• Keine Ergebnisse gefunden

Anämie im hohen Alter: Folsäuremangel als wichtige Ursache

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Anämie im hohen Alter: Folsäuremangel als wichtige Ursache"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Zur Vorbeugung von Anämien bei sehr alten Menschen wird das Screening auf Folsäure- und Vit amin-B

12

-Mangel propagiert.

Eine Studie hat die Beziehung zwischen diesen Ursachen und der Entwicklung einer Blutarmut prospektiv untersucht.

A R C H I V E S O F I N T E R N A L M E D I C I N E

Die Prävalenz einer Anämie beträgt bei Menschen ab 65 Jahren etwa 10 Prozent und nimmt danach ständig zu, um bei Personen die 85 Jahre oder älter sind 20 Prozent zu erreichen. Hinweise auf ernährungsbedingte Unterversorgung mit Eisen, Vit amin B12und Folsäure lassen sich bei etwa einem Drittel der alten Menschen finden. Diese Studie wollte untersuchen, ob Vitamin-B12- und Fol- säuremangel mit dem Auftreten einer Anämie bei sehr alten Menschen korre- lieren. Da ein erhöhter Homocystein- spiegel im Serum als sensitiverer Marker dieser Mangel zustände auf Gewebe - ebene gilt, wurde auch dieser berück- sichtigt.

Methodik

Diese Untersuchung ist Teil der Leiden- 85-Plus-Studie, einer prospektiven Be - obachtungsstudie von 85-Jährigen aus

der Stadt Leiden. Von September 1997 bis 1999 ereichten 705 Einwohner dieses Alter. Für diese Untersuchung standen nach Todesfällen vor Einschluss, Verwei- gerung der Blutentnahme, Analysepro- blemen sowie Ausschluss von Indivi- duen wegen Vitamin-B12- oder Folsäure- supplementation noch 423 Frauen und Männer im Alter von 85 Jahren zur Ver- fügung, die danach während 5 Jahren jährlich für ein direktes Interview und eine venöse Blutentnahme besucht wur- den. Im Teilnehmeralter von 90 Jahren standen nach Todesfällen respektive Ab- lehnung der weiteren Teilnahme noch 190 Personen in der Auswertung.

Resultate

Im Alter von 85 Jahren waren sowohl Vit - amin-B12- wie Folsäuremangel mit dem Vorliegen eines erhöhten Homocystein- spiegels assoziiert (Odds Ratio [OR] 1,87;

95%-Konfidenzintervall [KI] 1,10–3,16;

bzw. OR 10,3; 95%-KI 3,56–29,8). Ein Vitamin-B12-Mangel korrelierte hingegen nicht mit dem Vorliegen einer Anämie.

Zwischen Individuen mit Vitamin-B12- Mangel und solchen mit Vitamin B12im Referenzbereich bestanden keine Hämo- globinunterschiede, wohl aber lag das mediane Erythrozytenvolumen (MCV) höher. Ein Folsäuremangel war mit dem Vorliegen einer Anämie assoziiert (ad- justierte OR 2,44; 95%-KI 1,06–5,61), und Individuen mit Folsäuremangel hatten tiefere Hb-Spiegel und höhere MCV.

Auch Individuen mit erhöhten Homo - cysteinspiegeln hatten ein erhöhtes Anämierisiko (adj. OR 1,82; 95%-KI 1,08–3,06) und tiefere Hb-Spiegel, aber beim MCV ergab sich kein Unterschied

zu Vergleichspersonen mit normalen Homocysteinspiegeln.

Von den 313 Teilnehmerinnen und Teil- nehmern ohne Anämie zu Studien - anfang entwickelten 72 eine Blutarmut (Inzidenzrate 7,2/100 Personenjahre).

Ein Vitamin-B12-Mangel zu Beginn war nicht mit dem Auftreten einer Anämie korreliert (unkorrigierte Hazard Ratio [HR] 0,85; 95%-KI 0,43–1,65), woran sich auch nach Berücksichtigung wei - terer Faktoren wie Geschlecht, Einkom- men, Bildungsgrad, Heimunterbringung, Komorbiditäten, Entzündungs- und Nie- renfunktionsmesswerten nichts änderte (adj. HR 0,92; 95%-KI 0,46–1,82). Dem- gegenüber hatten Individuen mit Folsäu- remangel ein erhöhtes Risiko im Verlauf der Beobachtungsjahre eine Anämie zu entwickeln (adj. HR 3,16; 95%-KI 1,55–

7,14). Ähnliches traf auch auf eine vor- bestehende Erhöhung des Serum- Homo - cysteins zu (korr. HR 1,70; 95%-KI 1,01–

2,88).

In einem Cox-Regressionsmodell war von den drei Parametern nur der Folsäure- mangel mit der Anämieinzidenz unab- hängig korreliert.

Studienteilnehmer mit zu Beginn beste- hendem Vitamin-B12-Mangel zeigten einen ähnlichen Verlauf der Hb-Werte wie solche mit initialen Vitamin-B12- Spiegeln im Referenzbereich. Anders diejenigen mit initialem Folsäuremangel:

ARS MEDICI 15 2009

635

S T U D I E R E F E R I E R T

Anämie im hohen Alter:

Folsäuremangel als wichtige Ursache

Ergebnisse der Leiden-85-Plus-Studie

Merksätze

Bei betagten Menschen (> 85 Jahre) kor - reliert ein Folsäuremangel mit dem Risiko des Vorliegens oder des zukünftigen Auf- tretens einer Anämie; dies trifft jedoch nicht auf einen Vitamin-B

12

-Mangel zu.

