S
eit den 70er-Jahren ist die Kardiotokographie (CTG) die Standardmethode auf den Entbindungsstationen.Nun wird am Charité-Vir- chow-Klinikum Berlin ein neues intrapartales fetales Mo- nitoring erprobt. Das Stan®- System (ST-Strecken-Analy- se-System) S-21 des schwedi- schen Medizingeräteherstel- lers Neoventa kombiniert das klassische CTG mit einer ST- Strecken-Analyse des fetalen EKGs. So sollen Risikositua- tionen unter der Geburt zielsi- cherer erkannt werden. In ei- ner multizentrischen europäi- schen Studie wird getestet, ob sich durch das Verfahren die Zahl der mit metabolischer Azidose geborenen Babys und die Zahl der Kaiserschnit- te wegen drohender Asphyxie des Fetus reduzieren lässt.
Entbindungskliniken in Schweden haben bereits gute
Erfahrungen gemacht. Die Zahl der Fälle mit metaboli- scher Azidose konnte bei Ein- satz des fetalen Herzmonitors um 75 Prozent und die Zahl der operativen Eingriffe wegen drohender Asphy- xie des Fetus um 44 Prozent gesenkt werden. In diese multizentrische Studie wa- ren 4 421 Frauen mit ter- mingerechten Geburten und Feten in Kopflage auf- genommen worden. Sie wurden randomisiert in zwei Gruppen eingeteilt:
CTG allein und CTG plus ST- Strecken-Analyse. Die ST- Analyse erfolgt automatisch, auch die Interpretation der Aufzeichnungen in Verbin-
dung mit dem CTG wird durch das System unterstützt.
Bei seiner Entwicklung ging man davon aus, dass Herz und
Gehirn des Fetus gleicher- maßen empfindlich gegenüber Hypoxie sind. Die ST-Wellen- form des fetalen EKGs liefert Hinweise auf eine Hypoxie
des Fetus. Wenn das Kind eine Hypoxie durch den Abbau von Glykogenreserven im Herzmuskel zu kompensieren versucht, ist dies durch eine Erhöhung der T-Welle er- kennbar. Eine negative ST- Strecke weist darauf hin, dass das Myokard nicht mehr in der Lage ist, die Hypoxie zu kompensieren. Durch die kontinuierliche Überwa- chung des fetalen EKGs und damit der Sauerstoff- versorgung unter der Ge- burt sollen Sauerstoffman- gel-Situationen frühzeiti- ger erkannt werden, als es durch eine Fetalblutanaly- se möglich ist.
Ob das Gerät die Fetal- blutanalysen ersetzen kann, ist noch unklar. Im Rahmen eines EU-Projektes soll es künftig noch an weiteren deutschen Kliniken getestet werden. Dr. med. Eva A. Richter V A R I A
Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 19½½11. Mai 2001 AA1275
Geburtshilfe
Zusätzliche Sicherheit
Technik
Fetales Monitoring mit dem Stan-System Werkfoto