Ungefähr 20 Prozent der Be- völkerung haben mindestens einmal im Leben einen kurz- zeitigen Ohnmachtsanfall be- ziehungsweise eine Synkope.
Problematisch sind Synkopen, die in unregelmäßigen Ab- ständen immer wieder auftre- ten, speziell dann, wenn sie durch Herzrhythmusstörun- gen hervorgerufen werden.
Die Abklärung rezidivierender Synkopen ist jedoch schwierig.
Helfen soll hier ein neuer im- plantierbarer Ereignisrekor- der. Das Gerät muss nicht mehr manuell aktiviert wer- den, sondern speichert Un- regelmäßigkeiten im Herz- rhythmus automatisch.
Synkopen kardialen Ursprungs zuverlässig erfassen
Trotz zum Teil aufwendiger diagnostischer Maßnahmen liegt der Anteil unklarer rezi- divierender Synkopen bei cir- ca 40 Prozent. Das Problem sei, dass Synkopen viele Ursa- chen haben können, erläuter- te Prof. Wolfgang von Scheidt (Klinikum München-Großha- dern) bei der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herz und Kreis- laufforschung in Münster.
Kardiale Ursachen machen zwar den kleinsten Prozent- satz aller Fälle aus, haben aber die höchste Mortalitäts- und Morbiditätsrate. Die Mortali- tätsrate liegt nach einem Jahr bei 18 bis 33 Prozent, gegen- über 7,5 Prozent für das ge- samte Patientenkollektiv. Da- von unabhängig bedeutet jede Synkope ein potenzielles Ver- letzungsrisiko und beeinträch- tigt die Lebensführung der Pa- tienten. Ein Prozent aller Ver- kehrsunfälle soll auf Synko- pen zurückgehen.
Um Synkopen kardialen Ursprungs zuverlässig zu er- fassen, müsse ein direkter Zu- sammenhang zwischen Sym-
ptom und Herzrhythmus her- gestellt werden, betonte Dr.
Hans-Christoph Ehlers (Ber- lin). Dies gelingt am besten mit einer EKG-Aufzeichnung während eines spontan ein- tretenden Ereignisses.
Mit Standardverfahren wird dieser Zusammenhang nicht immer oder nicht zuverlässig hergestellt. Die Beobachtungs- zeiträume sind in der Regel zu kurz. Induzierte Ereignis- se, zum Beispiel im Rahmen einer elektrophysiologischen Untersuchung (EPU), spie- geln meist nicht die Ursache wider. Der Einsatz externer Geräte zur Langzeitüberwa- chung scheitert immer wieder an der Compliance.
Eine Lösung könnte ein implantierbarer Ereignisre- korder darstellen, erläuterte Dr. Karlheinz Seidl (Herzzen- trum Ludwigshafen). 1998 kam erstmals ein solches Gerät auf den Markt, das den Herz- rhythmus fortlaufend auf- zeichnet und bei besonderen Ereignissen auch speichert.
Nachteil des Gerätes war bis- lang, dass es manuell aktiviert werden muss.
Vorgehen im medizinischen Alltag
Seit Anfang des Jahres steht die so genannte zweite Gene- ration dieser Geräte zur Ver- fügung (REVEAL® plus, Medtronic, Düsseldorf). Sie erkennen das Ereignis selbst- ständig und speichern auto- matisch. Die neue Option der automatischen Speicherung bietet die Möglichkeit, auch asymptomatische Ereignisse zu erfassen. In klinische Stu- dien wurde in 62 bis 88 Pro- zent der bislang unklaren Syn- kopen eine Diagnose mit dem implantierten Ereignisrekor- der erzielt.
Seidl rät, den neuen Ereig- nisrekorder frühzeitig im Rah-
men der Synkopenabklärung zu implantieren. In der RAST- Studie (Randomized Assess- ment of Syncope Trial) war in 63 Prozent der Fälle, in de- nen die Patienten sofort ei- nen Ereignisrekorder implan- tiert bekamen, eine Diagnose möglich. In der Vergleichs- gruppe, die mit konventionel- len Methoden diagnostiziert wurde, waren es nur 15 Pro- zent.
Synkopenpatienten sollten initial einer Basisuntersu- chung mit Anamnese, kör-
perlicher Untersuchung, EKG und Echokardiographie un- terzogen werden, ergänzte Ehlers. Besteht der Verdacht auf eine neurokardiogene Ur- sache, kann der Kipptisch für weitere Klarheit sorgen.
Nimmt der Arzt eine arrhyth- mogene Ursache an, empfiehlt auch Ehlers die Implantation des Ereignisrekorders. Wird weder eine neurokardiogene noch eine arrhythmogene Ur- sache vermutet, muss eine ge- zielte Diagnostik eingeleitet werden. Birgit Kirstin Pohlmann V A R I A
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A852 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 13½½½½30. März 2001
Die plötzliche Bewusstlosigkeit
Mehr Zuverlässigkeit bei Synkopendiagnostik
Unternehmen
Ein wiederbefüllbarer neuar- tiger Pulverinhalator für die Asthmatherapie, der prinzi- piell auch für den Einsatz ver- schiedener Medikamente ge- eignet ist, bereichert die brei- te Palette der Medizinpro- dukte auf diesem Sektor. Vor- erst allerdings ausschließlich in Kombination mit einer Pa- trone, die 200 Hübe Novopul- mon®enthält. Neu an diesem System ist neben der Wieder- verwendbarkeit ein dreifa- ches Kontrollsystem, mit dem Arzt und Patient die korrekte Inhalation des Steroids über- prüfen können.
