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Archiv "ABTREIBUNG: Heruntergekommen" (02.01.1987)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

ABTREIBUNG

Müssen

Christen so sein?

Zu dem Leserbrief von Dr. Hans- Walter Rölke: „Was heißt hier christlich?" , in Heft 46/1986:

Das Märchen von der

„christlich"-sozialen Indika- tion zur Abtreibung wird im Sinne eines modernen Engel- macherinnentums per Gefäl- ligkeitsattesterei unter dem Pseudonym „Beratungsnach- weis" von der Generalsekre- tärin des Sozialdienstes ka- tholischer Frauen, Frau Dr.

Monika Pankoke-Schenk, entlarvt. Sie teilte in Köln vor einem großen Forum katholi- scher Frauen werbend und kategorisch mit, daß in den katholischen Beratungsstel- len die sogenannte „Ent- scheidungsfreiheit der Frau`

respektiert wird, auch wenn man es nicht immer gutheißen kann. Das war ein klares Wort.

Nun kommen die Abtrei- bungsappellantinnen kaum zu jenen christlichen Bera- tungsstellen, um sich beraten zu lassen. Sie wollen lediglich den nach § 218 b gesetzlich vorgeschriebenen Nachweis dieser unchristlichen „Bera- tung" abholen. Alles übrige ist ein perverses Drum- herumgerede. Die Entschei- dung jener Beinahe-Mütter ist vorweggenommen. Sie kommen sich allerdings zu- sätzlich nach Erhalt der Ur- kunde auch noch christlich abgesegnet und schuldfrei vor. Müssen überzeugte Christen so sein!

Wenn sie bisher nicht wußten, dann sei den Feder- führenden aufklärend gesagt, daß der gesamte Schwindel weiter nichts anderes sein kann als eine „Beihilfe zur Abtreibung".

Aber selbst wenn das Ge- wissen des betreffenden und betroffenen Personals künftig schlägt, so sind sie noch nicht einmal in der Lage, ihre Sün- den zu beichten, weil die Reue fehlt. Schließlich rezidi- viert die einschlägige Sünde bereits am nächsten Wochen-

tag, weil man dann ja wieder X „Persilscheine" für die Freigabe der Abtreibungen ausstellen muß — um zwar nicht gottgefällig, wohl aber staatsgefällig zu sein.

Jede Kritik ohne positiven Gegenvorschlag ist steril.

Deshalb empfehle ich, ein- mal versuchsweise jenen Ra- benmüttern schon im Warte- zimmer mein seit vielen Jah- ren bewährtes „Tagebuch`

Der Text lau- tet:

Das Tagebuch der kleinen (z. B.) Eva Frank

1. V. Aus Liebe haben mich meine Eltern heute ins Leben gerufen.

15. V. Meine ersten Adern entstehen — und mein Körper formt sich sehr schnell.

19. V. Ich habe schon einen Mund.

21. V. Mein Herz fängt an zu schlagen. Wer will bezweifeln, daß ich lebe!

22. V. Ich weiß gar nicht, weshalb sich meine Mutter ei- gentlich Sorgen macht?

28. V. Meine Arme und Bei- ne beginnen zu wachsen. Ich recke und strecke mich

8. VI. Aus meinen Händen sprießen kleine Finger. Das ist schön! Bald werde ich damit greifen können.

15. VI. Erst heute hat meine Mutter erfahren, daß ich bei ihr bin. Ich habe mich sehr dar- über gefreut —

20. VI. Jetzt ist es sicher, daß ich ein Mädchen bin.

24. VI. Meine sämtlichen Or- gane sind vorgebildet. Ich kann bereits Schmerzen empfinden.

6. VII. Ich bekomme Haare und Augenbrauen. Das schmückt mich!

8. VII. Meine Augen sind schon lange fertig, wenn auch die Lider noch geschlossen sind. Aber bald kann ich alles sehen — die ganze schöne Welt und vor allem meine liebe Mut- ter, die mich noch bei sich trägt.

