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Archiv "Fallpauschalen: Dank" (24.01.2003)

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Fallpauschalen

Zu dem Beitrag „Das Ende der ,Barmherzigkeit der Intranspa- renz‘“ von Prof. Dr. med. Herbert Neumann und Dr. med. Andreas Hellwig in Heft 50/2002:

Dank

Dank den Autoren. Sie zei- gen auf, wie wir uns immer weiter von dem Beruf des Arztes entfernen. Der des Kaufmanns ist durchaus eh- renwert – nur beides zusam- men geht nicht! Arme Pati- enten. Ihnen gehören meine Gedanken, ihnen gehörte mein berufliches Tun, und für sie steigert sich das Gefühl ohnmächtiger Wut von Be- richt zu Bericht, von Fehlent- scheidung zu Fehlentschei- dung.

Was sagte Albert Einstein:

„Das Universum und die menschliche Dummheit (Un- menschlichkeit, Rücksichts- losigkeit, Lieblosigkeit) sind unendlich – beim Universum bin ich mir allerdings nicht so sicher.“

Prof. Dr. med. Horst Linker, Maternusplatz 10, 50996 Köln

Wahrhaftigkeit tut Not

Der Artikel spricht mir aus dem Herzen. Aber wie viel Zweck hat es, uns (den Ärz- ten) die Folgen gegenseitig zu erzählen? Wissen die ne- gativen Auswirkungen auch die Politiker und vor allem die Patienten? Wahrhaftig- keit gegenüber unseren Pati- enten tut Not: Die Apparate- medizin wird kräftig geför- dert, Gespräche und soziale Aspekte fallen weg. Mein be- sonderes Problem als Pädia-

ter: Kinder präsentieren be- sonders oft psychische Pro- bleme (Schule, Familie, Gruppe) somatisch. Werde ich gezwungen sein, am zwei- ten Tag bei Bauchschmerzen zu endoskopieren und am dritten Tag das Kind/den Ju- gendlichen ohne Klärung und Hilfe zu entlassen?

Der MDK stellt bereits jetzt solche Forderungen. Übri- gens: MDK heißt Medizini- scher Dienst der Kranken- versicherung, worauf die Mit- arbeiter großen Wert legen.

Effektiv stehen sie aber im Dienst der Krankenkassen.

Dr. med. Johannes-Martin Kasper, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, St. Georg Klinikum Eisenach gGmbH, Mühlhäuser Straße 94–95, 99817 Eisenach

Verarmung der Medizin

. . . In Australien wurden in weiser Voraussicht nur die Krankheiten einbezogen, die sich standardisieren lassen.

In Deutschland hängt man krampfhaft dem Irrglauben an, es lasse sich alles standar- disieren. Leider sind viele Krankheiten und die Men- schen, die von ihnen betrof- fen sind, komplexer Natur, sodass trotz aller Klimmzüge viele Krankheitskomplexe nicht angemessen sachge- recht bewertet werden kön- nen. In Amerika ist man z. T.

über diese Abrechnungsver- suche vielfach schon hinaus.

Sie wurden und werden dort als „bloody hell“ bezeichnet.

Das geplante und zurzeit einzuübende System mit

„Controlling“ und Qualitäts- sicherung wird nach Meinung namhafter Experten weder zur Verbesserung der Be-

handlung der Kranken noch zu wesentlichen Kostenre- duktionen führen, aber zu ei- nem riesigen Bürokratieauf- wand, der nur mit umfang- reichsten EDV-Einrichtun- gen und -Anwendungen, wenn überhaupt, zu bewälti- gen sein wird, aber es ist wie ein Lemminge-Syndrom:

Einsichten, kritische Anmer- kungen und Ratschläge sind nutzlos. Es wird somit zu ei- ner Umverteilung eines Großteils der Kosten, weg von der unmittelbaren Be- handlung des Patienten, hin zur Verwaltung, z. T. im Krankenhaus, im Wesentli- chen zum Kostenträger mit den angeschlossenen Medizi- nischen Diensten, kommen.

