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Archiv "Die somatoforme Schmerzstörung: Verklebte Akupunkturpunkte Ursache von Fibromyalgie" (10.11.2000)

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stehen, bis die Angst erträglich gewor- den ist und sich eine Neuorientierung abzeichnet.

Zu beachten sind Bagatellisierungs- tendenzen des Patienten im Sinne ei- ner zu schnellen Abwehr des Kon- flikts, auf die sich Therapeuten oft zu früh einlassen. Das Gespräch über den suizidauslösenden Konflikt wird dann ausgeblendet (2).

Das labile Selbstwertgefühl des Sui- zidpatienten und die oft als kränkend erlebte Situation der Behandlungsbe- dürftigkeit sind genau zu beachten und haben Konsequenzen für den the- rapeutischen Umgang im Sinne einer Stärkung des Selbstwertgefühls durch ermutigende und stützende Worte.

Der Therapeut darf provokative Aussagen und aggressives Verhalten des Suizidpatienten nicht persönlich nehmen. Der Suizidpatient muss schon in den anfänglichen Gesprächen ausreichenden Raum finden, seine Gefühle der Enttäuschung, des Ärgers und der Wut zum Ausdruck zu brin- gen, seine Aggressionen wieder nach außen richten zu können und er muss sich in seinem Gekränktsein und sei- ner tiefen Verzweiflung verstanden und angenommen wissen.

Das offene Gespräch über den aktu- ellen Krisenanlass lässt oft Zusam- menhänge mit relevanten biografi- schen Erlebnissen und seit vielen Jah- ren bestehenden Konflikten offenbar werden. Die Erinnerung an frühere Problemlösungsmöglichkeiten in Kri- sensituationen kann bei der Überwin- dung der aktuellen Krise hilfreich sein.

Suizidpakte sind unterschiedlich zu beurteilen. Die Zusage, sich in der nächsten Zeit nicht zu suizidieren, sondern das Therapieangebot anzu- nehmen, kann für den Suizidpatienten eine wichtige Hilfe sein.

Alle relevanten Aspekte der suizi- dalen Krise müssen beachtet werden.

Dazu gehören alle Probleme und Be- dürfnisse somatischer, psychischer be- ziehungsweise psychosozialer und auch finanzieller Art.

Wichtig ist, den Patienten zur Nach- sorge und zu einer möglicherweise notwendig erscheinenden weiteren Behandlung zu motivieren und schon Terminabsprachen zu vereinbaren.

Die Notwendigkeit einer stationären

Behandlung hängt von dem Grad der weiteren Suizidgefährdung und ambu- lanten Behandlungsalternativen ab. In diese Beurteilung fließen unterschiedli- che Faktoren ein wie Alter und Fami- lienstand des Patienten, das Fehlen von Kontakten und Vereinsamung, weiter- bestehende ausgeprägte Angstgefühle, die Erschütterung des Selbstwertge- fühls.

Behandlungen von Suizidpatienten gegen ihren Willen auf der Basis eines richterlichen Beschlusses (Psych-KG oder Betreuungsgesetz) sind bei zu hoher Selbstgefährdung und fehlen- der Behandlungsbereitschaft nicht zu umgehen (1). Sie sollten allerdings nur so lange in Distanz zur alltäglichen Realität des Patienten durchgeführt werden, wie es unbedingt notwendig erscheint und teilstationäre bezie- hungsweise ambulante Behandlungs- möglichkeiten noch nicht ausreichen.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 2000; 97: A 3027–3029 [Heft 45]

Literatur

1. Bron B: Ethische und juristische Aspekte des Suizid- problems. Fortschritte der Neurologie – Psychiatrie 1986; 54: 232–239.

2. Reimer C: Prävention und Therapie der Suizidalität.

In: Kisker KP, Lauter H, Meyer JE, Müller C, Strömgren E, (eds.): Psychiatrie der Gegenwart Band 2. Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo: Springer 1986;

133–173.

3. Schmidtke A: Suizid- und Suizidversuchsraten in Deutschland. In: Wolfersdorf M, Kaschka KP, (eds.):

Suizidalität. Die biologische Dimension. Berlin, Hei- delberg: Springer 1995; 17–32.

4. Wedler H: Internistische Intensivmedizin und Betreu- ung von Suizidpatienten. Konzepte und Probleme.

In: Wolfersdorf M, Kaschka KP, (eds.): Suizidalität.

Die biologische Dimension. Berlin, Heidelberg: Sprin- ger 1995; 201–211.

