U
nter bestimmten Bedin- gungen soll – ähnlich wie in den Niederlanden – künf- tig auch in Belgien aktive Euthanasie straffrei blei- ben. Das sieht ein kürzlich vom belgischen Senat ange- nommener Gesetzentwurf vor. Die Deutsche Gesell- schaft für Palliativmedizin (DGP) und die Bundesar- beitsgemeinschaft Hospiz (BAG Hospiz) kritisieren dieses Vorhaben. Durch die Euthanasiegesetzgebung werde ein gesellschaftliches Klima geschaffen, „wodurch die autonome Entscheidung des Einzelnen, die immer wieder als Begründung für die gesetzgeberischen Initia- tiven genannt wird, lang- fristig eher gefährdet als ge- schützt wird“, heißt es in ei- ner gemeinsamen Stellung- nahme. Die DGP und BAG Hospiz fordern deshalb eine verbesserte Aus-, Weiter- und Fortbildung in Palliativmedi-zin und Palliativpflege. Mit den zurzeit diskutierten Ge- setzentwürfen zur Förderung der ambulanten Hospizarbeit werde zweifellos ein richtiges Signal gesetzt.
Selbsthilfegruppen
Schleppende Förderung
Kassen erfüllen
gesetzliche Vorgabe nicht.
W
eniger als ein Drittel der ihnen gesetzlich zu- stehenden Fördermittel er- hielten die schätzungsweise 50 000 Gruppen der gesund- heitlichen Selbsthilfe von den Krankenkassen, kritisiert die Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten.Die Gesetzliche Krankenver- sicherung ist nach der Ge- sundheitsreform 2000 ver- pflichtet, die Selbsthilfe mit jährlich 71,5 Millionen DM (das entspricht einer DM je Versicherten) zu unterstützen.
Im vergangenen Jahr sind je- doch nur 18,3 Millionen DM ausgegeben worden, das sind 26 Pfennig je Versicherten.
Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anre- gung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS), Berlin, führt die schleppende Förderung unter anderem
darauf zurück, dass die Kran- kenkassen 2001 den Förder- pflichtbetrag nicht in ihre Haushalte eingestellt hätten.
Auch würden viele Selbsthilfe- gruppen von der komplizierten Antragstellung abgeschreckt.
„Der ungeheure bürokratische Aufwand überfordert die oft- mals chronisch kranken Mit- glieder von Selbsthilfegrup- pen“, sagt Klaus Balke von NAKOS. Sinnvoll sei daher eine Sockelfinanzierung von beispielsweise 300 DM jähr- lich pro Selbsthilfegruppe.
Auch Gudrun Schaich- Walch, Parlamentarische Staats- sekretärin im Bundesministe- rium für Gesundheit, kritisier- te bei einem Selbsthilfe-Sym- posium in Neubrandenburg die „nicht reibungslose“ För- derung der Kassen.
A K T U E L L
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 1–2½½½½7. Januar 2002 AA5
Antihypertensive Therapie
Nach wie vor mangelhaft
E
ines der obersten Ziele der Deut- schen Hochdruckliga ist es, neue wis- senschaftliche Erkenntnisse so zeitnah wie möglich in die klinische Praxis um- zusetzen. Dass dieses Ziel zumindest für die antihypertensive Therapie bis- lang verfehlt wurde, signalisieren die Fakten. „Es ist nach wie vor er- schreckend, dass immer noch drei Vier- tel der Hypertoniker auf unzureichen- de Werte eingestellt sind“, sagte Prof.Rainer E. Kolloch (Bielefeld) als Präsi- dent der 25. Wissenschaftlichen Tagung der Deutschen Hochdruckliga/Deut- sche Hypertonie-Gesellschaft. Ferner kritisierte Kolloch, dass nur höchstens 15 Prozent der Hypertoniker einen kontrollierten systolischen Blutdruck
aufweisen. Gerade der systolische Wert steige mit dem Alter und sei nach gesi- cherter Datenlage ein maßgeblicher Prädiktor der kardiovaskulären Morbi- dität und Mortalität. „Angesichts die- ser Tatsache immer noch bagatellisie- rend vom so genannten Erfordernis- hochdruck zu sprechen ist ganz und gar nicht mehr zu dulden“, erklärte Kol- loch in Bielefeld.
V
on der konsequenten Normalisie- rung der isolierten systolischen Hy- pertonie profitieren ältere wie jüngere Patienten gleichermaßen, wie die mit einem Dihydropyridin-Calcium-Ant- agonisten durchgeführte SYST-EUR- Studie eindeutig zeigte. Werden hoch normale Werte zwischen 130 und 139 mm Hg systolisch gemessen, ist das kardiovaskuläre Risiko ebenfalls er- höht. Die Forderung, selbst solche Werte zu reduzieren, ist nach dem Ur- teil des Kongresspräsidenten als Provo-kation aufzufassen, denn dieses Ziel sei mit den derzeitigen therapeutischen Optionen in der Praxis in aller Regel nicht zu realisieren.
N
icht immer liegt es an der schlechten Compliance, wenn trotz langfristi- ger antihypertensiver Medikation die Zielwerte verfehlt werden. In solchen Fällen ist nach Angaben von Kolloch an eine Therapieresistenz zu denken, die von Schlafapnoe, starkem Über- gewicht, Alkoholabusus und über- mäßigem Kochsalzkonsum verursacht werden kann. Mangelhaftes Anspre- chen auf Antihypertensiva könne auch durch die gleichzeitige Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika be- dingt sein. Interaktionen mit diesen Substanzen führen zu einer Ab- schwächung der Wirksamkeit von Diu- retika sowie Betablockern und können auf Dauer auch die Nierenfunktionverschlechtern. EB
Akut
BAG Hospiz und DGP fordern unter anderem eine Förderung der ambu- lanten Hospizarbeit.
Sterbehilfe
Förderung der Palliativmedizin
Verbände kritisieren den belgischen Gesetzentwurf.
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