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Archiv "Sucht- und Drogenbericht 2000: Die dritte Front" (04.05.2001)

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Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 18½½4. Mai 2001 AA1145

S E I T E E I N S

D

ie Drogenbeauftragte der Bun- desregierung, Marion Caspers- Merk (SPD), konnte bei der Vor- stellung des Sucht- und Drogenbe- richtes 2000 in Berlin Erfreuliches vermelden: Der Konsum psychoak- tiver Substanzen, von Tabak und Alkohol bis zu Heroin, nimmt lang- sam ab.

Wer sich die Daten in den Tabel- len und Abbildungen des Berichtes anschaut, findet diese Tendenz be- stätigt. Doch sie vermag nicht über Besorgnis erregende parallele Ent- wicklungen hinwegzutäuschen. Die- se gehen in die Richtung eines ex- zessiven, risikoreichen Konsums. So nahm die Zahl der Drogentoten im Vergleich zum Vorjahr um 12 Pro- zent zu. Ein weiteres Beispiel: Der Anteil der starken Raucher ist seit 1997 zurückgegangen, nicht jedoch der Absatz von Zigaretten im In-

land. Die verbliebenen Raucher scheinen also noch mehr zu rauchen.

Rauchen ist längst keine Männer- Domäne mehr: Während der Tabak- konsum in der Bevölkerung sinkt, steigt die Zahl der jungen Mädchen, die mit dem Rauchen beginnen.

Der Anteil der Ecstasykonsu- menten unter den Jugendlichen ist konstant bei drei bis vier Prozent ge- blieben. Vermehrt werden junge Menschen jedoch polizeilich auffäl- lig. Der Trend: Gerade sehr junge Konsumenten pflegen „sehr riskan- te Konsummuster“, wie szenenahe Einrichtungen berichten.

Riskant ist auch der Umgang mit Medikamenten. In einer Repräsen- tativerhebung 2000 gaben 17 Pro- zent der Frauen und 12 Prozent der Männer an, dass sie in den letzten 30Tagen zumindest einmal pro Wo- che Medikamente mit psychoaktiver

Wirkung eingenommen haben. An der Spitze liegen Schmerzmittel, Benzodiazepine und Antidepressi- va. Bei 3,1 Prozent der 18- bis 59- Jährigen wurde eine aktuelle Me- dikamentenabhängigkeit diagnosti- ziert. Hochgerechnet auf diese Be- völkerungsgruppe sind das 1,48 Mil- lionen Menschen! Darüber hinaus sind Kinder betroffen. So gaben bei einer Untersuchung 60 Prozent der befragten Bremer Schüler und Schülerinnen (14 Jahre) an, dass sie Medikamente einnehmen.

Bisher hatte die Sucht- und Drogenhilfe an zwei Fronten zu kämpfen: gegen Verelendung durch illegale Drogen einerseits und durch exzessiven Konsum von legalen Suchtmitteln andererseits. Die Me- dikamentenabhängigkeit als „stille Sucht“ scheint nun zur dritten Front zu werden. Dr. med. Eva A. Richter

Sucht- und Drogenbericht 2000

Die dritte Front D

ie Krankenkassen sind verärgert.

Sie werfen dem Bundesministe- rium für Gesundheit (BMG) im Zusammenhang mit dem geplan- ten Festbetragsanpassungsgesetz vor, sich nicht an die Absprachen zu hal- ten. Bis vor kurzem hatte alles dar- auf hingedeutet, dass der Streit um die Erstattungsobergrenzen beige- legt werden könnte. BMG, Arznei- mittelhersteller und Kassen hatten sich im März auf einen Kompromiss geeinigt. Danach sollte die Bundes- regierung die Festbeträge in diesem Jahr einmalig per Rechtsverord- nung festlegen und den Kassen bis Ende 2003 Einsparungen von 650 Millionen DM ermöglichen. Die Kassen verzichteten im Gegenzug auf die bereits beschlossene Absen-

kung der Festbeträge um rund eine Milliarde DM – ein ohnehin höchst umstrittenes Vorgehen, da Gerichte und zuletzt auch das Bundeskartell- amt wettbewerbsrechtliche Beden- ken gegen das Verfahren der Festbe- tragsfestsetzung erhoben hatten.

Der Kompromiss sah weiter vor, eine staatsferne, kartellrechtlich ab- gesicherte Anschlussregelung für das Festbetragsverfahren zu schaf- fen. Nun hat das BMG genau diesen Passus nicht ins Gesetz, sondern nur in die Begründung geschrieben. Die Kassen sehen damit den Fortbe- stand der Arzneimittel-Festbeträge nach 2003 bedroht. Das Gesetz bein- halte praktisch die Abschaffung der Festbeträge, sagte der Vorstandsvor- sitzende des AOK-Bundesverban-

des, Hans-Jürgen Ahrens. Deshalb setzen die Kassen jetzt auf Konfron- tation. Sie haben angekündigt, zum 1. Juli die Festbeträge um eine Milli- arde DM zu senken. Man wolle ein Signal setzen, dass es keine Alterna- tive zu den Festbeträgen gebe, so Ahrens.

Dagegen betonte eine Sprecherin des BMG, es bleibe bei dem ausge- handelten Kompromiss und dabei, dass die geplante Übergangslösung durch eine staatsferne Regelung ab- gelöst werden solle. Gespräche mit den Kassen sind anberaumt.

Vielleicht sieht danach alles schon wieder ganz anders aus. Vielleicht sollte man auch einfach das noch aus- stehende Urteil des Bundesverfas- sungsgerichts abwarten. Heike Korzilius

Arzneimittel-Festbeträge

Alleingang der Kassen

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