5. Wedler H, Reimer Ch, Wolfersdorf M: Suizidalität. In:

Faust V, (ed.): Psychiatrie. Stuttgart, Jena, New York:

Gustav Fischer 1995; 397–416.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Dr. theol. Bernhard Bron Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Kreiskrankenhaus Siegen

Haus Hüttental Weidenauer Staße 76 57076 Siegen

M E D I Z I N

Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 97½½Heft 45½½10. November 2000 AA3029

Verklebte Akupunkturpunkte Ursache von Fibromyalgie

Ich bitte Herrn Egle zur Kenntnis zu nehmen, dass die Fibromyalgie eine so- matische Erkrankung darstellt. Die Ur- sache der Schmerzen liegt in den ver- klebten Akupunkturpunkten. Da es sich jedoch nicht um Punkte, sondern um anatomisch genau definierte Durch- trittsstellen durch Faszien und Mus- kellücken handelt, ist es möglich die ver- klebten Akupunkturlöcher chirurgisch anzugehen. Die Zusammenhänge habe ich in Zusammenarbeit mit Herrn Prof.

Heine dargelegt und veröffentlicht (1, 2). Ich habe bereits 600 Fibromyalgiepa- tienten erfolgreich operiert. 90 Prozent (retrospektive Ergebnisqualität) sind bleibend beschwerdefrei geworden. Da- mit ist bewiesen, dass die Fibromyalgie nicht psychisch bedingt ist, auch keine psychosomatische Erkrankung ist, son- dern, dass die psychischen Veränderun- gen ausschließlich reaktiver Art sind. Es ist auch nicht verwunderlich, dass Pati- enten, die hilflos ihren körperlichen Schmerzen und den Ärzten ausgeliefert sind, die nichts finden und ihnen nicht helfen können, ihre Krankheit als fort- gesetzte Demütigung und die Ärzte- schaft als ignorant erleben.

Dass solche Patienten eine reaktive Depression entwickeln, liegt auf der Hand. Die Betonung liegt auf dem Wort „reaktiv“.

Die anatomischen Grundlagen und die chirurgische Behandlungsmöglich- keit widerlegen eindeutig jeden psycho- somatischen Ansatz.

zu dem Beitrag

Die somatoforme Schmerzstörung

von

Prof. Dr. med. Ulrich Tiber Egle Dr. med. Ralf Nickel

Dr. med. Rainer Schwab

Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Sven Olaf Hoffmann

in Heft 21/2000

DISKUSSION

(2)

Literatur

1. Bauer J, Heine H: Akupunkturpunkte und Fibromyal- gie. Möglichkeiten chirurgischer Intervention. Biol Med 1998; 27: 257–261.

2. Bauer J, Heine H: Möglichkeiten chirurgischer Interven- tion bei fibromyalgischen Beschwerden (Rücken und untere Extremitäten). Biol Med 1999; 28: 135–141.

Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Johann Bauer Park-Klinik Julius Hackethal

Im Eubios-Zentrum im Gut Spreng 83083 Riedering-Spreng E-Mail: office@hackethal.com

Keine psychogene Ursache

Das, was man früher psychogene Schmerzstörung nannte, heißt heute so- matoforme Schmerzstörung, ohne dass dadurch etwas über die Kausalität ausge- sagt wird. Die Technik der linearen Kau- salitätsforschung lässt das Zeitproblem der Kausalität außer Acht. In linearer Verfolgung eines Symptoms, hier des Schmerzes, komme ich immer weiter weg von dem augenblicklichen Schmerz- phänomen. Der Zeitpfeil, der der Ursa- che der linear kausalen Schmerzverfol- gung zugrunde liegt, führt immer weiter fort zum eigentlichen Schmerzphäno- men, im Gegenteil, bei der Rückverfol- gung des Schmerzphänomens zweigt es sich immer mehr in die verschiedenen Spezialitäten auf, sodass es zu immer mehr unerheblichen Ursachen führt. Da- her ist es ein Fehler, einen Schmerz, des- sen Ursache man nicht erkennt, wegen einer fantasiebegabten Erklärungsmög- lichkeit in die Psyche zu verlegen, weil diese alle Möglichkeiten der Fantasie freigibt. Darum gibt es auch 600 verschie- dene Schulen der Erklärungsmöglich- keit, wie ein somatoformes Schmerzphä- nomen zustande kommt. Es wäre besser, wenn die Ärzte sich darum bemühten, ei- nen Circulus vitiosus zu erkennen, um dadurch aktuell das Schmerzproblem in einzelne aktuelle Symptomenzirkel auf- zulösen. Dann wäre die Behandlung kau- sal, lehrbar und aktuell. Allerdings gehört dazu eine bescheidene, dem le- bendigen Organismus angepasste Ver- haltensform der Ärzte und der Machtan- spruch „Ich beherrsche den Schmerz“

würde sich auflösen zu einer patienten- gerechten Verhaltensform des Arztes.

