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„In der Prophylaxe macht der Ton die Musik, und der Dirigent ist immer der Chef“

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© Deutscher Ärzte-Verlag | zzi | Z Zahnärztl Impl | 2012; 28 (4)

4. Oral-B Symposium mit Dr. Karl-Ludwig Ackermann in Berlin

„In der Prophylaxe macht der Ton die Musik, und der Dirigent ist immer der Chef“

Gehirn und Mundhöhle liegen ana- tomisch nahe beieinander, doch viel länger ist der Weg vom guten Willen zur Umsetzung einer wirk- lich effektiven Mundhygiene – ge- rade in der Implantatnachsorge.

Für eine konsequente Prophylaxe setzt sich seit vielen Jahren na- mentlich Dr. Karl-Ludwig Acker- mann aus Filderstadt, Mitglied in den Vorständen der DGI (Deutsche Gesellschaft für Implantologie) und der DGZMK (Deutsche Gesell- schaft für Zahn-, Mund- und Kie- ferheilkunde), ein. Beim 4. Oral-B Symposium am 20. April 2012 im Berliner Velodrom, das unter dem Motto „Change your Mind – Mund- hygiene ist Kopfarbeit“ stand, be- antwortete Dr. Ackermann Fra- gen, die den Weg zur motivieren- den Gesprächsführung weisen.

Herr Dr. Ackermann, jeder Implantologe möchte erfolgreich operieren, inserieren und eine überzeugende Rot-Weiß-Ästhetik errei- chen. Welche Rolle spielt das Thema Pro- phylaxe dabei?

Ackermann: Wenn ich die einschlägi- gen nationalen und internationalen Journals durchblättere, erfahre ich meist etwas über den Stand der Technik in puncto Sinuslift oder Flapless Surgery oder allgemein über komplexe chirurgi- sche Eingriffe. Ein Vergleich der Situa - tion prae und post OP sowie nach Be- handlungsabschluss anhand von Fotos zeigt (Abb. 1−3), welche Verbesserung der federführende Implantologe im konkreten Fall herbeigeführt hat. Der ei- gentliche Erfolg besteht aber darin, das so erarbeitete klinische Resultat über zehn, zwanzig, dreißig Jahre zu stabili- sieren. So ist für mich auch nicht derje- nige Implantologe der erfolgreichste, der die komplexesten Eingriffe durch- führt oder die meisten Implantate inse- riert, sondern derjenige, der sie anschlie- ßend mit einem konsequenten Recall über viele Jahre im Patientenmund hält.

Ist der Langzeiterfolg eine Selbstverständ- lichkeit oder ein nicht immer zu erfüllendes Ideal?

Ackermann: Auf jeden Fall ist es der Anspruch, den wir an uns haben sollten.

Mich persönlich beschleicht zuweilen das Gefühl: Aufs Ganze gesehen wird hierzulande hervorragend operiert und implantatprothetisch versorgt, aber in der Prophylaxe haben wir Nachholbe- darf. Darum ist sie für mich stets Chefsa- che. Ich bin mir aber bewusst, dass ich das Ziel nicht allein und auch nicht al- lein im zahnärztlichen Team erreichen kann, sondern nur im Zusammenspiel

mit dem Patienten und seiner häus - lichen Mundpflege.

Welche Anregungen holen Sie sich dafür hier in Berlin?

Ackermann: Auf dem Symposium bie- tet sich ein reichhaltiger Überblick von aktuellen epidemiologischen Daten über die jüngsten klinischen Studien bis hin zur Prophylaxe in Praxis und Bade- zimmer auf dem Stand der Technik. Vie- les davon ist bekannt, wie die grundsätz- liche Empfehlung von oszillie- rend-rotierenden Zahnbürsten, doch manche Details lässt man sich gern wieder in Erinnerung rufen. Was mich aber am meis- ten interessiert, sind die Ausfüh- rungen zur motivierenden Ge- sprächsführung oder, wie es neuhochdeutsch heißt, „Moti- vational Interviewing“.

Inwiefern spielt das speziell für den Implantologen eine Rolle?

