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Archiv "Österreich: Vorreiterrolle bei den Fallpauschalen" (28.02.2003)

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ereits vor sechs Jahren hat man sich in Österreich von der Kranken- hausfinanzierung über Tagespfle- gesätze verabschiedet und leistungsori- entierte Fallpauschalen eingeführt. Das neue System ist eine österreichische Ei- genkreation und verfolgt, gemessen an den etwa zwölf weiteren Fallpauscha- lensystemen in der westlichen Welt, ein neues Konzept. Die Erfahrungen sind überwiegend positiv – zumindest aus der Sicht der Krankenhausverwaltung.

Ärzte und Statistiker haben das Sy- stem auf der Basis der Daten von 480 000 Patienten konzipiert und kal- kuliert. In die zurzeit 842 Fallpauscha- len sind die notwendigen medizini- schen, ökonomischen und statistischen Kriterien eingegangen. 367 Fallpau- schalen basieren auf kalkulierten me- dizinischen, vorwiegend operativen Einzelleistungen. Für 475 Fallpauscha- len sind ICD-10-Diagnosen die Aus- gangsbasis. In beiden Gruppen werden Leistungs- und Tageskomponenten, Al- tersgruppen von Patienten und Schwe- regrade der Erkrankungen berücksich- tigt. Im Bereich der Intensivmedizin werden die Personalausstattung pro Bett sowie die Behandlungs- und Pfle- geleistungen nach TISS-Punkten (The- rapeutic-Intervention-Scoring-System) herangezogen. Besonders berücksich- tigt sind tagesklinische Leistungen. Für den Aufenthalt in Sonderbereichen – darunter fallen zum Beispiel die Akut- nachbehandlung von neurologischen Patienten, die medizinische Geriatrie, die Kinder- und Jugendneuropsychia- trie – gelten spezielle Tagespauschalen, die von der Behandlungsdauer abhän- gen. Das österreichische Fallpauscha- lensystem umfasst auch die Psychiatrie.

In einem so genannten Kernbereich werden die Leistungen österreichweit nach gleichen Punktwerten abgerech- net. Um länderspezifische Besonder- heiten berücksichtigen zu können, wer- den die Werte des Kernbereichs mit ei- nem Gewichtungsfaktor versehen, der beispielsweise die Vorhaltefunktion von Universitätskliniken oder kleine- ren Krankenhäusern in ländllichen Ge- bieten ausgleicht. Damit können Ko- sten der ständigen Leistungsbereit-

schaft abgedeckt werden, was über eine reine Vergütung der tatsächlich er- brachten Leistungen unmöglich wäre.

Verbunden mit der Einführung der Fallpauschalen waren Budgetdeckelun- gen auf Ebene der neun Bundesländer.

Nachkalkulationen haben dazu geführt, dass das System inzwischen mehrmals nachgebessert wurde. Dabei konnte auch die ursprüngliche Überbewertung der invasiven Apparate- und Hightech- medizin und die Unterbewertung der konservativen und pflegerischen Lei- stungen beseitigt werden. Die einzelnen Fallpauschalen bilden heute im statisti- schen Durchschnitt die Kostenwirklich- keit zutreffend ab.

Der Gewinn an Tranzparenz bei Lei- stungen und Kosten ist groß. Allerdings hat die Arbeitsbelastung der Ärzte zu- genommen, weil sie für die Dokumen- tation zuständig sind. Das Dokumenta- tionsverhalten in den Krankenhäusern hat ein hohes Niveau erreicht.

Für die Budgetberechnung der ein- zelnen Abteilungen in den Kranken- häusern ist das System ein sehr wichti- ges unterstützendes Element. Es sorgt für Transparenz bei den Leistungen al- ler Fachgebiete. Damit werden Ent- scheidungen über die Ressourcenzutei- lung erleichtert, die Budgets werden flexibler. Konnte vor der Umstellung auf Fallpauschalen nur mit den Ausga- ben gearbeitet werden, ermöglicht das neue System nunmehr Erlösbudgets, die die Akzeptanz von Abteilungsbud- gets sehr gefördert haben. Der Erfolg einer Abteilung ist messbar geworden.

Die Erfahrung in den österreichi- schen Bundesländern hat gezeigt, dass nur eine ausschließliche Finanzierung der gesamten Behandlungskosten über Fallpauschalen starke Anreize zu wirt- schaftlichem Verhalten setzt.

In einigen Bundesländern, in denen auch direkte Zu- schüsse aus Steuermitteln eingebracht werden, zei- gen sich die positiven Wir- kungen des Systems ver- wässert.

Die Verweildauer hat sich in allen Bundeslän- dern erheblich verkürzt und einen substanziellen Bettenabbau ermöglicht.

Da jedoch die Fallzahlen, insbesondere die Tages-Aufenthalte stark gestiegen sind, kann von einer Entlastung des stationären Sektors nicht die Rede sein. Da in Österreich stationärer und ambulanter Sektor ge- trennt finanziert werden, haben die Fallpauschalen die Verzahnung beider Bereiche nicht vorantreiben können.

Inzwischen denkt man intensiv über ei- ne integrierte Finanzierung nach.

In der Summe haben die leistungs- fähigen und wirtschaftlich arbeitenden Krankenhäuser von der Einführung der Fallpauschalen profitiert. Für die anderen wurde ein starker Anreiz zu wirtschaftlicherem Verhalten ge- schaffen. Dr. Herbert Weissenböck,Innsbruck P 0 L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 928. Februar 2003 AA527

Österreich

Vorreiterrolle bei den Fallpauschalen

Seit sechs Jahren werden die österreichischen Krankenhäuser über Fallpauschalen finanziert. Gewinner sind vor allem die leistungsfähigen und wirtschaftlich arbeitenden Häuser.

Grafik

Kostenentwicklung

12 – 10 – 8 – 6 – 4 – 2 – 0 –

1994 1995 1996 1997 1998 1999 9,11%

5,15%

2,36%

1,77%

3,14%

4,18%

%-Steigerung gegenüber Vorjahr

Quelle: Weissenböck

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