Antihypertensive Therapie
Nebenwirkungen schmälern Erfolg
ie Hypertonie ist einer der Hauptrisikofaktoren sowohl für koronare als auch zerebrovaskuläre Erkrankungen. Herzinsuffizienz, Myokardin- farkt oder Schlaganfall sind die fatalen Endpunkte. Ob- wohl diese Fakten durch viele wissenschaftliche Studien belegt seien und zahllose Fortbildungsveranstaltungen oder Aufklärungsinitiativen diese Problematik immer wieder an Ärzte oder Patienten vermittelten, sei das Hochdruck-Management auch in Ländern mit hochent- wickelten Gesundheitssystemen noch immer mehr als un- befriedigend, betonte Prof. D. Gareth Beevers (Birming- ham) bei einer Pressekonferenz anläßlich des XVIIIth Congress of the European Society of Cardiology in seiner Heimatstadt.
m herauszufinden, welche Gründe dem Erfolg ei- ner antihypertensiven Therapie entgegenstehen, wurde in Großbritannien eine Befragung bei Hausärzten, Praxishelferinnen, Apothekern und Patien- ten durchgeführt – REACH (Rational Evaluation and Choice in Hypertension). Beevers stellte Ergebnisse der Interviews mit 178 Hausärzten und 948 dort behandelten Patienten vor. Das Hauptproblem, so wurde deutlich, war die Unverträglichkeit der Medikation. Nebenwirkungen waren bei einem Drittel der Patienten der Grund, den Hausarzt aufzusuchen. Wenn das Präparat gewechselt wurde – was immerhin bei 81 Prozent der Hypertoniker erforderlich war –, dann geschah dies in der Hälfte der Fälle auf Veranlassung des Patienten, weil er die Neben- wirkungen der Medikation nicht akzeptieren konnte. Er- freulich immerhin, daß 78 Prozent das Problem zuerst mit ihrem Arzt besprachen. Nur zwölf Prozent setzten nach eigenen Aussagen ohne Konsultation das Medikament ab oder verminderten eigenmächtig die Dosis.
ie Hausärzte nahmen an, daß bei der Noncompli- ance der Anteil derer, die wegen Nebenwirkun- gen die Therapie nicht durchhalten, bei 20 bis 25 Prozent liegt. Als Konsequenz wünschen sie sich neue Antihypertensiva mit einem besseren Verträglichkeits- profil, einfacher Dosierung (einmal tägliche Einnahme) und einer sanften 24-Stunden-Regulation (ohne Blut- druckabfall oder -spitzen). Dazu im Gegensatz steht die Erfahrung von Beevers und anderen Experten, daß es in der Regel relativ lange dauert, bis sich Medikamente mit neuem Wirkprofil, die genau diesen Wünschen und An- forderungen entsprechen, in der Praxis durchsetzen. Die meisten Hochdruck-Patienten erhalten zunächst doch noch immer die klassischen und „langbewährten“ Präpa- rate, und innovative Therapieprinzipien werden gewis- sermaßen erst als ultima ratio oder bei besonderen Pro- blemen eingesetzt. Gabriele Blaeser-Kiel
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S P E K T R U M AKUT
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(4) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 46