark intensiviert:

• in bezug auf die Erfassung und Beobachtung von Frauen mit erhöh- tem Risiko für die Entstehung eines Brustkrebses sowie in Verbindung damit in bezug auf die zeitige Erken- nung und Behandlung von Verände- rungen mit erhöhtem Risiko und frühzeitigen Entwicklungsstadien,

• in bezug auf die Ergänzung loka- ler — vor allem chirurgischer — Be- handlungsmethoden durch systemi- sche chemotherapeutische Behand- lungsmethoden.

Betrachten wir zuerst die Problema- tik der Erkennung von Veränderun- gen mit erhöhtem Risiko sowie der Früherkennung erster Entwick- lungsstadien des Brustkrebses. In diesem Bereich entscheidet sich zu- ersteinmal das Schicksal einer Frau.

Die Diagnostik durch die palpatori- sche und inspektorische Untersu- chung der Brust kann zwar vom ein- zelnen Arzt in langjähriger Erfahrung sehr verfeinert werden. Aber man muß erkennen, daß sie vielfach für die frühzeitige Entdeckung eines be-

(4)

Gynäkologische Onkologie

ginnenden Krebses sowie von Verän- derungen mit erhöhtem Krebsrisiko nicht ausreicht. Die Entwicklung von zusätzlichen Untersuchungsmetho- den wie der Mammographie, Xero- graphie. Thermographie, der geziel- ten Punktionszytologie sowie der ra- diologisch überprüften Entfernung eines inkriminierten Bezirkes ist des- halb — auch in der Bundesrepublik — stark in Bewegung geraten. Es ist nicht der Sinn dieses Beitrages, auf die Möglichkeiten und Grenzen sol- cher Methoden im einzelnen einzu- gehen. Jedoch kann kein Zweifel daran bestehen, daß durch solche Methoden schon heute die Diagno- stik eines klinisch noch okkulten Karzinoms sowie von Veränderun- gen mit erhöhtem Risiko wesentlich verbessert wurde. Für ihre optimale Beherrschung ist allerdings auch hier eine lange und kontinuierliche Erfahrung entscheidende Voraus- setzung.

Parallel zu diesen klinischen Bemü- hungen bestehen zur Zeit auf seiten der Histopathologen erhöhte An- strengungen zur Klärung der forma- len Genese von Veränderungen mit erhöhtem Risiko bis zu den frühen Entwicklungsstadien des Krebses.

Ähnlich wie beim Zervixkarzinom er- geben sich auch hier besonders gün- stige Voraussetzungen bei einer sehr engen Kooperation zwischen dem Kliniker und dem Histopathologen.

In der Bundesrepublik muß sich der Gynäkologe der gesamten Proble- matik der Früherfassung von Frauen mit erhöhtem Risiko sowie der Früh- erkennung stellen, ob er will oder nicht. Im Rahmen der gynäkologi- schen Vorsorgeuntersuchung ge- hört die Untersuchung der Brust zu seinen Pflichten. Dementsprechend muß er die damit verbundene Verant- wortung übernehmen und tragen.

Dies hat in den letzten Jahren dazu geführt, daß die klinische Forschung in Richtung auf die Weiterentwick- lung der Frühdiagnostik des Mam- makarzinoms an zahlreichen Frau- enkliniken sehr aktiv betrieben wird.

Die Vertrautheit mit den physiologi- schen Vorgängen im Bereich der Brust kommt auch hier dem Gynäko- logen sehr zugute. In der Konse-

quenz haben sich solche Kliniken auch den Behandlungsmethoden — und hier wieder insbesondere in be- zug auf die Frühveränderungen —zu- wenden müssen, zumal Abklärung und Behandlung vielfach unmittelbar ineinander übergehen. Dabei ist es eine ärztliche Selbstverständlichkeit, daß der chirurgisch tätige Arzt nur Eingriffe vornehmen darf, die er er- lernt hat und beherrscht. Gegebe- nenfalls bleibt der Allgemeinchirurg oder der plastische Chirurg der beste Partner des Gynäkologen. Von der Sache her müssen Gynäkologen, Allgemeinchirurgen, plastische Chir- urgen, Radiologen, Histopatholo- gen und Zytologen die Weiterent- wicklung der Frühdiagnostik und Behandlung als ihre gemeinsame Aufgabe ansehen.

