Schlaflosigkeit bezeich- net einen Mangel an Schlaf- menge und/oder Schlafqua- lität. Wie Dr. Göran Hajak (Göttingen) bei einem Sym- posium in Dresden berichte- te, sind Schlafgestörte in der Regel unterbehandelt. Fast dreiviertel aller Betroffe- nen haben noch nie oder selten ein Schlafmittel einge- nommen. Grob unterglie- dern lassen sich die Ursachen von Insomnien in organische und psychische. Darüber hinaus gibt es eine große Gruppe von Patienten mit primären Schlafstörungen, bei denen weder organische noch psychische Ursachen vorliegen.
„Nicht der Mond ist schuld“, betonte Dr. Hartmut Schulz (Erfurt). Schlafstö- rungen hätten selten externe Faktoren, sondern seien fast ausschließlich interner Art.
Neben den pflanzlichen Präparaten spielen die Ben- zodiazepine mit 31,8 Prozent immer noch eine große Rolle.
Initial haben sie einen guten Effekt, bei längerer Einnah-
me verliert sich dieser. Seit etwa sechs Jahren sind die Substanzen Zopiclon und Zolpidem (Stilnox®, Synthe- labo) auf dem Markt.
Zahlreiche Langzeitstu- dien mit der Substanz Zolpi- dem belegen im Vergleich zu Benzodiazepinen signifikant
ein geringeres Risiko für Hang-over-Effekte sowie To- leranz- beziehungsweise Ab- hängigkeitsentwicklung und Rebound-Phänomene. Dies scheint aufgrund der kurzen Halbwertszeit von Zolpidem erklärbar. Hajak empfiehlt als Langzeitbehandlung eine intermittierende Hypnotika- einnahme. Dabei gliedert er in: l die Standardinter- valltherapie – vier Wochen Medikamenteneinnahme im Wechsel mit vier Wochen Pause,
l die quotengeregelte Bedarfstherapie – nicht regel- mäßige Einnahme von Hyp- notika nach Entscheidung des Patienten bei begrenztem Kontingent von maximal zehn Tagesdosen pro drei Wochen,
l die kontrollierte Be- darfstherapie – drei potenti- elle Einnahmenächte pro Woche, denen Tage mit ho- hem Leistungsanspruch der Patienten folgen.
Eine vom Institut für Me- dizinische Statistik (IMS)
durchgeführte Fünf-Jahres- Studie vergleicht die Häufig- keit der Langzeitverordnun- gen von drei Benzodiazepi- nen (Temazepam, Flunitraze- pam, Lormetazepam) mit der des Non-Benzodiazepins Zolpidem. Basis dieser Stu- die war die Patientendaten-
bank MediPlus, in der Infor- mationen von mehr als 550 Arztpraxen, etwa drei Millio- nen Patienten und zirka 45 Millionen Verordnungen an- onym gespeichert sind.
Nach Angaben von Dr.
Edda Blauth (Synthelabo) weist Zolpidem im Vergleich zu den Benzodiazepinen eine bis zu sechsfach geringere In- zidenz von Langzeitpatienten auf. Analysiert man die Ver- ordnungen hinsichtlich der
verabreichten durchschnittli- chen täglichen Dosis (DDD), nahmen bei Zolpidem mehr als 90 Prozent der Langzeit- patienten nur 0,5 bis 1 DDD ein, knapp 10 Prozent benötigten 1 bis 2 DDD. Da- gegen lag die durchschnittli- che Tagesdosis bei Benzodia- zepin mit 1 bis 2 DDD bei 45 Prozent der Langzeitbehan- delten und mehr als 2 DDD bei nahezu 8 Prozent erheb- lich höher. Ursula Petersen
A-2272 (56) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 36, 5. September 1997
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Therapie von Schlafstörungen
Geringer Hang-over bei Zolpidem
Es sind nicht die äußeren Einflüsse, wie beispielsweise der Mondschein, die Schlafstörungen ver- ursachen. Gestörter Schlaf ist fast immer ein „internes“ Pro- blem.
