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Archiv "Chirurgie: Umdenken gefordert" (11.05.2001)

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ie Zeit der „großen Chirurgen“, aber auch der „großen Schnitte“

ist vorbei. Die minimalinvasive Chirurgie sei längst in allen Kranken- häusern etabliert und werde wohl schon bald durch Operations-Roboter und computergestützte Navigationssysteme ergänzt werden, erklärte der Präsident des Chirurgenkongresses, Prof. Klaus Schönleben aus Ludwigshafen: „In zehn Jahren wird es in der Bauchchirur- gie keine großflächige Öffnung des Körpers mehr geben.“ Dass Chirurgen vielleicht schon bald von einem Schalt- pult aus operieren, sei nur noch eine Frage der Zeit.

In den USA gehe die Entwicklung schon weiter, berichtete Prof. Ronald Hinder von der Mayo-Klinik in Jacksonville. Die Kombination von bildgebenden Verfahren, computerge- stützten Navigationssystemen und Operations-Robotern eröffne die Mög- lichkeit, dass sich der Chirurg auch an einem anderen Ort als der Patient be- findet. Die Telechirurgie werde die me- dizinische Versorgung grundlegend verändern, meinte Hinder: Wenn die technischen Voraussetzungen und die Möglichkeiten der elektronischen Kommunikation gegeben sind, werde sich künftig ein Patient an jedem Ort der Welt von „seinem“ Arzt operieren lassen können. Aber auch die Fähigkei- ten von hoch spezialisierten Chirurgen stünden dann weltweit zur Verfügung.

Das sei aber noch nicht das Ende der Entwicklung, berichtete der amerikani- sche Chirurg. Auf dem Weg zur „per- fekten“ Operation gehe es darum, menschliche Unzulänglichkeiten auszu- schalten. Der nächste Schritt sei die Entwicklung „intelligenter“ Computer, die alle möglichen Phasen einer Opera- tion, aber auch alle Komplikationen kennen und die dann das jeweils beste

chirurgische Verfahren auswählen, be- richtete Hinder. Die Aufgabe des Chir- urgen werde es dann sein, nur noch den korrekten Verlauf einer Operation zu überwachen.

Von einem Umdenken in der Be- handlung solider Tumoren berichtete Prof. Jörg Rüdiger Siewert vom Klini- kum rechts der Isar der TU München.

Nach seinen Worten setzen sich hier zu- nehmend multimodale Therapiekon- zepte durch, die eine sequenzielle Che- mo- oder Radiotherapie vor oder nach

einem chirurgischen Eingriff beinhalten.

Während für das Kolonkarzinom inzwi- schen der Nutzen einer chemotherapeu- tischen Nachbehandlung gesichert sei, werde für Tumoren im übrigen Gastro- intestinaltrakt das Konzept einer prä- operativen Chemo- oder Chemoradio- therapie verfolgt, sagte Siewert.

Allerdings sprechen nicht alle Pati- enten auf eine solche Vorbehandlung

mit einer Tumorrückbildung an. Des- halb werde jetzt verstärkt nach moleku- laren Markern gefahndet, die das wahr- scheinliche Ansprechen auf eine prä- operative Therapie vorhersagen, be- richtete Siewert.

Eine neue Möglichkeit der Response Evaluation biete möglicherweise die Positronenemissionstomographie, mit deren Hilfe die Glukoseaufnahme des Tumors bestimmt werden kann, sagte der Münchner Chirurg Dr. Andreas Sendler über entsprechende Studien an der TU München. In vor- erst noch retrospektiven Untersuchungen habe sich nämlich gezeigt, dass bei einer um mehr als 35 Pro- zent verminderten Auf- nahme von 18-Fluor-Des- oxyglukose durch den Tu- mor die Patienten mit einer signifikanten Ver- längerung des Überlebens profitieren. Weitere Un- tersuchungen sollen nun zeigen, ob mit dieser Me- thode schon nach zwei bis drei Wochen das Anspre- chen einer neoadjuvanten Therapie beim Ösopha- gus- und beim Magen- karzinom erfasst werden kann.

Die Anwendung multi- modaler Therapiekonzep- te erfordere auch für die organisatori- schen Abläufe in den Kliniken ein Um- denken, berichtete Dr. Martin Siess von der TU München. Arbeitsteilung und interdisziplinäre Zusammenarbeit, die Auswahl von Therapiekonzepten und das Qualitätsmanagement münden nach seiner Ansicht in einer krankheits- orientierten Organisationsform. Dia- gnostik und Therapie werden sich dabei P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 19½½11. Mai 2001 AA1229

Chirurgie

Umdenken gefordert

Wie ein roter Faden zog sich diese kritische Aufforderung durch das fünftägige Programm des 118. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in München.

Medizinreport

Bald ein Bild aus „alten“ Zeiten? Werden in Zukunft intelligente Computer operieren und Chirurgen nur den korrekten Verlauf des Eingriffs überwachen? Foto: Verband der Diagnostica-Industrie e.V.

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um den Patienten gruppieren. Dies führe dann auch zu Einsparungen bei den Liegezeiten und den Behandlungs- kosten.

Im Klinikum rechts der Isar werde deshalb demnächst für bestimmte Tumorentitäten ein Tumorboard eta- bliert, in dem das gesamte erforderliche onkologische Know-how zusammen- gefasst wird, berichtete Siess. Ein in- terdisziplinäres Disease-Management- Team als gemeinsame onkologische Anlaufstelle von Strahlentherapeuten, Chirurgen, Onkologen, Radiologen, Nuklearmedizinern und Pathologen werde die Kombinationstherapien ko- ordinieren. Auch eine engere Zusam- menarbeit mit onkologischen Schwer- punktpraxen sei vorgesehen.

