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Archiv "Schweiz erprobt Stufenkonzept" (05.03.2004)

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Mitteln der Kommunikation ansprechen“, sagte Classen.

Voraussetzung für alle Motiva- tionsstrategien seien zielgrup- penspezifische Informationsma- terialien.

„Eine sehr wichtige Ziel- gruppe unserer Aufklärung sind Menschen mit einem familiären Risiko für Darmkrebs, deren Anteil zwischen 25 und 30 Pro- zent liegt“, betonte Prof. Wolff Schmiegel, Vorsitzender des Fachausschusses „Früherken- nung“ der Deutschen Krebshil- fe. „Hier geht es insbesondere darum, Risikopersonen früh ge- nug zu identifizieren und ihnen ein rechtzeitiges Früherken- nungsprogramm anzubieten.“

Überzeugungsarbeit müsse aber auch bei den Ärzten und den Angehörigen anderer Heil- berufe geleistet werden. „Au- ßer bei den Gynäkologen, die sehr intensiv mit ihren Pa- tientinnen über Krebspräven- tion sprechen, gibt es in allen Fachgruppen noch erheblichen Nachholbedarf“, sagte Clas-

sen. Barrieren bei den Heilberufen sei- en ein Mangel an Wissen über die Be- deutung der frühen Diagnose und der präventiven Polypektomie sowie Mangel an Zeit, Gesprächsbereitschaft und Er- fahrung bei der Durchführung der Kolo- skopie.

„Diese Defizite können über valide und vorurteilsfreie Informationen sowie über eine Fortbildungspflicht erreicht werden.“ Nicht unerwähnt blieb in Ber- lin jedoch auch der Streit zwischen Ge- sundheitswissenschaftlern, Statistikern, Epidemiologen, Gesundheitspolitikern und Medizinjournalisten über die aus- reichende Evidenz des Zahlenmaterials hinsichtlich der Krebsprävention und Screeningmaßnahmen.

„Hier sind ähnliche Verhaltensmuster erkennbar wie seinerzeit bei dem Streit um die Evidenz der Korrelation zwischen Rauchgewohnheiten und dem Auftreten von Lungenkrebs, der sich bis heute beim Disput über den Zusammenhang zwi- schen Passivrauchen und Lungenkrebs fortsetzt. Dabei gibt es neben der reinen Lehre den gesunden Menschenverstand.

Dieser hat schon längst akzeptiert, dass

Rauchen eine Sucht ist, die zu Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt, dass die heutigen Ernährungs- und Verhal- tensweisen ungesund sind . . .“, wie der Präsident der Deutschen Krebsgesell- schaft, Prof. Klaus Höffken (Univer- sitätsklinikum Jena), im Editorial der ak- tuellen Ausgabe in „Der Onkologe“ sei- ne Sicht der Situation beschreibt.

„Es gehe nicht darum, weitere Be- weise zu sammeln und den Brunnen erst zuzudecken, wenn das Kind hinein- gefallen ist, sondern hier und heute mit energischen Maßnahmen zu beginnen, um die erkennbare Krebsepidemie ein- zudämmen“, fordert Höffken. Parallel zu diesen Maßnahmen könne weiter an der Beweislage gearbeitet werden und insbesondere daran, dass die immer wieder als Gegenargument ins Feld ge- führten Risiken von Früherkennungs- maßnahmen abgebaut oder ausgeschal- tet werden. Die „Krebsneuerkrankungs- uhr tickt“, sagte Höffken.

Im Verlauf der Berliner Arbeitskon- ferenz wurde die besondere Rolle der Hausärzte im Bereich der Prävention betont. Sie hätten in den vergangenen

Jahren erhebliche Beiträge zur Information der Bevölkerung über Herz-Kreislauf- und Stoff- wechselerkrankungen geleistet.

