• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Anonym" (24.01.2003)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Anonym" (24.01.2003)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Dass die Ärzteschaft diese Entwicklung ohne wesentli- chen Widerstand mitmachen will, ist mir völlig unverständ- lich. Für jeden erkennbar steht am Ende ein völlig ver- ändertes Gesundheitswesen, dessen Qualität ausschließlich an ökonomischen Kriterien gemessen wird.Wenn die Ärz- teschaft diese Entwicklung nicht verhindert, dann macht sie sich mitschuldig und wird ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht.

Wir dürfen diese katastropha- le Entwicklung nicht sehen- den Auges tatenlos zulassen.

Begibt sich die Ärzteschaft wi- derstandlos unter das Diktat der Ökonomie, wird man am Ende ihr alle Folgen anlasten.

Die Politik wird sich die Hän- de in Unschuld waschen und sich in den wohldotierten Vor- ruhestand zurückziehen . . . Dr. med. Arno Richter,

Willsbacher Straße 58, 74182 Obersulm

Onkologie

Zu dem Kommentar „Skelettierung der internistischen Onkologie“ von Prof. Dr. med. Hans-Wulfard von Heyden in Heft 40/2002:

Ziel: Interdisziplinäre medizinische Onkologie

. . . Mit einem etwas resi- gnierten Unterton be- schreibt der Autor in seinem Kommentar – offensichtlich aus Sicht des Krankenhaus- arztes – die Situation des Schwerpunktes „Hämatolo- gie und internistische Onko- logie“ und stellt neben der Frage nach zukünftigen Ver- sorgungsstrukturen (ambu- lant versus stationär) die Problematik der so genann- ten „Organonkologie“ in den Vordergrund. Tatsäch- lich ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten in der Bundesrepublik eine Ent-

wicklung eingetreten, die – in einer Art anatomischen Schubladendenkens – mit der Organlokalisation für ei- ne Zuordnung der onkologi- schen Verantwortlichkeit an die entsprechenden organ- bezogenen Fachgebiete ar- gumentiert. Dies bezieht sich zum einen auf die Loka- lisation des Primärtumors, aber auch auf evtl. Sekun- därmanifestationen. So gilt der Gynäkologe u. U. als

„Spezialist“ für das Mamma- Ca., die Lungenmetastasen beim Mamma-Ca. werden dann aber vom Pulmologen behandelt.

Dies erscheint paradox, zu- mal sich doch parallel zu dieser organbezogenen Ent- wicklung immer mehr die Auffassung durchgesetzt hat, dass maligne Erkran- kungen auch schon in frühen, noch auf das Organ begrenzten Stadien einer sy- stemischen Betrachtungs- weise bedürfen. Als Beispie- le seien hier die neoadju- vanten und adjuvanten Sy- stemtherapien im Rahmen primärer Behandlungsstra- tegien (z. B. Mamma-Ca.) genannt. Bereits in dieser Krankheitssituation bedarf es für eine umfassende und

hauptamtliche Patientenbe- treuung wegen des therapie- und tumorassoziierten Ne- benwirkungs- und Kompli- kationspotenzials einer glo- balen, ganzheitlichen Be- trachtungsweise des Patien- ten. Deren Bedeutung nimmt mit zunehmendem Krankheitsstadium (z. B.

Metastasierung) zu. Auch ei- ne adäquate Beurteilung der Wertigkeit verschiedener Therapiestrategien und -mo- dalitäten i. S. der jeweiligen Krankheitssituation kann zum Vorteil des Patienten nur vor dem Hintergrund ei- ner ganzheitlichen Erfas- sung des Patienten erfolgen.

Die umfassende, interni- stisch-onkologisch orientier- te Ausbildung ist dafür prä- destiniert und zu fordern.

Grundsätzlich erscheint es daher weder sinnvoll noch verständlich, aus der Organ- lokalisation der Primärdia- gnose oder eventueller Meta- stasierungen den Anspruch auf eine umfassende onkolo- gische Therapie und Patien- tenbetreuung abzuleiten.

Vielmehr sollte auch in der Bundesrepublik wie in wei- ten Teilen des europäischen Auslandes und in den USA i. S. einer Professionalisie-

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 424. Januar 2003 AA179

B R I E F E

Anonym

Die Redaktion veröffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adressen.Alle Leserbriefe werden vielmehr mit vollem Namen und voller Anschrift gebracht. Nur in besonderen Fällen können Brie- fe ohne Namensnennung publiziert werden – aber nur dann, wenn intern bekannt ist, wer geschrieben hat.

(2)

rung der Onkologie wieder eine funktionell und interdis- ziplinär ausgerichtete „Medi- zinische Onkologie“ an die Stelle einer oftmals skotomi- sierten Organonkologie tre- ten.

