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Archiv "Kein „Bluthandel“ mit der Dritten Welt" (29.04.1983)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen KURZBERICHTE

Mit der vorgestellten Methodik sei es möglich, hieß es vor der Presse, verbesserte verkehrsmedizinische Studien zum Arzneimitteleinfluß auf die Fahrtüchtigkeit durchzu- führen. Insbesondere könnte die Frage, inwieweit krankheitsbe- dingte Beeinträchtigungen der Fahrtüchtigkeit durch eine Arznei- mitteltherapie kompensiert wer- den, untersucht werden.

Auch vergleichende Untersuchun- gen zwischen gesunden und kran- ken Probanden mit und ohne Me- dikamentenbeeinflussung seien möglich.

Das Institut für Arzneimittelsicher- heit im Verkehr ist nach eigener Auskunft eine interdisziplinäre Ar- beits- und Forschungsgemein- schaft, an der neben prominenten Ärzten verschiedener Fachrich- tungen auch Verkehrspsycholo- gen und Spezialisten aus dem Ver- kehrsrecht, aus der Verkehrswirt- schaft und der Technik beteiligt sind. MP

Kein „Bluthandel"

mit der Dritten Welt

Den Vorwurf der „BUKO" (Bun- deskongreß entwicklungspoliti- scher Aktionsgruppen), deutsche Pharmaunternehmen betrieben

„Bluthandel" mit der Dritten Welt, hat die Plasmapheresekommis- sion, ein Koordinationsgremium der Bluttransfusionsdienste der Städte, Länder, Universitäten, frei- gemeinnützigen Einrichtungen, der Blutspendedienste des Deut- schen Roten Kreuzes und der

Blutspende- und Plasmapherese- zentren der pharmazeutischen In- dustrie und des Deutschen Grü- nen Kreuzes, zurückgewiesen. In einer Resolution erklärt sich die Kommission bereit, „den Überwa- chungsbehörden der Länder — so- weit sie es nicht schon bisher ge- tan haben — Einblick in jene Unter- lagen zu gewähren, die für das für Blutzubereitungen verwendete Blutplasma den Herkunftsnach- weis bis zum Spender möglich

machen. Die Plasmapheresekom- mission vertritt den Grundsatz, daß in der Bundesrepublik Deutschland keine Blutzuberei- tungen vertrieben werden dürfen, die aus Blut oder Plasma herge- stellt werden, das aus der Dritten Welt stammt."

Auslöser waren Behauptungen der BUKO, daß in Entwicklungs- ländern in ausbeuterischer Weise von unwissenden und angeblich unterernährten Menschen Blut- spenden gegen geringes Entgelt abgenommen werden, um sie mit hohem Gewinn in der Bundesre- publik oder an ortsansässige deut- sche Pharmafirmen zu verkaufen.

Dazu Dr. Jürgen Fischer, Schrift- führer der Kommission: „Die Mit- glieder im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie ver- wenden für ihre Präparate, die aus Blutplasma hergestellt werden, kein Plasma, das aus der Dritten Welt stammt."

Die Bundesrepublik gehöre zwar zu den „Hochverbrauchsländern"

von Plasma, wie der Referent für Blutspendewesen im Roten Kreuz, Rolf Herzbach, auf Anfrage dem DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT bestä- tigt, decke seine Bedarfsspitzen aber mit Importen aus den Verei- nigten Staaten und Westeuropa ab. In den USA bestehe sogar ein Überangebot an Blutplasma, weil es dort auch privat organisierte Blutspendedienste gebe, die Blut- spenden vergüten.

In der Bundesrepublik stammen 80 Prozent der Blutspenden vom Blutspendewesen des Roten Kreu- zes — dort gibt es kein Entgelt — und 20 Prozent von Universitäts- kliniken. Blutspender erhalten dort rund 50 Mark „Aufwandsent- schädigung". Herzbach: „Das be- dauern wir, ist aber so."