Dabei wird ein aus ärztlicher Sicht wesentlicher Gesichts- punkt nicht berücksichtigt:

Bisher hatte die Ausbildung der Medizinstudenten und die Weiterbildung der jungen Ärzte die rationelle Stellung der richtigen Diagnose und die daraus abzuleitende Be- handlungsstrategie zum Ziel.

Künftig wird der Arzt sich umstellen müssen: Nicht die richtige Diagnose ist ent- scheidend, sondern die For- mulierung und Codierung der Krankheitsbilder mit Be- gleitumständen, die am mei- sten Geld bringen, eine Ver- armung der Medizin in Deutschland.

Prof. Dr. med. Gerhard Siemon, Prüllstraße 80, 93093 Donaustauf

Paradigma für Albtraum der Gesundheitsreform

Der aufschlussreiche Artikel ist ein Paradigma für den Albtraum der Gesundheits- reform. Für das, was die Ge- sundheitstechnokraten Pati- enten und Ärzten bereits an- getan haben und was sie noch Abenteuerliches vorha- ben. Typisch, wenn Nichtärz- te oder Büromediziner das Gesundheitssystem reformie- ren wollen. Statt zu verbes- sern, ruinieren sie es. Sie ma- chen es teuer, ineffizient und inhuman.

Dabei soll ihnen keineswegs der gute Wille abgesprochen

werden. Aber diese Leute se- hen die Medizin politisch und mit den Augen der Betriebs- und Volkswirte, was so einsei- tig nicht geht. Überall dassel- be, großmäulige, medizinisch Halbgebildete projektieren blutlose Organisationsfor- men, die von „des Gedan- kens Blässe angekräuselt sind“. Sie schaffen sich ihre eigene Welt.

Dahinter steckt Methode:

Macht und sichere Arbeits- plätze für die hinter dem Schalter, Frust, Schmerzen und Fehlorganisation für die anderen . . .

Dr. Karl-Heinz Weber, Parkstraße 8, 45478 Mülheim

Widerstand gefordert

Beim Lesen des Artikels packt mich das kalte Grau- sen. Die Ärzte werden end- gültig zum Handlanger bei der Umgestaltung der Kran- kenhäuser in profitable Wirt- schaftsunternehmen. Am En- de werden nicht mehr medi- zinisches Wissen und ärztli- che Zuwendung zum Patien- ten den guten Arzt ausma- chen, sondern die geschickte Aufnahmeselektion, die gna- denlose Entlassung und der möglichst raffinierte Umgang mit den Codierungsvorschrif- ten. Gleichzeitig läuft eine öffentliche Debatte über die Qualität unseres Gesund- heitswesens. Wo sie zu bekla- gen ist, liegt es an Defiziten im medizinischen Wissen und Können und in mangelhafter Kommunikation. Beides ist nur zu verbessern, wenn die Alltagsarbeit genügend Raum lässt für Fortbildung und Informationsaustausch.

Solange die ärztliche Arbeits- zeit zunehmend von Büro- kratie aufgefressen wird, kann sich daran nichts än- dern. Werden die DRGs ein- geführt, ihre Realisierung den Ärzten aufgebürdet, wird sich die Profitabilität ei- niger Kliniken verbessern, andere werden verschwin- den, aber die ärztliche Ver- sorgung der Bevölkerung wird sich insgesamt ver- schlechtern.

A

A178 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 424. Januar 2003

B R I E F E

Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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Dass die Ärzteschaft diese Entwicklung ohne wesentli- chen Widerstand mitmachen will, ist mir völlig unverständ- lich. Für jeden erkennbar steht am Ende ein völlig ver- ändertes Gesundheitswesen, dessen Qualität ausschließlich an ökonomischen Kriterien gemessen wird.Wenn die Ärz- teschaft diese Entwicklung nicht verhindert, dann macht sie sich mitschuldig und wird ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht.