Neben diesen Bemühungen um die Weiterentwicklung der Frühdiagno- stik und Behandlung haben sich in den letzten Jahren neue Gesichts- punkte für die endokrine sowie für die systemische chemotherapeuti- sche Behandlung von Mammakarzi- nomen im Anschluß an die konven- tionellen Behandlungsmethoden er- geben. Für die endokrine Behand- lung ergaben sich solche Gesichts- punkte aus der Erforschung der Hor- monrezeptoren im Karzinomgewe- be. Für die Chemotherapie geben unter anderen kürzlich veröffent- lichte Ergebnisse der Gruppe um Fi- scher in USA (5) und um Bonadonna in Italien (6) Anlaß zu Hoffnungen.

Ziel ist nach der primären chirurgi- schen Behandlung die frühzeitig be- ginnende und systematische Be- kämpfung von systemisch dissemi- nierten Tumorzellen sowie von noch nicht erkennbaren Tumormetasta- sen, die weder durch die chirurgi- sche noch durch die radiologische Behandlung erfaßt werden. Es ist zu erwarten, daß sich hier für die klini- sche Forschung in den kommenden Jahren ein weites Feld eröffnet. In diesem Zusammenhang stellen sich auch Fragen nach der Bedeutung und möglichen Beeinflussung der körpereigenen Immunabwehr. Es liegt auf der Hand, daß solche Fragen nur im Rahmen von interdisziplinä- ren kooperativen Arbeitsgruppen an-

zugehen sind. Ihre Entwicklung ist hier im Augenblick besonders dringlich.

Weiterentwicklung der klinischen Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen der weiblichen Fortpflanzungsorgane Die Ziele einer klinisch orientierten Krebsforschung wurden eingangs definiert. Es wurde dargelegt, daß in der Bundesrepublik für die verschie- denen Krebserkrankungen der weib- lichen Fortpflanzungsorgane gute und dem derzeitigen internationalen Standard entsprechende Vorausset- zungen für eine systematische Wei- terentwicklung der klinischen Krebs- forschung und der Krebsbehandlung gegeben sind. Nicht nur aus Grün- den der Effizienz, sondern auch aus Kostengründen müssen diese voll genutzt werden.

Auf der Grundlage des Vorhandenen kann die interdisziplinäre Zusam- menarbeit erweitert und neuen wis- senschaftlichen Erkenntnissen je- weils schnell angepaßt werden. Es ist weiterhin insbesondere für die klini- sche Forschung eine Intensivierung der regionalen und überregionalen Kooperation erforderlich. Schließ- lich bedarf eine möglichst optimale Krebsvorsorge, -diagnostik, -be- handlung und -nachsorge für die ge- samte Population einer Intensivie- rung der Einflußnahme von interdis- ziplinären Arbeitsgruppen auf die ärztliche Versorgung in der gesam- ten Region (Regionalisierung).

Im Zentrum einer interdisziplinären Arbeitsgruppe stehen die tumorbe- handelnden Fachkliniken. Die Zahl der einer einzelnen Klinik zugewie- senen an Krebs erkrankten Frauen reicht vielfach für systematische kli- nische Studien zur Erforschung der optimalen therapeutischen Metho- den nicht aus. Es ist deshalb anzu- streben, daß regional und unter Um- ständen auch überregional mehrere Fachkliniken im Rahmen der Arbeits- gruppe kooperieren. Weiterhin ge- hören die Kliniken für Radiologie so- wie die onkologischen Abteilungen an medizinischen Kliniken und—falls

