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Archiv "Ärzte als inoffizielle Mitarbeiter: „Für mein Kind hätte ich alles getan“" (20.01.2006)

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ie Türen schlossen sich hinter ihr.

„Staatsfeindliche Hetze“ lautete die Anklage, Brigitte Schuh- mann* stand im Juni 1974 eine Haft von zwei Jahren und acht Monaten bevor.

Gemeinsam mit ihrem Freund hatte sie Flugblätter verteilt, deren Inhalt sich gegen die DDR-Führung richtete. Heu- te kann die 56-jährige Hausärztin offen über dieses dunkle Kapitel ihres Le- bens in der DDR sprechen. Das war nicht immer so. Jahrelang kannte keiner außer ihrem Ehemann ihre komplette Lebensgeschichte, weder die Eltern noch ihre drei Söhne. Vor einigen Jah- ren brach sie das Schweigen –

vor der Versammlung der Landesärztekammer. Danach legte sie alle ihre Ämter nie- der und verließ den Saal.

Verbracht hat Brigitte Schuhmann im Gefängnis nur etwa die Hälfte der Zeit.

„Nachdem ich rechtskräftig verurteilt war, hat mein ge- schiedener Mann das alleini- ge Sorgerecht für meinen äl- testen Sohn Andreas* be- kommen“, erzählt sie und rutscht nervös im großen Ses- sel des Wohnzimmers ihres Vorstadthäuschens hin und her. Ihr Ex-Mann hätte zuvor wegen Gewalttätigkeit nicht einmal ein Umgangsrecht mit dem Kind gehabt, erklärt sie.

Doch die Rechtsauslegung konnte sich in der DDR schnell wandeln. Schuhmann

sieht dahinter staatspolitisches Kalkül.

„Mein Kind zu verlieren war für mich schlimmer als die Haft – das wussten die irgendwie.“ Ihre Mutter riet ihr, alles zu tun, um das Sorgerecht wiederzube- kommen. Ihr Anwalt sah nur eine Chance: Sie müsste innerhalb der Be- rufungsfrist aus der Haft entlassen wer- den. „Ich sollte alle Angebote anneh- men, die mir das Ministerium für Staats- sicherheit (MfS) unterbreitet“, erinnert sich die Ärztin.

Brigitte Schuhmann unterschrieb.

Das MfS hatte angeboten, sie zu entlas- sen, wenn sie beweisen würde, dass sie

sich geändert habe. Unter Beweis stel- len sollte sie diese Einsicht durch die Zusammenarbeit mit dem MfS, als inof- fizielle Mitarbeiterin (IM). „Ich sollte über meine Wiedereingliederung und über eventuelle Missstände im Gesund- heitswesen berichten, so wie ich es ge- meinsam mit meinem Freund in den Flugblättern getan hatte“, erinnert sie sich. Nun solle sie die Informationen an die „richtige Stelle“ weiterleiten. Als Gegenleistung bot ihr das MfS an, das Sorgerecht für ihren Sohn Andreas wie- derzubekommen sowie die Möglichkeit, als Ärztin weiter zu arbeiten. Zu der Ent- scheidung, die Brigitte Schuh- mann 1975 als 26-jährige Frau traf, steht sie noch heute. Sie ist sich sicher: „Ich hätte die gesamte Haft durchgestanden.

Aber mein Kind zu verlieren, hätte ich nicht verkraftet.“

Mit ihrer Entlassung aus der Haft begann für Brigitte Schuhmann ein neues Leben.

Sie erhielt das Sorgerecht zurück und fand eine Stelle an einer Poliklinik. „Die hatte ei- nen parteilosen Chef, der Leu- te wie mich genommen hat“, erzählt sie. „Er hatte so eine witzige Art. Er hat immer ge- sagt: ,Wir müssen eine Runde um den Baum gehen.‘ Alles, von dem er meinte, dass es nie- mand mithören sollte, haben wir unter dem Baum im In- nenhof besprochen. Einmal fragte er mich: ,Warum um al- les in der Welt, haben Sie Ihr Kind betäubt und bewusstlos T H E M E N D E R Z E I T

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A102 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 3⏐⏐20. Januar 2006

Ärzte als inoffizielle Mitarbeiter

„Für mein Kind

hätte ich alles getan“

Erstmals spricht eine Ärztin offen über ihre vierjährige Tätigkeit für die Staatssicherheit der DDR.