Ihr Potenzial für die Krebs- vorsorge müsse noch weiter ausgebaut werden – zum Bei- spiel durch die Bereitstellung von Patienteninformationsma- terialien im Sinne eines „Rund- um-Präventions-Paketes“. Da- zu gehöre auch die weitere Ver- breitung von elektronischen Dokumentationssystemen, die den Arzt über die Teilnahme seiner Patienten an Früherken- nungsuntersuchungen erinnert.

Auch die juristischen Aspek- te der Früherkennungsmaßnah- men fanden in Berlin Beach- tung. Prof. Dr. jur. Gerhard Schlund (München) wies die Ärzte darauf hin, dass es „uner- lässlich“ sei, den Gesunden in vollem Umfang über den Nut- zen, die Leistungsfähigkeit und die möglichen Nachteile zu in- formieren. „Es darf auf keinen Fall verschwiegen werden, dass in seltenen Fällen Patienten durch Früherkennungsmaßnahmen ge- schädigt werden können, wenn ein Tu- mor nicht entdeckt wird oder wenn eine unerwünschte Nebenwirkung zum Bei- spiel bei der Darmspiegelung eintritt“, sagte Schlund.

Die Pflichten des Arztes beträfen höchstmögliche Professionalität auf Wissen, Weiterbildung, ein hohes Maß an Training bei allen endoskopischen Untersuchungen, die in einer geeigne- ten und sicheren Umgebung stattfinden sollten, damit das Ergebnis im Hinblick auf Qualitätssicherung und Ergebnis- forschung überprüft werden kann.

Einig waren sich die Teilnehmer der Arbeitskonferenz, dass auch die Kran- kenkassen und andere Kostenträger ih- ren Beitrag zur „Präventionsmotivati- on“ leisten müssten. Sie wurden auf- gerufen, ihre finanziellen Spielräume zu überprüfen, um „Bonusprogramme“

nicht für gesundheitsbewusstes Verhal- ten der Patienten zu entwickeln, sondern auch für „eifrige“ Angehörige von Heil- berufen, die besonders viele Personen den Krebsfrüherkennungsprogrammen zuführen. Dr. med. Vera Zylka-Menhorn M E D I Z I N R E P O R T

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 105. März 2004 AA625

Schweiz erprobt Stufenkonzept

Die Schweizer Krebsliga erprobt jetzt in einer Pilotaktion ein an- deres Konzept der Krebsvorsorge. Für ein generelles Screening für gewisse Altersgruppen, wie dies in Deutschland oder Öster- reich durchgeführt wird, beurteilen die Schweizer Experten

„das Verhältnis von Aufwand zu präventivem Nutzen als ungün- stig“. Statt auf Reihenuntersuchung für alle setzt die Schweiz seit Ende Februar auf ein Stufenkonzept, bei dem mithilfe eines Fragebogens jeder selbst sein Darmkrebsrisiko abschätzen soll.

Je nach Alter, Lebensstil, Rauchverhalten und Medikamenten- einnahme errechnet sich ein Punktwert, der dann mit abgestuf- ten Ratschlägen verbunden ist.

Bei niedriger Punktzahl soll man sich „optimal ernähren und ausreichend bewegen“ und auf Symptome achten. Bei mittlerem Punktwert wird Beratung durch einen Arzt oder Apotheker empfohlen, erst bei hoher Punktzahl wird zu ge- zielten Vorsorgemaßnahmen geraten. Bekannt gemacht wer- den soll die Aktion unter anderem durch die Medien, Vor- tragsveranstaltungen und durch klein bedrucktes Toiletten- papier. Wolff Schmiegel hält die Schweizer Aktion jedoch für ein Sparmodell: „Wir haben das beste Programm der Welt“, sagt er.

Ob das Schweizer Stufenkonzept sinnvoll ist, hängt davon ab, wie gut der Fragebogen von der Bevölkerung angenom- men wird. Das will man nach Angaben einer Sprecherin im

Mai evaluieren. Klaus Koch

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