Ackermann: In nicht wenigen Fällen haben unsere Patienten vor der Implantation eine sub- optimale Pflege betrieben. Gera- de dies stellt ja häufig die Ursa- che von multiplem Zahnverlust dar, im schlimmsten Fall bis zur Zahnlosigkeit. Für diese Patien- ten ist der Weg zur optimalen häuslichen Mundhygiene in der Regel länger als für Patienten mit weitgehend naturgesundem Gebiss.

Nun möchten uns Experten eine motivierende Gesprächsführung in vielen Lebensbereichen nahelegen.

Ist das wirklich etwas für Zahnme- dizin und Implantologie?

Ackermann: Aus Ihrer Frage spricht eine grundsätzlich be- rechtigte Skepsis. Ich habe selbst schon erlebt, dass Referenten, die normalerweise Außendienst- mitarbeiter oder Call-Center- Agenten motivieren, meinen, aus dem Stegreif heraus Zahnärz- ten etwas beibringen zu können.

So einfach übertragen lassen sich Abbildung 1 Zahnloser, stark atrophierter Unter-

kiefer, Orthopantomogramm

Abbildung 2 OPTG mit Implantaten

Abbildung 3 Prothetische Versorgung auf Implan- taten

290 NOTIZEN / NOTES

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© Deutscher Ärzte-Verlag | zzi | Z Zahnärztl Impl | 2012; 28 (4)

die Konzepte aber nicht. Darum empfin- de ich es als besonders wohltuend, dass hier im Berliner Velodrom Herr Dr. Ram- seier die motivierende Gesprächsfüh- rung erläutert hat. Denn er ist selbst Zahnarzt und hat mit seiner Art des Mo- tivational Interviewing schon zahlrei- chen Patienten bei der Raucherentwöh- nung geholfen – und damit übrigens gleichzeitig etwas für die zahnmedizi- nische Prophylaxe getan. Schließlich zählt das Rauchen zu den wesentlichen Risikofaktoren für die gingivale Gesund- heit und kann sogar eine Kontraindika - tion für Implantationen darstellen.

Wenn Sie ein Detail der motivierenden Ge- sprächsführung nennen sollten: Welches hat Sie am meisten beeindruckt?

Ackermann: Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, in denen zahnärztliche Prophylaxe eine untergeordnete Rolle spielte und sogar geradezu als unaka- demisch galt. Allenfalls bekam der Pa- tient bei der Routinekontrolle ein schlechtes Gewissen, wenn er von neu- en behandlungsbedürftigen Läsionen erfuhr. Heute wissen wir, dass wir ganz anders mit ihm sprechen müssen. Selbst wenn der Patient behauptet, sich drei- mal drei Minuten am Tag die Zähne zu putzen, dürfen wir keinesfalls empört er- widern: „Ich lasse mich nicht hinters Licht führen, das kann doch kaum sein beim Zustand Ihrer Zähne und Ihres Zahnfleischs.“ Sondern zum Beispiel:

„Da geben Sie sich ja viel Mühe. Können Sie sich vorstellen, warum der Erfolg

deutlich hinter dem zurückbleibt, was wissenschaftliche Studien bei so gründ- licher Mundpflege prognostizieren?“

Der Ton macht die Musik, und der Diri- gent ist immer der Chef. Denn wenn er dem Patienten soeben durch eine im- plantologische Behandlung zu mehr Le- bensqualität verholfen hat, verfügt er doch über den besten persönlichen Zu- gang zu ihm. Diese Chance muss er nut- zen, um für die anderen Beteiligten, zum Beispiel für die Assistenz oder für den überweisenden Hauszahnarzt, die bes- ten Voraussetzungen für eine perfekte Nachsorge zu schaffen. In diesem Sinne ist Prophylaxe stets Chefsache, beson- ders die Implantatprophylaxe.

Das Interview führte Dr. Christian Eh- rensberger.

Abbildung 4a−e Reinigungsinstrumente zur Periimplantitisprophylaxe: Oszillierend- rotierende Zahnbürste von Oral-B, hier mit

„Tiefenreinigung“ Aufsteckbürste (a), Zahnseide (b), verschiedene Interdental - bürstchen (c−e) Fotos: K-L. Ackermann

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