Auf der anderen Seite ist die Bun- desrepublik in Katastrophensitua- tionen ein Lieferant von Trocken- plasma. Im Libanonkonflikt zum Beispiel hat das Deutsche Rote Kreuz in Westbeirut spontan mit 1500 Einheiten ausgeholfen. ck

FORUM

so endete der Traum

von der Kranken- gymnastik"

Bettina Henrietta Stephan

Ein Erfahrungsbericht. der nachdenklich stimmen muß:

Die Verfasserin bewarb sich für eine Ausbildung zur Krankengymnastin. Ob sich die beschriebenen Praktiken der Lehranstalt bei der Auf- nahmeprüfung als „konjunk- turbedingt" entschuldigen lassen?

Den Wunsch, Krankengymnastin zu werden, hatte ich seit meinem 16. Lebensjahr. Da ich wußte, wie schwer es ist, einen Ausbildungs- platz zu bekommen, fing ich des- halb im Frühjahr 1980 an, Bewer- bungsschreiben an verschiedene Lehranstalten zu schicken.

Nach einiger Zeit bekam ich meine Bewerbungsunterlagen zurück mit der Begründung, es seien zu viele Bewerbungen eingegangen, ich hätte „leider" in einem Losver- fahren eine „Niete" gezogen. Das bedeutete, daß man noch nicht einmal an einem Eignungstest teil- nehmen konnte. Eine einzige Lehranstalt, und zwar in Frankfurt- Höchst, blieb übrig. Im Sommer 1981 bekam ich von dort den Be- scheid, daß ich 1983 an einer Auf- nahmeprüfung teilnehmen könne.

Die Prüfung fand dann auch am 3. 1. 83 in Frankfurt-Höchst statt.

Sie begann um Punkt 8.00 Uhr in der Früh.

Die Prüfung bestand aus einem Konzentrationstest, in dem wir auf einer Schreibmaschinenseite ge- druckte d und p, die mit Strichen versehen waren, innerhalb weni- ger Sekunden nach einem gewis-

78 Heft 17 vom 29. April 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Krankengymnastin

sen System wegstreichen mußten.

Es folgten Wortspiele wie zum Bei- spiel Sonne, Regen, Schnee, Erd- beben, bei denen wir herausfinden mußten, welches Wort nicht zu dieser Reihe paßte. Danach muß- ten Dreisatzaufgaben so schnell wie möglich gelöst werden.

Schließlich gab es noch zerschnit- tene Vierecke, Dreiecke, Rauten und Ellipsen sowie Kreise, die wir jeweils als eine der Figuren erken- nen mußten.

Zum Schluß bekamen wir einen Bogen, auf dem 3 Wortfelder ge- geben waren: Sport: Fechten, Rei- ten, Schwimmen usw. Speisen:

Quark, Dörrobst, Lachs usw. Ge- bäude: Oper, Bürohaus, Schule usw. Diese Wörter mußten wir in- nerhalb von 3 Minuten auswendig lernen. Es folgte dann ein Bogen, auf dem stand: Das Wort mit dem Anfangsbuchstaben Q gehörte zu:

A Sport, B Speisen, C Gebäude.

Quark fängt mit 0 an, es ist eine Speise, also war B anzukreuzen usw.

Prüfungsangst, Zeitdruck und verwirrende Fragen

Mit diesem Test waren wir um 9.45 Uhr fertig. Ich war aufgrund der Prüfungsangst, des Zeitdruckes und der vielen Aufgaben schon ziemlich „geschafft". Es folgte der psychologische Test, in dem wir auf einem Bogen zu Fragen mit

„Ja" oder „Nein" antworten muß- ten. Da stand zum Beispiel „Sind Sie glücklich, wenn Sie eine Auf- gabe haben, in der Sie spontan handeln müssen?" Nach einiger Überlegung — die Fragestellung hatte mich ein wenig verwirrt — kreuzte ich schließlich „Nein" an, da ich, bevor ich etwas tue, lieber erst überlege und dann handele.

„Halten Sie sich in offiziellen Ge- sellschaften lieber im Vorder- grund?" Meine Antwort: „Nein".

„Spielen Sie anderen Leuten ger- ne einen Streich?" Antwort: „Ja, denn mit 19 Jahren habe ich den Sinn für ein bißchen Humor noch

nicht verloren, solange es sich um harmlose Scherze handelt."

Nach diesen Tests folgte der zwei- te Teil der Prüfung: Unterricht in der Krankengymnastik. Der Raum, in dem dieser Unterricht abgehal- ten werden sollte, war groß und mit etwa 12 Betten ausgestattet.

