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Archiv "Meine größte Patientin" (03.05.2002)

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V A R I A

[104] Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 18½½½½3. Mai 2002

D

er Fiskus ist aber auch ein Böser. Nachdem ein Steuerschlupfloch nach dem anderen zugestöpselt wird, bleibt dem geplagten Bürger kaum noch eine Mög- lichkeit, seine Verpflichtun- gen zu drücken. Selbst den früher üblichen Beteiligungs- modellen – Schiff, Wind, Fil- me – droht zunehmend der Garaus.

Mit der neueren Recht- sprechung zur Verrechnung (Geltendmachung) von Ver- lusten aus Spekulationsge- schäften ist es auch nicht so weit her, da diese Verluste lei- der nur sehr eingeschränkt mit anderen Einkommensar- ten verrechnet werden kön- nen. Das aber ist wiederum richtig schade, denn mit schwarzen Löchern im Depot kennen sich viele Deutsche gut aus, wer sitzt schließlich nicht auf enormen Bergen von falsch gekauften Aktien.

Ein wahrhaft Schlauer könnte da leicht auf die Idee kommen, die Börsenspekula- tionen nichtals private Ver- anstaltung zu deklarieren, sondern so zu tun, als wäre er als Kontrahent des Finanz- amtes in Sachen Aktienhan- del ein Gewerbetreibender.

Erst recht, wo man doch für die letzten zwei, drei Jahre enorme Börsenhandelsum- sätze vorzuweisen hat.

Der Trick also: einen Gewer- beschein beantragen, kostet ja nur ein paar Euro, Unterneh- menszweck etwa „gewerblicher Handel mit Wertpapieren“, und schon ist der kleine, feine, aber steuerlich sehrrelevante Effekt erreicht, dass Verluste aus Akti-

engeschäften nun plötzlich voll mit anderen Einkunftsarten verrechnet werden können, und das auch noch außerhalb der üblichen (für den Privatan- leger geltenden) Einjahresfrist.

Schöne Vorstellung, aber realiter kaum umsetzbar. Die Finanzgerichtsbarkeit hat schon früher sehr, sehr enge Grenzen gesetzt gegen die Ab- sicht, private Verluste als ge- werblich zu deklarieren. Dabei ist es auch geblieben, wie das jüngste Urteil des Finanz- gerichtes München (Az.: 8K 3707/99) zeigt, das die Klage eines medizinisch-technischen Assistenten zurückwies, der

„als Gewerbetreibender“ Ver- luste von 122 000 und 27 000

Euro geltend machen wollte.

Auch der Bundesfinanzhof (BFH) bleibt auf der harten Linie. Dem BFH zufolge sind selbst Börsengeschäfte in ganz erheblichen Ausmaßen noch lange kein Grund für das Annehmen einer gewerb- lichen Tätigkeit. Nur in weni- gen Ausnahmefällen sei dies möglich, etwa wenn ein Büro nebst entsprechender Orga- nisation eingerichtet ist und auch einer breiten Öffentlich- keit Wertpapiergeschäfte an- geboten werden, kurzum, der in Aktien „berufserfahrene“

Steuerpflichtige (Banker, Ana- lyst) muss sich „wie ein Händ- ler“ verhalten.

Der Coup mit dem Clou

„Gewerbebetrieb“ läuft also nicht. Jeder Versuch in diese Richtung kann also nur schief gehen. Neue pfiffigere Ideen harren ihrer Entdeckung.

Gleichwohl ist auch deren Schicksal ungewiss. ✮

zum Steuersparen

Nichtsnutziger Trick

Z

u meinen liebsten Patien- ten gehören seit jeher Kinder und Tiere. Viel- leicht, weil sie sich durch manchmal etwas ruppige Äußerlichkeiten nicht irritie- ren lassen und instinktiv die Bereitschaft zum Helfen spüren. Daher ihr unmittel- bares und oft unbegrenztes Vertrauen. Also: Pflichtversi- cherte und Privatpatienten zum Broterwerb – kranke Kinder, Katzen, Hunde, Vö- gel und Pferde als Hobby. –

Der größte meiner Patien- ten wog gut zweieinhalb Ton- nen: eine Elefantenkuh na- mens Molly. Im Winterquar-

tier des Zirkus im benachbar- ten Langenei hatte ihr bei der Polonäse die nachfolgende

„Lady Melusine“ beim Trai- ning die Schwanzspitze abge- bissen. Ganz einfach abgebis- sen! Wegen der Infektionsge- fahr musste der Schwanz- stumpf täglich verbunden werden. Ich hatte dem von weither anreisen- den Tierarzt ver- sprochen, ihm diese Aufgabe abzunehmen.

Molly war ausgesprochen friedlich und

„pflegeleicht“.

Allerdings ein recht neugie- riges Frauen- zimmer. Die zur Begrüßung gereichten Lek- kerbissen akzep- tierte sie mit generö-

ser Würde und durchsuchte danach umgehend und blitz- schnell die Taschen meines Anoraks und selbst der Jeans nach eventuellen Restbestän- den von Brot, Karotten oder Zuckerstückchen. Beim Ver- binden machte sie keine Pro- bleme.

Vor dem unglaublich ge- schickten Pinzettengriff ihrer Rüsselspitze war nichts sicher, und so hatte sie eines Tages tatsächlich den Schlüsselbund aus meiner Brusttasche gean- gelt: Auto-, Haustür- und Pra- xis-Schlüssel hielt sie trium- phierend und trompetend in etwa vier Metern Höhe über meinen Kopf. Kein Schmei- cheln, kein Zureden konnte sie bewe- gen, ihre Beute herauszurücken.

Erst dem Chefdomp-

teur gelang es, Molly

mithilfe einer Zuk- kerrübe so gnädig zu stimmen, dass sie mir meinen le- benswichtigen Schlüs- selbund huldvoll retour- nierte, sodass ich die Be- suchsrunde für den Rest mei- ner Patienten fortsetzen konnte . . .

Meine größte Patientin

Post Scriptum

Börsebius

Entnommen aus: Klaus Peter Wolf: Der Leich’ ist weg! Erlebnis- se und „Vertellekes“ aus 30 Jah- ren Landarztpraxis. Haag und Her- chen Verlag GmbH, Frankfurt/M., 2001, 72 Seiten, 9,30A

Zeichnung: Henry Stenmans

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