19. VII. Mein Herz schlägt wundervoll. Ich fühle mich so geborgen und bin sehr glück- lich.

20. VII. Heute hat mich meine Mutter umgebracht — — —

Dr. Eberhard Schaetzing, Am Hochwald 17, 8130 Starnberg

Heruntergekommen

Es muß hier festgestellt werden, daß die Meinung des Verfassers . . . gottlob nicht repräsentativ ist für unsere Ärzteschaft. Daran konnte auch die Gesetzesänderung einer „sozialliberalen" Re- gierung 1976 nichts ändern:

einen schönen Beweis hierfür können wir im gleichen Arzteblatt 14 Seiten weiter unter der Überschrift „Das dritte Kind" lesen, wo die Si- tuation eines Gynäkologen beschrieben wird, der empört und ratlos die weitere Be- treuung einer Frau ablehnt, die sich einen Föten ihrer zu erwartenden Drillingsgeburt hatte abtreiben lassen, nach- dem der Kollege ihr vorher durch einen Spezialisten zur Fertilität verholfen hatte.

Wenn die Neufassung des

§ 218 das beklagte Elend un- zähliger Frauen beseitigt hät- te, würde es die aufgeführten Mißstände, Kindesmißhand- lungen usw. derzeit nicht mehr geben .. .

Man kann nur hoffen, daß auch die Angabe, drei Viertel des deutschen Volkes sei für die Tötung ungeborenen Le- bens, falsch ist. Andererseits könnte man die Assoziation

„Auschwitz unter uns" nicht absurd finden .. .

Alle Kollegen, auch nicht christlich orientierte, mit de- nen ich gesprochen habe, ins- besondere auch Frauenärzte, denen die technischen Abläu- fe (bei einer Abtreibung) am geläufigsten sind, sprechen im Hinblick auf die Abtrei- bungspraxis von Mord und sehen es als schizophrene Si- tuation an, wenn unter dem Dach einer Klinik einerseits das blutige Spiel der Abtrei- tung stattfindet, während man and rerseits unter schwierigen Manipulationen sich bemüht, bei Infertilitäts- problemen Eizellen zu ent- nehmen, um sie extrakorpo- ral zu befruchten.

Soziale Indikation in un- serem „sozialen Rechts- staat" ist ein Widerspruch an sich. Zum Glück ist man noch nicht überall in Europa so heruntergekommen wie

hierzulande. Vor wenigen Jahren hat das oberste Ver- fassungsgericht in Spanien die bis dahin geltenden noch wenigen Indikationen zur Abtreibung als verfassungs- widrig erklärt, in einem Land also, in dem es den Leuten durchschnittlich nicht so gut geht wie hier.

Hiermit wären wir bei der Kirche, die in Spanien da- mals natürlich Einfluß ge- nommen hatte und deren.

Führer der Verfasser zu ver- unglimpfen sucht, indem er einerseits dem Papst letztlich das Recht seiner Meinungs- äußerung über Geburtenkon- trolle nicht zubilligen möch- te, obschon in der Tat dessen Haltung auch für „praktizie- rende Katholiken" in Anbe- tracht der Bevölkerungsex- plosion in der dritten Welt bisher nur schwer verständ- lich war . . . „Es ist das Recht des Ehepaares, über die Geburtenhäufigkeit und den Umfang der Familie eine freie, bewußte und gemeinsa- me Entscheidung zu tref- fen .. " . Andererseits wird ein Weihbischof aus der drit- ten Welt zitiert, der sicher nicht im Zusammenhang mit dem Problem der Übervölke- rung in der Dritten Welt von Theologen gesprochen haben soll, die sich „vom Jenseits so gefangen nehmen lassen, daß sie nicht mehr die Aufgaben im Diesseits erkennen!"

Unserer aller Aufgabe im Diesseits, auch von Dr. Röl- ke, ist es, neben den vorbild- lichen kirchlichen Hilfswer- ken aus den Möglichkeiten einer Konsumgesellschaft dem beklagten Hunger in der Welt abzuhelfen, wozu ich di- rekte und unbürokratische Wege nennen kann. Die

„Kirche der Armen" hat die Zeichen der Zeit erkannt, wie die Kirche zu allen Zei- ten Ehe und Familie als hohe Werte angesehen und dafür Opfer gebracht hat, z. B.

Abspaltung der englischen Kirche.

Dr. med. Wolfgang Lut- gen, Arzt für Lungen-Bron- chialkrankheiten, Allergolo- ge, Viehmarktplatz 4, 5500 Trier

Dt. Arztebl. 84, Heft 1/2, 2. Januar 1987 (23) A-21

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