86 Heft 2 vom 13. Januar 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(5)

Tabelle 3: Länder mit den größten Berichtszahlen behandelter Patienten mit Karzinom der Cervix uteri (Auszug aus dem 16. Annus! Report)

Land

Zahl der Kliniken

Zahl der behandelten Patienten

1959-1968 1964-1968

Fünfjahresüberiebensrate der 1964-1968 behandelten Patienten

aller Stadien (1—IV) 15

12 5 3 10 3 12 4 3 2

20 344 9 751

12 730 6 863

9 096 4 525

8 372 3 891

6 074 2 964

6 271 3 033

6 234 3 380

6 080 2 718

5 561 2 814

5 429 2 737

60,7%

47,4%

69,2%

51,7%

54,0%

57,1%

61,0%

59,6%

62,0%

50,7%

Bundesrepublik Deutschland Großbritannien Japan

Polen USA Dänemark Kanada DDR Schweden Jugoslawien

vorhanden — Tumornachsorgeklini- ken mit zu den tumorbehandelnden Fachkliniken. Grundsätzlich sollte die Beteiligung an der Arbeitsgruppe allen interessierten Fachkliniken und -abteilungen in einer Region offen- stehen.

Interdisziplinäre Arbeitsgruppen die- ser Art bedürfen heute eines engen Kontaktes mit einer großen Reihe wissenschaftlicher und klinischer Spezialgebiete. Hierzu gehören vor allem die Tumorepidemiologie, -bio- logie, -biochemie, -virologie, -immu- nologie und -pathologie, die klini- sche Pharmakologie und Chemie, die Strahlenbiologie, Urologie, En- dokrinologie, die medizinische Stati- stik sowie die klinische Psychologie, Sozialmedizin und der soziale Dienst. Es erscheint wünschenswert, daß Spezialgebiete dieser Art mit den klinischen Fragestellungen enger vertraut werden. Dies kann zum Bei- spiel durch die Bildung wissen- schaftlicher Beiräte erfolgen, welche sich gemeinsam mit den Klinikern mit wissenschaftlichen Fragestellun- gen beschäftigen, welche unmittel- bar aus den tumorbehandelnden Fachkliniken kommen. Umgekehrt können von seiten solcher Spezial- gebiete wissenschaftliche Fragestel- lungen in den tumorbehandelnden Fachkliniken angeregt werden.

Die unmittelbare Planung, Bearbei- tung und Auswertung von wissen- schaftlichen Fragestellungen im Rahmen der klinischen Grundlagen- forschung und der angewandten kli- nischen Forschung dürfte am besten durch Projektgruppen erfolgen, wel- che jeweils für einzelne Fragestel- lungen gebildet werden.

Zu den Aufgaben einer interdiszipli- nären Arbeitsgruppe gehören neben der Schaffung der Voraussetzungen für die Planung und Bearbeitung wissenschaftlicher Fragestellungen im Bereich der Grundlagenfor- schung und der angewandten klini- schen Forschung vor allem die stän- dige gegenseitige Konsultation und der Austausch von Erfahrungen.

Hierzu können gemeinsame Tumor-- konferenzen dienen, welche allen in- teressierten Ärzten offenstehen. Es ist zu erwarten, daß sich aus einer solchen Kooperation im Verlauf der Zeit auch gemeinsame Strategien für die Erfassung von Risikogruppen, für das diagnostische Vorgehen so- wie für die Behandlung und Nach- sorge entwickeln.

Besonderer Aufmerksamkeit bedarf die gemeinsame Bemühung einer in- terdisziplinären Arbeitsgruppe um die Weiterbildung und Fortbildung der Ärzte sowie um die Einflußnahme

auf eine möglichst optimale Krebs- vorsorge, -diagnostik, -behandlung und -nachsorge in der gesamten Re- gion. Kontakte und Informationen zwischen tumorbehandelnden Fach- kliniken und niedergelassenen Ärz- ten müssen dazu enger gestaltet werden.

Gelingt es einer interdisziplinären Arbeitsgruppe, Aufgaben dieser Art wirksam wahrzunehmen, so dürfte dies im Endeffekt zu einer stärkeren Rationalisierung der klinischen Krebsforschung und -behandlung führen. Allerdings ist davon auszu- gehen, daß klinische Forschungs- projekte langfristiger Art — und um solche handelt es sich meist in der klinischen Krebsforschung — heute weder in gut eingerichteten Universi- tätskliniken, viel weniger aber noch in der Kooperation mehrerer Kliniken und Abteilungen „so nebenbei"

durchgeführt werden können. Ge- wisse zusätzliche Kosten werden sich deshalb ergeben. Dies gilt mei- nes Erachtens weniger für appara- tiv-technische Ausstattungen, son- dern vor allem für die Bereitstellung zusätzlicher qualifizierter Mitarbeiter verschiedener Art (paramedizini- sches Personal), ohne die langfristi- ge klinisch-wissenschaftliche Stu- dien von vornherein zum Scheitern verurteilt sind. Für solche geschei-

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Gynäkologische Onkologie

terten Projekte gibt es in der Bundes- republik Beispiele. Klinische For- schung muß vor allem von Menschen geleistet werden. Der unmittelbar kli- nisch orientierten Krebsforschung muß in der Bundesrepublik gerade in dieser Richtung in bezug auf die Zu- teilung von Mitteln ein wesentlich höherer Rang zugeordnet werden, als dies bisher der Fall war.

Zusammenfassung

Für die gynäkologische Onkologie ist in der Bundesrepublik eine inter- disziplinäre Zusammenarbeit seit Jahrzehnten verwirklicht. Sie hat dazu geführt, daß die onkologische Versorgung in der Frauenheilkunde der Bundesrepublik Deutschland dem derzeitigen Standard in den entwickelten Kulturländern unserer Welt voll entspricht.

Sowohl aus Gründen der Effizienz als auch aus Kostengründen muß diese erarbeitete Basis für eine syste- matische Weiterentwicklung der kli- nischen Erforschung und der Ver- besserung der Behandlung von Krebserkrankungen der weiblichen Fortpflanzungsorgane voll genutzt werden.

Es bleibt dabei das Ziel, die interdis- ziplinäre Zusammenarbeit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen jeweils schnell und wirksam anzu- passen und gleichzeitig die regiona- le und überregionale Kooperation in der Krebsvorsorge, -diagnostik, -be- handlung und -nachsorge zu inten- sivieren.

Es wird vorgeschlagen, hierzu auf der Grundlage der vorhandenen Ar- beitsgruppen erweiterte interdiszi- plinäre Arbeitsgruppen zu bilden, welche aus mehreren tumorbehan- delnden Fachkliniken und -abteilun- gen bestehen. Besondere Bedeu- tung kommt der ständigen Beratung durch die verschiedensten wissen- schaftlichen Fachdisziplinen der theoretischen und klinischen Medi- zin zu.

Gewisse zusätzliche Kosten werden allerdings unvermeidbar sein. Sie er-

geben sich vor allem aus der Not- wendigkeit eines vermehrten Einsat- zes von paramedizinischem Perso- nal. Langfristige unmittelbar klinisch orientierte Forschungsprojekte sind sonst von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die klinisch orientierte Krebsforschung bedarf in der Bun- desrepublik in dieser Richtung einer weitaus größeren Förderung, als dies bisher der Fall war.

Literatur

(1) Memorandum Zur Errichtung einer inte- grierten klinisch-onkologischen Einrichtung (IKOE) in Heidelberg, Deutsches Krebsfor- schungszentrum, Heidelberg, 1976 (2) Friedberg, V., Käser, 0., Ober, K. G., Thom- sen, K., und Zander, J.: Behandlung der Uterus- karzinome. In: Gynäkologie und Geburtshilfe, Bd. III. Herausg. 0. Käser, V. Friedberg, K. G.

