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Archiv "ABTREIBUNG: Nur ein Kopfschütteln" (19.12.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BRIEFE AN DIE REDAKTION

ruft, statt zuzugeben, daß die Lockerung der eheli- chen Treue und der vor- eheliche Geschlechtsver- kehr mit wechselnden Part- nern ein falscher, unchrist- licher Weg war. Den Glau- ben gegen den Verstand auszuspielen, ist unlogisch und primitiv. Der Glaube hat andere Bereiche als der Verstand. Dennoch ist es wünschenswert, wenn der Verstand nicht ohne Ver- antwortung gegenüber Gottes Wort wirkt. In wel- che Sackgasse der ungläu- bige Verstand uns Men- schen treibt, erleben wir nach der Nazizeit ja heute noch auf Schritt und Tritt.

Dr. med. Gerd Höfling Arzt für Augenkrankheiten Beethovenstraße 5 5603 Wülfrath

Nur

ein Kopfschütteln

... Wenn drei Viertel der Bundesbürger die Abtrei- bung befürworten, so ist das eine allgemeine Trend- aussage, aber doch kein Grund, diese Meinung zur Norm zu erheben. Seit wann werden ethische Werte mit Mehrheitsbe- schluß bestimmt? Dieser Trend zeigt doch nur: das werdende menschliche Le- ben ist nicht mehr unan- tastbar. Es ist je nach Wunsch machbar (extra- korporale Befruchtung) oder zerstörbar (morning after pill, Abtreibung).

Wenn in vergangenen Zei- ten noch schrecklichere Dinge geschahen, z. B. Ab- treibung bis in die letzten Schwangerschaftsmonate oder selbstversuchte bzw.

Kurpfuscher-Abtreibungen, so ist das doch kein Argu- ment für die Abtreibung.

Seit wann kann man schreckliche Dinge mit noch schrecklicheren rechtfertigen? Der Tatbe- stand der Abtreibung bleibt bestehen, ob sie jetzt im ersten Trimenon oder

im 8. Monat geschieht. Im letzten Fall ist sie vielleicht

„unangenehmer" für Arzt und Mutter. Der werdende, in seiner Existenz einmali- ge Mensch ist jedenfalls von Anfang an derselbe.

Ähnlich geht es mir mit Ih- rer Aufzählung von Kindes- mißhandlungen, Notzucht, Kinderprostitution, Dro- gensüchten. Auch diese schrecklichen Ausformun- gen des Bösen sind doch keine Rechtfertigung für die Abtreibung, so als wäh- le man mit ihr das „kleinere Übel". Dann bräuchte man wirklich überhaupt keine Kinder mehr in die Welt zu setzen angesichts der vie- len weltweiten Probleme wie Umweltkatastrophen, Verschmutzung, Aufrü- stung, Kriegsgefahr etc.

Sind nicht die Kindesmiß- handlungen und andere Schrecklichkeiten ebenso Ausdruck für die Mißach- tung und Negierung des Lebens, wie es die Abtrei- bung ist?

Das Verhalten der christ- lichen Kirchen bezüglich lediger Mütter in den ver- gangenen Jahrhunderten ist nicht zu entschuldigen, aber solche Verfehlungen sind doch auch kein Grund, die Abtreibung zu rechtfertigen — sondern eher ein Aufruf, ein Umden- ken in den Kirchen zu be- wegen, was ja längst ge- schehen ist.

Ihre Äußerungen bezüglich der Empfängnisregelung zeigen, daß Sie sich nicht wirklich tiefgehend mit der Lehrmeinung der katholi- schen Kirche auseinander- gesetzt haben. Sonst hätte Ihnen unterkommen müs- sen, daß der Papst sehr wohl eine Familienplanung für notwendig hält (Papst Paul VI., Enzyklika Huma- nae vitae 1968, S. 10, 16, und Papst Johannes Paul II., Familiaris Consortio 1981, S. 35). Mutter There- sa z. B. unterweist in Kal- kutta Paare in den Slums mit der symptothermalen 83. Jahrgang Heft 51/52 vom 19. Dezember 1986 (7) 3583

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BRIEFE AN DIE REDAKTION

Methode, einer natürlichen Familienplanungsmetho- de, und hat sehr gute Erfol- ge damit. Diese Methode ist übrigens auch in der westlichen Welt schon weit verbreitet und findet immer mehr Anhänger (Geburts- hilfe und Frauenheilkunde 44 [1984], S. 368-374).

Wenn Sie Gott mit Verge- waltigungen und Sexual- morden in Verbindung bringen, wundert mich nicht, daß Sie mit solch ei- nem negativen Gottesbild Schwierigkeiten haben. An so einen Gott könnte ich auch nicht glauben ..

Mir stehen die Haare zu Berge, wenn ich lese, wie Sie Theologen und Schrift- steller aus anderen Zusam- menhängen zitieren, um damit Ihre eigene Meinung auch noch theologisch zu untermauern. Da bleibt mir nur noch ein Kopfschüt- teln.

Dr. med. Monika Gebel Ebertsklinge 3

8700 Würzburg

An alle Männer

Sämtliche Diskussionsbei- träge, die mir im DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATT zu Gesicht kamen, umgehen sorgfältig die Frage, warum es zu so vielen ungewoll- ten Schwangerschaften kommt, die dann abgebro- chen werden. Das Wort des Fernsehmoderators Hans Mohl: „Lieber verhüten als abtreiben" scheint vielen Ärzten unbekannt zu sein.

