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Archiv "Ärztin hätte ihre Patientin beruhigen müssen" (23.10.2009)

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A 2164 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 43

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23. Oktober 2009 tungsaufgabe herangeführt werden:

Workshops, in denen gemeinsam die Situation der Klinik analysiert, eine Vision der nächsten vier bis fünf Jahre entwickelt und Verant- wortlichkeiten und Zuständigkeiten auf alle Leitungsschultern verteilt werden, haben sich als sehr hilf- reich erwiesen.

Häufig besteht bei Chefärzten ein eher diffuser Wunsch nach Ent- lastung durch ihre Oberärzte. Bei näherem Hinsehen wird deutlich, dass Aufgaben jedoch meist nur un- spezifisch delegiert werden. Dies lässt sich ändern. Dazu prüft der Chefarzt Aufgabengebiete und Res- sorts im Hinblick auf Delegierbar- keit und überträgt diese je nach Kompetenz und Neigung eindeutig an seine Oberärzte. Beispielsweise lassen sich im Klinikalltag folgen- de Bereiche direkt jeweils einem Oberarzt zuordnen und somit ein- deutige Zuständigkeiten schaffen:

Personalfragen: verantwortlich für Dienst- und Urlaubspläne

Arbeitszeitkonto: Dokumenta- tion der Dienstzeitentwicklung

Budget- und Controllingfra- gen: Überprüfung der Budgetein- haltung und Ansprechpartner für das Controlling/Medizincontrolling

Qualitätsmanagement: zustän- dig für den Qualitätsbericht, für die Koordination durchzuführender Au- dits sowie für Einhaltung und Wei-

terentwicklung von Standardar- beitsanweisungen und Leitlinien

OP-Plan-Erstellung: verant- wortlich für die OP-Pläne unter Einbindung der Assistenzärzte.

Die Etablierung einer Oberarzt- Führungskultur führt zu einer Situa- tion, von der alle Beteiligten profi- tieren: Die Chefärzte verschaffen sich eine spürbare Entlastung. Die Oberärzte sammeln wichtige Füh- rungserfahrungen und bereiten sich so auf die spätere Übernahme einer Chefarztposition oder auf Füh- rungsaufgaben als niedergelassener Arzt vor. Die Assistenzärzte fühlen sich gut angebunden und werden sukzessive und strukturiert an neue Aufgaben herangeführt.

Wesentlicher Antrieb einer sol- chen Führungsstruktur, in der die Oberärzte aktiv eingebunden wer- den, ist eine lebendige Bespre- chungskultur. Zu ihr gehören regel- mäßige Jour-fixe-Gespräche und Leitungskonferenzen, in denen an- hand einer festen Tagesordnung wiederkehrende relevante Lei- tungsthemen besprochen werden.

Diese finden auch statt, wenn der Chefarzt nicht im Haus ist; dann übernimmt der Leitende Oberarzt die Gesprächsführung. Darüber hin- aus sind Mitarbeitergespräche ein zentrales Instrument, das schritt- weise vom Chef über die Oberärzte zu den Assistenten Klarheit über

Ziele, Stärken, Schwächen, Ent- wicklungspotenziale und -bedarfe verschafft und mit dem konkrete Maßnahmen zur Umsetzung ver- einbart werden.

Um den Assistenzärzten eine verlässliche Anbindung zu geben, werden sie im Organigramm der Klinik einem Oberarzt fest zuge- ordnet – auch wenn sie aufgrund der Rotation auf einer anderen Sta- tion eingesetzt und fachlich einer anderen Leitungskraft unterstellt sind. Der Oberarzt übernimmt für die ihm zugeordneten Assistenten die Rolle eines Mentors. Er ist ihr disziplinarischer Vorgesetzter und damit erster Ansprechpartner in der Klinik. Nach Absprache mit dem fachlichen Vorgesetzten führt er mit ihnen die Mitarbeitergespräche.

Handelt es sich um Assistenten in Weiterbildung, führen der Chefarzt als Weiterbildungsermächtigter und der verantwortliche Oberarzt die Gespräche gemeinsam.

Die aktive Übernahme von Füh- rungsverantwortung durch die Ober- ärzte setzt in der Klinik Kräfte frei.

Alle sind informiert und fühlen sich für das Gelingen des Ganzen verant- wortlich – ein wesentlicher Plus- punkt, um gute Mitarbeiter zu halten und für Bewerber attraktiv zu sein. ■

Werner Fleischer

@

Weitere Informationen:

www.ihrcoach.com

Ein Arzt ist verpflichtet, sich Patienten ord- nungsgemäß zuzuwenden und sich bei der Be- handlung auf diese zu konzentrieren. Das hat das Bezirksberufsgericht für Ärzte in Stuttgart bekräftigt.

Die Patientin war bei der beschuldigten Fachärztin für Lungen- und Bronchialheilkunde wegen einer Lungenentzündung in Behand- lung. Während sie auf die Ärztin wartete, hängte eine Sprechstundenhilfe im Behand- lungszimmer Röntgenaufnahmen am Lichtkas- ten auf. Es ging an diesem Tag in der Praxis hektisch zu. Vor der Klägerin hatte die Ärztin eine andere Patientin mit einem Krebsverdacht behandelt. Als sie nun das Behandlungszim- mer erneut betrat, in dem mittlerweile die Pa-

tientin mit der Lungenentzündung auf sie war- tete, äußerte die Ärztin, noch in Gedanken an die vorangegangene Patientin, mit Blick auf die Röntgenaufnahmen: „Das ist Krebs!“

Die Patientin erschrak darüber zutiefst, denn ihr Schwiegervater war nach langer Krankheit an Lungenkrebs gestorben. Sie selbst hatte große Sorge, daran zu leiden. Doch sie konnte ihre Befürchtungen und Ängste nicht anspre- chen, da die Ärztin sofort wieder das Behand- lungszimmer verließ, um Organisatorisches zu klären, und erst nach längerer Zeit zurückkam.

Hätte sich die Ärztin auf die neue Patientin konzentriert, hätte sie natürlich erkannt, dass deren Befund nicht „Krebs“ lautete. Und selbst wenn die Ärztin aus Versehen die Diagnose

der vorherigen Patientin genannt hätte, hätte sie normalerweise erkennen können, was die- ser Irrtum an Furcht und Schrecken bei der neuen Patientin auslöste, und diesen durch nachhaltige Zuwendung beruhigen können.

Die Ärztin räumte ein, dass sie sich gegen- über ihrer Patientin falsch verhalten habe. Sie hat damit gegen ihre Pflicht aus § 2 Absatz 2 der Berufsordnung der Landesärztekammer Baden-Württemberg verstoßen, ihren Beruf ge- wissenhaft auszuüben und den ihr im Zusam- menhang damit entgegengebrachten Vertrauen zu entsprechen.

Da ihr insgesamt nur fahrlässiges Verhalten vorzuwerfen ist, erschien eine Geldbuße von 250 Euro als angemessen. (Bezirksberufsgericht für Ärzte in Stuttgart, Urteil vom 23. April 2009, Az.: BGÄS 4/09) RAin Barbara Berner

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Ärztin hätte ihre Patientin beruhigen müssen

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