Ober, K. Thomsen, J. Zander, Thieme Verlag, Stuttgart 1972, S. 523-570 — (3) Lohe, K. J.: Das Problem der Behandlung des Mikrocarzinoms der Cervix uteri, Arch. f. Gynäkol. 214 (1973) 112, Ausführliche Veröffentlichung in Vorberei- tung — (4) E. W. Munnell: Klinik der Ovarialtu- moren. In: Gynäkologie und Geburtshilfe, Bd.

III, Herausg. 0. Käser, V. Frieberg, K. G. Ober, K.

Thomsen, J. Zander, Thieme Verlag, Stuttgart 1972, 647-660 — (5) Fisher, B., Carbone, P., Economou, S. G.: 1-Phenylalanine mustard (L-PAM) in the management of primary breast cancer: a report of early findings, New England J. Med. 292 (1975) 117 — (6) Bonadonna, G., Brusamolino, E., Valagussa, P., Rossi, A., Brug- natelli, L., Brambilla, C., De Lena, M., Tancini, G., Bajetta, E., Musumeci, R., and Veronesi, U.

Combination chemotherapy as an adjuvant treatment in operable breast cancer, New Eng- land J. Med. 294 (1976) 405 — (7) Annual Report an the Resuits of Treatment in the Carcinoma of the Uterus, Vagina and Ovary, Sixteenth Volu- me: Herausg. H.-L. Kottmeier, Stockholm, 1976

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med.

Josef Zander I. Frauenklinik und Hebammenschule der Universität Maistraße 11 8000 München 2

IN KÜRZE

Therapie

Bei familiärer Dickdarmpolyposis

sollte der befallene Darmabschnitt entfernt werden, um einer karzino- matösen Entartung vorzubeugen.

Dieser radikale Eingriff zieht aller- dings lebenslang Inkontinenz nach sich. Eine Modifikation des Ho- cheneggschen Durchzugsverfahrens kann aber bei derart desolaten Fäl- len Abhilfe schaffen. Man muß die Schleimhaut, auf der sich erneut Polypen entwickeln könnten, aus dem Enddarm ausschälen. Dieses Verfahren hat sich an der Universi- tätsklinik Innsbruck bewährt. Der Vorteil gegenüber anderen Metho- den besteht darin, daß der Rek- tumstumpf sehr kurz belassen wer- den kann. Außerdem erübrigt sich die Präparation des Schleimhautzy- linders in der Tiefe des kleinen Beckens. Der septische Teil der Operation wird zudem nicht in der Bauchhöhle vorgenommen. cb

(Schennach, W., Schwamberger, K.: Chir- urg 47 [1976] 446-448)

In der Meniöre-Therapie hat man an der HNO-Klinik des Dominikus- Krankenhauses in Düsseldorf mit dem Präparat Betahistin gute Erfol- ge erzielt. Es handelte sich um 86 Meniöre-Patienten, von denen sich bis auf drei alle zuvor einer medi- kamentösen Behandlung ohne gün- stiges Resultat unterzogen hatten.

Die Medikation erfolgte mit täglich dreimal acht Milligramm Betahi- stin. Das gravierendste Symptom Schwindel konnte in 82,5 Prozent der Fälle erleichtert, beziehungs- weise behoben werden. Die Besse- rungsraten für Ohrdruckgefühl be- trugen 66 Prozent, für Zephalalgie 59,5 Prozent und für Ohrgeräusche 57 Prozent. In gut einem Drittel der Fälle konnte dank Betahistin das Hörvermögen gebessert werden.

Die besten Ergebnisse liefert diese Therapie, wenn sie rund vier Mona- te lang durchgehalten wird. cb

(Stupp, H., Kahl, S.: HNO 24 [1976]

320-325)

88 Heft 2 vom 13. Januar 1977

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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