Die Fachgesellschaften der internistischen Onkologie (DGHO und AIO) haben sich bereits dieser europäi- schen Entwicklung ange- schlossen und die Zertifizie- rungskriterien der European Society of Medical Oncology (ESMO) zur Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ge- macht, mit dem Ziel die Hauptamtlichkeit einer um- fassenden, patientenorien- tierten Onkologie sicherzu- stellen.

Dr. J. Schimke,Am Ludwigsberg 78, 66113 Saarbrücken,Priv.-Doz. Dr. S.

Schmitz,Sachsenring 69, 50677 Köln

Perversion

Zu dem Medizin-Beitrag „Leitsym- ptome süchtig-perverser Entwick- lungen“ von Prof. Dr. med. Volkmar Sigusch in Heft 40/2002:

Therapiebedarf im Sinne des Opferschutzes

Im Beitrag scheint in Worten wiederholt ein menschliches Mega-Problem durch: „Kata- strophe“, „Abscheulichkei- ten“, „Leben und Tod“.

Ich meine hier die verhee- renden Folgen von sexuellem Missbrauch. Wir müssen be- denken, dass sexueller Miss- brauch von Kindern inner- halb der Familie bzw. in fa- miliären Strukturen ein riesi- ges Ausmaß hat und lebens- langes Leiden verursacht.

Wie viele Depressionen, Ver- haltensstörungen, psychoso- matische Erkrankungen etc.

unserer „Alltagspatienten“

haben mit vorausgegangener sexualisierter Gewalt zu tun?

Wie viele Opfer erhalten nicht die angemessene Hilfe bzw. das notwendige Ver- ständnis?

Es besteht seit Jahrzehnten ein dringender Aufklärungs- und Therapiebedarf. Ich bitte alle Ärzte und Psychothera- peuten, gezielt sich dieses

Themas im Sinne des Opfer- schutzes anzunehmen. Das DÄ ist aufzufordern, der Thematik gezielt Raum zu geben.

Dr. med. Steffen Fimpel,Schlecht- bacher Straße 2, 74417 Gschwend

Sektionen

Zu der öffentlich durchgeführten Sektion in London durch Prof.

Gunther von Hagens:

Endgültig ins ethische Abseits

Als ehemaliger Student der Universität Heidelberg konnte ich während des Anatomie-Unterrichts an- hand der von Prof. Gunther von Hagens hergestellten Plastinate manche tiefer ge- hende Erkenntnis im Hin- blick auf den Aufbau des menschlichen Körpers ge- winnen, und ich bin sicher, diese Aussage trifft für die meisten meiner Kommilito- nen zu. Ohne Zweifel hat er mit seiner Methode den Anatomie-Unterricht berei- chert und lebendiger ge- macht. Auch den Gedanken, mithilfe von Plastinaten eine breite Öffentlichkeit an mo- dernen medizinischen Er- kenntnissen teilhaben zu las- sen, halte ich grundsätzlich für einen interessanten An- satz und nicht für verwerf- lich.

Erste Zweifel, ob es ihm al- lein um wissenschaftliche Aufklärung geht, kamen mir allerdings bereits bei seiner Ausstellung „Körperwelten“

in Mannheim. Die Art der Darstellung verschiedener Plastinate ließen in mir Zweifel keimen, ob er sich noch ausreichend diesem Gedanken verpflichtet fühlt.

Plastinate erkrankter Orga- ne oder des Blutkreislaufs können auch einem Laien Erkenntnisse vermitteln. Ei- ne Schach spielende Leiche hat allerdings mit wissen- schaftlicher Aufklärung nichts mehr zu tun und dient allein der Effekthascherei und der Befriedigung von Sensationsgier. Von Hagens

bezeichnet sich selbst als

„Event-Anatomisten“, tritt als Beuys-Verschnitt auf und spricht von Kunst und künst- lerischer Freiheit in Bezug auf die öffentliche Sektion eines Menschen. Dies ist Be- weis genug, dass er den Ge- danken der seriösen Wis- sensvermittlung längst ver- lassen hat und es ihm nur noch darum geht, seine Pro- vokationslust und seine Ei- telkeit zu befriedigen. Durch eine Art Jahrmarktsereignis degradiert er die Würde des Menschen auf die eines Aus- stellungsstücks herab. Mit ei- ner Vielzahl von Kollegen – einige davon ebenfalls ehe- malige Heidelberger Stu- denten – bin ich der Auffas- sung: Durch die öffentliche Autopsie vor zahlendem Pu- blikum hat er sich nun end- gültig ins ethische Abseits gestellt.

Dr. med. Thomas Moog, Dünenweg 1, 68129 Mannheim

Wo ist das letzte bisschen Berufsehre?

. . . In dem Filmbericht (in Sat 1) aus London wurde Prof. von Hagens gezeigt, wie er – einen Filzhut als Kopfbe- deckung tragend – eine Lei- che vor laufenden Kameras und staunendem Publikum sezierte.