* alle Namen geändert

„Zur Wiedergutmachung geworben“

Das vom Staatssicherheitsdienst als „Wiedergutmachung“ bezeich- nete Motiv für die Aufnahme einer IM-Tätigkeit basierte eindeutig auf der Erpressung avisierter „Kandidaten“. Diese Ärzte wurden von offiziellen Stasimitarbeitern verunsichert und unter Druck gesetzt. So wandten sich MfS-Offiziere beispielsweise an Ärztinnen und Ärzte, die als politische Häftlinge im Gefängnis oder in Untersuchungshaft saßen. Ließen sich die „Kandidaten“ auf die inoffizielle Zusammen- arbeit mit dem MfS ein, wurde ihnen quälende Haftzeit erlassen.

MfS-Mitarbeiter sprachen Ärzte aber auch nach dem Bekanntwer- den beruflicher Fahrlässigkeiten und Verstöße an, zum Beispiel zu Be- ginn der 1970er-Jahre häufig im Zusammenhang mit der Durch- führung bis dato illegaler Schwangerschaftsabbrüche. Sie drohten ihnen, dass sie ihre Approbation verlieren würden, wenn sie sich der Kooperation mit dem MfS verweigerten. Des Weiteren konnten politische oder „moralische“ Auffälligkeiten das MfS veranlassen, Medizinstudenten bereits während des Studiums zum Pakt mit der Staatssicherheit zu zwingen. Druckmittel war der Verlust des teilwei- se schwer errungenen Studienplatzes.

Viele aus dem Motiv der „Wiedergutmachung“ heraus angewor- bene IM berichteten zurückhaltend. Einige fertigten jedoch trotzdem über das erforderliche Maß hinaus ausführliche und detaillierte Per-

sonenberichte an. F. Weil

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in einen Kofferraum gepackt und woll- ten damit abhauen, wenn Sie sich jetzt so krampfhaft um dieses Kind kümmern?‘

Da wusste ich, was ihm gesagt worden war und erzählte ihm die wahre Ge- schichte. Er hat mich angeguckt, ge- lächelt und gefragt: ,War der Preis hoch, den Sie zahlen mussten?‘ Ich antwortete:

,Ja, der Preis war sehr hoch.‘ Er erwider- te nur: ,Nun, dann weiß ich Bescheid.‘“

Von ihrem MfS-Führungsoffizier ist IM Sabine – diesen Decknamen erhielt Brigitte Schuhmann – auch zu ihrem Chef befragt worden. Direkt gesagt hat sie ihm das nie. „Aber er wusste es“, ist sich die Ärztin sicher. Befragt wurde sie auch über die Stimmung im Gesund- heitswesen, über Missstände und Ähnli- ches. „Die wollten in erster Linie, dass ich dableibe“, denkt Schuhmann heute. „Die wollten mich als Ärztin, nicht als Mensch.

Wenn ich mein Kind verloren hätte, hätte ich überhaupt keine Motivation mehr ge- habt, in der DDR zu bleiben.“

Persönliche Vorteile durch ihre Ar- beit als IM Sabine glaubt Brigitte Schuhmann nicht gehabt zu haben. In bestimmtem Ton erklärt sie: „Das Ent- scheidende war für mich immer das Sorgerecht für meinen Sohn.“ Berufli- che Vorteile habe sie nicht gehabt.

