der akuten biliären Pankreatitis.
Aufgrund eigener Beobachtungen wurde seither von einer Arbeitsgrup- pe sogar postuliert, bei grundsätzlich jeder Pankreatitis, gleich welcher Ätiologie, wegen der Häufigkeit von Mikrolithen eine ERCP mit EPT durchzuführen (24, 25), ein Vorge- hen, das nicht durch kontrollierte klinische Daten belegt und somit nicht empfohlen werden kann.
Die pathophysiologische Hypo- these, die der notfallmäßigen Durch- führung einer ERCP/EPT bei der akuten biliären Pankreatitis zugrun- deliegt, geht davon aus, daß der Stein nicht nur die Pankreatitis ver- ursacht, sondern sie auch unterhält (41), wofür es allerdings ebenfalls keinen einzigen experimentellen An- satz gibt. Im Gegenteil muß man da- von ausgehen, daß Patienten mit akuter Pankreatitis keine relevante Saftsekretion und somit keinen Se- kretionsdruck mehr haben und daß die weitaus meisten Patienten ihre Gangsteine spontan entleeren.
Es kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gesagt werden, ob durch eine EPT nicht eventuell nur die Cholangitis beseitigt wird, ohne daß dabei der Verlauf der akuten Pankreatitis beeinflußt wird.
Welcher Patient wann gegebe- nenfalls von der Durchführung einer ERCP mit EPT im Rahmen einer akuten biliären Pankreatitis profi- tiert, kann gegenwärtig nicht sicher entschieden werden (19, 28, 44, 61, 62, 73). Es liegt zu dieser Fragestel- lung nur eine kontrollierte Studie aus England vor (62), die bei insge- samt 121 Patienten mit akuter bili- ärer Pankreatitis in der Gruppe der schweren Verlaufsformen bei Pa- tienten, die einer ERCP und bei Steinnachweis einer EPT unterzogen wurden, einen günstigen Verlauf mit signifikant niedriger Komplikations- rate bei allerdings nicht signifikant verbesserter Letalität fanden. Dieser günstige Effekt fand sich in der Gruppe der leichteren Verlauffor- men nicht, das heißt diese Patienten profitierten nicht von der ERCP plus EPT. Darüber hinaus muß erwähnt werden, daß sämtliche Untersuchun- gen in dieser Studie von einem einzi- gen, sehr erfahrenen Endoskopeur durchgeführt wurden.
Zur Zeit läuft in Deutschland ei- ne kontrollierte Studie, die die Be- funde dieser englischen Studie in ei- nem multizentrischen Ansatz an ei- nem großen Patientenkollektiv eva- luiert (29a). Eine andere Studie, die zur Zielsetzung hatte, ob auch Pa- tienten mit akuter Pankreatitis nicht- biliärer Genese von einer EPT profi- tieren, wurde mittlerweile abgebro- chen, da sich keine signifikanten Un- terschiede abzeichneten (J. Schöl- merich, Regensburg; persönl. Mittei- lung). Auch bei der erstgenannten Studie erhofft man sich eine Klärung der Frage, welchen Patienten eine ERCP plus EPT hilft, wie sicher die- se Maßnahme ist und ob sie generell als Notfallmaßnahme empfohlen werden soll.
Unumstritten ist zur Zeit ledig- lich die Indikation zur ERCP plus
Kombinierte
Radiochemotherapie beim inoperablen Bronchialkarzinom
In der Onkologie ist der radio- sensitivierende Effekt von Cisplatin seit den 80er Jahren bekannt In ei- ner randomisierten Studie an 331 Patienten mit lokal inoperablen, nicht-metastasierenden, nicht-klein- zelligen Bronchialkarzinomen wurde der Effekt einer kombinierten Ra- dio-Chemotherapie untersucht.
Eine Behandlungsgruppe erhielt nur Strahlentherapie (10 x 3 Gy in 5 Fraktionen/Woche für 2 Wochen, nach 3 Wochen Pause erneut 10 x 2.5 Gy in 5 Fraktionen/Woche für 2 Wochen), die zweite Gruppe erhielt zusätzlich zur Strahlentherapie 30 mg Cisplatin/m2 KOF, jeweils zu Be- ginn der Behandlungswochen, und die dritte Gruppe erhielt an den Be- strahlungstagen jeweils 6 mg Cispla- tin/m2 KOF.
In der Gruppe mit täglicher Cis- platintherapie war die Überlebens- rate gegenüber der reinen Bestrah- lungsgruppe signifikant erhöht (54 Prozent versus 46 Prozent nach ei- nem Jahr, 26 Prozent versus 13 Pro-
EPT bei Patienten mit schwerer bili- ärer Pankreatitis mit Verdacht auf ein inkarzeriertes Konkrement (ho- hes Bilirubin) und gegebenenfalls begleitende Sepsis (28, 61).
Dt. Ärztebl. 89 (1992) A1-3871-3882 [Heft 46]
Die Zahlen in Klammem beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordem über die Verfasser.
Anschrift der Verfasser:
Prof. Dr. med. Ulrich R. Fölsch Dr. med. Christian Löser I. Medizinische Klinik
Christian-Albrechts-Universität Schittenhelmstraße 12
W-2300 Kiel
FÜR SIE REFERIERT
zent nach zwei Jahren und 16 Pro- zent versus 2 Prozent nach drei Jah- ren). Die Gruppe der Patienten, die zusätzlich zur Strahlentherapie wö- chentlich Cisplatin erhalten hatte, unterschied sich von keiner der bei- den anderen Gruppen signifikant (44 Prozent, 19 Prozent und 13 Prozent resp.). Die verbesserte Überlebens- rate war primär durch eine geringere lokale Tumorprogression bedingt.
Bei bis zu 86 Prozent der Patienten kam es unter der zusätzlichen Che- motherapie zu Übelkeit und Erbre- chen, dies war bei 28 Prozent der Pa- tienten ausgeprägt.
Die Autoren folgern, daß die kombinierte Radiochemotherapie mit begleitender, täglicher Cisplatin- gabe die Überlebensrate von Patien- ten mit inoperablen, nichtmetasta- sierenden Bronchialkarzinomen ver- bessert. acc
Schaake-Koning, C. et. al.: Effects of con- comitant cisplatin and radiotherapie on in- operable non-small-lung cancer. N. Engl.
J. Med. 326 (1992) 524-530.
Dr. Schaake-Koning, Dep. of Radiothera- py, Netherlands Cancer Institute, Ples- manlaan 121, 1066 CX Amsterdam, Nie- derlande.
A1-3882 (50) Dt. Ärztebl. 89, Heft 46, 13. November 1992