Foto: Rhône-Poulenc Rorer
Der Engländer James Lo- cock beschrieb 1857 als erster die herausragende antikon- vulsive Wirkung von Kalium- bromid. Bis zum Jahr 1912 war Kaliumbromid das einzi- ge Medikament, das eine ob- jektivierbare, nachprüfbare Wirkung auf epileptische An- fälle ausübte. Nach dieser Zeit hielten verschiedene neue Substanzen in die Epi- leptologie Einzug. Sie ver- drängten das Kaliumbromid und ließen es in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit geraten. Heute erlebt Kaliumbromid eine Renaissance, da führende Epileptologen erkannt ha- ben, daß dieses Arzneimittel den neuen Antiepileptika ebenbürtig ist.
Eine kürzlich eingeleitete multizentrische, prospektive, randomisierte, offene Thera- piestudie vergleicht die Wirk- samkeit von Bromid versus Phenobarbital versus Valpro- at für generalisierte Grand mal des Kleinkindalters. Es handelt sich um eine Phase- IV-Studie, welche die Alter- nativen des aktuellen Thera- piestandards prospektiv auf Wirksamkeit und Nebenwir- kungen hin vergleicht. Für Bromid (Dibro-Be mono, Dibropharm Arzneimittel) soll ein Wirksamkeitsnach- weis erbracht werden. Hierzu
werden Kinder bis zum Ende des fünften Lebensjahres mit zumindest drei Grand mal innerhalb eines Jahres oder zwei Grand mal innerhalb von drei Monaten in die Studie aufgenommen. Ein Grand mal muß afebril ver- laufen sein (differentialdia- gnostisch: Fieberkrämpfe).
Die Wirksamkeit von Bro- mid, Phenobarbital und Valproat in ausdosierter initialer Monotherapie wird in parallelen Gruppen und im Cross-over-Design unter- sucht. Drei Therapiearme nach zweiter Randomisierung ermöglichen den Therapiever- gleich zwischen den verblei- benden zwei Antiepileptika nach ungenügender Wirksam- keit des initialen Medika- ments. Schließlich wird im Cross-over-Design das jeweils verbleibende Medikament nach Versagen der beiden Al- ternativpräparate eingesetzt.
Über einen Zeitraum von zwei Jahren werden Patienten in die Studie aufgenommen.
Die Patientenzahl soll 150 bis 200 betragen. Zwölf Zentren haben ihre Mitarbeit an der Studie zugesagt. Randomisie- rung und statistische Aufar- beitung erfolgen zentral durch die Christian-Albrechts-Uni- versität in Kiel: Prof. Ulrich Stephani, Schwanenweg 20,
24105 Kiel. EB
Generalisiertes Grand mal
Epilepsietherapie
mit Kaliumbromid
Die Daten bisheriger Stu- dien lassen erkennen, daß Angiotensin-II-Antagonisten den Blutdruck ebenso effek- tiv senken wie ACE-Hem- mer, die Therapie aber mit deutlich weniger Nebenwir- kungen verbunden ist.
Angiotensin-II-Antagoni- sten und ACE-Hemmer wir- ken über unterschiedliche Mechanismen auf das Renin- Angiotensin-System. Im Mit- telpunkt dieses Systems steht Angiotensin II, welches an der Niere zu einer Wasser- und Natriumretention führt und über die AT1-Rezep- toren an den Blutgefäßen ei- ne Vasokonstriktion bezie- hungsweise am Herzen posi- tiv inotrope und arrhythmi- sche Effekte induziert. Lang- fristige Auswirkungen von Angiotensin II sind Hyper- trophie von glatten Muskel- zellen und fibrotischer Or- ganumbau zum Beispiel am Herzen.
Neue Daten
Angiotensin II wird aus Angiotensin I mit Hilfe des ACE gebildet, am menschli- chen Herzen allerdings über diesen Weg nur zu etwa 15 Prozent. Zu 85 Prozent läuft die Umwandlung über Chy- masen. Dies hat zur Folge, daß ACE-Hemmer zumin- dest am Herzen nur einen kleinen Teil des Angioten- sin II antagonisieren. Die Blockade von AT1-Rezepto- ren mit Angiotensin-II-Ant- agonisten könnte deshalb ef- fizienter sein, erklärte Prof.
