Ein für das Pankreaskarzinom typisches Syndrom gibt es bisher nicht. Mit angeblich 80 Prozent posi- tiver Ausbeute bei schwieriger Dif- ferenzierung lassen sich mit dem Tu- mormarker 19/9 akute und chroni- sche Pankreatitiden (jeweils 10 bis 15 Prozent, SchmiegellHamburg) unterscheiden.
Für die chronische Pankreatitis leistet die Bestimmung des Chymo- trypsins im Stuhl nach wie vor mehr als die einfache Trypsinbestimmung im Blut oder Urin. Leistungsfähig sind und bleiben die Stuhlfettbestim- mung sowie der Pankreolauryl-Test, auch die Messung der mit dem Früh- stück gegebenen Testsubstanz NBT- PABA.
Die neuerdings zur Routine ge- wordene Computertomographie (CT) des Pankreas ist der Sonogra- phie überlegen und leistet sowohl bei der Pankreatitis wie beim Karzi- nom aller drei Abschnitte Wesent- liches. Zysten können durch CT fast 100prozentig sicher nachgewiesen werden. Ihr Konkurrent ist — im Fal- le des Gelingens — die retrograde Pankreatographie, die unter Um- ständen auch die Entfernung kleine- rer, distal gelegener Pankreassteine ermöglicht.
Bei den chronischen entzünd- lichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, M. Crohn) sind progno- stisch günstig erstes Auftreten im mittleren Lebensalter, Beschrän- kung auf das terminale Kolon, Frei- heit anderer Organe — und vice versa (Goebell/Düsseldorf). Dieser schätzt, daß das Tumorrisiko ausge- dehnter rezidivierender Kolitiden bis auf das 25fache der Nicht-Betrof- fenen ansteigt.
RiemannlLudwigshafen betonte den Wert von Kortikosteroiden (rektal oder systemisch, am besten in Schleim, wie Colifoam®), beson- ders im akuten Schub. Die Kombi- nation mit Trimethoprim und Anti- biotika sowie 6-Mercaptopurin kom- men vor allem bei Fisteln in Be- tracht. Im übrigen sind die Basisthe- rapeutika unverändert Salazosulfa- pyridin (SASP) und/oder Kortiko- steroide.
Als Ersatz für SASP kommen 5-Aminosalizylsäure und neuerdings auch 4-Asaperaminosalizylsäure in
Betracht, zwischen denen der Refe- rent keinen grundlegenden Unter- schied machte (Maximaldosis für SASP im akuten Schub 10 bis 12 g, Erhaltungsdosis rund 2 g). Döllel
Tübingen zählte die zahlreichen Ne- benwirkungen dieser Medikamente auf. Wenn ein M. Crohn auf diese Mittel nicht anspricht, kann der Ver- such mit Metronidazol gemacht wer- den. Neuerdings wurde auch vom Cyclosporin A (siehe DÄ vom 14. 5. 1987) berichtet, doch erfor- dert dieses Medikament sorgfältige Dosierung mit Blutspiegelbestim- mung.
Herfarth/Heidelberg sprach sich besonders beim M. Crohn für mini- male operative Eingriffe aus. Bei der Colitis ulcerosa bleibt die (mög- lichst die Kontinenz erhaltende)
KONGRESSNOTIZ
Tumormarker
Auf dem von den Behring-Wer- ken zu Ehren ihres Vorstandsvorsit- zenden, Professor Dr. Dr. h. c.
Schwick, veranstalteten Kolloquium kamen vier Hauptarbeitsrichtungen zur Sprache: Immundiagnostik, all- gemeine Immunologie, Blutgerin- nung und Fibrinolyse, Onkologie.
Dieser Bericht beschränkt sich auf das erste der eng verwandten, durchweg proteinchemischen Ge- biete.
Die wesentlichen Fortschritte in der Tumordiagnostik umfassen einerseits die Blutbefunde mittels der käuflichen Tumormarker CEA, aFP, 19/9, 15/3, PAP/PSA und an- dere, andererseits Hormon- und En- zymbestimmungen. Neuerdings hat der Einsatz von m99-Technetium- markierten monoklonalen Antikör- pern, mit hoher Verträglichkeit, mit kurzer Halbwertzeit (rund sechs Stunden) sowie mit starken Kontra- sten die Immunszintigraphie für die Tumor- und vor allem für die Meta- stasen-Frühdiagnostik wichtig ge- macht.
(Hemi-)Kolektomie unverändert.
Für den Referenten war interes- sant, daß keiner der acht Colitis- Crohn-Spezialisten mehr der psy- chosomatischen Entstehung (zum Beispiel nach der Monographie von Curtius) Bemerkungen widmete (siehe dazu die ausgewogene Stel- lungnahme des Kongreßpräsiden- ten, Professor Demling, auf einen Leserbrief von Dr. Rainer Sandweg, Blieskastel, im DÄ Nr. 16 vom 21.
Apri11988). Die Betrachtung als pri- märe Autoimmunerkrankung scheint sich durchgesetzt zu haben, vor allem wegen der häufigen Betei- ligung extraintestinaler Organe wie Haut oder Gelenke.
Prof. Dr. med. Rudolf Gross Herbert-Lewin-Straße 5 5000 Köln 41
Das immer noch bewährte kar- zinoembryonale Antigen (CEA) ist bei 70 bis 80 Prozent aller kolorekta- ler Karzinome, bei über 80 Prozent metastasierender kolorektaler Kar- zinome und bei 45 Prozent anderer Tumoren erhöht. Dabei werden Be- reiche von 5 bis 10 ng als fraglich be- zeichnet. Unverändert sind die bio- chemischen Immunmarker aus be- kannten Gründen wenig geeignet für die Frühdiagnostik. Ihr Wert liegt vor allem in der prognostischen Be- wertung hoher Werte, in der späte- stens nach zwei Monaten zu erwar- tenden Normalisierung bei radikaler Entfernung des Tumors, im Hinweis auf Metastasen bei Wiederanstieg.
Ähnliches gilt für die Marker 12/5 (Ovarialkarzinom), 15/3 (Mam- makarzinom), SCC-Antigen (Cer- vix, ein Teil der Plattenepithelkarzi- nome der Lunge).
Einen wesentlichen Fortschritt bedeutet die Immunszintigraphie mit m99-Technetium-markierten Antikörpern gegen Granulozyten, die bis jetzt zu häufig übersehene entzündliche Prozesse innerer Orga- ne erkennen läßt. Fehlerquellen sind die allerdings sowohl bei Tumormar- kern wie bei Granulozyten in etwa 10 Prozent auftretenden Co-Expres- sionen durch asynchrone Differen- zierung. Rudolf Gross A-1288 (70) Dt. Ärztebl. 85, Heft 18, 5. Mai 1988