Wir dürfen diese katastropha- le Entwicklung nicht sehen- den Auges tatenlos zulassen.

Begibt sich die Ärzteschaft wi- derstandlos unter das Diktat der Ökonomie, wird man am Ende ihr alle Folgen anlasten.

Die Politik wird sich die Hän- de in Unschuld waschen und sich in den wohldotierten Vor- ruhestand zurückziehen . . . Dr. med. Arno Richter,

Willsbacher Straße 58, 74182 Obersulm

Onkologie

Zu dem Kommentar „Skelettierung der internistischen Onkologie“ von Prof. Dr. med. Hans-Wulfard von Heyden in Heft 40/2002:

Ziel: Interdisziplinäre medizinische Onkologie

. . . Mit einem etwas resi- gnierten Unterton be- schreibt der Autor in seinem Kommentar – offensichtlich aus Sicht des Krankenhaus- arztes – die Situation des Schwerpunktes „Hämatolo- gie und internistische Onko- logie“ und stellt neben der Frage nach zukünftigen Ver- sorgungsstrukturen (ambu- lant versus stationär) die Problematik der so genann- ten „Organonkologie“ in den Vordergrund. Tatsäch- lich ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten in der Bundesrepublik eine Ent-

wicklung eingetreten, die – in einer Art anatomischen Schubladendenkens – mit der Organlokalisation für ei- ne Zuordnung der onkologi- schen Verantwortlichkeit an die entsprechenden organ- bezogenen Fachgebiete ar- gumentiert. Dies bezieht sich zum einen auf die Loka- lisation des Primärtumors, aber auch auf evtl. Sekun- därmanifestationen. So gilt der Gynäkologe u. U. als

„Spezialist“ für das Mamma- Ca., die Lungenmetastasen beim Mamma-Ca. werden dann aber vom Pulmologen behandelt.

Dies erscheint paradox, zu- mal sich doch parallel zu dieser organbezogenen Ent- wicklung immer mehr die Auffassung durchgesetzt hat, dass maligne Erkran- kungen auch schon in frühen, noch auf das Organ begrenzten Stadien einer sy- stemischen Betrachtungs- weise bedürfen. Als Beispie- le seien hier die neoadju- vanten und adjuvanten Sy- stemtherapien im Rahmen primärer Behandlungsstra- tegien (z. B. Mamma-Ca.) genannt. Bereits in dieser Krankheitssituation bedarf es für eine umfassende und

hauptamtliche Patientenbe- treuung wegen des therapie- und tumorassoziierten Ne- benwirkungs- und Kompli- kationspotenzials einer glo- balen, ganzheitlichen Be- trachtungsweise des Patien- ten. Deren Bedeutung nimmt mit zunehmendem Krankheitsstadium (z. B.

Metastasierung) zu. Auch ei- ne adäquate Beurteilung der Wertigkeit verschiedener Therapiestrategien und -mo- dalitäten i. S. der jeweiligen Krankheitssituation kann zum Vorteil des Patienten nur vor dem Hintergrund ei- ner ganzheitlichen Erfas- sung des Patienten erfolgen.

Die umfassende, interni- stisch-onkologisch orientier- te Ausbildung ist dafür prä- destiniert und zu fordern.

Grundsätzlich erscheint es daher weder sinnvoll noch verständlich, aus der Organ- lokalisation der Primärdia- gnose oder eventueller Meta- stasierungen den Anspruch auf eine umfassende onkolo- gische Therapie und Patien- tenbetreuung abzuleiten.

Vielmehr sollte auch in der Bundesrepublik wie in wei- ten Teilen des europäischen Auslandes und in den USA i. S. einer Professionalisie-

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 424. Januar 2003 AA179

B R I E F E

Anonym

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