Ein Umdenken in der Chirurgie for- derte auch der Deutsche Ärztinnen- bund. Nach einer aktuellen Umfrage der Organisation, welche die Präsiden- tin des Ärztinnenbundes, Dr. Astrid Bühren, bei einer Sitzung unter dem Thema „Ist die Chirurgie männlich?“

vorstellte, liegt der Frauenanteil in ein- zelnen chirurgischen Fächern zwischen null und 23 Prozent. Noch werde die Chirurgie von Männern dominiert, sag- te Bühren. Bei den habilitierten Chir- urgen liege der Frauenanteil in der pla- stischen Chirurgie mit 20 Prozent noch am höchsten. Nicht viel besser sei das

Bild bei den wissenschaftlich arbeiten- den Ärztinnen, bei den Oberärztinnen und bei den Fachärztinnen.

Nach Bührens Aussage gibt es keine vernünftigen Argumente, weshalb nur 22 Chirurginnen in Chefarztpositionen sind. Erst jetzt wurde mit Prof. Doris Henne-Bruns (Kiel) die erste Chirurgin als Ordinaria auf einen Lehrstuhl nach Ulm berufen. Die Wirtschaft habe längst begriffen, dass sie nur dann im Wettbe- werb bestehen kann, wenn die besten aus beiden Geschlechtern ihre Fähigkei- ten einbringen können, sagte Bühren. In der Chirurgie müsse das notwendige Umdenken erst noch einsetzen.

Für Aufsehen sorgte schließlich auch die Zustimmung des Generalsekretärs der Deutschen Gesellschaft für Chirur- gie, Prof. Wilhelm Hartel, zur Forde- rung nach einer Rezertifizierung der Ärzte, wie sie vom Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Ge- sundheitswesen in seinem Sonder- gutachten erhoben worden war. Die Ärztekammern müssten umdenken und ihre abwiegelnde Haltung in dieser Frage aufgeben, sagte Hartel. Für die Chirurgen forderte er ein von Kam- mern und wissenschaftlichen Fachge- sellschaften gemeinsam abgestimmtes Prüfungssystem, dessen Kriterien von jedem fortbildungswilligen Arzt er- reichbar sind. Jürgen Stoschek

P O L I T I K

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A1232 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 19½½11. Mai 2001

Neues Laserverfahren erkennt ein malignes Melanom frühzeitig

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in neuartiges Laserverfahren zur Früherkennung des malignen Mela- noms haben Wissenschaftler des Berli- ner Max-Born-Instituts (MBI) und der Ruhr-Universität Bochum entwickelt.

Herzstück des Verfahrens, für das keine Gewebeproben entnommen werden müssen, ist ein so genannter Femtose- kundenlaser, mit dem es möglich ist, das maligne Gewebe im frühen Stadium mit hoher Sicherheit zu identifizieren. Die Methode beruht darauf, dass das kran- ke Gewebe durch eine genau dosierte Laseranregung zu einem charakteristi- schen ultraschwachen Leuchten ge- bracht wird. „Durch die verwendeten extrem kurzen Laserimpulse können

wir zwischen gutartigen Pigmentkon- zentrationen und dem malignen Mela- nom unterscheiden“, erläutert Dr. Die- ter Leupold, Projektleiter am Max- Born-Institut. „Der Unterschied – so- zusagen die Antwort des Hautgewebes – bildet sich in Form eines charakteristi- schen Spektrums ab.“

Die Grundlagenforschungen haben mit ortsfesten Femtosekundenlasern in den MBI-Labors stattgefunden. Jetzt wollen die Forscher zusammen mit zwei mittelständischen Berliner Unterneh- men ein mobiles Diagnostikgerät ent- wickeln, um diesem neuen Hautkrebs- Früherkennungsverfahren den Weg in

die Klinik zu ebnen. EB

Aids-Forschung in Deutschland erlebt starke Kürzungen

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uf einem Aids-Gipfeltreffen, das kürzlich in der nigerianischen Haupt- stadt Abuja stattfand, forderte der Ge- neralsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, zur weltweiten Mobil- machung gegen die Immunschwäche- krankheit auf. „Vor diesem Szenario er- scheinen der Deutschen Aids-Gesell- schaft die erheblichen Kürzungen bei der Förderung der HIV- und Aids-For- schung in Deutschland unverständlich“,

erklärte der Vorsitzende der Deutschen Aids-Gesellschaft e.V. (DAIG), Prof.

Norbert Brockmeyer von der Dermato- logischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum. Zwei erfolgreiche Aids-Ver- bundprojekte seien im Februar ausge- laufen – ein Folgeprojekt sei nicht in Sicht. Auch das vom Bundesforschungs- ministerium geförderte infektiologische Stipendienprogramm werde Ende 2001 ersatzlos beendet.

Derzeit unterstütze die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit circa sechs Millionen DM jährlich einen beträchtlichen Teil der Grundlagenfor- schung zum Thema HIV-Infektion und Aids, erklärte Brockmeyer. Klinische Forschung im engeren Sinne werde von der DFG allerdings nicht gefördert.

Von den Bundesländern stellte nur der Freistaat Bayern jährlich 1,8 Millionen DM aus Landesmitteln für die Aids- Forschung zur Verfügung.

„Die HIV-Infektion ist nach wie vor eine Gefährdung für die gesamte Be- völkerung. Daher muss Aids-For- schung auch in Deutschland möglich sein und stattfinden und nicht nur in den USA und europäischen Nachbar- ländern“, erklärte Brockmeyer. EB

Foto: Roche

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