„Mein Chef hat mich mehrfach für eine Oberarztstelle vorgeschlagen, aber ge- klappt hat das nie. Ich bin auch nie Ak- tivist geworden“, erzählt sie. Hin und wieder habe sie bei den Treffs mit ihrem Führungsoffizier allerdings etwas Obst erhalten (das es im Winterhalbjahr in der DDR ja nicht gab) oder eine sonsti- ge Spezialität. Sie habe auch mal 20 oder 50 Mark erhalten. Erinnern kann sie sich an den Betrag nicht mehr genau, es habe sie auch nicht beeinflusst.

„Ich habe vor dem gesessen wie die Maus vor der Schlange“

Tief eingeprägt hat sich bei Brigitte Schuhmann indes die Angst, die mit je- dem konspirativen Treffen verbunden war. „Die Angst saß mir immer im Ge- nick. Ich hatte das Gefühl, dass ich zu einer Prüfung gehe, hatte Durchfall und habe gezittert“, erzählt sie. „Ich habe vor dem gesessen wie die Maus vor der Schlange.“ Mit der Zeit besserte sich das. „Ich habe irgendwann gelernt, auf

ironische Art mit denen zu reden“, er- klärt sie. Auch Terminwünsche abzusa- gen oder zu verlegen traute sie sich.

Stattgefunden haben die monatlichen Treffen, die etwa eine Stunde dauerten, in „konspirativen Wohnungen“. „Es gab verschiedene Wohnungen, in die ich ge- hen musste, die wurden mir telefonisch angesagt“, berichtet sie. Erwartet hat sie dort während der vier Jahre, in denen sie als IM tätig war, immer ein und derselbe Führungsoffizier. „Er hat mir Fragen ge- stellt“, erinnert sie sich. Ein Tonband sei nicht mitgelaufen. Auch eigene Berichte hätte sie nicht verfasst. Über die Inhalte der Gespräche kann Brigitte Schuhmann nur noch vage Auskunft geben. Berichtet habe sie beispielsweise über Missstände in der Poliklinik: „Wenn wir statt zwölf Kollegen mal wieder bloß zu viert waren und das ganze Viertel versorgen muss- ten. Das habe ich denen erzählt.“ Be- fragt worden zu Patienten sei sie als „Sa- bine“ nicht, wohl aber namentlich zu verschiedenen Kollegen. „Da habe ich mir sehr genau überlegt, was ich sage. Ich habe nicht gelogen, aber ich habe das, was ich für unglücklich hielt, weggelas- sen“, erklärt sie. Ob „die“ das gemerkt haben, kann Brigitte Schuhmann nicht beurteilen. „Ich wurde nie unter Druck gesetzt, etwas zu erzählen. Es war eine so aalglatte Freundlichkeit, bei der man

nicht hinter die Kulissen gucken kann.“

Geplagt habe sie während der gesamten Zeit als „Sabine“ jedoch das schlechte Gewissen,„dass man möglicherweise Kol- legen oder erneut der Familie schaden könnte, dass man Sachen macht, die man eigentlich zutiefst verabscheut. Das war das eigentlich Schlimme“. Brigitte Schuh- mann senkt den Kopf und denkt kurz nach. „Und dass es in meinem Leben et- was gab, worüber ich mit niemandem re- den konnte außer mit meinem Mann – nicht einmal mit meinen Eltern“, ergänzt sie dann. „Das ist wie ein Rucksack, den man immer mit sich herumträgt.“

Ihren Ehemann lernte Brigitte Schuhmann einige Zeit nach ihrer Ent- lassung aus dem Gefängnis während der Facharztweiterbildung kennen. Ihm verschwieg sie weder die Haftzeit noch die Tätigkeit als IM – auch auf die Ge- fahr hin, dass er sich von ihr trennen würde. Dieter Schuhmann* tat das nicht, hatte aber zwei Wünsche: „Er- stens möchte ich keine vorbestrafte Ehefrau. Wir müssen also sehen, dass wir das aus deiner Akte kriegen“, hätte er gesagt und gefordert: „Zweitens darfst du da nicht mehr hingehen.“

Für ein abruptes Ende der IM-Tätig- keit erschien es Brigitte Schuhmann je- doch noch zu früh. Die zweijährige Be- währungszeit war zu dem Zeitpunkt T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 3⏐⏐20. Januar 2006 AA103

Ihre Akte weist Brigitte Schuhmann* als „IMS“ aus. Sie gehörte damit zu den inoffiziellen Mit- arbeitern, die mit der „Sicherung gesellschaftlicher Bereiche und Objekte“ beauftragt waren.