Dabei wäre das Problem der ungewollten Schwan- gerschaft weitgehend zu lösen: Alle Männer dieser Welt benutzen — wenn kein Kinderwunsch besteht — bei jedem Sexualkontakt Präservative. Diese min- dern — im Gegensatz zu frü- her — nicht im geringsten die Libido, sie sind einfach im Gebrauch und bei richti- ger Anwendung sicher in der Antikonzeptionswir- kung.

Sie schützen vor Ge- schlechtskrankheiten, und sie sind preisgünstig (wohl einer der Hauptgründe für Verhütung). Was also spricht gegen ihre generel- le Anwendung? Männ- licher Stolz oder Angst oder totale Genußsucht beim Verkehr oder was sonst?

Warum gehen Ärztinnen und überhaupt Frauen nicht dieses Thema massiv an? 200 000 getötete Lei- besfrüchte jährlich allein in der Bundesrepublik wären doch wohl eine Diskussion in dieser Richtung und eine dringende Anwendungs- empfehlung an alle Männer wert.

Prof. Werner Ciba Marquardstraße 35 6400 Fulda

Anregung

Woher weiß Kollege Rölke, daß drei Viertel der Bun- desbürger die gesetzliche Regelung zum Schwanger- schaftsabbruch befürwor- ten? Aus Statistiken, aus Umfragen? Es ist doch be- kannt, daß man damit alles beweisen kann, erst recht eine drohende Bevölke- rungsexplosion.

Ich möchte doch einmal anregen, darüber nachzu- denken, was christlich heißt, aber bitte nicht, was jeder einzelne darunter ver- steht. Wenn wir darüber re- den, müssen wir doch von einem gemeinsamen Standpunkt, etwa einem geistig-ethischen Grund- satzpapier ausgehen. (Üb- rigens, auch mit der Bibel kann man alles beweisen —

auch das Gegenteil, wenn man nur die entsprechende Einstellung und Argumen- tation besitzt. Die Bibel ist nämlich kein Parteibuch, vielmehr ein Lebensbuch.) Herr Kollege Rölke schreibt, „wer die soziale Indikation für unchristlich hält, vergißt was vorher war ..." und erinnert an das Elend unzähliger Frau- en vor der Neufassung des

Paragraphen 218 im Jahre 1976. Wer erinnert uns an das Elend der Frauen, die diese Regelung nach 1976 für sich in Anspruch nah-

men? Wird die Abtreibung christlich, indem sie legali- siert wird? Was unterschei- det die Tötung eines Menschen im Mutterleib von der Tötung eines er- wachsenen Menschen?

Warum wird nicht beides als Mord bezeichnet? War- um ist das eine vom Ge- setzgeber erlaubt und das andere nicht? Die Frage muß also lauten: „Bin ich für das Leben oder gegen das Leben?" (eine sehr provozierende Frage).

Wenn ich für das Leben bin, muß ich auch mit aller Konsequenz dafür eintre- ten. Ich weiß, Sie kommen mir jetzt mit den seltenen Grenzsituationen, in denen der Arzt zwischen dem Le- ben der Mutter und dem des Kindes entscheiden muß. Waren Sie schon ein- mal in dieser Situation?

Vielleicht fragen Sie mich auch, was man angesichts der Möglichkeit, ein schwerbehindertes Kind zu bekommen, tun soll? Oder wenn ein Kind aus sozialen Gründen eine unzumutba- re Last wird?

Wer gibt uns Menschen das Recht, ein Kind zu tö- ten, nur weil es behindert (unproduktiv) ist oder es wahrscheinlich sein wird?

Dürfen wir ein gesundes Kind töten, weil es eine un- zumutbare Last ist? ...

Dr. med. Robert Steiner Nagoldstraße 1 A 7525 Bad Schönborn GLOSSE

Substantivitis

Kennen Sie den Substantivismus? Das ist, frei über- setzt, die Sucht nach Hauptwörtern. Nicht wenige Briefschreiber, die beeindrucken wollen, verwen- den vor allem Hauptwörter.

Die Anhänger des Substantivismus informieren nicht, sondern setzen in Kenntnis — sie bitten um Herreichung, unterziehen den Sachverhalt einer sorgfältigen Prüfung, führen eine Untersuchung durch, sehen der Rückäußerung entgegen usw....

Gerade in der Mediziner-Korrespondenz ist die Hauptwörterei stark ausgeprägt. Warum eigentlich?

Warum muß man sich in Briefen, Notizen, Aktenver- merken anders ausdrücken, als man spricht? Man sagt ja auch nicht: „Das Huhn führte die Legung des Eies durch." Oder: „Der Patient nahm die Ge- hung in die HNO-Station vor." Zeitwörter sind kür- zer, knapper und entsprechen auch mehr dem Zeit- geist. Auf keinen Fall sollten sie sich hinter den Hauptwörtern verstecken.

Es gab mal einen bekannten Slogan von VW: „Die- ser Wagen ist dank seiner Zuverlässigkeit und Pro- blemlosigkeit das Nonplusultra an Ausdauer." Hieß der Text wirklich so? Nein. Sondern: „Er läuft ...

und läuft ... und läuft!" Es gibt einen noch be- kannteren Slogan, vielmehr ein Sprichwort, das je- der kennt: „Nach Aushebung einer grubenähn- lichen Vertiefung liegt auch für den Urheber ein plötzliches Hineinstürzen durchaus im Bereich der Möglichkeit." Heißt es wirklich so? UM

1986 83. Jahrgang Ausgabe A 3586 (10) Heft 51/52 vom 19. Dezember

Referenzen

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