Resümee
Die Referate zeigten eine Reihe neuer Möglichkeiten und Ansatz- punkte für die endokrine Therapie maligner Tumoren auf. Besondere Beachtung fand dabei die relativ ge- ringe Toxizität der diskutierten, en- dokrin ausgerichteten Antiprolifera- tiva, die in hoffentlich nicht zu fer- ner Zukunft zur Erweiterung der bisherigen Therapieschemata beitra- gen können. Allerdings werden zu-
AKTUELLE MEDIZIN
Prädiktive Medizin:
Analyse des
menschlichen Genoms
Stellungnahme des Vorstandes der Bundesärztekammer (beschlossen am 11. November 1988 auf Vor- schlag der Zentralen Kommission zur Wahrung ethischer Grundsätze in der Reproduktionsmedizin, For- schung an menschlichen Embryo- nen und Gentherapie)
Der molekularbiologischen Ana- lyse des menschlichen Genoms wird weltweit, speziell in den USA und Ja- pan, eine hohe Priorität eingeräumt.
Die Begründung hierfür reicht von reinem Erkenntnisgewinn zur Biolo- gie des Menschen bis hin zur Förde- rung der biotechnologischen Indu- strie. Dabei spielen medizinisch-ge- netische Aspekte eine Rolle, wie die Diagnose von Erbleiden, ihrer Prä- vention und ihrer eventuellen Thera- pie mit dem Ziel, gesundheitlichen Schaden von dem einzelnen und sei- ner Familie abzuwenden.
So gesehen ist es zu begrüßen, daß auch die Europäische Gemein- schaft hierzu einen eigenständigen Beitrag leisten will. Das in dem Forschungsprogramm niedergelegte Vorgehen zur Kartierung und Klonie- rung menschlicher Gene, auch sol- cher, deren Veränderung bestimmte Krankheiten hervorrufen, bzw. ei- ne Krankheitsdisposition bedingen, dürfte weitgehend unstrittig sein.
nächst noch ausgedehnte Untersu- chungen den klinischen Nutzen bele- gen müssen.
Anschrift der Verfasser:
Professor Dr. med. Manfred Dietel Institut für Pathologie
Universität Hamburg
Martinistraße 52 2000 Hamburg 20 Professor Dr. med.
Otto Albrecht Müller
Medizinische Klinik Innenstadt der Universität
Ziemssenstraße 1 8000 München 2
Dies allein ist Gegenstand des hier zu- nächst auf drei Jahre konzipierten Programmes.
Die später mit seiner Anwen- dung verbundenen ethischen Impli- kationen müssen jedoch rechtzeitig bedacht werden. Der in dem Pro- gramm aufgeführten gesundheitspo- litischen undifferenzierten Begrün- dung ist jedoch nachdrücklich zu wi- dersprechen: Es muß dafür Sorge getragen werden, daß Maßstab für den Einsatz der neuen diagnosti- schen Möglichkeiten das Wohl des einzelnen und seiner Familie ist, nicht hingegen übergeordnete ge- sellschaftliche Interessen. Insbeson- dere muß einer Entwicklung begeg- net werden, die Familien diskrimi- niert, die sich für ein behindertes Kind entschieden haben.
Die Durchführung derartiger Untersuchungen sollte daher grund- sätzlich auf freiwilliger Basis und nach vollständiger Aufklärung erfol- gen sowie den Richtlinien ärztlichen Handelns unterliegen, d. h. auch der ärztlichen Schweigepflicht. Dies wird auch den Erlaß entsprechender recht- licher Bestimmungen erforderlich machen. Damit einhergehen muß ei- ne umfassende Information der Öf- fentlichkeit, da die Verwirklichung des angestrebten gesundheitspoliti- schen Ziels einen weitgehenden ge- sellschaftlichen Konsens voraussetzt.
Die Kommission sollte daher, die ersten drei Jahre, die der reinen Grundlagenforschung dienen, nut- zen, um die für eine spätere Anwen- dung relevanten Probleme rechtzei- tig zu überdenken und einen gesell- schaftspolitischen mehrheitsfähigen Rahmen abzustecken. ❑
FÜR SIE REFERIERT
Vorsorge-
untersuchungen bei Barrett-
Ösophagus
Prävalenz und Inzidenz des Adenokarzinoms auf dem Boden ei- nes Barrett-Ösophagus (Endobra- choösophagus, Zylinderzellmetapla- sie der Speiseröhre) werden in der Literatur recht unterschiedlich ange- geben. Die Autoren berichten über ihre Erfahrungen bei 72 Patienten mit Barrett-Ösophagus, die inner- halb eines Beobachtungszeitraumes von sieben Jahren an der Cleveland Clinic Foundation zur Beobachtung kamen.
Zehn Patienten wiesen zum Zeitpunkt der Diagnose eines Bar- rett-Ösophagus ein Adenokarzinom auf (14 Prozent). 62 wurden durch- schnittlich 31 Monate (2 bis 154 Mo- nate) lang nachbeobachtet und ein- mal jährlich endoskopiert. Dabei fand sich ein Karzinom auf 166 Pa- tientenjahre, was einer jährlichen Inzidenz von 0,6 Prozent entspricht.
Der Barrett-Ösophagus scheint vor- wiegend beim männlichen Ge- schlecht vorzukommen; 55 der 72 Patienten waren Männer, bei den Adenokarzinomen 10 von 11. Eine Kosten-Nutzen-Analyse ergab, daß die Kosten, um einen Krebs durch jährliche Vorsorgeuntersuchungen zu erfassen, sich auf 62 000 $ belau- fen und daß dabei 78 Arbeitstage verloren gehen. Die Autoren schla- gen deshalb vor, die Kosten dadurch zu senken, daß in zweijährigem Abstand Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden.
Achkar, E., W. Carey: The cost of sur- veillance for adenocarcinoma complicat- ing Barrett's esophagus. Am. J. Gastroen- terol. 83: 291-294, 1988.
Department of Gastroenterology, Cleve- land Clinic, Cleveland, Ohio.
Dt. Ärztebl. 85, Heft 50, 15. Dezember 1988 (57) A-3595