Foto:dpa

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noch nicht abgelaufen. „Ich hatte ein- fach Angst, dass ich unter Umständen den Rest der Strafe noch absitzen muss und man mir Andreas* wieder wegneh- men würde“, erklärt sie. Dieter Schuh- mann war einverstanden, so lange zu warten. Die Zwischenzeit nutzte „Sabi- ne“ jedoch, um zum Ende ihrer Be- währungszeit den Vermerk einer Vor- strafe aus ihrer Akte löschen zu lassen.

Dann erzählte sie ihrem Führungsoffi- zier, dass sie einen Mann kennen ge- lernt habe, den sie heiraten wolle. Ihm habe sie deshalb alles erzählt. „Damit war ich für die verbrannt, das wusste ich.“ Brigitte Schuhmann rückt sich in ihrem Sessel zurecht. „Dass ich nicht mehr kommen will, habe ich nie ausge- sprochen.“ Trotzdem war alles gesagt.

Nicht nur Täter, auch Opfer

Vorerst fanden jedoch noch ein paar weitere Treffen mit ihrem Führungsof- fizier statt. „Da habe ich ihm dann ge-

sagt, dass es für mich im- mer schwieriger wird, die Treffen zu verbergen, da mein künftiger Schwie- gervater in der Nähe wohnt. Irgendwann sagte er schließlich, dass ich nicht mehr zu kommen brauchte. Die haben es also einfach so ge- schluckt.“

1979 hatte Brigitte Schuh- man alias „Sabine“ das letzte Mal Kontakt mit dem MfS. 1981 wurde ihre IM-Akte endgültig ge- schlossen. So konnte sie es nach der Wende in ihren Unterlagen nachlesen.

Zu diesem Zeitpunkt holte sie ihre Ver- gangenheit ein. „Ich war mit der Wende bis in die Haarwurzeln motiviert, etwas aufzubauen, etwas Neues zu machen“, erzählt Schuhmann. Sie kandidierte für die Landesärztekammer und wurde in den Vorstand gewählt. „Dazu musste ich eine Ehrenerklärung unterschrei- ben“, betont sie. „Ich habe mir den Text

sehr genau durchgelesen und gedacht: Das kannst du unterschreiben. Du hast nichts um deines eigenen Vorteils willen gemacht, sondern du bist erpresst worden.“ Dann habe sie unterschrieben – aller- dings mit Herzklopfen.

„Dass ich nicht nur Op- fer, sondern auch Täterin bin, habe ich verdrängt. Ich wollte etwas Neues“, sagt Bri- gitte Schuhmann leise. Dann kam der „Gauck-Bescheid“. In einer „Er- pressungssituation von strafrechtlicher Relevanz“ sei Brigitte Schuhmann zur Zusammenarbeit mit dem MfS ge- zwungen worden, hieß es darin. Vom Vorstand darauf angesprochen, ging Brigitte Schuhmann in die Offensive.

Die Hausärztin berichtete der schwei- genden Kammerversammlung von ih- rem Fall und trat von allen Ämtern in der Kammer zurück. „Die Aufklärungs- kampagne, die sie betrieben haben, war richtig“, sagt sie mit fester Stimme.

