her Tumormarkerwerte (mit entspre- chend niedrigem Vorhersagewert) und andererseits die Gefahr diagnostischer Fehlschlüsse und erheblicher Folgeko- sten, die sich bei mißbräuchlichem
Einsatz von Tumormarkern für Scree- ning- und Diagnosezwecke ergeben können. Die Folgen eines ungezielten Einsatzes von Turmormarkern kön- nen für den Patienten gravierend sein.
Kostenaspekte
Die Bestimmung der humoralen Tumormarker erfolgt in der Regel mit Ligandenassays, früher radioimmu- nologisch (RIA oder IRMA), heute zu- nehmend mit nichtradioaktiver Mar- kierung. Bedingt unter anderem durch
die Notwendigkeit der Erstellung von Standardkurven und einen notwendi- gen hohen Aufwand für qualitätssi- chernde Maßnahmen, ist diese Technik mit erheblichen Kosten verbunden.
Die Analysenkosten schwanken je nach beantragtem Tumormarker und gegebener Serienlänge. Sie liegen bei guter Auslastung im Bereich zwi- schen 10 und 50 DM pro Tumormar- ker. Überschlagsmäßig können die Testkosten pro Tumormarker auf durchschnittlich 30 bis 40 DM veran- schlagt werden. Bei kurzen Serienlän- gen können die Kosten jedoch erheb- lich höher liegen.
Dementsprechend liegen die ab- rechnungsfähigen Preise für TM fünf- bis zehnfach so hoch wie die Preise von naßchemisch ermittelten Rou-
tinekenngrößen, wie etwa Serumelek- trolyten oder Leberenzymen (Bei- spiel: GOÄ-Wert für PSA: 34,20 DM, GOÄ-Wert für Kreatinin: 4,56 DM).
Bei entsprechender „Nachfrage“
entstehen deshalb auch erhebliche Kosten. In den beiden Jahren 1994 und 1995 wurden vom Institut für Kli- nische Chemie des Klinikums rechts der Isar jeweils ungefähr 25 000 Tu- mormarkerwerte im Rahmen der rou- tinemäßigen Krankenversorgung be- stimmt. Die Kosten für Tumormar- kerbestimmungen sind ein wesentli- cher Bestandteil der gesamten Labor- kosten an unserem Klinikum. Dies ist kein Einzelfall. Ähnliche Verhältnisse herrschen auch an anderen Kranken- häusern höherer Versorgungsstufen.
Effizienter Einsatz von Tumormarkern
Es ist anzunehmen, daß gerade Kliniken der höheren Versorgungsstu- fen bezüglich der Etablierung labor- diagnostischer Standards eine gewisse Vorbildfunktion für kleinere Kranken- häuser und die niedergelassenen Ärzte innehaben. Gerade deshalb halten wir es für lohnend und dringend angezeigt, daß von dieser Seite aus die gängige Routine beim Tumormarkereinsatz in regelmäßigen Abständen für ein brei- teres Fachpublikum dargestellt und vor dem Hintergrund des aktuellen
A-3347
M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 50, 13. Dezember 1996 (47) ZUR FORTBILDUNG
Tabelle 1
Tumormarker – Biochemie und Hauptindikationsgebiete
Tumormarker Biochemie Hauptindikationsgebiet CEA Glykoprotein (MW 180 kD), Kolorektales Karzinom
Kohlenhydratanteil 45–60% Mammakarzinom AFP Glykoprotein (MW 70 kD), Hodentumoren
Kohlenhydratanteil 4% Leberzellkarzinom CA 125 Glykoprotein (MW 200 kD), Ovarialkarzinom
Kohlenhyd. 25%, mAb OC 125
CA 19-9 Glykolipid (MW 36 kD), Hapten Pankreaskarzinom der Lewis-a-Blutgruppendeterm. Gallenwegskarzinom CA 72-4 Mucinähnliches Glykoprotein Magenkarzinom
„TAG 72“ (MW bis 400 kD) Ovarialkarzinom CA 15-3 Glykoprotein (MW 300 kD)der Mammakarzinom
Milchfettmembran-Muzin-Familie
PSA Glykoprotein (MW 33 kD), Kalli- Prostatakarzinom krein-verwandte Serinprotease
hCG Glykoproteohormon, 2 Unterein- Keimzelltumoren heiten (a/b-Kette: MW 14/24 kD) Trophoblasttumoren NSE Glykolytisches Enzym, Isoform Kleinzelliges Bronchial-
der Enolase (MW 87 kD) karzinom
Neuroendokrine Tumoren SCC Glykoprotein (MW 42 kD), Plattenepithelkarzinom
Tumorantigen-4-Isoantigen
Cyfra 21-1 Cytokeratin-19-Fragment Nichtkleinzelliges
(MW 30 kD) Bronchialkarzinom
MW 5Molekulargewicht, kD 5Kilodalton
Tumormarker – Fahrplan für Folgebestimmungen
Therapieüberwachung:
1. Ausgangswert vor Therapiebe- ginn/-wechsel bestimmen 2. Folgebestimmungen, falls Aus-
gangswert > Richtwert 3. Planung der Folgebestimmun-
gen unter Berücksichtigung der biologischen Eliminationshalb- wertszeiten
Nachsorge zur
Rezidivfrüherkennung:
1. routinemäßige Folgebestimmun- gen laut Nachsorgekalender 2. zusätzliche Kontrollen steigen-
der TM unter Berücksichtigung der aktuellen Konzentration und der biologischen Halbwertszeit des betreffenden Markers