Wir hatten etwa 30 Minuten Zeit, uns etwas kennenzulernen, wäh- rend wir uns umzogen. Einen Um- kleideraum gab es nicht, wir muß- ten unsere Kleider auf den Fußbo- den in eine Ecke legen. Erfahrun- gen wurden ausgetauscht, denn für viele Mädchen war dies nicht der erste Test. Ein Mädchen mein- te, nachdem wir auf den psycholo- gischen Test zu sprechen gekom- men waren: „Na, du bist ja wohl nicht so blöd und kreuzt an, was du denkst! Die wollen doch von vorne und von hinten betrogen werden." In diesem Moment ahnte ich schon, was ich angestellt hat- te. Ich war wieder einmal viel zu ehrlich gewesen. In den einein- halb Stunden Unterricht brachten uns zwei junge Frauen bei, wie verschiedene Gliedmaßen auf la- teinisch heißen. Dann wurden wir in „Patient" und „Krankengym- nast" aufgeteilt und mußten Mas- sagegriffe an den „Kranken", die nun auf den Betten lagen, nach- machen. Dies wurde von einer der beiden Frauen überwacht, die ständig darüber Notizen machten, wie wir uns anstellten. Als ich „Pa- tient" spielen mußte, war Gymna- stik für Armmuskulatur vorgese- hen. Einige Griffe, die man sich alle gar nicht merken konnte, wa- ren uns vorher gezeigt worden. Zu dieser Übung mußten wir „Patien- ten" unseren Oberkörper freima- chen, was sicher nicht schlimm, jedoch nicht gerade angenehm war, zumal man sich ja ständig beobachtet fühlte. Zum Schluß mußte jeder von uns sich ein Lei- den und die dazugehörige Hei- lungsmethode ausdenken, die ich dann, immer noch halbnackt, ei- ner der Damen erläutern und vor- machen mußte. Als wir damit fertig waren, durften wir uns endlich wieder anziehen und in die große Kantine zum Mittagessen gehen.

Dafür hatten wir eine knappe hal- be Stunde Zeit.

Dann kam schließlich der letzte Teil, die Gymnastik. Mit Gulasch und Nudeln im Bauch wurden wir von der Ausbilderin in einer klei- nen Gymnastikhalle umherge- scheucht und dabei von zwei Da- men, die lässig auf einer mit Dek- ken gepolsterten Bank saßen, be- gutachtet. Diese konnten es sich nicht verkneifen, einige Male zu kichern und verstohlen auf irgend- eine von uns zu zeigen. Das einzi- ge Wort, das man mit mir in dieser Prüfung wechselte, fiel, als ich bei einer Übung vor Anstrengung und Schmerzen das Gesicht verzog:

„Nun strengen Sie sich mal was an, so kann das nie was werden!"

Bei dieser Übung mußten wir auf dem Boden sitzend die Fußsohlen aneinanderlegen und mit dem Ell- bogen die Knie zu Boden drücken.

Um 14.30 Uhr waren wir schließ- lich — physisch und psychisch —

„fertig" und zogen uns in einer kleinen Abstellkammer um. Eine von uns fragte noch, wie viele Be- werber denn geprüft und ange- nommen würden. Die Antwort:

Von knapp 120 werden 20 ge- nommen.

Am 28. 1. 83 kam dann die negati- ve Antwort auf einem vorgedruck- ten Brief. Leider wurde nicht er- läutert, wo ich versagt hatte. Ich wüßte es doch ganz gerne. Letzt- endlich kostete das ganze nicht nur Nerven, sondern meinen El- tern auch rund 400 Mark für Ge- sundheitszeugnis, Amts-, Post-, Hotel- und Reisekosten.

Und so endete der Traum von der Krankengymnastik nach drei Jah- ren für mich mit einem Muskelka- ter und — wie man heute so schön sagt — einem ganz schönen

„Frust". Ich stehe jetzt kurz vor dem Abitur, zwar ohne Ausbil- dungsplatz, aber um eine Erfah- rung reicher da.

Anschrift der Verfasserin:

Bettina Henrietta Stephan Dransdorferstraße 21 5000 Köln 51

80 Heft 17 vom 29. April 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A

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