Erhöhte Homocysteinspiegel sind ein guter Anämierisikoindikator, dürften aber keine kausale Rolle spielen.

Das Screening auf einen Vitamin-B

12

-Man-

gel und dessen Behebung durch Substi -

tution dürfte bei Hochbetagten ohne Ein-

fluss auf das Auftreten einer Anämie sein.

(2)

Hier ergab sich im zeitlichen Verlauf ein rascherer Hb-Abfall. Dasselbe war bei Individuen mit erhöhten Homocystein- spiegeln zu Beginn zu beobachten, aller- dings waren diese nach Ausschluss der Patienten mit Folsäuremangel nicht mehr mit dem Hb-Abfall assoziiert.

Auch zwischen Individuen mit und ohne Vitamin-B12-Defizit, solchen mit oder ohne Folsäuremangel und denjenigen mit erhöhten oder nicht erhöhten Homo - cysteinspiegeln bestand bei den Verän- derungen des MCV jeweils kein signi - fikanter Unterschied.

Diskussion

Die Autoren sehen in diesen Ergebnissen unter hochbetagten Individuen in der Allgemeinbevölkerung ein klares Indiz, dass Folsäuremangel beziehungsweise Hyperhomocysteinämie mit der erhöh- ten Entwicklung von Anämien einherge-

hen, was aber auf ein gemessenes Vit - amin-B12-Defizit nicht zutrifft. Dies sei bemerkenswert, da eine (makrozytäre) Anämie eine der am besten bekannten Folgen eines Vitamin-B12-Mangels ist.

Dies stimmt jedoch mit klinischen Inter- ven tionsstudien überein, die bei vorwie- gend alten Menschen ohne weitere Sym - ptome, aber mit durch Screening auf - gedeckten zu tiefen oder tief normalen Vitamin-B12-Spiegeln unter Substitution keine Änderung der Hb-Werte sahen.

Auch belegen Beobachtungs- und rando- misierte Studien, dass eine Vitamin-B12- Zufuhr ohne Folgen auf die kognitive Funktion blieb. Bei Hochbetagten mit tiefen Vitamin-B12-Spiegeln sei daher eine reflexartige Cobalaminsubstitution zu überdenken.

Angesichts der eng verschlungenen Stoffwechselwege von Vitamin B12, Fol- säure und Homocystein sind kausale

Zuweisungen hinsichtlich der Anämie- entstehung schwierig. Erhöhte Homo - cysteinspiegel sind ein guter Risikoindi- kator, dürften aber kaum für eine Anämie ursächlich sein.

Als Ergebnis ihrer Untersuchung sehen Autoren, dass hinsichtlich der Verhütung von Anämien bei Hochbetagten ein Screening auf Vitamin-B12-Mangel wenig bringen dürfte, die Suche (und Behe- bung) eines Folsäuremangels hingegen

schon.

Halid Bas

Wendy P.J. den Elzen et al.: Vitamin B12and folate and the risk of anemia in old age. Arch Intern Med 2008; 168 (No. 20): 2238—2244.

Interessenlage: Die Autoren deklarieren keine finanziellen Inter- essenkonflikte. Die Studie wurde vom niederländischen Gesund- heitsministerium und die Homocysteinmessungen wurden mit einem Unrestricted Grant von Abbott Laboratories unterstützt.

636

ARS MEDICI 15 2009

S T U D I E R E F E R I E R T

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Tabelle 1 sind Ursachen für den Vit - amin-B 12 -Mangel aufgelistet, die häu- fig zu megaloblastärer Anämie führen, in Tabelle 2 diejenigen, welche in der Regel nicht zu dieser

Bruggmann: Wir haben zu diesem Thema eine Studie laufen, und die Ergebnisse deuten darauf hin, dass dies vor allem ein Problem bei MSM ist, die schon mit HIV infiziert sind und zu

Bei einem Verdacht auf eine Autoimmunhepatitis werden Autoantikörper bestimmt: Antikörper gegen Zellkernbestand- teile (ANA – antinukleäre Antikörper) gegen glatte Muskulatur (SMA

Ausgehend von der Feststellung, dass zahlreiche landwirtschaftliche Biogasanlagen mit Faulraumbelastungen unterhalb von 2,5 kg oTS/m³ * d -1 betrieben werden, wurden die Fragen

Ein weiterer Grund für eine Pfropfbildung kann die Beeinträchtigung des natürlichen Ab- transports des Zerumens sein, insbeson- dere bei schuppenden Hautkrankheiten wie

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind damit in Sachsen-Anhalt nach wie vor sowohl bei Frauen als auch bei Männern bei ambulanten Behandlungen, bei Krankenhausfällen, bei

In diesem Kon- text eignen sich besonders Lebensmittel tieri- schen Ursprungs als B 12 -Lieferanten, denn die Mikroorganismen in den Pansen der Wieder- käuer produzieren Vitamin B 12

NAAKTGEBOREN und SLIJPER (1970) hingegen gehen nicht auf Öffnungsphase oder Aufweitungsphase ein, und beschreiben die Austreibungsphase als den Zeitpunkt, in welchem