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Archiv "Rauchen: Im Bann der Sucht" (29.10.2004)

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chwarz auf weiß findet man im GKV-Modernisierungsgesetz, dass es sich bei Medikamenten zur Rau- cherentwöhnung um Mittel handelt, bei

„deren Anwendung eine Erhöhung der Lebensqualität im Vordergrund steht“.

Dieser Aussage widersprach im Mai der 107. Deutsche Ärztetag in Bremen. Dar- auf verwies Prof. Dr. med. Bruno Müller- Oerlinghausen, Vorsitzender der Arz- neimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), beim Kolloquium

„Suchtprobleme mit legalen Drogen“

am 20. September in Erfurt, das die AkdÄ anlässlich des 70.

Geburtstages von Prof. Dr.

med. Knut-Olaf Haustein ver- anstaltete.

Von 20 Millionen Rauchern in Deutschland sind schät- zungsweise 6,8 Millionen ta- bakabhängig im Sinne einer Sucht. Eine ärztliche Entwöh- nungsbehandlung wäre bei vielen von ihnen sinnvoll. Ge- sellschaftlich wird dies indes wenig propagiert, nicht zuletzt, weil die Kassen einen erheb- lichen finanziellen Mehrauf-

wand befürchten. Trotzdem ist auch die Bundesärztekammer (BÄK) optimi- stisch, dass sich diese Lücke in der Ver- gütung durch die Krankenkassen künf- tig schließen könnte. Ab 2005 soll eine eigenständige Fachkunde „Tabakent- wöhnung“ von jeder Ärztin und jedem Arzt zu erwerben sein. Der Ausschuss

„Sucht und Drogen“ der Bundesärzte- kammer erarbeitet derzeit die curri- culäre Fortbildung, die 20 Stunden um- fasst und auf die Zusatzbezeichnung

„Suchtmedizin“ angerechnet wird. „Mit der Fachkunde wollen wir gegenüber der Gesetzlichen Krankenversicherung die Qualität der ärztlichen Leistung do- kumentieren, um auf diese Weise die

Bereitschaft der Kassen zu erhöhen, für derartige Beratungs- und Behandlungs- leistungen Honorare zu zahlen“, erklär- te Prof. Dr. med. Ingo Flenker, Vorsit- zender des Ausschusses Sucht und Dro- gen der BÄK.

Auch Haustein, bis 2000 Vorstands- mitglied der AkdÄ, kritisiert seit Jahren, dass die Kassen nur ausnahmsweise be- reit sind, die Kosten für die Entwöh- nungsbehandlung zu übernehmen, „ob- wohl es sich bei der Tabakabhängigkeit um eine international anerkannte Er-

krankung nach ICD-10 handelt“. Für sein großes Engagement auf dem Gebiet der Nikotinforschung und Raucherent- wöhnung ehrte die Landesärztekammer Thüringen den Pharmakologen mit der Ludwig-Pfeiffer-Medaille. In einem Mo- dell gelang es Haustein im Jahr 2001, die AOK Thüringen von der Honorierung der Ärzte zu überzeugen, die einen Niko- tinentzug angeboten hatten. Die Ärzte hatten sich zuvor bei Kursen zur Entwöh- nungsbehandlung an dem von Haustein vor fünf Jahren gegründeten Institut für Nikotinforschung und Raucherentwöh- nung qualifiziert, die die Landesärzte- kammer Thüringen zertifiziert hatte. Ne- ben dem Programm dieses Instituts gibt

es auch andere Raucherberatungskon- zepte für die ärztliche Praxis, beispiels- weise das Stufenprogramm „Frei von Ta- bak“ der BÄK, die „Rauchersprechstun- de“ des Deutschen Krebsforschungszen- trums Heidelberg sowie das Gruppen- programm des Instituts für Therapiefor- schung und der Bundeszentrale für ge- sundheitliche Aufklärung. Ferner veröf- fentlichte die AkdÄ 2001 eine Leitlinie zur Behandlung der Nikotinsucht. Sie gibt einen Überblick über die bisherigen evidenzbasierten Maßnahmen zur Rau- cherentwöhnung.

Als optimale Methode der Tabakent- wöhnung gilt die ärztliche Raucherbe- ratung, kombiniert mit der Gabe von Nikotinpräparaten. „Damit erreichen wir eine Erfolgsquote von mehr als 40 Prozent“, berichtete Haustein. Durch Pflaster, Kaugummi oder Nasalspray substituiertes Nikotin unterhalte nur in extrem seltenen Fällen eine Nikotinab- hängigkeit. „Das Sucht erzeugende Ni- kotin wird aus der Zigarette schneller freigesetzt als aus galenischen Zuberei- tungen“, erklärte Haustein. Nikotin- präparate erzeugten daher keine hohen Plasmaspiegel und keine „kicks“.

„Der Rauch birgt die Gefahr“

Eigentliches gesundheitsschädliches Agens sei beim Rauchen nicht das Niko- tin, sondern der Tabakrauch, erklärte der Pharmakologe. Die im Rauch enthalte- nen polyzyklischen aromatischen Koh- lenwasserstoffe, N-Nitrosamine, aromati- schen Amine sowie anorganischen und organischen Verbindungen aktivierten hämatologische Faktoren und verursach- ten so koronare Herzkrankheit, periphe- re arterielle Verschlusskrankheit, diabe- tische Nephropathie, chronisch-obstruk- tive Atemwegserkrankungen und Ferti- litätsstörungen.

Deutlich wendete sich Haustein gegen aktuelle Bestrebungen, die geplanten weiteren Tabaksteuererhöhungen zu stoppen. Die erste erfolgte zum 1. März.

Der Gesetzgeber hatte im Dezember 2003 weitere stufenweise Erhöhungen um 1,2 Cent pro Zigarette zum 1. Dezem- ber sowie zum 1. September 2005 be- schlossen. Die BÄK hatte sich damals für eine spürbare einstufige Erhöhung aus- gesprochen. Dr. med. Eva A. Richter-Kuhlmann P O L I T I K

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A2930 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 101⏐⏐Heft 44⏐⏐29. Oktober 2004

Rauchen

Im Bann der Sucht

Von den Krankenkassen ist sie noch nicht anerkannt:

die Tabakentwöhnung. Doch die Bundesärztekammer erarbeitet derzeit eine eigenständige Fachkunde.

39 Prozent der deutschen Männer und 31 Prozent der Frauen rauchen.

Foto:Caro

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