Michael Böhm (Köln) auf einer Pressekonferenz von SmithKline Beecham in München.
Erste klinische Daten wei- sen in diese Richtung. So nahm zum Beispiel in der ELITE-Studie die Gesamt-
mortalität von Patienten mit Herzinsuffizienz unter Losar- tan um 46 Prozent stärker ab als unter dem ACE-Hemmer Captopril. Als neuer Vertre- ter der Angiotensin-II-Ant- agonisten wurde Eprosartan (Teveten®) im Juli für die In- dikation arterielle Hyperto- nie eingeführt. Prof. Jürgen Scholze (Berlin) stellte Eprosartan anhand einiger Daten aus der Zulassungs- phase vor. Die Wirkung von Eprosartan verhielt sich im Bereich von 200 bis 800 mg/d dosispropotional und war vergleichbar der von Nifedi- pin SR und tendenziell dem Enalapril überlegen.
Die Senkungen des dia- stolischen und des systoli- schen Blutdrucks sind bei einmaliger oder zweimaliger täglicher Gabe identisch.
Dies belegt eine 24-Stunden- Wirkung. Einflüsse von Alter, Geschlecht, Rasse oder Schweregrad der Hypertonie auf die Wirkung von Epro- sartan ließen sich nicht nach- weisen.
Als ein hartes, klinisch re- levantes Kriterium für die Verträglichkeit bezeichnete Scholze die Abbruchrate. Sie lag unter Eprosartan bei 13 Prozent und damit nur halb so hoch wie unter Plazebo.
Nebenwirkungen traten nur in geringem, mit Plazebo ver- gleichbarem Umfang auf.
Damit unterstreichen bisheri- ge Daten, daß Eprosartan den Anforderungen an ein modernes Hypertensivum genügt. Martin Bischoff
Kurz informiert
Sulzer an den Börsen – Sulzer Medica AG, ein welt- weit tätiges Unternehmen der Medizinaltechnik mit Sitz in der Schweiz, hat im Rahmen des Börsengangs im Juli 2,3
Millionen neue Aktien ausge- geben. Der Preis pro Namens- aktie betrug 350 Schweizer Franken. Die Nachfrage über- stieg das Angebot nach Mit- teilung des Unternehmens um das 25fache. Den Aktionären der Sulzer AG war ein Vor- wegzeichnungsrecht einge- räumt worden.
Durch die Börsenein- führung von Sulzer Medica wurden rund 24 Prozent des Aktienkapitals im Publikum plaziert. Der verbleibende Anteil wird von Sulzer AG gehalten. Die aus dem Bör- sengang resultierenden Mit- tel in Höhe von rund 800 Mil- lionen Franken fließen voll der Sulzer Medica zu. Sie sol- len für das Wachstum inklusi- ve Akquisitionen, zur Stär- kung und Abrundung der be- stehenden Geschäftsfelder eingesetzt werden. Sulzer Medica ist ein führender Her-
steller von orthopädischen Implantaten, Herzschrittma- chern, Defibrillatoren, Herz- klappen und Blutgefäßen.
Vom Umsatz im Jahr 1996 in Höhe von zirka 1,15 Milliar- den Franken entfielen 52 Prozent auf den Orthopädie- Bereich und 48 Prozent auf kardiovaskuläre Produkte.
Die wichtigsten Absatzmärk- te liegen in Europa (47 Pro- zent) und in Nordamerika (40 Prozent). Zwei Drittel der rund 4 500 Mitarbeiter sind in den USA beschäftigt. WZ
M-dolor®– Die Hexal AG hat ihre Schmerzpalette um ein Morphinpräparat erwei- tert: M-dolor®. Das Präparat ist in vier Dosisstärken er- hältlich (10 mg, 30 mg, 60 mg, 100 mg). Die Retardpellets von M-dolor® ermöglichen eine Wirkdauer bis zu zwölf
Stunden. pe
A-2273 Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 36, 5. September 1997 (57)
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