Ein bitterer Nachgeschmack sei jedoch geblieben. „Keiner konnte verstehen, warum ich so gehandelt hatte. Es war immer nur über Täter geredet wor- den. Aber wie man zum Täter wird, darüber hatte sich niemand Gedanken gemacht.“

Einen Antrag auf Rehabilitierung hat Brigitte Schuhmann bei der Lan- desärztekammer bis heute nicht ge- stellt. „Ich habe einen Rehabilitierungs- bescheid“, betont sie. „Da steht drin, dass ich selbst nach DDR-Recht zu Un- recht verurteilt worden bin.“ Immerhin 10 800 DM Haftentschädigung habe sie bekommen. Die Ärztin zuckt mit den Achseln. „Einer Rehabilitierungskom- mission könnte ich nur das sagen, was ich vor der Kammerversammlung be- reits gesagt habe.“

Brigitte Schuhmann hat ihre Vergan- genheit für sich aufgearbeitet. Inzwi- schen kann sie darüber reden – „ohne zu heulen, so wie früher“. Ihre Söhne aufzugeben kann sie sich allerdings im- mer noch nicht vorstellen. Ihr Stand- punkt ist klar: „Ich habe mich mit dem MfS eingelassen und über Kollegen be- richtet. Dafür muss ich eben heute gera- destehen.“ Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann, Dr. phil. Francesca Weil T H E M E N D E R Z E I T

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Die Akte „Sabine“

Die Akte „Sabine“ besteht aus zwei Perso- nenakten, die ausschließlich Unterlagen zur inoffiziellen Mitarbeiterin enthalten, und ei- nem Berichtsordner. Aus den Werbungsunter- lagen geht hervor, dass die IM im Gefängnis geworben wurde. Das MfS nutzte eindeutig die schwierige familiäre Situation der „Kandi- datin“ aus. Angeblich habe sich die politische Einstellung der Ärztin jedoch während der Haftzeit verändert. Die durch die Straftat

„Staatsfeindliche Hetze“ offenbarte „negati- ve Einstellung zum Staat“ habe laut Führungsoffizier durch die Erziehung im Straf- vollzug und der einsetzenden inoffiziellen Zu- sammenarbeit zu einer loyalen Einstellung der IM zum Staat geführt. Die schriftliche Ver- pflichtungserklärung der Kandidatin von 1975 veranlasste den Führungsoffizier, in die Papie- re einzutragen, dass die IM „auf der Basis der Wiedergutmachung und Überzeugung“ ge- worben worden sei.

Die Unterlagen bieten das Bild einer typi- schen IM-Akte. Die Informantin zählte als

„IMS“ zur Kategorie von inoffiziellen Mitar- beitern, die mit der „Sicherung gesellschaftli- cher Bereiche und Objekte“ beauftragt wur- den. Die Ärztin sollte zur „allseitigen Gewähr-

leistung der inneren Sicherheit“ in ihrer Poli- klinik beitragen. Zur Akte gehört ein relativ schmaler Berichtsordner mit einer für fünf Jahre vergleichsweise geringen Anzahl von Berichten. „Sabine“ berichtete überwiegend und detailliert über Personen, darunter über Kollegen, Messebesucher aus dem westlichen Ausland sowie über Freunde und Bekannte.

Ihre Sachberichte enthalten ausführliche In- formationen sowohl über die Situation in der Poliklinik als auch über generelle, das Gesund- heitswesen betreffende Probleme. Die weni- gen Stimmungsberichte der IMS umfassten Haltungen und Meinungen anderer Personen zum Intershop und zu Devisenbeständen un- ter der Bevölkerung. „Sabine“ berichtete überwiegend mündlich; der Führungsoffizier fertigte Gedächtnisprotokolle an. Ein einziges Mal berichtete die inoffizielle Mitarbeiterin den Aufzeichnungen in der Akte zufolge über eine Patientin. Während ihrer vierjährigen Be- richtszeit erhielt sie vom MfS Sach- und Geld- geschenke von insgesamt 247,80 Mark; dar- unter waren 100 Mark als Hochzeitsgeschenk deklariert.

Die IMS zählte zu den inoffiziellen Mitar- beitern, die den Mut aufbrachten, von sich aus die konspirative Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit zu beenden. 1983 schloss das MfS den IM-Vorgang endgültig. F. Weil Kasten 2

Foto:dpa

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