Dr. med. Otto Meyer zu Schwabedissen Am Stadtgarten 28, 77855 Achern

Katathym imaginative Psychotherapie

Ich habe bei Patienten mit einer so- matoformen Schmerzstörung gute Er- fahrungen mit der katathym imaginati- ven Psychotherapie (KiP) (katathymes Bilderleben) gemacht. Ein von den Au- toren geschilderter Mangel an Symboli- sierungsfähigkeit, den ich nicht betäti- gen kann, lässt sich durch die wieder- holte Anwendung der KiP entschei- dend verbessern. In der KiP imaginiert der Patient in einem entspannten und entängstigenden Zustand zu einem vom Therapeuten vorgegebenen Motiv, wo- bei er in ständigem kommunikativem Austausch mit dem Therapeuten steht.

Trotz einer emotionalen Abhängigkeit von dem Therapeuten kann der Patient unter dessen Schutz in einem Miteinan- der von Gleichberechtigten auf dem Bildschirm des Tagtraumes Metaphern und Geschichten hervorbringen (Sym- ptom als Metapher), wobei er in ho- hem Maß selbstständig (probe-)han- deln kann. Dabei kommt es nicht nur zu einer Schmerzdistanzierung sondern auch zu stabilisierenden Rückwirkun- gen des symbolischen Bildes auf kör- perliche Prozesse. Diese „narrativen“

Elemente können auf der Symbolebene deutend bearbeitet werden. Sie können aber auch erzählerisch aufgegriffen werden und in einen lösungsorientier- ten Behandlungsansatz integriert wer- den. Gerade durch die Erfahrung, die der Patient in der KiP macht, werden überholte unsichere Bindungsmuster durch sichere ersetzt und autonome Entwicklungsschritte gefördert.

Dr. med. Martin Daigger Jaderberger Straße 65, 26316 Varel

Schlusswort

Unser Beitrag über die „somatoforme Schmerzstörung“ hatte eine sehr große Resonanz: Bei vielen der knapp 100 Son- derdruck-Anforderungen gab es positi- ve Rückmeldungen, insbesondere be- züglich der Orientierungshilfe für Dia- gnostik und Therapie, für die wir uns zunächst bedanken möchten. Zu den ab- gedruckten drei kritischen Diskussions- beiträgen möchten wir wie folgt Stellung

nehmen: Herr Kollege Meyer zu Schwa- bedissen scheint hinsichtlich der Berück- sichtigung ätiopathogenetischer Fakto- ren Bedenken zu haben beziehungswei- se betrachtet diese als spekulativ, da es dazu zahllose Erklärungsmöglichkeiten je nach Schule gebe. Unsere Absicht war es, genau deshalb die „Spreu vom Wei- zen zu trennen“, um die wissenschaftli- che Basis für die Entwicklung störungs- spezifischer Therapiekonzepte aufzuzei- gen. Dann ist das Ziel „Schmerzfreiheit“

bei vielen dieser Patienten auch reali- sierbar! Die Beschränkung auf ein „Auf- lösen des Circulus vitiosus“, also auf eine bessere Schmerzbewältigung, wie es vor allem auch von so genannten „Psycholo- gischen Schmerztherapeuten“ häufig ge- tan wird, greift zu kurz und trägt bei die- ser Gruppe von Schmerzpatienten nicht selten zu weiterer Chronifizierung bei.

Wie recht Herr Meyer zu Schwabedis- sen allerdings mit seinem Hinweis auf

„fantasiebegabte Erklärungsmöglich- keiten“ hat, belegt der Diskussionsbei- trag von Herrn Bauer von der Julius Hackethal Park-Klinik. Diese Zuschrift ist auch ein anschauliches Beispiel für ia- trogene Einflussfaktoren, auf die wir in unserem Beitrag hinwiesen. Bezüglich wissenschaftlicher Fundierung spricht der Therapieansatz in diesem Diskussi- onsbeitrag für sich selbst und bedarf kei- ner Kommentierung.

Dass katathym imaginative Psycho- therapie (KiP) – wie von Herrn Daigger dargelegt – eine therapeutische Ergän- zung in der Behandlung somatoformer Schmerzstörungen sein kann, ist denk- bar. Dass allerdings unsichere Bindungs- muster im Rahmen von KiP durch siche- re ersetzt werden und darüber die den Schmerzen bei dieser Patientengruppe zugrunde liegenden Beziehungsstö- rung verändert werden kann, ist zu- mindest wissenschaftlich bisher nicht hinreichend untersucht. Sicherlich kann KiP als therapeutisches Adjuvans – wie auch konzentrative Bewegungstherapie – im Rahmen einer multimodalen sta- tionären psychosomatischen Behand- lung sinnvoll sein.

Für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Ulrich Tiber Egle Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Universitätsklinikum Mainz

Untere Zahlbacherstraße 8, 55131 Mainz M E D I Z I N

A

A3030 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 97½½Heft 45½½10. November 2000

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