Der Novolizer® von Asta Medica ermöglicht bereits bei niedrigen Atemzugvolumina optimale Inhalationen. Laut Dr. Thomas Voshaar (Moers) erreichen auch jüngere, ob- struktive Kinder die Mini- malanforderung – eine Fluss- geschwindigkeit von 35 l/min zu erzielen. Oberhalb dieser Grenze ist die Desagglomerati- on des Medikaments im atem- zugsgetriggerten Zerlegungs- system gesichert; bei Werten von 40 l/min dringen 60 bis 80 Prozent der lungengängigen Partikel in die tiefen Lungen- areale vor. Im Vergleich mit dem Turbohaler wird bei ver- gleichbaren inspiratorischen
Flussraten eine mindestens gleich hohe, bei niedrigen Wer- ten eine höhere Depositionsra- te erreicht, so Voshaar.
Neu sind auch die „einge- bauten“ Kontrollsysteme – akustisch, optisch und senso- risch kann der Patient die kor- rekte Anwendung überprü- fen. Eine Mehrfachdosierung ist durch eine Sperre ausge- schlossen; ein Zählwerk infor- miert über die in der Patrone noch verfügbaren Einzeldo- sen. Der Novolizer kann mit einfachen Handgriffen mit ei- ner neuen Patrone bestückt und ein Jahr lang benutzt wer- den. Wie Voshaar betonte, ist bei der Novopulmon-Patrone (200 Einzeldosen zu 200 µg) eine hohe Hub-zu-Hub-Kon- stanz und damit exakte Dosie- rung gewährleistet; zugleich ist sie unempfindlich gegen Feuchtigkeit – etwa bei der Lagerung im Badezimmer.
Nach Firmenangabe wer- den in Zukunft weitere Wirk- stoffe – Bronchodilatatoren und Kombinationen mit anti- entzündlichen Substanzen – zur Anwendung im Novolizer angeboten werden. Denkbar ist laut Voshaar auch die Ap- plikation von Peptiden oder Hormonen über dieses Sy- stem. Dr. Renate Leinmüller
Korrekte Steroid-Inhalation
Neuer Pulverinhalator
erlaubt Kontrolle
Mit zahlreichen, viel verspre- chenden Wirkstoffen in der Pipeline und mit ehrgeizigen Zielen für eine Umstrukturie- rung präsentierte sich Euro- pas größter Arzneimittel- hersteller GlaxoSmithKline jetzt in London. Das Unter- nehmen gehe „zuversichtlich und bestens gewappnet“ ins neue Jahrhundert, versicher- te Hauptgeschäftsführer Dr.
Jean-Pierre Garnier.
GlaxoSmithKline, das aus der Fusion der beiden briti- schen Hersteller GlaxoWell- come und SmithKline Beecham hervorging, beschäftigt welt- weit mehr als 100 000 Mitar- beiter. Produziert wird an 117 Standorten. Garnier kündigte an, dass „einige“ dieser Stand- orte als Folge der Fusion ge- schlossen würden; das dadurch eingesparte Geld werde je- doch reinvestiert. „Wir werden zukünftig noch mehr in die Forschung und Entwicklung stecken“, so der Hauptge- schäftsführer. Im Geschäfts-
jahr 2000 betrug ihr Anteil acht Milliarden DM.
Laut Garnier koste es der- zeit „rund 500 Millionen Dollar“, um einen neuen Wirkstoff bis zur Marktreife zu entwickeln. „Das ist ein sehr risikoreiches Geschäft, aber fest steht, dass es ohne die forschenden Arzneimit- telhersteller wie GlaxoSmith- Kline keinen Therapiefort- schritt und auch keine Gene- rikaindustrie geben würde.“
Kritik an Preismechanismen innerhalb der EU
Garnier nutzte die Londoner Präsentation, um mit den Preismechanismen für ethi- sche Arzneimittel innerhalb der Europäischen Union (EU) hart ins Gericht zu gehen. „In der EU haben Sie heute die unmögliche Situation, dass die Pharmapreise im Wesentlichen durch die nationalstaatlichen Regierungen festgelegt wer- den. Gleichzeitig werden die
Forschung treibenden Her- steller von billigen Parallel- Importen gebeutelt.“
GlaxoSmithKline meldete für das Geschäftsjahr 2000 zwölf Prozent mehr Umsatz, einen um 15 Prozent ver- besserten Bruttogewinn (Um- satz rund 58,3 Milliarden DM).
Der weltweite Umsatz mit Pharmaka – GlaxoSmithKline stellt auch Softdrinks, Zahnpa- sta und andere Artikel her – wuchs wertmäßig um zehn Prozent gegenüber dem Vor- jahr. „Diese guten Zahlen be- weisen, welch starke Partner in die Ehe von GlaxoWellcome und SmithKline Beecham ge- gangen sind“, so Garnier.
Arzneimittel steuerten nach Unternehmensangaben 47,8 Milliarden DM zu den welt-
weiten Umsätzen bei. Das ent- spricht rund 85 Prozent. Um- gerechnet rund 8,1 Milliarden DM entfielen davon auf neue innovative Präparate. Der Umsatz mit Pharma-Innova- tionen stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr um 60 Prozent.
Regional aufgeteilt ergibt sich folgendes Bild: Amerika steuerte rund 50 Prozent der weltweiten Arzneimittelum- sätze bei. GlaxoSmithKlines US-Umsätze wuchsen im ab- gelaufenen Geschäftsjahr um 15 Prozent. Europa konnte da- gegen lediglich um sechs Pro- zent mehr Umsätze erzielen.
Das britische Unternehmen hat nach Meinung Londoner Analysten eines der stärksten Portfolios neuer Präparate in der Pipeline. Kurt Thomas V A R I A
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 13½½½½30. März 2001 AA853