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Archiv "Die somatoforme Schmerzstörung: Schlusswort" (10.11.2000)

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Literatur

1. Bauer J, Heine H: Akupunkturpunkte und Fibromyal- gie. Möglichkeiten chirurgischer Intervention. Biol Med 1998; 27: 257–261.

2. Bauer J, Heine H: Möglichkeiten chirurgischer Interven- tion bei fibromyalgischen Beschwerden (Rücken und untere Extremitäten). Biol Med 1999; 28: 135–141.

Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Johann Bauer Park-Klinik Julius Hackethal

Im Eubios-Zentrum im Gut Spreng 83083 Riedering-Spreng E-Mail: office@hackethal.com

Keine psychogene Ursache

Das, was man früher psychogene Schmerzstörung nannte, heißt heute so- matoforme Schmerzstörung, ohne dass dadurch etwas über die Kausalität ausge- sagt wird. Die Technik der linearen Kau- salitätsforschung lässt das Zeitproblem der Kausalität außer Acht. In linearer Verfolgung eines Symptoms, hier des Schmerzes, komme ich immer weiter weg von dem augenblicklichen Schmerz- phänomen. Der Zeitpfeil, der der Ursa- che der linear kausalen Schmerzverfol- gung zugrunde liegt, führt immer weiter fort zum eigentlichen Schmerzphäno- men, im Gegenteil, bei der Rückverfol- gung des Schmerzphänomens zweigt es sich immer mehr in die verschiedenen Spezialitäten auf, sodass es zu immer mehr unerheblichen Ursachen führt. Da- her ist es ein Fehler, einen Schmerz, des- sen Ursache man nicht erkennt, wegen einer fantasiebegabten Erklärungsmög- lichkeit in die Psyche zu verlegen, weil diese alle Möglichkeiten der Fantasie freigibt. Darum gibt es auch 600 verschie- dene Schulen der Erklärungsmöglich- keit, wie ein somatoformes Schmerzphä- nomen zustande kommt. Es wäre besser, wenn die Ärzte sich darum bemühten, ei- nen Circulus vitiosus zu erkennen, um dadurch aktuell das Schmerzproblem in einzelne aktuelle Symptomenzirkel auf- zulösen. Dann wäre die Behandlung kau- sal, lehrbar und aktuell. Allerdings gehört dazu eine bescheidene, dem le- bendigen Organismus angepasste Ver- haltensform der Ärzte und der Machtan- spruch „Ich beherrsche den Schmerz“

würde sich auflösen zu einer patienten- gerechten Verhaltensform des Arztes.

Dr. med. Otto Meyer zu Schwabedissen Am Stadtgarten 28, 77855 Achern

Katathym imaginative Psychotherapie

Ich habe bei Patienten mit einer so- matoformen Schmerzstörung gute Er- fahrungen mit der katathym imaginati- ven Psychotherapie (KiP) (katathymes Bilderleben) gemacht. Ein von den Au- toren geschilderter Mangel an Symboli- sierungsfähigkeit, den ich nicht betäti- gen kann, lässt sich durch die wieder- holte Anwendung der KiP entschei- dend verbessern. In der KiP imaginiert der Patient in einem entspannten und entängstigenden Zustand zu einem vom Therapeuten vorgegebenen Motiv, wo- bei er in ständigem kommunikativem Austausch mit dem Therapeuten steht.

Trotz einer emotionalen Abhängigkeit von dem Therapeuten kann der Patient unter dessen Schutz in einem Miteinan- der von Gleichberechtigten auf dem Bildschirm des Tagtraumes Metaphern und Geschichten hervorbringen (Sym- ptom als Metapher), wobei er in ho- hem Maß selbstständig (probe-)han- deln kann. Dabei kommt es nicht nur zu einer Schmerzdistanzierung sondern auch zu stabilisierenden Rückwirkun- gen des symbolischen Bildes auf kör- perliche Prozesse. Diese „narrativen“

Elemente können auf der Symbolebene deutend bearbeitet werden. Sie können aber auch erzählerisch aufgegriffen werden und in einen lösungsorientier- ten Behandlungsansatz integriert wer- den. Gerade durch die Erfahrung, die der Patient in der KiP macht, werden überholte unsichere Bindungsmuster durch sichere ersetzt und autonome Entwicklungsschritte gefördert.

Dr. med. Martin Daigger Jaderberger Straße 65, 26316 Varel

Schlusswort

Unser Beitrag über die „somatoforme Schmerzstörung“ hatte eine sehr große Resonanz: Bei vielen der knapp 100 Son- derdruck-Anforderungen gab es positi- ve Rückmeldungen, insbesondere be- züglich der Orientierungshilfe für Dia- gnostik und Therapie, für die wir uns zunächst bedanken möchten. Zu den ab- gedruckten drei kritischen Diskussions- beiträgen möchten wir wie folgt Stellung

nehmen: Herr Kollege Meyer zu Schwa- bedissen scheint hinsichtlich der Berück- sichtigung ätiopathogenetischer Fakto- ren Bedenken zu haben beziehungswei- se betrachtet diese als spekulativ, da es dazu zahllose Erklärungsmöglichkeiten je nach Schule gebe. Unsere Absicht war es, genau deshalb die „Spreu vom Wei- zen zu trennen“, um die wissenschaftli- che Basis für die Entwicklung störungs- spezifischer Therapiekonzepte aufzuzei- gen. Dann ist das Ziel „Schmerzfreiheit“

bei vielen dieser Patienten auch reali- sierbar! Die Beschränkung auf ein „Auf- lösen des Circulus vitiosus“, also auf eine bessere Schmerzbewältigung, wie es vor allem auch von so genannten „Psycholo- gischen Schmerztherapeuten“ häufig ge- tan wird, greift zu kurz und trägt bei die- ser Gruppe von Schmerzpatienten nicht selten zu weiterer Chronifizierung bei.

Wie recht Herr Meyer zu Schwabedis- sen allerdings mit seinem Hinweis auf

„fantasiebegabte Erklärungsmöglich- keiten“ hat, belegt der Diskussionsbei- trag von Herrn Bauer von der Julius Hackethal Park-Klinik. Diese Zuschrift ist auch ein anschauliches Beispiel für ia- trogene Einflussfaktoren, auf die wir in unserem Beitrag hinwiesen. Bezüglich wissenschaftlicher Fundierung spricht der Therapieansatz in diesem Diskussi- onsbeitrag für sich selbst und bedarf kei- ner Kommentierung.

Dass katathym imaginative Psycho- therapie (KiP) – wie von Herrn Daigger dargelegt – eine therapeutische Ergän- zung in der Behandlung somatoformer Schmerzstörungen sein kann, ist denk- bar. Dass allerdings unsichere Bindungs- muster im Rahmen von KiP durch siche- re ersetzt werden und darüber die den Schmerzen bei dieser Patientengruppe zugrunde liegenden Beziehungsstö- rung verändert werden kann, ist zu- mindest wissenschaftlich bisher nicht hinreichend untersucht. Sicherlich kann KiP als therapeutisches Adjuvans – wie auch konzentrative Bewegungstherapie – im Rahmen einer multimodalen sta- tionären psychosomatischen Behand- lung sinnvoll sein.

Für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Ulrich Tiber Egle Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Universitätsklinikum Mainz

Untere Zahlbacherstraße 8, 55131 Mainz M E D I Z I N

A

A3030 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 97½½Heft 45½½10. November 2000

Referenzen

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