Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Die Prognose der akuten Pankreati- tis hängt vom Schweregrad des Ge- websunterganges ab, der sich zum Zeitpunkt des Auftretens der ersten Symptome nur schwer vorhersagen läßt. Eine frühzeitige diagnostische Lavage mit einem Liter isotoner Kochsalzlösung läßt, wie der weitere Verlauf bei 27 Patienten erkennen ließ, eine Differenzierung zwischen einem leichten und einem schweren Verlauf zu. Ein hämorrhagischer As- zites mit Detritus oder Fetttropfen deutet auf einen schweren Verlauf hin, desgleichen ein erhöhter Gehalt an Transaminasen, Albumin und Ge- samteiweiß. Auch der Gehalt an Amylase, Harnstoff, Kalzium, Ka- lium, Bilirubin, alkalischer Phospha- tase und Leukozyten war in der Gruppe mit mildem Verlauf von de- nen mit schwerem Verlauf signifi-
kant verschieden. Von besonderer prognostischer Bedeutung er- scheint jedoch die Menge und der Aspekt des nachgewiesenen Aszites zu sein. Eine aspirierte Flüssigkeits- menge, von über 10 ml sowie eine dunkelgelbe bis braune Farbe wei- sen auf einen schweren Verlauf ebenso hin wie eine Albuminkon- zentration über 3,0 g/I, eine SGOT- Konzentration über 10 IU/1 und eine Gesamteiweiß-Konzentration von über 7,5 g/1. Die diagnostische Lava- ge kann bei Hinweisen auf einen schweren Verlauf als therapeutische Dialyse fortgeführt werden.
Pickford, I. R., Blackett, R. L., McMahon, M. J.:
Early assessment of severity of acute pancrea- titis using peritoneal lavage. Brit. med. J. 2 (1977) 1377-1379; The General lnfirmary, Leeds LS1 3EX
bis das Gegenteil bewiesen wurde.
Verdächtig sind akut auftretende Hydrozelen. Nur die inguinale Freile- gung mit intraoperativer Schnell- schnittuntersuchung klärt die Situa- tion.
Sind Operation und Strahlenbe- handlung weitgehend klar definiert und angewandt, so sind in der Che- motherapie weder Art des Medika- ments und zeitliche Folge, noch Kombination der einzelnen Pharma- ka festgelegt.
Diese Frage der zytostatischen Nachbehandlung wird zur Zeit in ei- ner kooperativen Studie mehrerer Kliniken getestet, es werden jedoch Jahre vergehen, bis Langzeitspäter- gebnisse zu einer optimalen Chemo- therapie führen.
FÜR SIE GELESEN
Diagnostische Lavage bei akuter Pankreatitis
Hodentumoren
Tiefe Venenthrombose und Lungenembolie
Die konsequente Anwendung des Radiofibrinogentestes hat große Zahlen von Wadenvenenthrombo- sen bei allen Frischoperierten ge- zeigt. Die klinische Relevanz dieser kleinen Wadenthromben wird insbe- sondere von Kakkar hervorgehoben, da größere tiefe Beinvenenthrom- bosen von diesen Wadenvenen- thromben ihren Ausgang nehmen würden. Die vorgelegte Untersu- chung kommt teilweise zu ganz an- deren Ergebnissen (261 aus ver- schiedenen Ursachen verstorbene Bewohner Oslos wurden randomi- siert einer gründlichen Autopsie un- terzogen):
1. Frauen und Männer zeigen mit zunehmendem Alter in 20-40%
(30-50jährige) oder 80-100% (über 80jährige) venöse Thromben.
2. In den Oberschenkelvenen ent- stehen ebenfalls in hohem Prozent- satz primäre Thromben, d. h. genau- soviel oder 2/3 so viel wie in den Plantar- bzw. Wadenvenen. Auch in den Beckenvenen werden in 20%
primäre Thromben gefunden.
3. Die Thrombenhäufigkeit ist bis zum 14. postoperativen Tag der
Dauer der Bettruhe proportional.
4. Bei 1/4 der Obduzierten war eine Lungenembolie Todesursache oder Mittodesursache.
5. In 3/4 aller Fälle tödlicher Lungen- embolien waren mehrere große Em- boli Todesursache.
6. Bei 70% der Obduzierten werden Lungenemboli gefunden.
7. 3/4 aller tödlichen Lungenembo- lien entstammen dem Cava-lleo-Fe- moral-Segment, 1/4 dem Fußsohlen- Waden-Segment. Bei geringfügigen Embolien stammen jeweils 50% der- selben aus den beiden genannten Segmenten. Häufig haben die Em- bolien mehrere Ursprünge.
8. Alter, Dauer der Immobilisierung, Herzinsuffizienz und Übergewicht disponieren zu Thromboembolien.
9. Dyspnoe, Tachykardie und Fieber waren die Symptone größerer Lungenembolien. Sie wurden mei
s
tals Pneumonie, Herzinfarkt oder zu- nehmende schwere Herzinsuffizienz
fehlgedeutet. Ldr
Havig, Ö.: Deep vein thrombosis and pulmo- nary embolism. Acta chir. scand. Suppl. 478, (1977) 1-120
Literatur
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1974) 97-146
Anschrift für die Verfasser:
Professor Dr. med. Udo Jonas Klinikum der Johannes-Gutenberg- Universität
Urologische Klinik Langenbeckstraße 1 6500 Mainz
1068 Heft 18 vom 4. Mai 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT