A1402 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 25⏐⏐20. Juni 2008
P H A R M A
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ostmenopausale Frauen mit hormonsensitivem Mamma- karzinom profitieren substanziell von der adjuvanten endokrinen Therapie mit dem Aromatasehem- mer Anastrozol. Wird der Wirkstoff anstatt des bisherigen Therapie- standards Tamoxifen direkt nach Abschluss der Primärtherapie ein- gesetzt, geht das Rezidivrisiko sig- nifikant um 24 Prozent zurück.„Zudem verlängert sich die krank- heitsfreie Überlebenszeit um 15 Prozent“, sagte Prof. Wolfgang Distler (Dresden) in Berlin. Unter der adjuvanten Behandlung mit Anastrozol (Arimidex®) verlänger- te sich auch die Zeitspanne, bis Fernmetastasen und kontralaterale Tumoren auftreten.
Diese Resultate stammen aus der ATAC-Studie (Anastrozol, Tamo- xifen Alone or in Combination), eine der weltweit größten Brust- krebsstudien. Daran haben 9 366 postmenopausale Frauen mit hor- monrezeptorpositivem operablem invasivem Mammakarzinom teilge- nommen. Mit einer mittleren Nach- beobachtungszeit von 100 Mona- ten war die Dauer der ATAC-Studie fast doppelt so lang wie alle ande- ren Untersuchungen zur adjuvan- ten Therapie mit Aromatasehem- mern.
Nach dem Studiendesign erhiel- ten die Patientinnen postoperativ entweder andere Standardtherapien (Chemotherapie und/oder Bestrah- lung) oder nicht. Danach wurden sie randomisiert, um entweder täglich 1 mg Anastrozol, 20 mg Tamoxifen oder beide Wirkstoffe zu erhalten Die Behandlung wurde über fünf Jahre oder bis zu Progression oder Tod fortgesetzt.
Vollständige Behandlungsanaly- sen wurden erstmals 2004 beim San Antonio Breast Cancer Meeting präsentiert. Schon damals (nach
einer Nachbeobachtungszeit von 68 Monaten) zeigten die Daten eine deutliche Überlegenheit von Ana- strozol gegenüber Tamoxifen. Die Kombinationstherapie wurde daher gestoppt.
Die 100-Monatsdaten (Lancet Oncol 2008; 9: 45–53) ergaben schließlich eine signifikante Reduk- tion des Rezidivrisikos um 24 Pro- zent (HR 0,76 [0,67–0,87]; p = 0,0001) sowie eine signifikante Ver- längerung der krankheitsfreien Über- lebenszeit um 15 Prozent (HR 0,85 [0,76–0,94]; p = 0,003). Anastrozol bewirkte zudem eine absolute, sogar noch weiter zunehmende Reduktion des Rezidivrisikos, eine signifikante Reduktion des Auftretens von Fern- metastasen um 16 Prozent (HR 0,84
[0,72–0,97]; p = 0,022) und der Ent- wicklung kontralateraler Mamma- karzinome um 40 Prozent (OR 0,60 [0,42–0,85]; p = 0,004). Anschei- nend besitzt Anastrozol einen star- ken Effekt, der das Therapieende überdauert.
Die überlegene Wirksamkeit wird nicht durch eine schlechtere Ver- träglichkeit erkauft. Schwere Ne- beneffekte waren nach dem Behand- lungsende selten, in beiden Armen vergleichbar, und neue schwere Ne- benwirkungen blieben aus. Aller- dings kam es unter Anastrozol zunächst signifikant häufiger zu Frakturen, doch sie glichen sich nach Ende der Therapie in beiden Armen an. Endometriumkarzinome waren während und nach Anastro- zol-Gabe signifikant seltener als unter Tamoxifen.
Trotz all dieser Vorteile konnte die Analyse bislang keinen signifi- kanten Überlebensvorteil nachwei- sen. Dafür scheint es mehrere Grün- de zu geben. Insgesamt ist „erst“ ein Fünftel der Studienteilnehmerinnen verstorben. Hierbei waren nahezu die Hälfte der Todesfälle nicht auf den Brustkrebs zurückzuführen. Ein längeres Follow-up muss daher noch abgewartet werden
Die aktuellen ATAC-Daten wur- den von der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologischer Onkologen in ih- ren aktualisierten Leitlinien berück- sichtigt, berichtete Prof. Jörn Hilf- rich (Hannover) in Berlin. Jetzt besitzt die adjuvante Upfront-The- rapie des hormonsensitiven post- menopausalen Mammakarzinoms mit dem Aromatasehemmer Ana- strozol den höchsten Empfehlungs-
grad (++). I
Karl B. Filip
Pressekonferenz „Endokrine Therapie des Mammakarzinoms im Jahr 2008“ im Rahmen des 28. Deutschen Krebskongresses in Berlin, Veran- stalter: Astrazeneca Onkologie
HORMONSENSITIVES MAMMAKARZINOM
Aromatasehemmer senkt Rezidivrisiko
Adjuvante endokrine Therapie: Die ATAC-Studie zeigt eine Überlegenheit von Anastrozol gegenüber Tamoxifen bei postmenopausalen Frauen.
Um das Wachstum aufzuhalten, werden Aromatasehemmer eingesetzt. Sie blockieren das Enzym Aromatase, das männliche Hormone, wie Androgene, in Östrogene umwandelt. Dem Tumor wird so sein Wachstumsimpuls entzogen.
Abbildung:Astra-Zeneca