Ich bin 45 Jahre alt und nie- dergelassener Allgemeinarzt in Münster/Westf. Zu meiner Studienzeit wurden Nichtan- gehörige der Medizinischen Fakultät aus dem Präparier- Kurs verwiesen.

Wo ist eigentlich das letzte bisschen „Berufsehre“ ge- blieben, dass ein Möchte- gern-Beuys eine solch unärztliche Performance in- itiiert? Wo bleibt das Berufs- recht?

Wir Ärzte lassen uns wirklich alles gefallen, und wer den Artikel von Herrn Kollegen Ruebsam-Simon „Arztberuf in der Krise; Veränderung be- ginnt im Kopf“(Heft 43/2002) gelesen hat, versteht, was ich damit meine.

Dr. med. Andreas Heppe, Scharnhorststraße 40, 48151 Münster

Qualitätsoffensive

Zu dem Beitrag „Ambulante Versor- gung: Qualitätszirkel stärken die ärztliche Autonomie“ von Dr. med.

Leonhard Hansen in Heft 47/2002:

Weltfremd

Die Vorgaben der KV bezüg- lich der Qualitätszirkelarbeit sind weltfremd und formali- stisch. Sie unterstützen nicht die ärztliche Autonomie, son- dern fördern Verbandbüro- kratie und Bevormundung der Mitglieder.

Gleich drei zentrale Grund- sätze des Qualitätsmanage- ments werden missachtet:

Die Methode muss dem An- wender dienen, und nicht umgekehrt. Sie muss die ei- gentliche Aufgabe fördern und darf sie nicht behindern.

Und schließlich: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.

Interesse an Qualitätsverbes- serung kann man nicht ver- ordnen. Wir niedergelasse- nen Ärzte müssen selbst be- stimmen, wann und wie oft wir uns nach Praxisschluss dem Qualitätsmanagement widmen. Wir tun das aus der Überzeugung, dass es uns und unseren Patienten nutzt – und wirken durch unser Handeln als Vorbild für an- dere. Allerdings müssen wir als selbstständige Kleinunter- nehmer selber entscheiden, wie oft wir uns für etwas en- gagieren. Wer hier wie die KV reglementiert, entwertet die Arbeit eigenständig ar- beitender Qualitätszirkel und verliert die Gesamtsituation aus den Augen.

Als Allgemeinärztin könnte ich einen Qualitätszirkel für Pharmakotherapie, einen weiteren für Praxismanage- ment, einen nächsten für Substitution und viele andere besuchen, wie das die KV an- regt. Zusätzlich brauche ich Zeit für Fortbildungen, Ba- lint-Gruppe und berufspoliti- sche Arbeit. Da wird mir die KV schon gestatten müssen, dass ich Prioritäten setze, sonst sehe ich meine Kolle- gen häufiger als meine Pati- enten. Es verstärkt sich mein Eindruck, dass die Verordner A

A180 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 424. Januar 2003

B R I E F E

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Mittels der bei der Versorgung von Tsunami-Opfern einge- setzten VAC-Therapie ist nach- gewiesenermaßen sowohl bei kontaminierten/kolonisierten als auch infizierten Wunden eine

Sozialistische Einheits- prämien und ausschließlich an den Lohn gekoppelte Prä- mien (was hat der Lohn mit dem Risiko zu tun?) sind äußerst ungerecht, entmündi- gen und demotivieren

Für jeden erkennbar steht am Ende ein völlig ver- ändertes Gesundheitswesen, dessen Qualität ausschließlich an ökonomischen Kriterien gemessen wird.Wenn die Ärz- teschaft

Der Nachweis einer ordnungsgemäßen pharmazeutischen Qualität, die auch bei Generika für die Zulassung erbracht werden muss, schließt leichte Schwankungen im Wirkstoffgehalt nicht

Spätestens jetzt ist es an der Zeit, den Schönwetter-Prognosen der Ex- pertokraten im Gesundheitswesen eine klare Absage zu erteilen, nach denen die Krankenhäuser zukünftig nicht

November 1998 von 14.00 bis 19.30 Uhr in der Kaiserin-Friedrich-Stiftung, Robert-Koch-Platz 7, 10115 Berlin-Mitte, ein Symposium zum Thema „Qualität und Wirtschaftlichkeit im

Verlangt wird allerdings, die Un- terschiede in der Rentenhöhe zu ver- ringern und eine Min- destrente für alle ein- zuführen.. Dazu wären höhere Zuschüsse aus Steuereinnahmen

Leistungsträger (Ärzteschaft u. a.) zur Einhaltung der Ausgabengrenzen eine Ersatzlösung für die globale Budgetierung oder eine kongeniale, noch drakonischer wirkende