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Archiv "Von schräg unten: Mülltrennung" (15.09.2006)

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[84] Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 37⏐⏐15. September 2006

S C H L U S S P U N K T

A

lle paar Jahre verdoppelt sich unser medizini- sches Wissen. Da aber die körpereigene Speicher- platte zwischen dem Auris dexter und sinister, also mei- nem rechten und linken Ohr, stark begrenzt ist, bedarf es einer ausgefeilten Datenverarbeitung, die hereinpras- selnden Informationsfluten schadlos zu verdauen. Ich weiß nicht, welchem Datenverarbeitungssystem Sie vertrauen, darf Ihnen aber unter dem Siegel der Ver- schwiegenheit gestehen, dass ich die bestechenden Vor- züge des Mülltrennungssystems für mich entdeckt habe.

Unmengen von Briefen

Ich betrete die Praxis und muss mich zunächst durch Unmengen von Briefen kämpfen: Es wird vor Neben- wirkungen eines brandneuen Rheumamedikamentes gewarnt. Dies ist ein klarer Fall für die Altpapierverwer- tung, da dieses Präparat viel zu teuer war, als dass ich es bei meinem hypoplastischen Budget je hätte verschrei- ben können. Nächster Brief. Das Amt für Arbeitsschutz macht darauf aufmerksam, dass während der Dienstzeit nur mit Schuhen getreten werden darf, die mittels eines Riemens effektiv vor dem dorsalen Hinausgleiten schüt- zen. Dies ist ein typischer Kasus für die Altkleider- sammlung, da wir niedergelassenen Ärzte aufgrund des Honorarverfalls sowieso keine Angestellten mehr be- schäftigen können.

Papier beiseite. Ein Patient sitzt vor mir und möchte ein neues Naturheilmedikament verschrieben bekom-

men, das sämtliche Gebrechen heilt und erstaunlicherweise ohne jegli- che Wirkung, pardon Nebenwir- kung auskommt: „Sehen Sie nur!

Lesen Sie sich diesen Artikel aus meiner Frauenzeitschrift durch!“

Hier ist die Zuordnung außer- ordentlich trivial, gehört die gepriesene Substanz doch eindeutig in den Biomüll.

„Herr Doktor, wenn Sie wirklich ein guter Arzt sind, müssen Sie mir das verschreiben! Und die Kasse soll es bezahlen!“

Für derartige Wünsche ha- be ich eine Unterabteilung des Sondermülls eingerich- tet, und zwar die der toxi- schen Abfallstoffe, die schwe- re Regresserkrankungen hervor- rufen. Da ich aber immer um Ver- mittlung bemüht bin, werde ich einen entsprechenden Antrag zur Kostenüber- nahme bei der Krankenkasse vorbereiten; bin mir je- doch sehr sicher, dass der Antrag dort seinen Weg in den Hausmüll finden wird. Wofür sie denn das Präparat brauche, möchte ich wissen, damit ich eine überzeugen- de Begründung formulieren kann. „Ach, Herr Doktor, ich habe seit heute Morgen so starke Bauchschmer- zen . . .“ Was mich zwischen all dem Brief- und Wort- müll veranlasst, in meinen sonstigen Datenbergen nach- zuschauen: „ . . . sonographisch fünf Zentimeter großes infrarenales Bauchaortenaneurysma . . .“!

Geht es Ihnen auch so? Manchmal sieht man die Diagnose vor lauter Müll nicht mehr.

Dr. med. Thomas Böhmeke führt eine Praxis für Allgemeinmedizin in Herten.

VON SCHRÄG UNTEN

Mülltrennung

Dr. med. Thomas Böhmeke

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