von Glücksspielern und Alkoho- likern im strukturierten Programm einer Suchttherapieeinrichtung (in einem psychiatrischen Krankenhaus oder in einer Fachklinik für Sucht- kranke) bewährt. Hier zeigt sich, daß die Gemeinsamkeiten der Glücksspieler mit den Alkoholikern überwiegen und sogar noch ausge- prägter sind als die der Alkoholiker mit den Medikamentenabhängigen.
Es gilt hier die (etwas vereinfachen- de) Devise: „Sucht ist Sucht, das in- dividuelle Suchtmittel ist von zweit- rangiger Bedeutung."
Prävention
der Glücksspielsucht
Mit erheblichem Aufwand und werbepsychologischem Geschick versuchen die Interessenvertreter der Automatenindustrie und Spiel- hallenbetreiber das Problem zu ba- gatellisieren und einzunebeln. Ob- wohl überwiegend Benutzer der 30-Pfennig-Geldspielautomaten in eine Glücksspielsucht geraten, be- haupten diese Interessenvertreter, die Automaten würden nicht süchtig machen. (Übrigens macht auch Heroin nicht süchtig — wenn nie- mand es konsumiert.)
Die modernen 30-Pfennig- Glücksspielautomaten („Roulette des kleinen Mannes") haben nach klinischen Erfahrungen seit einigen Jahren ein Suchtpotential, das höher ist als zum Beispiel das von Ha- schisch und etwa dem des Roulettes entspricht. Diese Automaten stellen offensichtlich Glücksspiel im Sinne.
des § 284 StGB dar. Diese Tatsache wurde jedoch von den verantwort- lichen staatlichen Instanzen noch nicht wahrgenommen.
Nach entsprechenden negativen Erfahrungen wurde bereits im ver- gangenen Jahrhundert die Verfüg- barkeit („Griffnähe") von Glücks- spielen mit hohem Suchtpotential sehr stark eingeschränkt. Diese prä- ventiven Maßnahmen wurden bis vor etwa zehn Jahren konsequent angewandt und waren sehr wirksam, so daß bis dahin nur selten Men- schen durch Glücksspiele so krank
(zum Beispiel suizidal) wurden, daß sie psychiatrisch-stationär aufge- nommen werden mußten. Aus klini- scher Sicht ist es dringend notwen- dig, die Verfügbarkeit von Glücks- spielen mit hohem Suchtpotential wieder deutlich einzuschränken.
Literatur
1. American Psychiatric Association: Diag- nostic and statistical Manual of Mental Dis- orders, 3. Ed.-R (DSM-III-R). American Psychiatric Association, Washington, D. C.
(1987)
2. Brengelmann, J. S., und Waadt, S.: Ver- halten in Glücksspielsituationen — eine Li- teraturübersicht. G. Röttger Verlag, Mün- chen (1985)
3. Custer, R. und Milt, H.: When Luck Runs Ont. Facts On File Publications, New York, Oxford (1985)
4. Gabriel, E., und Kratzmann, E.: Die Süch- tigkeit. Neuland-Verlag, Berlin (1936) 5. Hand, I., und Kaunisto, E.: Multimodale
Verhaltenstherapie bei problematischem Verhalten in Glücksspielsituationen ( „Spielsucht"). Suchtgefahren 30 (1984) 1-11
6. Kellermann, B.: Pathologisches Glücks- spielen und Suchtkrankheit — aus sucht- psychiatrischer Sicht. Suchtgefahren 33 (1987) 110-120
7. Meyer, G.: Geldspielautomaten mit Ge- winnmöglichkeit — Objekte pathologischen Glücksspiels? Studienverlag Dr. Brock- meyer, Bochum (1983)
8. Meyer, G.: Die Beurteilung der Schuldfä- higkeit bei Abhängigkeit vom Glücksspiel.
Monatsschrift für Kriminologie und Straf- rechtsreform (1988)
9. Meyer, G.: Abhängigkeit vom Glücksspiel und Beschaffungskriminalität. In: Wahl, C.: Spielsucht — Dimensionen einer Krank- heit. Neuland-Verlag, Hamburg (1988) 10. Rasch, W.: Über Spieler. In: Randzonen
menschlichen Verhaltens, Festschrift zum 65. Geburtstag von H. Bürger-Prinz. Enke- Verlag, Stuttgart (1962)
11. Wlazlo, Z.; Hand, I.; Klepsch, R.; Fried- rich, B.; Fischer, M.: Langzeiteffekte mul- timodaler Verhaltenstherapie bei krankhaf- tem Glücksspielen. II. Prospektive Kata- mnese der Hamburger Projekt-Studie.
Suchtgefahren 33 (1987) 148-161
Anschriften der Verfasser:
Dr. med. Bert Kellermann Chefarzt der Suchtabteilung Allgemeines Krankenhaus Ochsenzoll
Langenhorner Chaussee 560 2000 Hamburg 62
Dr. Gerhard Meyer Diplom-Psychologe Universität Bremen Fachbereich Psychologie Bibliothekstraße
2800 Bremen 33
Gesundheitsfür- sorger-Diagnostik in der Dritten Welt
In Entwicklungsländern ist die akute Infektion der unteren Atem- wege einer der häufigsten Gründe für den Tod von Kleinkindern und Kindern bis zu fünf Jahren. Die Aussagekraft klinischer Symptome für Gesundheitsfürsorger aus dem.
Dorf zur Abgrenzung akuter Infek- tionen der unteren Atemwege von denen der oberen Atemwege bei Kindern wurde ausgewertet.
142 Kleinkinder und 108 Vor- schulkinder mit Infektionen der un- teren Atemwege sowie 151 Klein- kinder und 281 Vorschulkinder mit Infektionen der oberen Atemwege wurden während ihres Kranken- hausaufenthaltes untersucht. Atem- frequenzen über 50/min. bei Klein- kindern und über 40/min. bei Kin- dern im Alter von 12 bis 35 ona- ten, ebenso wie schnelles Atmen in der Anamnese und Thoraxretraktio- nen wurden in beiden Altersgruppen als sensitive und spezifische Indika- toren für Infektionen der unteren Atemwege festgestellt.
Erhöhte Atemfrequenzen und schnelles Atmen in der Anamnese waren auch bei der Diagnose weni- ger schwerer Infektionen der unte- ren Atemwege, die eine stationäre Aufnahme nicht erforderlich mach- ten, sensitiv, im Gegensatz zu Thoraxretraktionen.
Alle klinischen Symptome — so die Autoren — hatten bei der Dia- gnose von Infektionen der unteren Atemwege bei Kindern im Alter von 36 Monaten und darüber eine gerin- ge Sensitivität. Jhn
Cherian, T. et al.: Evaluation of simple clinical signs for the diagnoses of acute lower respiratory tract infection. The Lan- cet II (1988) 125-128.
Dr. T. Jacob John, Department of Virol- ogy, CMC Hospital, Vellore, Tamilnadu 632004, Indien.
Dt. Ärztebl. 86, Heft 4, 26. Januar 1989 (31) A-163